Region: Der Senat von Berlin, Kulturverwaltung
Kultur

Für die Benennung des Platzes vor der Akademie des Jüdischen Museums Berlin nach Moses Mendelssohn

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Der Semat von Berlin, der Regierende Bürgermeister
3.291 Unterstützende

Die Petition wurde vom Petenten zurückgezogen

3.291 Unterstützende

Die Petition wurde vom Petenten zurückgezogen

  1. Gestartet 2013
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Gescheitert

27.04.2013, 23:54

Bekloppte Grüne
Veröffentlicht am 25. April 2013


Es war einmal eine Zeit, in der ich die Grünen in Berlin für eine Zukunftsveranstaltung hielt. Heute graut mir vor denen und ihrer unglaublichen Willkür und Inkonsequenz.

Am morgigen Freitag wird die Gabelsberger Straße in Friedrichshain nach dem bedauernswerten Silvio Meier benannt, der 1992 von Rechtsextremisten ermordet worden war. Die Umbenennung wäre in Ordnung und zu begrüßen - hätten die Grünen nicht mit einem eigenen Dogma gebrochen: In Friedrichshain-Kreuzberg sollen Straßen einstweilen nur nach Frauen benannt werden, bis das Männlein-Weiblein-Verhältnis bei Straßennamen fifty-fifty ist. Silvio Meier war keine Frau.

Man könnte nun sagen, ich solle mich nicht so haben. Wäre da nicht der “Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz”, der auf Betreiben der gleichen Grünen gegenüber vom Jüdischen Museum entstehen soll. Da hat die Partei einen aberwitzigen, bekloppten Zirkus aufgeführt, um im Sinne der Genderei einen Frauennamen für den Platz festzulegen. Weil das nicht klappte, muss jetzt vor den Namen des jüdischen Philosophen der seiner Frau Fromet gespannt werden, die sicher klug und nett war, aber eben nicht der Aufklärer, mit dem sich Berlin schmücken kann.

Das passt alles in den grünen Wahnsinn aus Friedrichshain-Kreuzberg, wo der grüne Bürgermeister in Sachen East Side Gallery gegen das eigene Verwaltungshandeln demonstriert, und wo die Verdorfung durch die Öko-Spießer immer grotesker wird: Gerade gab es eine Demo gegen “Verkehrslärm im Bergmann-Kiez”. Okay – wir sperren die Straßen, damit die Lieferwagen keine Lebensmittel für die Schickeria-Imbisse in der Marheinekehalle mehr liefern können.

Was für eine unsägliche Klientel. Aber seit den internen grünen Hass-Ausbrüchen nach der letzten Wahl hätte man gewarnt sein müssen. Googeln Sie mal Wohlfahrtsausschuss.


27.04.2013, 23:51

Hauptstadtkolumne

Stadtluft macht frei
Autor: Klaus Sterzenbach

Immer diese Männer. Werden auf jedes Straßenschild gehoben. Nur weil sie Schlachten schlagen lassen und Automobile erfinden. Oder Verse machen und Reime. Andere sitzen am Flügel und komponieren. Egal, was sie machen, sie werden berühmt. Weil sie Männer sind. Oder?

Wer jetzt noch in der Thomas-Mann-Straße wohnt, der könnte schon bald eine neue Adresse haben. Und wenn in 100 Jahren der Berliner Großflughafen eröffnet, wird er Rut-und-Brigitte-Seebacher-und-Willy-Brandt-Flughafen-Berlin-Brandenburg heißen. Befürchtet zumindest der Historiker Götz Aly. Schuld sind die Grünen.

Stadtluft macht frei, hieß ein Rechtsgrundsatz im Mittelalter. So konnte man dem Schicksal entgehen, sein Dasein als Leibeigener eines Fürsten zu verbringen. Wir sind dann mal so frei, sagten sich SPD und Grüne in Berlin-Kreuzberg, und sind ab sofort so intelligent, wie wir sein wollen. Und benennen Straßen und Plätze nur noch nach Frauen. Bis es endlich und politisch korrekt fifty-fifty steht im Adressverzeichnis. Die SPD hat es wie immer nicht ganz so gemeint, wie es gesagt wurde, aber die Grünen machen "Ernst". Falls man das noch sagen darf. Und außerdem, da gibt es doch seit Kurzem die Rudi-Dutschke-Straße. Das kann man aber als Ausnahme durchgehen lassen, schließlich musste dadurch ausgerechnet die Springer-Presse neue Visitenkarten für sich drucken lassen. Das ist die späte Rache der 68er und hat sogar einen gewissen Charme.

