Region: Berlin
Bildung

Büchervernichten in Berlin? Bibliotheken werden kaputt rationalisiert

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Abgeordnetenhaus Berlin, Stiftungsrat der Zentral- und Landesbibliothek
20.498 Unterstützende 15.169 in Berlin

Bearbeitungsfrist abgelaufen

20.498 Unterstützende 15.169 in Berlin

Bearbeitungsfrist abgelaufen

  1. Gestartet 2014
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Gescheitert

05.02.2015, 16:04

Liebe FreundInnen gute Bibliotheken,

weil die "Berliner Woche" das Thema der Umstrukturierung der ZLB zum "Thema der Woche" gemacht hat, ist der Artikel in sehr vielen Berliner Haushalten zu lesen gewesen (www.berliner-woche.de/nachrichten/berlin/artikel/59905-landesbibliothek-gibt-kompetenz-bei-der-buchauswahl-ab/):

Hängt damit die gestern sprunghaft gestiegene Zahl an Unterschriften zusammen?
Oder sind es die unermüdlichen Ursula Müller-Schüssler und Peter Delin, die vor den Zentralbibliotheken die BesucherInnen gezielt ansprechen? Oder die UnterstützerInnen, denen auch das Wohl der Bezirksbibliotheken am Herzen liegt? Oder seid das Ihr, die Ihr Euren FreundInnen und Bekannten Bescheid gesagt hat?

Um unser Ziel einer noch breiteren Öffentlichkeit und einem noch stärkeren allgemeinen Bewusstsein für den Wert von Qualität unserer Bibliotheken zu erreichen, könnten wir noch mehr mediale Aufmerksasmkeit gebrauchen. Wann steigen endlich auch Tagesspiegel, Berliner Zeitung und der RBB auf das Thema ein?

Vielen Dank für Eure Hilfe bis hierher und verbreitet unser Anliegen bitte weiter.

Viele Grüße

Eckart Müller


24.01.2015, 23:39

Liebe BibliotheksfreundInnen,

von der ZLB-Pressestelle bekommen wir Antworten, die lang, aber doch recht unkonkret sind (s. Dokumentation). Noch mehr Reaktionen als bisher erhoffen wir uns aber von der Berliner Presse. Daher dokumentiere ich an dieser Stelle nicht nur das Flugblatt von Peter Delin und Ursula Müller-Schüssler, zweier ehemaliger ZLB-MitarbeiterInnen, sondern verweise auch besonders auf ihren Aufruf am Ende des Flugblattes, die Berliner Medien anzuschreiben.
Euch vielen Dank fürs Unterschreiben und Unterstützen!

