Region: Göttingen
Bauen

Ein "Investoren-Monstrum" am Göttinger Historischen Wall geht gar nicht

Petition richtet sich an
neu gewählte Oberbürgermeisterin, neu gewählter Rat der Stadt
2.173 Unterstützende 1.702 in Göttingen

Sammlung beendet

2.173 Unterstützende 1.702 in Göttingen

Sammlung beendet

  1. Gestartet 2021
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht am 17.12.2021
  4. Dialog mit Empfänger
  5. Entscheidung

06.07.2022, 15:56

Bebauung am Wall - Idunazentrum als Vorbild?
(GT vom 7.5.2022, Interview mit Oberbürgermeisterin Broistedt)
Nun hat die Oberbürgermeisterin die Katze aus dem Sack gelassen: Sie will direkt am Wall beim Weender Tor einen Koloss mit 10.000 bis 12.000 m² Nutzfläche bauen lassen. Das sind bis zu 66 Prozent mehr als der gültige Bebauungsplan erlaubt!
Erst 2019 ist dieser Bebauungsplan beschlossen worden. Er gestattet 7.250 m² und schreibt 3 Einzelgebäude mit maximal 4 Geschossen vor. Aus gutem Grund, denn sonst würde der Wall ganz hinter dem Bau verschwinden, und der nördliche Eingang zur Innenstadt von diesem Koloss statt vom Auditorium geprägt.
Zur Erinnerung: Als im vorigen Sommer die Investoren bekannt gaben, dass sie auf dem Gelände einen siebenstöckigen Riegel mit 15.000 m² errichten wollten und der Bauausschuss mit der knappen Mehrheit von SPD und CDU einen Planungswettbewerb verhinderte, regte sich kräftiger Protest, u.a. bei Fachleuten wie der Architektenkammer Niedersachsen und bei BürgerInnen durch eine Petition mit über 2.000 Unterschriften. Da versuchte die Kandidatin und frisch gewählte Oberbürgermeisterin Broistedt zu beschwichtigen: Mit ihr werde es keinen Monster-Klotz am Wall geben. Nun aber sagt sie im GT-Interview, „es müssen nicht gleich 15.000 m² sein“, aber 10.000 bis 12.000 m²! Das heißt: Ein Riegel von 5 bis 6 Geschossen! Das Idunazentrum und der Komplex an der Groner Landstraße sind natürlich verlockende Vorbilder für neue massive Hochbauten in unmittelbarer Nähe der Innenstadt, in städtebaulicher und sozialer Hinsicht! Auch in den letzten Jahren ist Göttingen mit einfallsloser Kasten-Architektur zur Genüge bedacht worden, und an der Geismar Landstraße kann man den Charme der Kasernen-Architektur wieder auferstehen sehen, der zuvor die Gebäude der Gothaer Versicherung gekennzeichnet hatte (die waren ja großenteils als Kasernen gebaut worden). Warum also für das Filetstück an Wall und Weender Tor kein Planungswettbewerb? Weil der auf der Grundlage des geltenden Bebauungsplans, nicht der Profitwünsche des Investors durchgeführt worden wäre??
So fragt man sich: Wozu wurde vor drei Jahren ein Bebauungsplan aufgestellt, wenn er nun schon wieder über den Haufen geworfen werden soll? Gelten Bebauungspläne nur für kleine Bauherren, nicht für Großinvestoren, die mit der örtlichen Sparkasse zusammenarbeiten? Es ist an der Zeit, dass die Verbindungen zwischen den Investoren von der Hanseatic und der Sparkasse offengelegt werden. Auch über die Verbindungen zwischen hiesigen Politikern und der Sparkasse wüsste man gern mehr.
Jürgen Schlumbohm, Göttingen


06.07.2022, 15:44

Leserbrief zum Thema Wechsel im Baudezernat und Interview mit Frau Broistedt vom 7.5.22