Um das Gesicht zu wahren, hat man nun im Bezirksparlament Friedrichshain-Kreuzberg keine neue Ausnahme von der neuen Regel gemacht, sondern einen faulen Kompromiss. Der Platz vor dem Jüdischen Museum wird "Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz" heißen, das steht fest seit Mittwochabend. Es müssen dramatische Stunden gewesen, bis es schließlich so beschlossen wurde. Nochmals beraten und bedenken, Rückendeckung holen von den Freunden, nicht dass einem noch ein Strick daraus gedreht wird bei der nächsten Listenaufstellung. Es war bestimmt der aufwühlendste Moment in der politischen Karriere von Jana Borkamp, der Fraktionssprecherin der Grünen. Sie stand tapfer in der Schlacht und trug das Banner der Emanzipation. Doch dann strauchelte sie und aus wars mit dem Frauentraum, genauso ging es der Alternative "Eheleute-Mendelssohn". Nicht als Prinzipienreiterin wolle sie dastehen, hieß es. Was nur die halbe Wahrheit ist. Der Vorwurf wurde zwar niemals öffentlich gemacht, aber er stand gefährlich im Raum. Denn Moses Mendelssohn war nicht nur ein Mann und eine Symbolfigur der Aufklärung. Er war auch Jude. Ein Teil der deutschen Geschichte, auf den man stolz sein kann und fraglos ideal für den namenlosen Platz vor dem speziellen Museum. "Nach Wahrheit forschen, Schönheit lieben, Gutes wollen, das Beste tun - das ist die Bestimmung des Menschen", daran glaubte Mendelssohn.

Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau. Sagte man gerne, als die Homo-Ehe noch kein Thema war. Leider weiß man nicht viel über Fromet Gugenheim, die dem Philosophen-Gatten zehn Kinder schenkte. Es kann sogar sein, dass wegen der Namensgebung ein Forscher in die staubigen Archive dringt, um Licht ins Dunkel ihrer Existenz zu bringen. "Wer baute das siebentorige Theben?", fragt Brecht in einem Gedicht. Und "Cäsar schlug die Gallier. Hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich?". Blöd nur, wenn man die richtigen Fragen zum falschen Thema stellt.


27.04.2013, 23:48

German Equality, Enforced in Names
By MELISSA EDDY, New York Times
Published: April 26, 2013