Eckart Müller

Das Flugblatt:
[Bild mit Rettungsanker, Text Rettet die ZLB!]
"DIE BUCHAUSWAHL DER BIBLIOTHEK SOLL KAPUTTRATIONALISIERT WERDEN.
Die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB), wie wir sie kennen, wird es nicht mehr lange geben. Der vielfältige Buchbestand der Amerika-Gedenkbibliothek und der Berliner Stadtbibliothek soll abgeschafft werden. Die Buchauswahl soll radikal reduziert werden.
Was ist geplant?
80 % der Bücher in den meisten Fachgebieten darf die ZLB künftig nicht mehr selbst auswählen. Sie muss stattdessen die fertige Auswahl einer Agentur übernehmen, der ekz-bibliotheksservice GmbH aus Reutlingen. Doch die kann nur ein beschränktes Angebot liefern. Das ist eine einheitliche Standardauswahl, die für alle deutschen Öffentlichen Bibliotheken passen muss, von der kleinsten Dorfbibliothek bis zur mittleren Großstadtbibliothek. In Berlin ist davon bereits fast alles in den Bezirksbibliotheken vorhanden.
In vielen Fachgebieten der ZLB soll die Buchauswahl stark verkleinert werden, in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften wie z.B. bei Philosophie, Politik und Psychologie sogar um die Hälfte. Am schlimmsten trifft es jedoch die Kinder- und Jugendbibliothek. Hier soll es bis auf das Lernzentrum künftig jeden zweiten neuen Buchtitel nicht mehr geben.
Verschwendung des Ankaufetats
Was passiert mit dem Geld, das dabei übrig bleibt? Ganz einfach: Damit dasselbe Geld wie bisher ausgegeben werden kann, muss die ZLB bei der ekz-bibliotheksservice GmbH vieles doppelt und dreifach kaufen, egal ob es gebraucht wird oder nicht. So bekommt die Kinder- und Jugendbibliothek das beschränkte Buchangebot von der ekz-bibliotheksservice GmbH im Durchschnitt doppelt geliefert.
Nur noch 20% für die Vielfalt!
Die Vielfalt der ZLB geht dabei verloren. Denn für den größten Teil des deutschen Buchmarkts, für den ausländischen Buchmarkt, für e-books und für den großen Bedarf an Fachliteratur für die Aus- und Weiterbildung bleiben nur noch 20 % des Buchankaufetats übrig.
Und warum das alles?
Die Leitung der ZLB will die meisten Stellen für die eigene Buchauswahl und -bearbeitung abschaffen, weil sie diese Arbeit für überflüssig hält.
Aber es wird noch schlimmer kommen!
Die ZLB muss ihre thematische Gliederung für fast alle Fachgebiete aufgeben. Warum? Weil die ekz-bibliotheksservice GmbH die regalfertigen neuen Bücher mit der thematischen Gliederung der Berliner Bezirksbibliotheken liefern soll.
Der große Buchbestand der ZLB, wie wir ihn heute kennen, wird damit praktisch abgebrochen. Eine ganz anders geordnete Bibliothek wird begonnen. Die Buchauswahl wird sehr viel kleiner sein und nicht mehr so vielfältig wie heute. Dafür ist der Freihandbereich für Erwachsene schon jetzt um ein Drittel verringert worden.
Ältere Bücher werden ausgesondert
Dieses andere Bibliotheksmodell bedeutet auch, dass ältere Bücher zukünftig nicht mehr archiviert werden. Das ist in allen Öffentlichen Zentralbibliotheken in Deutschland so üblich. Geplant ist für die Kaufliteratur der meisten Fächer der ZLB eine reine Verbrauchsbibliothek. Bereits 2010 hat eine Strukturkommission empfohlen, jedes Jahr so viele ältere Bücher auszusondern wie neue hinzukommen. Eine Ausnahme gibt es nur für Bücher aus und über Berlin.
Planung ohne öffentliche Diskussion
Wie ist es möglich, dass die zentrale Bibliothek für die Berliner Bevölkerung hinter dem Rücken der Öffentlichkeit so schwer beschädigt werden darf? Die ZLB hat seit Jahren keine professionelle bibliothekarische Leitung mehr. Verantwortlich ist der Managementdirektor Volker Heller, der frühere Leiter der Berliner Kulturverwaltung und ehemalige Stiftungsratsvorsitzende der ZLB.
Seine Pläne hat er im Stiftungsrat geheim beschließen lassen. Die Belegschaft und die Öffentlichkeit hat er vorher nicht informiert. Die bibliothekarischen Fachleute der ZLB und der ganz überwiegende Teil der Belegschaft sind gegen die weitgehende Abschaffung der eigenen Buchauswahl und deren Verflachung. Ihre Vorschläge für ein alternatives Modell in Zusammenarbeit mit dem Berliner Buchhandel wurden rundheraus abgelehnt. Jetzt droht die Gefahr, dass die Belegschaft per Dienstrecht gezwungen wird, die Pläne der Leitung auszuführen.
[…]Schreiben Sie an eine Berliner Zeitung Ihrer Wahl und fordern Sie eine öffentliche Diskussion!
V.i.S.d.P.: Peter Delin und Ursula Müller-Schüssler, Ringstr. 100, 12203 Berlin. Kontakt und Information: peter.delin@gmx.de"


20.01.2015, 21:41

Liebe MitstreiterInnen,
Frau Jacobi, Pressesprecherin der ZLB, hat mir folgende Mail geschickt:

"Sehr geehrter Herr Müller,

Sie wissen, dass die ZLB nicht an Ihrer Diskussion teilnimmt, denn Sie gehen in der Formulierung Ihrer Petition, wie geschrieben, von falschen und irreführenden Behauptungen aus. Dennoch hier einmalig ein

