"Dem in einem interfraktionellen Antrag von CDU und FW|FÜR geäußerten Wunsch nach einem maßstabsgetreuen Modell der künftigen Bahn schloss sich das Gremium einhellig an. Aufgrund der „sehr ausführlichen Debatten in der Vergangenheit“, so CDU-Stadtrat Dirk Müller, habe man aus gutem Grund diesen Antrag gestellt. Es gehe vor allem um eine detaillierte Darstellung der neuen Talstation, der Streckeneinzäunung, eines Fahrzeugs und der Unterführung im Zuge der Posselt-/Kastellstraße.
Vor allem letztere sei „in der bestehenden Visualisierung der Gesamtanlage der Turmbergbahn nicht ausreichend dargestellt“, hatten die Antragsteller vorgebracht. Das Modell sollte öffentlich zugänglich sein und dadurch bei den Bürgerinnen und Bürgern für mehr Klarheit sorgen."
Zum Protest gegen die neue Turmbergbahn schreibt ein Leser:
„Von der Massivität des Protestes sei er überrascht“, so zitiert die BNN Christian
Höglmeier, den für die Turmbergbahn (TBB) verantwortlichen VBK-Projektleiter. Aber nun müsse Schluss sein mit dem Gemecker: „Wir haben umfangreiche Gutachten erstellen lassen, in denen eigentlich alle Fragen beantwortet werden.“
Glückliches Karlsruhe, möchte man erleichtert rufen, wäre da nicht der leise Verdacht, aus diesen Zitaten spreche eine beträchtliche Blickverengung. Offensichtlich reduziert Höglmeier (und mit ihm wohl die Spitze der VBK) die Neugestaltung der Turmbergbahn auf das rein Technische, als handele es sich um den Ausbau einer beliebigen Straßenbahntrasse, die es gegen die Unvernunft der Fortschrittsfeinde zu verteidigen gilt. Die Bemerkung, man habe erst jetzt die „wirklichen Wünsche der Leute“ erfahren, verrät, dass die Meinung der Öffentlichkeit die Planer nicht sonderlich interessierte. Stattdessen gibt es den Tadel, aus den Einwänden von Kritikern spreche reiner Egoismus und Unverständnis für das Große und Ganze.
Das Große und Ganze? Bekanntlich erschließt die kleine Bahn keinen Brennpunkt des Massentourismus, kein Alpenpanorama, kein spektakuläres Bergtouren- oder Skigebiet. Vielmehr führt sie die Besucher auf eine bei schönem Wetter schon jetzt überfüllte Aussichtsterrasse, zu zwei Restaurants, einem Spielplatz mit Hochseilgarten und zu einem Netz an Spazierwegen. Gemessen an diesen Fakten wäre die „neue“ Bahn überdimensioniert und kontraproduktiv, wie zahlreiche Stellungnahmen im vergangenen Jahr nachgewiesen haben.
Ein Beispiel bieten die geplanten Wagen, Hightech-Produkte, die den Berghang stets waagerecht ausgerichtet erklimmen. Weitere massive Eingriffe und Schäden sind an den drei Problembereichen der neuen Bahn zu erwarten: dem Kreuzungsbereich unterhalb der bestehenden Talstation, der Trassenführung durch den Mittelstreifen der Bergbahnstraße und dem Gebäude der neuen Talstation sowie der Verkehrsführung an der B3. Dazu kommt, dass in all diesen Fällen keine realistischen Darstellungen aus der „Fußgängerperspektive“, die allein Grundlage der Beurteilung sein kann, gezeigt wurden. Stattdessen wurden Skizzen und geschönte digitale Bilder präsentiert. Ein Musterbeispiel bietet etwa die digitale Aufwertung der geplanten Unterführung bei der jetzigen Talstation zu einer „lichtdurchfluteten“ Idylle. Welchem tatsächlichen Sachverhalt und Planungsstand hat denn der Durlacher Ortschaftsrat und der Karlsruher Gemeinderat zugestimmt? Und wie passen dazu die vor einigen Wochen in den BNN erwähnten Pläne der VBK, die Endhaltestelle zu verlegen, da die Straßenbahn durch die Alte Weingartener Straße geführt werden soll zur Anbindung der neuen Wohngebiete im Bereich des jetzigen ASV-Platzes? Dann wäre zum Erreichen der neuen Talstation wieder ein Fußmarsch nötig.
In den zurückliegenden Jahren haben sich die VBK großes Ansehen erworben wegen der strikten Ausrichtung ihrer Verkehrspolitik an den Wünschen ihrer Kunden. Inzwischen scheint die Sensibilität der VBK-Oberen etwas gelitten zu haben, wie etwa der Umgang mit dem Protest über die angekündigte Abschaffung der Entwerter zeigt. Vielleicht liegen in den Führungsetagen die Nerven blank nach dem langen und ermüdenden Kampf mit den bisweilen störrischen Gegnern der Kombilösung, so dass nun die Devise lautet: keine Diskussionen, Augen zu und durch. Als die erneuerte Turmbergbahn 1966 den Betrieb aufnahm, blieb der Charakter der Bahn erhalten, nur die alten Wagen wurden verschrottet. Werden jetzt die Neubaupläne Wirklichkeit, landet das Stadtbild auf dem Müll.