Mich als Steuerzahlerin interessiert sehr, warum in der Ausschreibung für die Stelle als Baudezernent/in nun doch Wert darauf legt wird, diese mit einer Städtebauer/in und/oder Architekt/in zu besetzen.
Warum hatte der letzte OB mit Rat und Verwaltung eine Ingenieurin für Landespflege eingestellt?
Sie wurde ohne detaillierte Angabe von Gründen abberufen - lediglich Vertrauensverlust wurde ins Feld geführt - und muss nun von uns Steuerzahlern weiter alimentiert werden (eine Summe von € 475000 wurde genannt).
Auch der Bund der Steuerzahler hatte gefordert, Gründe für die Entlassung zu nennen, bzw. mitzuteilen, ob und was man unternommen hat, um die Weiterbeschäftigung zu ermöglichen.
Warum finden sich in der Stellenausschreibung keinerlei Hinweise darauf, daß es erwartet wird, die historische Stadtstruktur zu erhalten, Denkmalschutz, Baukultur und Innenstadtleitbild zu achten? Denn Göttingen ist NICHT Wolfsburg!
Im Hinblick auf den geplanten Investorenbau auf dem Grotefend-Areal am Weender Tor frage ich mich, wo Platz ist für die von Frau Broistedt versprochene Bürgerinformation und -beteiligung? Wann finden diese statt?
Im jetzt rechtsgültigen Bebauungsplan ist eine Fläche von insgesamt 7500 qm Bruttogrundrißfläche (BGF) , NICHT Nutzfläche (NF) vorgesehen.
Die NF ist IMMER kleiner als die BGF.
Verwechselt Frau Broistedt BGF und NF, wenn sie eine NF von 10-12000 qm für „richtig“ hält ?
Nicht auszudenken, bei welcher BGF wir mit dieser NF landen könnten!!!! Auf jeden Fall bei einem MONSTRUM direkt an unserem schönen Göttinger Wall.

Karola Schefft


11.05.2022, 22:38

Leserbrief zum Artikel „Auf vier Spuren durch den Cheltenham Park?“ vom 22.4.2022

Was für ein ungemein spannender und aufrüttelnder Artikel, gerade in Zeiten kontroverser Diskussionen
zu den neuen innenstadtnahen Göttinger Groß-Projekten am Weender Tor und am Bahnhof!
Im Nachhinein kann man vielleicht entschuldigend sagen: so war der Zeitgeist damals eben,
in den 60ern; Krieg und Not vorbei, das Wirtschaftswunder am Laufen, Kühlschrank und Waschmaschine
zogen in die Haushalte ein, immer mehr konnten sich ein Auto leisten. Es war die Zeit
beginnender Gigantomanie, auch in der Provinz-Großstadt Göttingen. Immerhin versuchten lokale
Politik und Verwaltung, Visionen zu entwickeln und beauftragten Planer, auch wenn so manches
fatal war, was geplant und umgesetzt wurde, die „Ost-Tangente“ scheiterte glücklicherweise dank
des Widerstandes betroffener Bürger. Heute scheint es dagegen andersherum: Investoren und
Immobilienbesitzer treiben Politik und Verwaltung vor sich her, und die erliegen dann der Aussicht
auf Einnahmen. Als Feigenblatt dienen Totschlag-Argumente wie „Wohnraum-Mangel“ - und der
soll ausgerechnet am Weender Tor und am Bahnhof beseitigt werden, lächerlich! Wir sind nicht
mehr in den 60er und 70er Jahren. Der Zeitgeist ist heute ein anderer. Städtebauliche Verträglichkeit,
Ökologie und Verdichtung in Maßen sind heute die Marker. Daran gilt es, zukünftige Bauvorhaben
vor - allem an hochsensiblen Orten - zu orientieren.

Wolfgang Dahms
Göttingen, 25.4.2022


29.04.2022, 16:02

Sehr geehrte Frau Broistedt,

mit großem Interesse verfolgen wir die Entwicklungen zur Bebauung des Grotefend-Geländes am Weender Tor und haben daher auch die entsprechende Petition unterstützt, die Frau Willenbrock-Heier auf den Weg gebracht hatte.

Es ist uns ein Anliegen, dass dieser für Göttingen städtebaulich markante Ort seiner Bedeutung entsprechend bebaut wird. Der geltende B-Plan ist dafür sehr gut geeignet und benötigt keinerlei Änderung. Es ist für das Stadtbild wesentlich, den Maßstab einzuhalten, bevor Kompromisse eingegangen werden und vorab zu klären, wieviel Baumasse dieses Grundstück verträgt, wieviel für den Standort und die besondere Situation am Stadttor und am Wall vertretbar ist. Der sorgsame Umgang mit gewachsenen städtebaulichen Strukturen und mit dem sozialen Umfeld (gefördertes Sanierungsgebiet Nördliche Innenstadt) sollten ein unverhandelbares Gut sein.

Daher schließen wir uns dem Appell von Frau Willenbrock-Heier an: Ehe von den beteiligten Akteuren gravierende Entscheidungen als Grundlage für einen späteren Wettbewerb getroffen werden, an dessen Anforderungen sich alle Teilnehmer halten müssen, sollte ein städtebauliches Modell in Kombination mit einer Bürgerbeteiligung die einzig solide Basis sein.