Kommentar der ZLB zu Ihrer Petition

Öffentliche Bibliotheken sind Orte der Aufklärung und Emanzipation, Orte für Kultur und frei bestimmte Bildung. Das wird sich auch in der Bibliothek des 21. Jahrhunderts nicht ändern. Die Funktion bleibt gleich, doch die Anforderungen verändern sich. Technologische Entwicklungen in der Medienwelt, veränderte Stadtgesellschaften und veränderte Nutzungswünsche und -bedürfnisse verlangen neue Bibliotheksentwicklungen. Neben den üblichen Angeboten für Medien und Informationen aller Art werden Bibliotheken als Ort für Arbeit und Begegnung, als Plattform für fachlichen Austausch und zum Erwerb von Fähigkeiten im Umgang mit neuen Kulturtechniken und Medienformaten gebraucht. Das bedingt neue Formen von Beratung und zeitgemäßem Service. Für diese Entwicklung muss sich auch die Zentral- und Landesbibliothek Berlin, die ZLB, verändern. Sie muss Personal von bisherigen Aufgaben entlasten und für diese neuen Entwicklungen einsetzen.

Wir arbeiten an Veränderungen, damit

- mehr Service und Beratung an den Infotheken möglich werden,
- neue Angebote und Dienstleistungen entwickelt und in den Räumen verwirklicht werden können,
- wir mehr digitale Kompetenz zur Verfügung stellen können
- neue Bücher schneller vor Ort und ausleihbar sind,
- gefragte Titel häufiger vorhanden sind und deshalb kürzere Wartezeiten haben,
- wir eine zeitgemäße und interessante Einrichtung für die gegenwärtige Bevölkerung und die kommenden Generationen bleiben.

Wir bieten jährlich ca. 60.000 neue Titel. Damit sichern wir auch künftig einen vielfältigen Buch- und Medienbestand, auch in den Magazinen.

Das alles sieht die ZLB als einen Gewinn für die Öffentlichkeit. Die Erfüllung dieser Aufgaben führt die ZLB in die Zukunft.

Die ZLB vollzieht dabei eine Entwicklung nach, die bundesweit und international in Öffentlichen Bibliotheken schon längst realisiert ist. Sie wird einen Teil ihrer Erwerbung neu organisieren. Hierfür wird die ZLB künftig verstärkt mit externen Dienstleistern und in Bibliothekskooperationen arbeiten. Ein solcher Dienstleister ist die von Bibliothekaren und Bibliothekarinnen gegründete ekz, die sich zu mehr als einem Drittel in öffentlichem Eigentum befindet. Bei all dem ist und bleibt Qualität eines der zentralen Anliegen der ZLB. Nicht nur im Medienangebot, hier sichern neben dem eigenen Personal der ZLB bibliotheksübergreifende Kooperationen und erfahrene Dienstleister auch zukünftig eine qualifiziertes Angebot. Diese Veränderung ist intensiv im Leitungskreis der ZLB diskutiert worden und im Stiftungsrat der ZLB, auch mit hochkarätigen Bibliothekaren besetzt, beschlossen worden. Wie diese Veränderung der Erwerbungsorganisation im Einzelnen gestaltet wird, wird in der ZLB derzeit noch weiter entwickelt und ausgestaltet.

Noch bevor die ZLB selbst die neue Organisation für die Erwerbung fertig konzipiert hat, wird in der irreführenden Petition ein dramatischer Qualitätsverlust in einzelnen Fachgebieten heraufbeschworen. Waghalsige Vermutungen über die Ausmusterung von Medien in der ZLB werden aufgestellt, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben. Das Konzept behandelt übrigens an keiner Stelle das Thema Aussortierung von Medien, geschweige denn Vernichtung. Es gelten nach wie vor die von der ZLB erarbeiteten und noch weiter zu entwickelnden Richtlinien.

Das Konzept für die Veränderung der Erwerbung ist von zwei der renommiertesten Experten in der deutschen Bibliotheksfachwelt, Professor Umlauf und Professorin Vonhof, erstellt worden, deren Expertise für diese Fragen unumstritten ist.

Der Rahmen, den das Konzept und die Entscheidung des Stiftungsrats für den zukünftigen Medienerwerb setzten, wird die ZLB mit Blick auf Kundenorientierung und Wirtschaftlichkeit und im Bewusstsein für hohe Qualität und ihr starkes kulturelles Profil ausfüllen.