An den Wünschen der Menschen vorbei: BNN-Leser Günter Ketterer kritisiert die Pläne für den Neubau der Turmbergbahn und die Verkehrsbetriebe, die in seinen Augen nicht angemessen mit der Kritik umgehen.
Zu den Berichten über die Eröffnung der U-Strab:
Die U-Strab wird also endlich feierlich eröffnet und die Honoratioren klopfen sich erwartungsgemäß gegenseitig auf die Schultern. Aber was gibt es für uns Karlsruher eigentlich zu feiern?
Ein von Anfang an unsinniges Projekt wird mit jahrelanger Bauzeitüberziehung und dreifachen Kosten endlich zu Ende gebracht. Flair und Geschäftsstruktur der Innenstadt, die eigentlich profitieren sollten, sind so zerstört, dass es überhaupt keinen Anlass mehr gibt, mit irgendeinem Verkehrsmittel dorthin zu fahren. Operation mühsam beendet. Patient tot.
Der unsinnige Ansatz, den Verkehr aus der Fläche Baden-Württembergs durch das Nadelöhr der Karlsruher City zu führen, wird mit Milliardenaufwand in Beton gegossen. Das ist, als würde DB-Regio ihren Karlsruher Bahnhof wieder vor dem Karstadt eröffnen. Statt mit kompakten, bequemen und flexiblen Straßenbahnen wie beispielsweise in Prag oder Wien belegt unser Regionalverkehr mit seinen übergroßen Triebzügen und separaten zweispurigen Trassen durch die Stadt genau den Raum, der für flüssigen Verkehr einer wachsenden Stadt notwendig wäre. Und dabei ist gerade der KVV mittlerweile ein Paradebeispiel für hoch subventionierten ÖPNV, den man nutzt, wenn man muss, und meidet, wenn man es sich leisten kann.
Das Projekt U-Strab steht zudem stellvertretend dafür, wie öffentliche Verwaltungen Prestigeprojekte am Bürger vorbeimogeln: Man beginnt mit überoptimistischen Kosten- und Bauzeitschätzungen, führt Alibi-Veranstaltungen zur Bürgerbeteiligung durch und wiederholt Bürgerentscheide so lange, bis es passt. Der Karlsruher Gemeinderat nickt ab, scheinbar ohne zu prüfen, mangels Interesse oder mangels Kompetenz. Dann baut man unter Überziehung aller Kosten- und Zeitrahmen los, bis das Projekt irreversibel ist. Das Ergebnis ist Deutschlands kürzeste U-Bahn und jede Menge Bürger, deren Loyalität zu ihrer Verwaltung für immer gestört bleiben wird. Ich nenne dieses Vorgehen die Arroganz der Macht und kann keinen Unterschied zu unsinnigen Prestigeprojekten autokratischer Regime rund um den Globus erkennen.
Wer jetzt das Muster eins zu eins in den Vorgängen rund um die Verlängerung und Erneuerung der Durlacher Turmbergbahn wieder erkennt, darf nicht überrascht sein. Die Arroganz der Macht und der scheinbar Mächtigen.
BNN Montag, 10.01.2022: Die Arroganz der Macht, Leserbrief von Bernhard Fischer
Gegner der Turmbergbahn-Verlängerung protestieren weiter / Noch kein Zukunftsplan für Linie 1 beim VBK
Banner zeigt Wagen fast in Originalgröße
Die Spickzettel mit Kritikpunkten und Argumenten, die Michael Huber und Seth Iorio in der Hand halten, brauchen die beiden Aktiven der Interessengemeinschaft „Zukunft Turmbergbahn“ eigentlich nicht. Vom Grünstreifen in der Mitte der Durlacher Bergbahnstraße blicken die zwei Männer auf ein zehn mal fünf Meter großes Banner. Das hängt am Baugerüst vor einer Fassade auf der Südseite der Straße und zeigt, was die Initiative gegen die geplante neue Turmbergbahn hat. „Zu groß“ steht in Blockbuchstaben dabei und „zu teuer“.
Sitzende und stehende Menschen sind angedeutet in der gelben Kabine des modernen Wagens. Das rote Fahrgestell, davor ein übermannshoher Zaun aus weißen Latten, der einen grau umrissenen Betrachter oder Fußgänger knapp überragt und auf Abstand hält: Die Darstellung orientiert sich an den bekannten Planungsdaten. Das Banner – es hängt im Vergleich zur geplanten Realität zu hoch – macht Eindruck. „Dabei ist im Bild die Kabine nicht mal hochgeklappt, und der Wagen ist auch tatsächlich zwei Meter länger“, sagt Iorio. Aber das hätte die Maße des Banners gesprengt.
Die beiden Männer sind Anwohner, doch sie verweisen auf die Petition „Keine Verlängerung der Turmbergbahn in Durlach“. Die ist anders als geplant bisher nicht an Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) übergeben, sondern läuft weiter im Internet und hat bisher inzwischen knapp 6.000 Unterstützer, davon 4.600 aus Karlsruhe.
