Petition richtet sich an: Ministerpräsident Kretschmer

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Kretschmer, 

sachsenweit wurden alle Eltern der Schüler der Jahrgangsstufe 11 informiert, dass ab dem Jahr 2026 in den Fächern Mathematik, Chemie und Physik zur Abiturprüfung nur noch die vom IQB (Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen) und der Kultusministerkonferenz erarbeitete mathematisch-naturwissenschaftliche Formelsammlung zugelassen wird.  

Die bisher eingesetzte Formelsammlung wurde seit der Klassenstufe 5 von den Schülern genutzt und mit ihr wurde im Unterricht geübt. Sie ist im Gegensatz zur IQB Formelsammlung sehr umfangreich, übersichtlich und mit sehr eindeutigen Teilgebieten gegliedert. Es ist ein wirkliches Hilfsmittel, um komplexe Aufgaben lösen zu können. Nur zum Vergleich: Die IQB Formelsammlung wurde für den Bereich Mathematik auf ein Minimum von 6 Seiten gekürzt. 
Das bisherige Tafelwerk umfasste 63 Seiten. Auch für das Fach Chemie gibt es in der IQB Formelsammlung massive Einschnitte. Im bisherigen Tafelwerk sind auf 25 Seiten ausführliche Angaben beispielsweise zu Stoffeigenschaften, Atombau, Säure-Basen-Haushalt, pH-Werte usw. ausgeführt, die in der IQB Formelsammlung kaum vorhanden sind. Die Ausführungen auf den 6 Seiten für das Fach Mathe und den Seiten im Anhang der IQB Formelsammlung, sind nicht ausreichend, um den Anforderungen an die Schüler, gerade im Leistungskurs, gerecht zu werden. 

Die Schüler haben bisher 6 Jahre mit der bisherigen Formelsammlung gearbeitet und diese nutzen gelernt. Nun sollen sie in nicht einmal 2 Jahren bei den steigenden Anforderungen in der Sekundarstufe II auf ein neues und extrem verkürztes Hilfsmittel wechseln. Der Zeitraum ist zu kurz, um die fehlenden Formeln zu verinnerlichen und anwenden zu können. Durch diese knappe Umstellungszeit wird das Auswendiglernen dem fachlichen Anwenden des Wissens gleichgestellt und die Schüler werden über Gebühr gegenüber den vorhergehenden Jahrgängen benachteiligt. 

Mit der Einführung der IQB Formelsammlung soll eine bundesweite Vereinheitlichung der Abiturprüfungen einhergehen. Das an sich ist begrüßenswert. Der Weg, ein einheitliches unzureichendes Hilfsmittel bei weiterhin nicht vergleichbaren Aufgabenstellungen einzuführen, ist in diesem Zusammenhang jedoch nicht zielführend. Zuerst sollte es einheitlich verpflichtende Aufgabenstellungen geben. Danach können auch die Hilfsmittel vereinheitlicht werden. Grundlage für beides wären jedoch auch eine bundesweite Vereinheitlichung der Lehrpläne. Derzeit gibt es nur einheitliche Standards, die sehr unzureichend definiert sind. 

Unsere Bitte:  

1. Schaffung einer Übergangsreglung für die Abiturjahrgänge 2025/26 und 2026/27 mit der Möglichkeit die IQB Formelsammlung und die herkömmliche Formelsammlung als Hilfsmittel in den Abiturprüfungen verwenden zu können. 
2. Evaluation des Einsatzes der IQB Formelsammlung an allen Schulen Sachsens, um evtl. fehlende Inhalte zu verifizieren. 
3. Der Kultusminister setzt sich in der Kultusministerkonferenz dafür ein, dass fehlende Inhalte in der IQB Formelsammlung ergänzt werden und eine Vergleichbarkeit der Abiturprüfungen nicht nur über die Hilfsmittel, sondern vor allem durch vergleichbare Aufgabenstellungen und Aufgabenniveaus hergestellt wird, z.B. eine Verpflichtung für alle Bundesländer, ihre Prüfungen auf Grundlage der Aufgaben im IQB Aufgabenpool zusammen zu stellen. 

Mit freundlichen Grüßen 
gez. Silvana Wendt, Pia Neumann und Max Scheffel