Richtig ist - Rettet die ZLB. Vor Stillstand.

Diesen Kommentar können Sie gern veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüßen

Anna Jacobi
___
Pressesprecherin
Marketing und Veranstaltungen (komm.)
S2"

Es geht also, wenn ich das richtig verstehe, tatsächlich um eine - gravierende - Veränderung der Bibliothekslandschaft. Wie die aussieht letztlich aussieht, kann man in Berlin schon jetzt mit eigenen Augen beoachten, aber auch der hier angesprochene Blick nach außerhalb lohnt.
Frau Jacobi interpretiert die Entwicklung wesentlich positiver als wir.

Ich denke, es lohnt sich, sich gegenseitig weiter zu informieren, zu diskutieren und zu argumentieren. Und Stimmen für eine Entwicklung der Bibliothken Berlins in unserem Sinne zu sammeln.

Viele Grüße

Eckart Müller


16.01.2015, 13:39

Liebe BibliotheksfreundInnen,

1) 2.500 Flugblätter hat der ehemalige Bibliothekar Peter Delin drucken lassen und wird sie in nächster Zeit zusammen mit seiner Frau Ursula Müller-Schüssler vor den Bibliothken verteilen. (Danke!!!)

2) Der ZLB soll es zwar an den Kragen, aber: Besonders die Stadtteilbibliotheken sind in den letzten Jahren gerupft worden: "Die Zahl der Stadtteilbibliotheken hat sich seit Beginn der 1990er Jahre von 225 auf heute 84 reduziert. Der Erwerbungsetat für alle Bezirksbibliotheken ist 2013 trotz gestiegener Buchpreise mit 3,8 Millionen Euro auf dem Stand von 1995. Seit 1995 werden außerdem jährlich 10 Euro Ausweisgebühr verlangt. Weitere Informationen unter www.kribiblio.de"
Quelle: www.gew-berlin.de/196.php

3) Eigentlich müsste im Titel der Petition "kaputtrationalisieren" statt "kaputt rationalisieren" stehen. Darauf wies mich Nicolai Franke hin: "Sonst wird das kaputt zu einem Adverb, also wird dann auf kaputte Weise rationalisiert; was sicher richtig, aber hier vielleicht nicht gemeint ist. (Jemanden munterrütteln — soviel wie: Wachrütteln; munter rütteln: voll Munterkeit rütteln – und zwar nicht unbedingt jemanden, der munter sein könnte oder müde, sondern beispielsweise eine rostige Schraube.)"

Danke für den Hinweis. Leider kann ich den Titel nicht ändern, ohne den Link zu verändern (glaube ich).
Bitte leitet die Link-Adresse trotzdem weiter!!! Zum hochgesteckten Quorum von 15.000 Stimmen fehlt noch Einiges!

Viele Grüße

Eckart Müller


15.01.2015, 00:32

Liebe FreundInnen der Bibliotheken!

Erst jetzt kommt die Diskussion um die Einschränkungen bei der Berliner Zentral und Landesbibliothek (ZLB) so richtig in Fahrt. Zahlreiche BibliothekarInnen bringen auf diesen Seiten Argumente und Sachwissen ein, das ich als einfacher Nutzer und Verfasser der bisherigen Petition nicht hatte. Es scheint auch, als sei die Tragweite der Veränderungen noch größer und der Kahlschlag in den Bibliohteken noch schllimmer als bisher geahnt. (Und es erweist sich als ein bundesweites Problem, wie mit Bibliothken umgegangen wird, einem öffentlichen Bildungsschatz.)

Einige Berliner BibliothekarInnen starten daher jetzt eine Informations-Offensive vor den Bibliotheken, wo sie Flugblätter verteilen wollen. Den Text des Blattes werde ich veröffentliuchen, sobald ich das OK der OrganisatortInnen habe.

Weil das Quorum aber so hoch ist, brauchen wir doch noch mehr Zeit. Daher habe ich die Petitionsfrist verlängert.

