Bildung

Aufruf für ein freies Geistesleben an Waldorfschulen

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Die freien Waldorfschulen

2.482 Unterschriften

Der Petition wurde nicht entsprochen

2.482 Unterschriften

Der Petition wurde nicht entsprochen

  1. Gestartet 2021
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht am 03.04.2021
  4. Dialog
  5. Beendet

Petition richtet sich an: Die freien Waldorfschulen

Bereitet ihnen das aktuelle Gesprächsklima zu den Corona-Maßnahmen und die Spaltung der Gesellschaft Sorgen?
Unterzeichnen Sie jetzt den Aufruf: "Für ein freies Geistesleben an Waldorfschulen".
„Wer zu feig ist, um zu irren, der kann kein Kämpfer für die Wahrheit sein“ (Rudolf Steiner)
Wir, als ehemalige Schüler und Eltern der freien Waldorfschulen, sorgen uns um das Bestehen einer freien und konstruktiven Debattenkultur und um die Spaltung der Gesellschaft.
Die Corona-Situation hat zu den stärksten Einschränkungen der Grundrechte seit dem Bestehen der Bundesrepublik geführt und spaltet die Gesellschaft, Familien und Freundeskreise wie kein anderes Thema. Diese Entwicklung macht auch vor Waldorfschulen keinen halt.
Im Jahr 1919 versuchte Rudolf Steiner eine Volksbewegung zu entfachen, für die „Dreigliederung des sozialen Organismus“: Freiheit im Geistesleben, Gleichheit im Rechtsleben und Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben. Als er im August 1919 diese Bewegung einstellen musste, gründete er in Stuttgart die erste Freie Waldorfschule als „Keimzelle des freien Geistesleben“. Aufgehen sollte dieser Keim in der Zukunft, wenn die Dreigliederung wieder als gesellschaftlicher Gestaltungsimpuls vonnöten sein würde.
Wer heute diesen Ursprung der Waldorfschule noch kennt, kann nicht anders, als sich freies Geistesleben in deren Klassenzimmern wünschen.
Der Kampfbegriff „Verschwörungstheorie“ steht im absoluten Gegensatz zum Ideal des freien Geisteslebens.
Er ist in erster Linie ein Mittel der Selbstzensur, denn er besagt, wenn er auf eine politische oder wissenschaftliche Ansicht angewendet wird: „Ich will mich mit dieser Ansicht nicht beschäftigen“. Freies Geistesleben strebt das Gegenteil an: erstmal sich jede Ansicht vorbehaltlos anhören, und dann auf Augenhöhe einsteigen.
Dabei kann das freie Geistesleben geschichtlich noch weit hinter Steiner zurück gehen und eine Anleihe bei der Aufklärung und Voltaire machen, die wir heute bitter nötig haben: „Ich mag mit deiner Ansicht überhaupt nicht einverstanden sein, aber ich werde mein Leben dafür geben, dass du sie Aussprechen darfst.“
Wir sind der Überzeugung, dass ein Erkenntnisgewinn nur dann stattfinden kann, wenn man verschiedene Sichtweisen dialektisch miteinander abwägt.
Wir sagen, Probleme löst man nicht, indem man beschuldigt und stigmatisiert, sondern indem man ehrlich miteinander streitet, einander zuhört, verhandelt und sich letztendlich auf einen gemeinsamen Nenner einigt.
Es lohnt sich über die Bedeutung von Mut nachzudenken.
Mut bedeutet die innere Stärke zu haben, andere Positionen an sich heranzulassen.
Mut bedeutet auch und vielleicht gerade, sich zu erlauben, verwundbar zu sein und zu erkennen, dass man nicht immer Recht haben kann.
Deswegen fordern wir, die Unterzeichner dieses offenen Briefes, eine Stärkung des freien
Geisteslebens auf Grundlage der sozialen Dreigliederung und im Rahmen der freiheitlich demokratischen Grundordnung.
Wir fordern alle Waldorfschulen auf:

  1. Der Spaltung zwischen Kritikern und Befürwortern der Maßnahmen entgegenzuwirken und einen konstruktiven Dialog zu ermöglichen.
  2. An einem ganzheitlichen Menschenbild festzuhalten. Kinder sollen nicht als potenzielle Krankheitsüberträger gesehen werden, sondern als spirituelle Wesen mit dem Potenzial zur Überwindung von Krisen.
  3. Den Vorschlag von der Verfassungsrichterin Juli Zeh zu diskutieren und den AHA Bestimmungen drei SOS Regeln zur Seite zu stellen:
  • Sensibilität im Umgang mit fremden Ängsten.
  • Offenheit für abweichende Positionen.
  • Sorgfalt beim Formulieren der eigenen Ansichten.