BERLIN — When the city authorities asked the Jewish Museum here to propose a name for the cobblestone square outside its new education center, museum officials promptly suggested that of Moses Mendelssohn.
Mendelssohn, an 18th-century philosopher, whose theories heralded the Jewish enlightenment, reflected the museum’s mission of tolerance and understanding and his name resonates internationally, museum officials said.
He also met the criterion of having no other streets or public places in the city named for him.
No one in on the district board responsible for the naming of streets disputed that such an honor was long overdue for a man once refused entry to Berlin through a main city gate because he was Jewish.
Nevertheless, the suggestion was rejected, because Moses Mendelssohn was not a woman.
An edict passed by the Kreuzberg district, where the museum is located, requires that streets and public places be named for women until parity is reached with males.
The debate over what to name the square underlines how entrenched gender roles in German society remain, reaching down to the most mundane levels of society.
It comes a week after German lawmakers rejected legislation that would have required the country’s largest companies to have 20 percent of corporate boards made up of women by 2018, following months of debate over how best to increase the presence of women in the highest levels of management.
In recent years, local politicians and civil rights activists in Berlin have decided to seek change at the grass-roots level, successfully pushing through edicts stipulating that all new streets and public places are to be named after women, until parity is achieved.
Of the 375 named streets in Kreuzberg only 12 bear women’s names. A full quarter of those came after the local edict was passed in 2005.
“Given our patriarchal history, it goes without saying that women have been neglected, even if they were published authors, or successful artists, or otherwise equally deserving as the men whose names grace our city’s streets,” said Kristine Jaath, the head of the Kreuzberg district assembly and a member of the Green party, which drew up the idea of striving for gender parity on signposts.
Local politicians in German cities including Munich, Mainz and Hamburg have all sought to make women more visible through street names, overwhelmingly honoring great male figures from German history, such as rulers like Maximilian II of Bavaria and Kaiser Friedrich of Prussia; the father of the printing press, Johannes Gutenberg; and religious figures like Martin Luther.
Beethoven Street or Mozart Lane are also commonly found in villages from the Rhineland to the Alps. The composer Felix Mendelssohn Bartholdy, grandson of the philosopher Moses Mendelssohn, earned the honor of a Berlin street named after him in the 19th century. His sister Fanny, also a composer, had to wait until 1991.
Experts point out that as banal as it may seem, the predominance of male names on city streets hampers the efforts to better recognize women in all levels of society, from politics to classrooms to the boardrooms.
“Many elements of public life are very influenced by this male-orientated point of view,” said Christine Neher, of the Bureau for Women’s Issues in Mainz.
Her office initiated the drive to increase women’s representation of women on the city’s streets in the mid-1990s, after discovering they accounted for only 2.4 percent of the more than 1,500 streets, squares and public places.
“It does not have to be aggressive, but it is another attempt to counter the very compartmentalized way of thinking that is already very pronounced in German society,” Ms. Neher said.
Complicating the debate over the still-cordoned-off square outside of the Berlin Jewish Museum’s new academy, a squat industrial building graced with an angular and dynamic entrance designed by Daniel Libeskind, the architect of the main museum, was the notion that two groups that had faced discrimination were being pitted against each other in a way that left many uncomfortable.
Over the course of an intensive debate that stretched over 18 months, suggestions for suitable women poured in from employees of the museum and local citizens, who named authors, suffragettes, teachers and poets, all Jewish women whom they felt were worthy of the honor.
But the Jewish Museum stuck by its original suggestion. Other supporters gathered several hundred signatures in hopes of forcing an exception to be allowed, as had been for the naming of two other streets in the district, one in honor of Rudi Dutschke, the other of Silvio Meier, both victims of political violence.
In the end, a compromise was found by including the wife of Moses Mendelssohn, Fromet, in the name for the square.
Fromet-and-Moses Mendelssohn Platz received unanimous approval by the dis



27.04.2013, 22:42

Frauenquote auf der Straße !

Warum sich Mendelssohn einen Platz mit seiner Frau teilen muss / Von Mechthild Küpper

BERLIN, 26. April. FAZ – Am Freitag wurde die Gabelsberger Straße in Friedrichshain in Silvio-Meier-Straße umbenannt Der während einer Schlägerei mit Rechtsradikalen umgebrachter Antifa-Aktivist und Hausbesetzer löst den Münchner Kurzschriften-Erfinder ab. Für Meier —und, auf Antrag der „tageszeitung”, für den Studentenführer Rudi Dutschke —brach die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Kreuzberg-Friedrichshain damit allerdings eine 2005 beschlossene Regel. Straßen und Plätze sollten ausschließlich nach Frauen benannt werden, bis die Hälfte aller Straßennamen weiblich sei.

In der Befolgung ihres Vorsatzes fürchten die Bezirkspolitiker dabei weder die Lächerlichkeit noch den Vorwurf der Rechthaberei. Nach wochenlanger Diskussion, Rückverweisung in die Ausschüsse, Hervorbringung neuer, offensichtlich ungebildeter und herzenskalter Vorschläge, beschloss die BVV in dieser Woche mit ihrer starken Grünen-Mehrheit, den Platz vor der Akademie des Jüdischen Museums „Fromet und Moses Mendelssohn-Platz” zu nennen. Die Grünen blieben ihrem Anliegen treu. Sie bezogen zur Erfüllung der Frauenquote kurzerhand die Ehefrau des Philosophen mit ein. Der Stiftungsrat hatte sich zuvor da-für ausgesprochen, den Platz nach dem Philosophen Moses Mendelssohn zu benennen, der zu den großen Berliner Gestalten der Aufklärung zählt.

Er war ein Freund Lessings und ist das Vorbild für dessen Figur von „Nathan der Weise”. Durch das Buch des Journalisten Heinz Knobloch — „Herr Moses in Berlin. Auf den Spuren eines Menschenfreundes” von 1979 — ist Mendelssohn in Berlin weithin bekannt. Die Stadt aber hatte nicht eine einzige Straße nach ihm benannt Nun teilt er sich einen neu entstandenen Platz in Kreuzberg mit seiner Ehefrau und der Mutter seiner zehn Kinder.