Bitte unterstützt uns weiterhin, indem I
Neuer Sammlungszeitraum: 3 Monate


31.12.2014, 12:14

Liebe Frau Jacobi, Ihrer Email vom 17.12. ist zu entnehmen, dass Sie die Berichterstattung der taz zu einer geplanten Umstrukturierung der ZLB fehlerhaft finden.
Wir möchten Ihnen in einzelnen Punkten ausführlich auf Ihre Kritik antworten:
1.) Sie schreiben: "Die ZLB erwirbt […] Dienstleister."
Die ZLB hat nach unseren Recherchen 2013 folgende Neuzugänge an Medien gehabt:
Gesamt: 46.146, davon Bücher: 52.425
davon Käufe: 39.339, davon Bücher: 28.414
Pflichtablieferung Berliner Verlage: 21.665, davon Bücher: 17.131
Geschenke: 7.312, Ersatz von Benutzern: 823
Bei der Kritik der "taz" ging es auschließlich um den Kauf von 24.000 Büchern, davon 10.000 Doppelexemplare in den Fachgebieten des sog. „Massen-Geschäfts“ bei der EKZ, die von der ZLB nicht mehr selbst ausgewählt werden sollen. Die richtige Vergleichsgröße können hier also nur die Buchkäufe im letzten Jahr von 28.414 Büchern für alle Fachgebiete sein.
Es ist unserer Meinung nach also nicht zu leugnen, dass der überwiegende Teil der Buchkäufe durch fertige Buchpakete der EKZ aus Reutlingen abgedeckt werden soll: Ohne Berliner Auswahlentscheidung und mit 10.000 Doppelexemplaren. Das wird die Angebotsvielfalt der ZLB stark verringern.
Unseres Erachtens ist es in diesem Zusammenhang nicht korrekt, Käufe mit Medienzugängen ohne Auswahlentscheidung von Lektoren (Pflichtexemplare, Geschenke...) zu vermischen. Oder Bücher mit anderen Medien wie CDs und Filme gleichzusetzen, denn ein fehlendes Philosophiebuch kann nicht durch eine schöne Musik-CD ersetzt werden.
Auch die Fachgebiete des „Massen-Geschäfts“ mit den Spezialbereichen aus dem sogenannten „Special-Interest-Geschäft“ (Senatsbibliothek, Zentrum für Berlin-Studien) mit geringer Benutzerzahl einfach zu addieren, führt in die Irre.
2.) Sie schreiben: "Bei den geplanten Veränderungen geht es vor allem um eine organisatorische Neuorientierung des Medieneinkaufs und der Bearbeitung in der ZLB."
Punkt 1.) hat gezeigt, dass es nicht vorwiegend um eine organisatorischeNeuorientierung von Medien-Einkauf und -Bearbeitung in der ZLB geht, sondern dass das Bibliotheksangebot verändert wird und der Bedarf des Berliner Publikums keine große Rolle mehr spielt für die Auswahl.
3.) Sie schreiben: "Ein möglicher Dienstleister hierfür ist das von Bibliothekaren und Bibliothekarinnen gegründete ekz. Mehr als ein Drittel des ekz ist im öffentlichen Eigentum und eine bundesweite Bibliothekskooperation von mehr als 60 Lektorinnen und Lektoren garantiert eine hohe Qualität bei der Zusammenstellung des Sortiments."
Soweit wir wissen, gehört die EKZ zu zwei Dritteln einem privaten Fonds. und nur zu einem Drittel der öffentlichen Hand. Die 16.000 Titel des Standardangebots werden von der EKZ ausgewählt und nur zwei Drittel davon, nämlich die Sachbücher, werden von Bibliothekaren bewertet. Die Qualität der EKZ-Auswahl wurde von uns gar nicht in Zweifel gezogen. Jedoch ist das gesamte Angebot auf kleine und mittlere Bibliotheken in Städten bis zu 400.000 Einwohnern abgestellt und deutschlandweit standardisiert. Eine Komplettübernahme würde das Angebot der ZLB verflachen. Die hohe Zahl der Doppelexemplare von der EKZ blockiert außerdem den Ankaufetat für die Eigenauswahl durch die ZLB.
4.) Sie schreiben: "Im Rahmen unserer landesbibliothekarischen Aufgaben archivieren wir alle in Berlin erscheinenden Medien. Außerdem sammeln wir alles, was sich um Berlin dreht. Medien, die nicht mehr entliehen werden und Medien, die nicht unter die Archivierungspflicht fallen, werden nach einer gewissen Frist, wie bei allen Öffentlichen Bibliotheken, überprüft und ggf. auch entsorgt. Die spezifischen Kriterien und Fristen, nach denen Medien aussortiert werden, sind je nach Fachgebiet unterschiedlich."
Sie schreiben selbst von "ggf. entsorgt". Die übliche Praxis in öffentlichen Bibliotheken ist nach unseren Recherchen eine Aussonderung nicht ausgeliehener Medien nach spätestens 2 Jahren. Und, soweit wir gehört haben, hat das Gutachten der Strukturkommission, die vom Stiftungsrat der ZLB eingesetzt worden war, genau dies 2010 auch für die ZLB empfohlen.
5.) Sie schreiben: "Ebenfalls besteht kein Zusammenhang mit denNeubauplänen. Auch ein Zusammenhang mit dem Humboldt-Forum besteht nicht."
Sie schreiben selbst, dass die weitgehende Abschaffung der eigenen Fachlektoren folgendes Ziel hat: „Damit soll für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Zeit gewonnen werden, um eine Weiterentwicklung und Ausweitung der Services und Dienstleistungen für unsere Besucherinnen und Besucher verwirklichen zu können.“ Die ZLB leidet bekanntlich unter extremer Raumnot. Der einzige Flächenzuwachs wird in der nächsten Zeit mit 4.000 Quadratmetern im Humboldt-Forum entstehen. Wo will die ZLB neue „Services und Dienstleistungen“ anbieten, wenn nicht dort?
[...]
Mit herzlichen Grüßen aus der taz,Nina Apin und Uwe Rada