Sehr gern stehen wir Ihnen bei diesem Verfahren beratend zur Verfügung!

Unser Regionalbeauftragter, Architekt Roman Graf aus Northeim ist dafür Ihr erster Ansprechpartner und freut sich auf die Kontaktaufnahme, Sie erreichen ihn per E-Mail unter roman.graf@aknds.de und telefonisch unter 05551-98700 oder 0511-2809673

Beste Grüße nach Göttingen sendet

Katharina Göbel-Groß
Architektenkammer Niedersachsen
Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Friedrichswall 5
30159 Hannover
Tel. (0511) 28096-73
Fax (0511) 28096-79
katharina.goebel-gross@aknds.de
www.aknds.de



14.02.2022, 14:27

Mit einem Aufmacher auf der Titelseite und starken Worten der Oberbürgermeisterin im Interview wird der bisherigen Planung des Investors am Wall/ Weender Tor eine Absage erteilt und ein Neuanfang avisiert.
Es soll keinen riesigen Gebäuderiegel geben; über andere Nutzungsmöglichkeiten, Geschossigkeit und Sichtbarkeit des Walls gibt es bereits interne Gespräche mit Investor und Politik. Es soll Alternativen geben, evtl. einen Planungswettbewerb oder eine Mehrfachbeauftragung.
Das liest sich vordergründig gut. Es ist gut, dass die Oberbürgermeisterin nach den überdimensionierten Konzepten vom Dezember 2018 und den Planungen vom Sommer 2021 andere „Rahmenbedingungen“ abstimmen will. Ein Kraftakt um die Position der Stadt gegenüber Investoren, auch ein Ringen in der Stadt um politische und wirtschaftliche Interessen.
Dass jedoch auf Basis neuer Projektvorgaben ein neuer Bebauungsplan entwickelt werden soll, eröffnet eine ganze Reihe von besorgten Fragen, weil der rechtsgültige Bebauungsplan dem Standort sehr gerecht wird und nicht zu verbessern ist.
Der im Dezember 2018 zum Beschluss vorgelegte Bebauungsplanentwurf sah bei 3 bis 4 - geschossiger Riegelbebauung 8.600 m² Bruttogrundrissfläche vor (BGF; Summe aller Flächen aller Geschosse auf dem Grundstück) und wurde demokratisch abgelehnt. Der rechtsgültige Bebauungsplan vom Sommer 2019 erlaubt bei 3 bis 4-geschossigen Einzelgebäuden eine maximale BGF von 7.250 m². Der Plan des Investors von 2021 sah ca.15.000 m² BGF vor (der 7-geschossige Riegel).
Wieviel Baumasse verträgt das Areal am Wall/ Weender Tor eigentlich? Soll als zu verabredender Kompromiss zwischen Stadt, Investor und Politik die Mitte von 7.250 m² und 15.000 m², also vielleicht ca. 11.000 m² BGF das bislang nicht genannte Ziel sein? Das ginge wieder nur mit einem mindestens 5-geschossigen langen Riegel. Und das wäre für den Standort ein weiteres Mal ein „Monstrum“. In der Petition war diese Option auch strikt abgelehnt. Der geltende B-Plan ist gut und benötigt keinerlei Änderung.
Es ist für das Stadtbild besonders wichtig, den Maßstab einzuhalten, bevor Kompromisse eingegangen werden und vorab zu klären, wieviel BGF, das heißt wieviel Baumasse dieses Grundstück verträgt, wieviel für den Standort und die besondere Situation am Stadttor und am Wall vertretbar ist. Der sorgsame Umgang mit gewachsenen städtebaulichen Strukturen und mit dem sozialen Umfeld (gefördertes Sanierungsgebiet Nördliche Innenstadt) sollten ein unverhandelbares Gut sein.
Ehe für alle Zeit von den beteiligten Akteuren gravierende Entscheidungen als Grundlage für einen späteren Wettbewerb getroffen werden (an dessen Anforderungen sich alle Teilnehmer halten müssen), sollte ein städtebauliches Modell, das den Rahmen für die maximalen Forderungen aufzeigt, die einzig solide Grundlage sein.
Wir, die Öffentlichkeit, müssen weiterhin auf der Hut sein.


09.02.2022, 07:00

openPetition hat heute von den gewählten Vertretern im Parlament Rat der Stadt eine persönliche Stellungnahme angefordert.