Im Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain ist das beispielhaft dafür, was die Grünen unter kultureller Hegemonie verstehen. Sie sind die stärkste Fraktion und stellen den Bezirksbürgermeister Franz Schulz. Im Jahr 2002 wurde hier der erste Grüne, Hans-Christian Ströbele, direkt in den Bundestag gewählt. Als die Mauer noch stand, hielt Kreuzberg sich für die Inkarnation von Multikulti. Friedrichshain wurde, lange bevor Prenzlauer Berg seine Schwaben entdeckte, zum Szene- und Ausgehquartier der Jugend im wiederver-einten Berlin. Bis 1989 war die Spree die Grenze. Gegen die Öffnung der Oberbaurnbrücke wurde erbittert gekämpft —bis heute wird jedes Jahr eine „Schlacht” mit Obst und Gemüse inszeniert. So fein ist der Kreuzberger Humor. Hausbesetzer fühlten sich von der Maueröffnung derartig gestört, dass sie Poller gegen den „Durchgangsverkehr” errichteten. Heute wird gegen den Verkehrslärm der beschaulichen und zum Teil für Autos gesperrten Bergmannstraße demonstriert.

Im Schatten der Mauer war Kreuzberg alternativ-parochiat, mal etwas sektiererisch, mal liebenswürdig. Seit dem Mauerfall aber wächst Kreuzberg-Friedrichshain zur Hauptstadt linker Intoleranz heran. Alles ist den Klubbesitzern am Ufer der Spree und Bürgermeister Schulz recht, um gegen Investoren vorzugehen, die dort Häuser bauen wollen und dafür sogar eine Erlaubnis besitzen: Der eine geistert als „israelischer Investor” durch die Erzählungen, dem anderen wird eine dicke Stasi-Akte nachgesagt. Da es sich um Restitutionsgrundstücke handelt, ist die Staatsangehörigkeit weniger exotisch, als sie den Szene-Weltbürgern erscheint, und dass man als Geschäftsmann ein unbeflecktes Charakterzeugnis brauchte, wäre eine Innovation.

Aus der East-Side-,Gallery auf der Hinterlandmauer der ehemaligen Grenzanlage am pathetisch beschworenen Todesstreifen ist, unter der moralischen Aufsicht der ortsansässigen Grünen, seit der aufwendigen Sanierung 2009 ein veritables Hundeklo geworden, hinter dem es sich bislang laut, lustig und ungeniert feiern und Geld verdienen ließ. Bürger aber, die „Luxuswohnungen” nach Kreuzberg-Friedrichshain bringen wollen, weiß man ebenso zu vertreiben wie solche, die in einem leerstehenden Schulgebäude eine evangelische Schule gründen wollten — eine „Privatschule”, wie entsetzt festgestellt wurde.

DUTSCHKE OHNE GRETCHEN !?

………. Man sieht, daß Europa, auch angesichts ökonomisch kaum lösbarer Schicksalsfragen, noch um entscheidendere Dinge sich zu kümmern weiß – ein Zustand, den man in der vorwissenschaftlichen Medizin als das „Wohlsein vor dem Tode“ zu beschreiben wußte.

Bei Straßennamen (ohnehin 50 : 50 quotiert, rückwärtsreichend in alle Vergangenheit seit anno tobak), bei Straßenname geht namentlich Frau vor Mann: siehe Mendelssohn in Berlin.

Das ist ebenso korrekt wie schlicht gedacht. Denn es geht hier natürlich um noch weit epochalere offene Probleme, die von den in Friedrichshain waltenden Intelligenz-GigantInnen sicher auch alsbald gelöst werden.

Was nämlich, wenn einer der zu würdigenden Straßen-Namen-Herren zwei oder drei oder mehr Frauen hatte – die möglicherweis


27.04.2013, 11:04

Unterm Strich
Mendelssohn im Quotenpech in Kreuzberg

In Kreuzberg werden Straßen und Plätze nur noch nach Frauen benannt / Von Katja Bauer.

un braucht der Platz zwischen den Häusern einen Namen. Er könnte nach dem Berliner Juden Moses Mendelssohn benannt werden, dem Philosophen und Wegbereiter der Aufklärung. In Berlin heißt noch keine Straße nach diesem berühmten Bürger. Der Stiftungsrat des Museums hat den Namensvorschlag also unlängst beschlossen und dem Bezirk mitgeteilt.