31.12.2014, 12:02

Liebe UnterzeichnerInnen,

eine Richtigstellung hat die Pressesprecherin der ZLB, Anna Jacobi, an die taz geschickt, in der sie meines Erachtens mehr bestätigt als widerspricht. Die taz hat daraufhin Frau Jacobi die recherchierten Zahlen aufgeschlüsselt. Am Ende dieser Nachricht dokumentiere ich die Korrespondenz.

Ich habe mit beiden Seiten Kontakt aufgenommen, Frau Jacobi hat per Mail reagiert, mit Uwe Rada von der Taz habe ich telefonieren können. Mein Angebot an die ZLB-Verantwortlichen, auf der Seite mitzudiskutieren, hat Anna Jacobi leider abgelehnt.

Da ich als Einzelner die Petition trage und jetzt schon 540 Menschen unterschrieben haben - aber noch Tausende Unterschriften fehlen - bitte ich Euch/Sie an dieser Stelle, den Link zur Petition und Aufrufe zur Unterschrift weiterzuleiten, vielleicht mit persönlicher Ansprache zu versehen, um dem Quorum näher zu kommen.

Vielen Dank im Voraus,

Eckart Müller
Bibliotheken-Nutzer und -Liebhaber

Dokumentation:

Anna Jacobi, Pressesprecherin der ZLB, schrieb am 17. Dez. an die taz:
"Richtigstellung
zu den taz-Artikeln:
Bibliothek als Bestseller vom 8.12.2014
Buchprovinz Berlin vom 10.12.2014
Intellektuelle Verarmung nach Plan vom 13.12.2014
Die ZLB erwirbt nicht 30.000 sondern ca. 70.000 Medien jährlich.
Es werden voraussichtlich ca. 24.000 Medien über einen Dienstleister
erworben werden.
Medien werden nicht nach zwei Jahren vernichtet.

