Region: Berlin
Bildung

Büchervernichten in Berlin? Bibliotheken werden kaputt rationalisiert

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Abgeordnetenhaus Berlin, Stiftungsrat der Zentral- und Landesbibliothek
20.498 Unterstützende 15.169 in Berlin

Bearbeitungsfrist abgelaufen

20.498 Unterstützende 15.169 in Berlin

Bearbeitungsfrist abgelaufen

  1. Gestartet 2014
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Gescheitert

24.01.2015, 23:39

Liebe BibliotheksfreundInnen,

von der ZLB-Pressestelle bekommen wir Antworten, die lang, aber doch recht unkonkret sind (s. Dokumentation). Noch mehr Reaktionen als bisher erhoffen wir uns aber von der Berliner Presse. Daher dokumentiere ich an dieser Stelle nicht nur das Flugblatt von Peter Delin und Ursula Müller-Schüssler, zweier ehemaliger ZLB-MitarbeiterInnen, sondern verweise auch besonders auf ihren Aufruf am Ende des Flugblattes, die Berliner Medien anzuschreiben.
Euch vielen Dank fürs Unterschreiben und Unterstützen!

Eckart Müller

Das Flugblatt:
[Bild mit Rettungsanker, Text Rettet die ZLB!]
"DIE BUCHAUSWAHL DER BIBLIOTHEK SOLL KAPUTTRATIONALISIERT WERDEN.
Die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB), wie wir sie kennen, wird es nicht mehr lange geben. Der vielfältige Buchbestand der Amerika-Gedenkbibliothek und der Berliner Stadtbibliothek soll abgeschafft werden. Die Buchauswahl soll radikal reduziert werden.
Was ist geplant?
80 % der Bücher in den meisten Fachgebieten darf die ZLB künftig nicht mehr selbst auswählen. Sie muss stattdessen die fertige Auswahl einer Agentur übernehmen, der ekz-bibliotheksservice GmbH aus Reutlingen. Doch die kann nur ein beschränktes Angebot liefern. Das ist eine einheitliche Standardauswahl, die für alle deutschen Öffentlichen Bibliotheken passen muss, von der kleinsten Dorfbibliothek bis zur mittleren Großstadtbibliothek. In Berlin ist davon bereits fast alles in den Bezirksbibliotheken vorhanden.
In vielen Fachgebieten der ZLB soll die Buchauswahl stark verkleinert werden, in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften wie z.B. bei Philosophie, Politik und Psychologie sogar um die Hälfte. Am schlimmsten trifft es jedoch die Kinder- und Jugendbibliothek. Hier soll es bis auf das Lernzentrum künftig jeden zweiten neuen Buchtitel nicht mehr geben.
Verschwendung des Ankaufetats
Was passiert mit dem Geld, das dabei übrig bleibt? Ganz einfach: Damit dasselbe Geld wie bisher ausgegeben werden kann, muss die ZLB bei der ekz-bibliotheksservice GmbH vieles doppelt und dreifach kaufen, egal ob es gebraucht wird oder nicht. So bekommt die Kinder- und Jugendbibliothek das beschränkte Buchangebot von der ekz-bibliotheksservice GmbH im Durchschnitt doppelt geliefert.
Nur noch 20% für die Vielfalt!
Die Vielfalt der ZLB geht dabei verloren. Denn für den größten Teil des deutschen Buchmarkts, für den ausländischen Buchmarkt, für e-books und für den großen Bedarf an Fachliteratur für die Aus- und Weiterbildung bleiben nur noch 20 % des Buchankaufetats übrig.
Und warum das alles?
Die Leitung der ZLB will die meisten Stellen für die eigene Buchauswahl und -bearbeitung abschaffen, weil sie diese Arbeit für überflüssig hält.
Aber es wird noch schlimmer kommen!
Die ZLB muss ihre thematische Gliederung für fast alle Fachgebiete aufgeben. Warum? Weil die ekz-bibliotheksservice GmbH die regalfertigen neuen Bücher mit der thematischen Gliederung der Berliner Bezirksbibliotheken liefern soll.
Der große Buchbestand der ZLB, wie wir ihn heute kennen, wird damit praktisch abgebrochen. Eine ganz anders geordnete Bibliothek wird begonnen. Die Buchauswahl wird sehr viel kleiner sein und nicht mehr so vielfältig wie heute. Dafür ist der Freihandbereich für Erwachsene schon jetzt um ein Drittel verringert worden.
Ältere Bücher werden ausgesondert
Dieses andere Bibliotheksmodell bedeutet auch, dass ältere Bücher zukünftig nicht mehr archiviert werden. Das ist in allen Öffentlichen Zentralbibliotheken in Deutschland so üblich. Geplant ist für die Kaufliteratur der meisten Fächer der ZLB eine reine Verbrauchsbibliothek. Bereits 2010 hat eine Strukturkommission empfohlen, jedes Jahr so viele ältere Bücher auszusondern wie neue hinzukommen. Eine Ausnahme gibt es nur für Bücher aus und über Berlin.
Planung ohne öffentliche Diskussion
Wie ist es möglich, dass die zentrale Bibliothek für die Berliner Bevölkerung hinter dem Rücken der Öffentlichkeit so schwer beschädigt werden darf? Die ZLB hat seit Jahren keine professionelle bibliothekarische Leitung mehr. Verantwortlich ist der Managementdirektor Volker Heller, der frühere Leiter der Berliner Kulturverwaltung und ehemalige Stiftungsratsvorsitzende der ZLB.
Seine Pläne hat er im Stiftungsrat geheim beschließen lassen. Die Belegschaft und die Öffentlichkeit hat er vorher nicht informiert. Die bibliothekarischen Fachleute der ZLB und der ganz überwiegende Teil der Belegschaft sind gegen die weitgehende Abschaffung der eigenen Buchauswahl und deren Verflachung. Ihre Vorschläge für ein alternatives Modell in Zusammenarbeit mit dem Berliner Buchhandel wurden rundheraus abgelehnt. Jetzt droht die Gefahr, dass die Belegschaft per Dienstrecht gezwungen wird, die Pläne der Leitung auszuführen.
[…]Schreiben Sie an eine Berliner Zeitung Ihrer Wahl und fordern Sie eine öffentliche Diskussion!
V.i.S.d.P.: Peter Delin und Ursula Müller-Schüssler, Ringstr. 100, 12203 Berlin. Kontakt und Information: peter.delin@gmx.de"


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