Nur leider hat Mendelssohn einen Fehler. Er war ein Mann. Und nach Männern wird in Friedrichshain-Kreuzberg keine einzige Straße und kein einziger Platz mehr benannt. Es werden so lange nur noch Frauennamen vergeben, bis die Quote von 50 Prozent erreicht ist. Das hat das Parlament 2005 entschieden, übrigens nicht als einziges, auch im Regierungsviertel im Bezirk Mitte ist das so. In Kreuzberg allerdings macht man zur Not mal eine Ausnahme – so 2008, als ein Teil der Kochstraße nahe dem Axel-Springer-Verlag nach dem Studentenführer Rudi Dutschke umbenannt wurde – nach einer Kampagne der links-alternativen Tageszeitung, einem anschließenden Rechtsstreit, einem Bürgerentscheid und einem weiteren Rechtsstreit.

Ob Moses Mendelssohn auch für eine Ausnahme gut ist? Derzeit werde über einen Kompromiss gegrübelt, heißt es. Der Platz könnte nach dem Ehepaar Mendelssohn benannt werden. Das Bezirksparlament will heute entscheiden.


27.04.2013, 11:00

Dessauer Philosoph sorgt für "Straßen-Schlacht"
25.04.2013 05:41 Uhr
Von Andreas Stein

Moses Mendelssohn ist Mittelpunkt einer Geschlechterdebatte.

Berlin. Ein Sachsen-Anhalter sorgt in Berlin-Kreuzberg für gehörig Aufregung - und das mehr als 200 Jahre nach seinem Tod. Das Jüdische Museum möchte seinen neu gestalteten Vorplatz nach dem in Dessau geborenen Philosophen Moses Mendelssohn (1729-1786) benennen. Kein komplizierter Vorgang, könnte man meinen. Doch wie mehrere Zeitungen berichten, sperrt sich der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gegen den Vorschlag. Dort gibt es seit 2005 auf Beschluss der von Grünen dominierten Bezirksverordnetenversammlung eine Frauenquote von 50 Prozent. Und bis die erreicht ist, will der Bezirk nur noch weibliche Straßennamen vergeben.

EINE AUSNAHME FÜR AUFKLÄRER MENDELSSOHN SEI NICHT MÖGLICH, HEIßT ES VON DEN KREUZBERGER GRÜNEN - BESCHLUSS SEI EBEN BESCHLUSS. DUMM NUR, DASS IN DEN VERGANGENEN JAHREN AUSNAHMEN VON DER REGEL GEMACHT WURDEN: ZUM BEISPIEL FÜR DIE RUDI-DUTSCHKE-STRAßE. ODER FÜR DEN ERMORDETEN HAUSBESETZER SILVIO MEIER, NACH DEM DIE GABELSBERGERSTRAßE IN FRIEDRICHSHAIN BENANNT WERDEN SOLL. AUCH DAS JÜDISCHE MUSEUM HATTE SICH WEIBLICHE ALTERNATIVEN ÜBERLEGT, ZUM BEISPIEL DIE SCHRIFTSTELLERIN RAHEL VARNHAGEN ODER ROSA LUXEMBURG. ABER BEIDE SIND IN BERLIN BEREITS MIT STRAßENNAMEN VERTRETEN. BISLANG LETZTER AKT DER GESCHLECHTERDEBATTE: DIE BEZIRKSVERORDNETEN WOLLEN MENDELSSOHNS EHEFRAU FROMET INS BOOT HOLEN UND SCHLAGEN ALS KOMPROMISS "FROMET-UND-MOSES-MENDELSSOHN-PLATZ" VOR.
GESTERN ABEND BERIETEN DIE POLITIKER ERNEUT ÜBER DEN FALL. ÜBER EINE EINIGUNG WAR BIS REDAKTIONSSCHLUSS NICHTS BEKANNT. FEST STEHT ABER: DIE STRAßENSCHILDER IN BERLIN DÜRFTEN KÜNFTIG LÄNGER WERDEN ...