Begründung

Die einen haben Angst vor dem Virus, vor Krankheit und Tod, die anderen fürchten um den wirtschaftlichen Existenzverlust und wieder andere sorgen sich um den Abbau von Grundrechten und den schleichenden Übergang in eine Gesundheitsdiktatur à la “Corpus Delicti”(Juli Zeh,Corpus Delicti, 2009).
Die Ängste prallen aufeinander und Konflikte sind vorprogrammiert, wenn wir versuchen, dem anderen seine Befürchtungen auszureden und unsere Meinung aufzudrängen.
Deswegen fordert die Verfassungsrichterin Juli Zeh, Sensibilität im Umgang mit fremden Ängsten und Offenheit für abweichende Positionen.
Dafür ist eine freie Debattenkultur essentiell wichtig, genauso wie für eine “offene Gesellschaft”, wie sie von dem englischen Philosophen Sir Karl Popper formuliert wurde:
„Der Wert eines Dialogs hängt vor allem von der Vielfalt der konkurrierenden Meinungen ab.“
Der offenen Gesellschaft steht die ideologisch geschlossene Gesellschaft gegenüber, diese zeichnet sich nach Popper dadurch aus, das sie einem für alle verbindlichen Heilsplan folgt. Ein intellektueller Meinungsaustausch ist nicht gestattet und dem Streben nach Sicherheit wird alles andere untergeordnet.
Karl Popper war jedoch der Ansicht, dass Freiheit fundamental ist für Sicherheit:
„Wir müssen für die Freiheit planen und nicht für die Sicherheit, wenn auch vielleicht aus keinem anderen Grund als dem, dass nur die Freiheit die Sicherheit sichern kann.“
Die freien Waldorfschulen verpflichten sich zu einer Pädagogik der Freiheit und auch zu der Förderung des Allgemeinwohls.
Dabei dürfen wir nicht ausblenden, welche verheerenden Folgen die Lockdown-Politik, nach westlichem Vorbild, auf die Entwicklungsländer hat.
Der deutsche Minister für Entwicklung, Gerd Müller, stellte in einem Interview mit dem Handelsblatt fest, dass in Afrika, an den Folgen der Lockdowns mehr Menschen sterben werden als durch das Virus. (1)
Etwa 1,5 Milliarden Schüler wurden weltweit aus den Schulen ausgesperrt. Laut dem Wall Street Journal werden viele davon in der dritten Welt nicht wieder in die Schule zurückkehren. Wegen des Lockdowns nach westlichem Vorbild.(2)
Auch der WHO Sondergesandte Joe Nabarro warnte vor einer weltweiten Hungerkrise als Folge der Lockdowns und stellt klar: “Wir von der WHO befürworten keine Lockdowns als primäres Mittel zur Kontrolle dieses Virus…Lockdowns haben nur eine Konsequenz, die man niemals verharmlosen darf, und das ist, dass sie arme Menschen noch viel ärmer machen…die Zahl der unterernährten Kinder könnte sich verdoppeln.”(3)
Die Pädagogik der Freiheit und die Förderung des Allgemeinwohls sind Grundpfeiler der Anthroposophie genauso wie ein ganzheitliches Menschenbild.
Ein fehlerhaftes Menschenbild zeichnet sich dadurch aus, einzelne Aspekte des Menschseins überzubetonen, genau dies passiert gerade in inflationärer Weise.
Der Mensch wird als eine mechanische Einheit gesehen, eine Ansammlung von Viren und als ein potenzieller “Massenspreader”. Die Kraft seiner spirituellen Überzeugungen wird außer Acht gelassen, seine Fähigkeit Hindernisse zu überwinden, vernachlässigt und sein Recht, eigene Entscheidungen über seine Gesundheit zu treffen, verboten.
Der Wert eines Menschen wird auf das Funktionieren seines Körpers reduziert, körperliche Gesundheit wird als Norm definiert und positiv getestete Menschen verlieren ihren Wert für die Gesellschaft und werden zu “Gefährdern” deklariert (Terminologie aus der Terrorismusbekämpfung).
Die körperliche Gesundheit wird als das höchste Gut angesehen, Emotionen, Träume und Gefühle sind in einem auf Profitmaximierung ausgelegtem System ein untragbarer Kostenfaktor.
Wollen wir, dass das Jahr 2021 als das Jahr der Freiheit und Demokratie in die Geschichte eingeht?
Wir haben es in der Hand.
Begreifen wir diese Krise als eine Chance und nutzen wir die Möglichkeit, trotzt Differenzen, als Gemeinschaft zu wachsen?
Oder verlieren wir uns in sinnlosen Grabenkämpfen und lassen uns vereinsamen und zersplittern?
Lassen wir uns durch Angst verrückt machen oder sind wir mutig und führen eine offene Debatte mit Andersdenkenden?
Befreien wir das freie Geistesleben doch aus seinem Würgegriff und beginnen wir den anderen Menschen als Menschen zu sehen!
Es wäre interessant zu wissen, wie die Welt aussehen würde, wenn wir lernen würden zu kooperieren, anstatt uns gegenseitig zu bekämpfen.
Quellen:
1: https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/entwicklungsminister-an-lockdown-folgensterben-mehr-menschen-als-am-virus/ar-BB19kj1L
2: https://www.wsj.com/articles/the-pandemic-sent-1-5-billion-children-home-from-school-many-might-not-return-11591179919
3: https://spectator.us/lockdown-incredible-vanishing-world-health-organization/
Literaturhinweise:
Juli Zeh: „Corpus Delicti“ (2009)
Karl Popper: „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ (1945)
Mehr Information finden Sie auf der Website:
https://freiesgeisteslebenaufruf.wordpress.com/

