27.04.2013, 11:04
Unterm Strich
Mendelssohn im Quotenpech in Kreuzberg
In Kreuzberg werden Straßen und Plätze nur noch nach Frauen benannt / Von Katja Bauer.
un braucht der Platz zwischen den Häusern einen Namen. Er könnte nach dem Berliner Juden Moses Mendelssohn benannt werden, dem Philosophen und Wegbereiter der Aufklärung. In Berlin heißt noch keine Straße nach diesem berühmten Bürger. Der Stiftungsrat des Museums hat den Namensvorschlag also unlängst beschlossen und dem Bezirk mitgeteilt.
Nur leider hat Mendelssohn einen Fehler. Er war ein Mann. Und nach Männern wird in Friedrichshain-Kreuzberg keine einzige Straße und kein einziger Platz mehr benannt. Es werden so lange nur noch Frauennamen vergeben, bis die Quote von 50 Prozent erreicht ist. Das hat das Parlament 2005 entschieden, übrigens nicht als einziges, auch im Regierungsviertel im Bezirk Mitte ist das so. In Kreuzberg allerdings macht man zur Not mal eine Ausnahme – so 2008, als ein Teil der Kochstraße nahe dem Axel-Springer-Verlag nach dem Studentenführer Rudi Dutschke umbenannt wurde – nach einer Kampagne der links-alternativen Tageszeitung, einem anschließenden Rechtsstreit, einem Bürgerentscheid und einem weiteren Rechtsstreit.
Ob Moses Mendelssohn auch für eine Ausnahme gut ist? Derzeit werde über einen Kompromiss gegrübelt, heißt es. Der Platz könnte nach dem Ehepaar Mendelssohn benannt werden. Das Bezirksparlament will heute entscheiden.