27.04.2013, 10:55

Konsequent inkonsequent
Wie ein Berliner Platz doch noch nach Moses Mendelssohn benannt wurde - und nach seiner Frau

Von Alexander Josefowicz , 26.4.2013

Der Stiftungsrat des Jüdischen Museums in Berlin hatte einen ziemlich einleuchtenden Vorschlag dafür, nach wem der Platz vor seiner neuen Akademie benannt werden könnte. Die Wahl fiel auf Moses Mendelssohn (1729-1786). Der lebte nicht nur in Berlin und war dort Oberrabbiner, sondern auch ein Philosoph der Aufklärung. Einer, der so bedeutend war, dass Lessing ihm mit "Nathan der Weise" ein literarisches Denkmal setzte, das noch heute zum Kanon der Hochliteratur gehört.
Nun sollte man meinen, mit einer derart integren, honorigen Persönlichkeit könnte keine Bezirksverordnetenversammlung dieser Welt ein Problem haben. Eine kann aber sehr wohl: die des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, zu dem dieser Platz gehört.
Mendelssohn war vieles, aber keine Frau. Und nur, wer weiblichen Geschlechts war, nach dem werden seit 2005 Straßen und Plätze im Bezirk benannt. So beschloss es das von den Grünen dominierte Kommunalparlament. Bis nicht eine Quote von 50 Prozent erreicht ist, wird kein männlicher Name mehr zugelassen.
Also fast keiner. Die berühmte Ausnahme von der Regel gilt zwar nicht für Mendelssohn, wohl aber für einen anderen Denker. Die Möglichkeit, sich Rudi-Dutschke-Straße/Ecke Axel-Springer-Straße verabreden zu können, muss wohl einfach zu verlockend gewesen sein. Und so drückte man 2008 einmal ein Auge zu.
Statt Mendelssohn den Platz konsequent zu verweigern, vergaß man vor lauter genderpolitischer Korrektheit den alten Spontispruch "In höchster Gefahr und Not bringt der Mittelweg den Tod". Und verabschiedete am Mittwoch einen nur wenig salomonischen Kompromiss: Der Platz wird nach Fromet und Moses Mendelssohn benannt. Nichts gegen Fromet Mendelssohn, sie war wahrscheinlich eine tolle Frau und Gattin. Aber "Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz", das klingt arg nach: "Ich als Zahnarzt-Gattin ..." Und man sollte doch meinen, dass wir über derlei Sekundäridentifikation bereits hinaus wären. Oder?


27.04.2013, 10:51

Willkommen in Kreuzberg
24 Apr

Das Jüdische Museum in Berlin möchte einen Platz nach Moses Mendelssohn benennen:

Der jüdische Philosoph gilt als ein Wegbereiter der Aufklärung und kam selber als Migrant nach Berlin – der perfekte Kandidat also, hätte er nicht ein entscheidendes Manko:

Er ist Jude? Nein, ganz so offiziell ist der in Kreuzberg durchaus verbreitete Antisemitismus noch nicht:

Er ist keine Frau.

Friedrichshain-Kreuzberg hat sich 2005 eine Frauenquote von 50 Prozent verschrieben. Laut einem Beschluss der von den Grünen dominierten Bezirksverordnetenversammlung müssen Straßen und Plätze zur Hälfte nach Frauen benannt werden. Bis die Quote erreicht ist, sollen nur noch weibliche Namen vergeben werden.

Vielleicht könnte man eine bereits politisch korrekt benannte Straße umbenennen, um dann den neuen Platz mit deren bisheriger Namenspatronin zu beglücken?

Im Bezirksausschuss “Frauen, Gleichstellung und Queer” wird bereits die Idee diskutiert, die bestehende Rahel-Varnhagen-Promenade umzutaufen, nur um dann doch den Vorplatz der Akademie des Jüdischen Museums nach ihr benennen zu können.

Oder sollte man den Platz besser nach Herrn und Frau Mendelssohn benennen?

Um Mendelssohn nicht außer Acht zu lassen und trotzdem noch eine Frau aufs Schild zu hieven, haben Abgeordnete die Alternative “Fromet- und Moses-Mendelssohn-Platz”, respektive “Eheleute-Mendelssohn-Platz” vorgeschlagen.

Die WELT meint dazu:

Im Jahr 2013 gilt es also wieder als emanzipatorischer Erfolg, an der Seite seines Mannes genannt zu werden. Funktion: Gattin. Dafür, könnte man meinen, hätte es eine Frauenquote nicht gebraucht.