Vielen Dank für Ihre Unterstützung

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Angaben zur Petition

Petition gestartet: 19.01.2021
Petition endet: 18.03.2021
Region: Deutschland
Kategorie: Bildung

Diese Petition wurde in folgende Sprachen übersetzt

Neuigkeiten

  • Paderborn, 27.05.2021. Wir haben eine kleine Änderung an den 7 Fragen vorgenommen. Die abgeänderte Version finden sie hier:

    Sehr geehrte Mitglieder des Vorstandes des Bundes der Freien Waldorfschulen,

    Wir würden gerne ein paar Fragen an sie richten, da es durch ihre Stellungnahme vom 05.05.2021 möglicherweise zu Missverständnissen gekommen ist.

    Unsere Petition für ein freies Geistesleben wurde von 2482 ehemaligen und aktuellen Waldorfeltern Lehrern und Schülern unterzeichnet und wir fühlen uns verantwortlich sie erneut zur Beantwortung ungeklärter Fragen aufzufordern.

    Unserer Ansicht nach ist es elementar, seinen Standpunkt auf eine differenzierte Art und Weise auszudrücken und deswegen würden wir Ihnen gerne die Möglichkeit geben, dies... weiter

  • Sehr geehrte Unterstützerinnen und Unterstützter,

    die Stellungnahme des Bundes der Freien Waldorfschulen vom 05.05.2021 geschah in einem engen zeitlichen Zusammenhang mit unserer Stellungnahme, sodass wir uns entschieden haben dem Vorstand des Bundes der Freien Waldorfschulen insgesamt 7 Fragen zu stellen. Wir werden sie zeitnah informieren, ob unsere Fragen beantwortet wurden.

    Unsere Nachricht an den Vorstand des Bundes der Freien Waldorfschulen:

    Sehr geehrte Mitglieder des Vorstandes des Bundes der Freien Waldorfschulen,

    Wir würden gerne ein paar Fragen an sie richten, da es durch ihre Stellungnahme vom 05.05.2021 möglicherweise zu Missverständnissen gekommen ist.
    Unsere Petition für ein freies Geistesleben wurde von 2482 ehemaligen... weiter

  • Sehr geehrte Unterzeichner,

    wir kontaktieren sie bezüglich eines sehr lesenswerten Beitrags auf dem Blog der 'Pioneers of Change'.

    Es geht darum wie wir die entstandenen Gräben überwinden und Brücken bauen zu Andersdenkenden.

    Teil 1: pioneersofchange.org/bruecken-bauen
    Teil 2: pioneersofchange.org/bruecken-bauen-2

Es gibt bereits die „STUTTGARTER ERKLÄRUNG“ vom 20.10.2020. Verabschiedet von der Mitgliederversammlung des Bundes der Freien Waldorfschulen. Diese positioniert die Waldorfschule klar und eindeutig. Sie ist so formuliert, dass alle Waldorfschulmenschen diese unterschreiben können. Damit ist eine ausreichende Abgrenzung gegen rechts gegeben. Weitere Abgrenzungen bedrohen die Waldorfschulen von innen her, da sie die Freiheit bedrohen.

Zitat: "...erstmal sich jede Ansicht vorbehaltlos anhören, und dann auf Augenhöhe einsteigen." Und dann unter Umständen zum Schluss kommen, dass gewisse Argumente dem Durch-Denken nicht standhalten und deshalb als "Verschwörung-was-auch-immer" eingeordnet werden können. Dazu braucht es keine Petition.

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