Wie schade, dass die taz-Recherche zu den o.b. Artikeln nicht auch – zumindest
zum Faktencheck – eine Nachfrage bei der ZLB umfasste. Folgendes möchten wir
richtigstellen.
Die ZLB erwirbt jährlich nicht 30.000 Medien sondern im Schnitt jährlich ca.
70.000 neue Medien in 66.000 Titeln (ohne Zeitschriftenbände). Bei den
geplanten Veränderungen geht es vor allem um eine organisatorische
Neuorientierung des Medieneinkaufs und der Bearbeitung in der ZLB. Damit soll
für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Zeit gewonnen werden, um eine
Weiterentwicklung und Ausweitung der Services und Dienstleistungen für unsere
Besucherinnen und Besucher verwirklichen zu können. Künftig werden
unverändert ca. 70.000 Exemplare jährlich erworben, ca. 24.000 Exemplare von
diesen über einen Dienstleister. Ein möglicher Dienstleister hierfür ist das von
Bibliothekaren und Bibliothekarinnen gegründete ekz. Mehr als ein Drittel des
ekz ist im öffentlichen Eigentum und eine bundesweite Bibliothekskooperation
von mehr als 60 Lektorinnen und Lektoren garantiert eine hohe Qualität bei der
Zusammenstellung des Sortiments.
Die ZLB arbeitet, wie alle Bibliotheken, stetig an der Verbesserung ihres
Angebotes und auch daran, ihre Arbeitsprozesse klarer zu strukturieren und
wirtschaftlicher zu gestalten. Die ZLB arbeitet eng mit den Bezirksbibliotheken
zusammen und unterstützt diese.
Im Rahmen unserer landesbibliothekarischen Aufgaben archivieren wir alle in
Berlin erscheinenden Medien. Außerdem sammeln wir alles, was sich um Berlin
dreht. Medien, die nicht mehr entliehen werden und Medien, die nicht unter die
Archivierungspflicht fallen, werden nach einer gewissen Frist, wie bei allen
Öffentlichen Bibliotheken, überprüft und ggf. auch entsorgt. Die spezifischen
Kriterien und Fristen, nach denen Medien aussortiert werden, sind je nach
Fachgebiet unterschiedlich.
Und noch ergänzend: Das benannte Konzept befasst sich an keiner Stelle mit
Schreddern von Büchern. Ebenfalls besteht kein Zusammenhang mit den
Neubauplänen. Auch ein Zusammenhang mit dem Humboldt-Forum besteht
nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Anna Jacobi
Pressesprecherin"


Uwe Rada und Nina Apin von der taz antworteten:
"Liebe Frau Jacobi,

Ihrer Email vom 17.12. ist zu entnehmen, dass Sie die Berichterstattung der taz zu einer geplanten Umstrukturierung der ZLB fehlerhaft finden.

Wir möchten Ihnen in einzelnen Punkten ausführlich auf Ihre Kritik antworten:

1.) Sie schreiben: "Die ZLB erwirbt jährlich nicht 30.000 Medien sondern im Schnitt jährlich ca. 70.000 neue Medien in 66.000 Titeln (ohne Zeitschriftenbände). Künftig werden unverändert ca. 70.000 Exemplare jährlich erworben, ca. 24.000 Exemplare von diesen über einen Dienstleister."

Die ZLB hat nach unseren Recherchen 2013 folgende Neuzugänge an Medien gehabt:
Gesamt: 46.146, davon Bücher: 52.425
davon Käufe: 39.339, davon Bücher: 28.414
Pflichtablieferung Berliner Verlage: 21.665, davon Bücher: 17.131
Geschenke: 7.312, Ersatz von Benutzern: 823

Bei der Kritik der "taz" ging es auschließlich um den Kauf von 24.000 Büchern, davon 10.000 Doppelexemplare in den Fachgebieten des sog. „Massen-Geschäfts“ bei der EKZ, die von der ZLB nicht mehr selbst ausgewählt werden sollen. Die richtige Vergleichsgröße können hier also nur die Buchkäufe im letzten Jahr von 28.414 Büchern für alle Fachgebiete sein.

Es ist unserer Meinung nach also nicht zu leugnen, dass der überwiegende Teil der Buchkäufe durch fertige Buchpakete der EKZ aus Reutlingen abgedeckt werden soll: Ohne Berline


19.12.2014, 22:46

Liebe BibliotheksfreundInnen,

nachdem ich gleich mit dem Einrichten der Petition auch mit der Pressesprecherin der Zentral- und Landesbibliotheken (ZLB), Anna Jacobi, per Mail Kontakt aufgenommen habe, hat Sie mir heute eine Richtigstellungen an die taz zur Kenntnis gegeben.

Da ich erst um die Erlaubnis zur Veröffentlichung auf dieser Seite gebeten habe, möchte ich hier nur die Überschrift weitergeben, die die wichtigsten Angaben enthält:

"Die ZLB erwirbt nicht 30.000 sondern ca. 70.000 Medien jährlich.
Es werden voraussichtlich ca. 24.000 Medien über einen Dienstleister erworben werden.
Medien werden nicht nach zwei Jahren vernichtet"

In Ihrer kurzen Mail schreibt Anna Jacobi:
"Ich werde auch nicht auf Ihrer Diskussionsplattform mitdiskutieren, da der Petitionstext selbst einfach nicht den Tatsachen entspricht."