Die Stellungnahmen veröffentlichen wir hier:
www.openpetition.de/petition/stellungnahme/ein-investoren-monstrum-am-goettinger-historischen-wall-geht-gar-nicht

Warum fragen wir das Parlament?

Jedem Mitglied des Parlaments wird hiermit die Möglichkeit gegeben, sich direkt an seine Bürger und Bürgerinnen zu wenden. Aufgrund der relevanten Anzahl an engagierten und betroffenen Bürgern aus einer Region, steht das jeweilige Parlament als repräsentative Instanz in einer politischen Verantwortung und kann durch Stellungnahme zu einem offenen Entscheidungsfindungsprozess beitragen.

Öffentliche Stellungnahmen des Parlaments ergänzen das geordnete Verfahren der Petitionsausschüsse der Länder und des Bundestags. Sie sind ein Bekenntnis zu einem transparenten Dialog auf Augenhöhe zwischen Politik und Bürgern.


Was können Sie tun?

Bleiben Sie auf dem Laufenden, verfolgen Sie in den nächsten Tagen die eintreffenden Stellungnahmen.

Sie haben die Möglichkeit, einen der gewählten Vertreter zu kontaktieren? Sprechen Sie ihn oder sie auf die vorhandene oder noch fehlende Stellungnahme an.

Unterstützen Sie unsere gemeinnützige Organisation, um den Bürger-Politik-Dialog langfristig zu verbessern. openPetition finanziert sich überwiegend aus Kleinspenden unserer Nutzer.


18.12.2021, 15:12

Übergabe der Petition gegen das „Monstrum am Wall“
am 17.12.21, 16.00 Uhr zu Beginn der 2. Ratssitzung des neuen Rates

Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Broistedt,
sehr geehrter Herr Ratsvorsitzender Schlumberger,
sehr geehrte Damen und Herren des Rates,
wir danken Ihnen, dass Sie uns heute die Gelegenheit geben, unsere Petition zu übergeben und ein kurzes Statement dazu vorzutragen.
Mein Name ist Renate Willenbrock-Heier, ich bin zwar die Petentin; es sind noch einige andere sehr aktiv dabei.
Die endgültigen Zahlen zur Petition: es sind insgesamt 2.173 Zustimmungen mit 666 einhelligen Kommentaren zum Projekt eingegangen, davon 1.702 aus dem Stadtgebiet Göttingen. Damit wurde das von Openpetition gesetzte Quorum von 1.400 in sehr kurzer Zeit (keine 3 Monate) deutlich überschritten.
Unsere Petition richtet sich gegen die von der Hildesheimer Hanseatic Group geplante und im Bauausschuss am 08.07.21 vorgestellte Bebauung auf dem ehemaligen Grotefend-Areal zwischen Weender Tor und Eichamt, direkt am Historischen Wall.
Diese Planung verstößt in gröbster Weise gegen alle Festsetzungen des erst Mitte 2019 beschlossenen und rechtskräftigen Bebauungsplans. Wir und mit uns rd. 1.700 Göttinger*innen wünschen die strikte Einhaltung der Festsetzungen dieses Bebauungsplans Nr. 250.
Und wir erinnern Sie an das mit viel Zeit und Aufwand gemeinsam mit der Göttinger Bürgerschaft erarbeitete Leitbild 2020, aktualisiert im Jahr 2012 bis 2025.
Zu Stadtgestalt, Baukultur, Öffentlichkeit und Wallanlagen ist darin u.a. festgelegt worden und trifft hier zu:
• Wettbewerbe oder gutachterliche Verfahren, Beteiligung des Städtebaubeirats bei Vorhaben von Investoren an städtebaulich wichtigen Standorten.
• Freihaltung des Gartendenkmals Historischer Wall nach möglichen Gebäudeabrissen, bzw. kleinteilige Einzelbebauung, um die Sicht auf den Wall zu ermöglichen und ihn freizustellen.
Wenn dieses Investorenprojekt in seiner unangemessenen Größe und Gestalt realisiert wird, verliert die Stadt Göttingen stadtgestalterische Heraushebungsmerkmale, für die sie sich rühmt.
Nicht nur der Stadteingang Weender Tor mit dem Auditoriengebäude der Universität wird nachhaltig beschädigt, sondern auch der Historische Wall.
Wir bitten Sie mit rd. 1.700 Zustimmenden der Petition aus Göttingen, Entscheidungen zum Projekt herbeizuführen, die für die Stadtgestalt und diesen besonderen Ort angemessen sind.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.



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