Immerhin, Kreuzberger Grüne haben gar nichts gegen Juden, solange sie nicht deutschen Beschlüssen zuwiderlaufen:

Anna Sophie Luck von den Kreuzberger Grünen, stellvertretende Vorsitzende des Gleichstellungs-Ausschusses, bemüht sich zwar zu versichern, dass man Mendelssohn an sich ja auch “ganz toll” finde, aber Beschluss sei nun einmal Beschluss.

Wobei das nur die halbe Wahrheit ist, schließlich

wurden in den vergangenen Jahren schon Ausnahmen von der Regel gemacht. Etwa für die Rudi-Dutschke-Straße oder für den ermordeten Hausbesetzer Silvio Meier, nach dem demnächst die Gabelsbergerstraße in Friedrichshain umbenannt werden soll. Offenbar lässt sich die Frauenquote für linke Konsensfiguren aussetzen.

Und damit hätte ich einen Namensvorschlag, der in Friedrichshain-Kreuzberg den größtmöglichen Konsens garantieren dürfte: Sie ist Frau, sie ist Jüdin und in Punkto Israelhass voll und ganz Kreuzbergerin. Auch das Jüdische Museum müsste einverstanden sein, lud es sie doch noch im vergangenen Herbst ein, ihr Herz für die Hamas auch in Berlin zu inszenieren.

Auch wenn es in Deutschland nicht üblich ist, Straßen nach lebenden Personen zu benennen, für sie wird man in Kreuzberg sicher gerne noch eine Ausnahme machen, damit es bei Stadtrundfahrten mit Halt am Jüdischen Museum schon bald heißen kann: Willkommen in Kreuzberg, wir begrüßen Sie recht herzlich am Judith-Butler-Platz!


27.04.2013, 10:45

Kompromiss nach wochenlangem Streit
Platz am Jüdischen Museum hat jetzt einen Namen

Der Platz am Jüdischen Museum in Kreuzberg hat seit Mittwoch einen Namen: "Fromet und Moses Mendelssohn-Platz". Nach wochenlangem Streit stimmte die Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg dem Namen zu. Der Beschluss war einstimmig, teilte ein Sprecher mit.

Der Stiftungsrat des Museums hatte sich zunächst nur für den Philosophen und Aufklärer Moses Mendelssohn (1729-1786) als Namensgeber für den Vorplatz der Museumsakademie ausgesprochen.

Die Einigung auf den Namen ist ein Kompromiss, denn ein Beschluss des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg sieht vor, Straßen und Plätze ausschließlich weiblich zu taufen - so lange, bis eine "Frauen-Quote" von 50 Prozent erreicht ist. Da der Platz nun auch die Ehefrau Moses Mendelssohns, Fromet, mit einschließt - nahm die Bezirksverordnetenversammlung den Kompromiss an.

Willen des Bezirks: ausschließlich Frauennamen

Die Akademie nach einem Entwurf des Architekten Daniel Libeskind widmet sich Fragen der Migration, Integration und interkulturellen Bildung. Deswegen müsse auch der Vorplatz nach einer international bekannten und geehrten Persönlichkeit benannt werden, hatte der Stiftungsrat argumentiert. Nach einem Beschluss des Bezirks Kreuzberg-Friedrichshain sollen Namen von neuen Straßen und Plätzen aber ausschließlich nach Frauen benannt werden, bis die Quote von 50 Prozent erreicht ist.
Ein Vorschlag zur Wahrung der Quote war daher gewesen, den Platz gemeinsam nach Mendelssohn und seiner Frau Fromet zu benennen. Als Alternativen waren unter anderem die Rabbinerin Regina Jonas (1902-1944) und die Schriftstellerin Rahel Varnhagen (1771-1833) genannt.

Mendelssohn - der "Jude von Berlin"

Mendelssohn war ein Wegbereiter der Aufklärung. Laut der Berliner Mendelssohn-Gesellschaft war er als Autor europaweit als "Jude von Berlin" ("Juif á Berlin") bekannt, ein Vorbild für den weisen Nathan des Dichters Gotthold Ephraim Lessing, mit dem er befreundet war. Er gehörte dem "Montagsclub" an, einem der ersten bürgerlichen Vereine in Berlin.
Mit seiner Hamburger Frau Fromet Gugenheim (1737 - 1812) hatte Mendelssohn zehn Kinder, darunter Abraham (1776 - 1835), der Vater des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy.
Stand vom 25.4.2013
Quelle: rbb online


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