Ich werde die gesamte Richtigstellung veröffentlichen, sobald ich die Erlaubnis dazu habe. Vielleicht meldet sich ja auch die taz, die ich ebenfalls kontaktiert habe. Die Diskussion ums Kulturgut Bibliothek bleibt auf jeden Fall spannend.

Viele Grüße

Eckart Müller


14.12.2014, 12:28

Rechtschreibfehler behoben
Neuer Petitionstext: Bitte wenden Sie sich gegen Pläne des Stiftungsrats der Zentral- und Landesbibliothek Berlin, den Medien-Einkauf künftig über den externen Dienstleister EKZ in Reutlingen abwickeln zu lassen statt wie bisher nur über ausgebildetet LektorInnen der Berliner Bibliotheken.

Bitte wenden Sie sich auch gegen die Pläne, Medien, die länger als zwei Jahre nicht ausgeliehen wurden, zu VERNICHTEN.

Bitte wenden Sie sich gegen weitere Rationalisierungen und Vernichtung von Berliner Bibliothekskultur durch Einsparungen und Rationaliserungen und setzen Sie sich für eine lebendige Biubliothekskultur Bibliothekskultur in der Hauptstadt ein.

www.zlb.de/ueber-uns/ueber-uns/kontakt.html
taz.de/Mainstream-beim-Buecherkauf/!150878/
www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ba&dig=2014%2F12%2F13%2Fa0207
s.a. taz Druckausgabe vom 13./14. Dezember. Neue Begründung: Welch ein Fest: Sie gehen in eine der Berliner Bibliotheken und bekommen so gut wie jedes Buch, von dem Sie gehört oder gelesen haben, das Sie neugierig gemacht hat. Sie lesen schon zwischen den Buchregalen mit Gewinn, Sie finden Neues und vertiefen sich in Altes. Bücher aus dem Archiv werden Ihnen bereitgestellt, die vielleicht schon lange niemand mehr ausgeliehen hat.

Und Sie sind die/der erste Mensch seit langem, der das Wissen eines vielleicht längst Verschwundenen wieder ausgräbt, Papier anfässt und blättert.
Bücher, die von gut Ausgebildeten gekauft und in den vorhandenen Bestand eingepflegt worden sind. Eine freundliche Mitarbeiterin am Schalter berät Sie fachkundig, genau zu Ihrem Thema, gibt Ihnen einen Filmtipp und vermittelt Ihnen gleich die DVD. Oder sie bestellt einen Comic neu für den Bestand, nachdem Sie die Anregung gegeben haben. Und Sie sind dann der/die Erste, das neue Buch zu lesen bekommt, und das so gut wie kostenfrei!

Genau so eine Bibliothekslandschaft hatten wir in der Bildungsstadt Berlin einmal. Doch nun soll ein weiterer Kahlschlag vorgenommen werden. Gestern veröffentlichte die taz Pläne des Stiftungsrates der Zentral- und Landesbibliothek, dass nicht mehr v.a. die LektorInnen der Bibliotheken die Bücher einkaufen sollen, sondern ein billigerer "Bibliotheksdienstleister" aus Reutlingen den Großteil des Einkaufs erledigt. Außerdem soll jedes Buch, das seit zwei Jahren nicht mehr ausgeliehen wurde, VERNICHTET werden! taz.de/Mainstream-beim-Buecherkauf/!150878/
www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ba&dig=2014%2F12%2F13%2Fa0207
s.a. taz Druckausgabe vom 13./14. Dezember.

Wenn der Schredder fertig ist, bedeutet das wohl weiteren Personalabbau in den Bibliotheken. Der nächste Schritt wird sein, dass die Bibliothekenlandschaft in Berlin weiter zentralisiert und automatisiert wird, was wiederum weitere Schließungen von kleineren Bibliotheken in den Stadtteilen nach sich ziehen dürfte.


Vielen Dank sagt

Eckart Müller

Quelle des Fotos oben: Joe Crawford Moorpark, CA, USA. wikicommons


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