Die Initiative wirbt weiter dafür, die sanierungsbedürftige Turmbergbahn zu erneuern und danach weiter nur das bisherige Hangstück hinauf zur Turmbergterrasse fahren zu lassen. Der gegenwärtige Sachstand sieht anders aus. Im Regierungspräsidium Karlsruhe ist just das Scopingverfahren beendet. Die Talstation soll an die B3 am Hangfuß verlegt werden. Die Interessengemeinschaft hat ihre Einwände dagegen erneut eingereicht. Nun warten Huber, Iorio und ihre Mitstreiter gespannt auf das Planfeststellungsverfahren, das ist der nächste Schritt.
Nicht nur die Dimension der neuen Standseilbahn auf den Turmberg ist den Gegnern zu groß. Auch an die Absenkung der Spur und des seitlichen Absperrzauns glauben sie nicht. „Da sind nur 90 Zentimeter Platz“, sagt Michael Huber, „das ist viel zu wenig für eine Böschung.“ Niedriger werde der Sicherheitszaun dadurch auch nicht ausfallen können, glaubt er. Denn der Zaun wird so bemessen, dass niemand von der Straße aus in das Gleisbett mit dem ebenerdigen Zugseil zwischen den Schienen springen oder klettern kann. Das ist gesetzliche Vorschrift, weil die neue Standseilbahn anders als die heutige Turmbergbahn ohne Begleitpersonal fahren wird.
Irritiert hat die Mitglieder der Interessengemeinschaft die aktuelle Positionsbestimmung der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) zur Endhaltestelle „Turmberg“ der Linie 1. Denn wie die Straßenbahn in Zukunft die Wohnhäuser erreicht, die anstelle der heutigen Sportanlagen zwischen der Pfinz und der B3 im Gebiet „Unten am Grötzinger Weg“ entstehen sollen, halten sich die Verkehrsbetriebe noch offen. Durchaus denkbar sei, die Bahngleise künftig gleich nach dem Hengstplatz in die Alte Weingartener Straße abbiegen zu lassen.
Kommt es so, müssten Umsteiger ziemlich genauso weit zur neuen, an den Hangfuß verlegten Talstation der Standseilbahn laufen, wie sie es heute von der Endhaltestelle an der B3 bis zum Einstieg in die Turmbergbahn tun müssen. In beiden Fällen geht es um ungefähr 200 Meter, rechnen Huber und Iorio aus. Aktuell führt der Weg allerdings stramm bergauf, während sich das Denkspiel der VBK in der Ebene bewegt.
Die größte Hoffnung richten die Gegner der aktuellen Planung im Moment auf die Unterführung, die neben der jetzigen Talstation nötig wird. „Wir haben den VBK vorgeschlagen, ein Modell zu bauen“, sagt Huber. „Wenn nicht, würden wir das machen.“
Zankapfel: Die Verlängerung der Turmbergbahn durch die Durlacher Bergbahnstraße verhindern wollen Seth Iorio (links) und Michael Huber.
In unserem soeben erschienenen Newsletter Nr. 6 greifen wir die offensichtliche Fehlplanung einer Stuttgarter Schnellbuslinie auf, die aus Mangel an Fahrgästen wieder eingestellt werden soll, und ziehen aus dem Debakel Schlüsse auf die offensichtlich überdimensionierten Fahrgastzahlen in den Planungen zur künftigen Turmbergbahn. Ferner berichten wir über unsere Aktivitäten der vergangenen Monate. Dazu gehören im September ein Informationsstand am Durlacher Rathaus, der Gelegenheit zu einem Gedankenaustausch mit anwesenden Kommunalpolitikern bot. Und, auf halber Höhe der Durlacher Bergbahnstraße bekommen Sie derzeit einen Eindruck von den gewaltigen Ausmaßen der neuen Turmbergbahn – in Originalgröße prangt sie als Druck auf einer an einem Gerüst abgehängten Plane.
Offene Fragen
Viele Fragen, die das Wochenjournal Durlach gestellt hat, haben die VBK und die Stadt
Karlsruhe bislang nicht beantwortet. Darunter auch die Frage nach der Einschätzung der Planung und der Strukturveränderung im Wohngebiet rund um die Bergbahnstraße aus Sicht der Denkmalschutz- und Stadtplanungsbehörden, die optische Auswirkungen des Baus von Talstation und Zaun auf den Turmberg, Fragen zu Busverbindungen und zur Integrierung in den KVV-Tarif. Auch Fragen zu Einrichtungen, die das erhöhte Besuchsaufkommen notwendig machen, zu den Auswirkungen auf die Terrasse
und die Natur, zur Zwischenstation sowie die Frage nach einem von neutraler Stelle erstellten 3-D-Modells, das auch die Gegner des Baus fordern, blieben bislang unbeantwortet.
Lesen Sie den kompletten Artikel aus dem Wochenmagazin vom 10.09.2021
Die Verlängerung der Turmbergbahn ist umstritten. Die Positionen reichen von einer völligen Ablehnung des Projekts über eine Ablehnung der Konsequenzen bei grundsätzlicher Zustimmung zur Verlängerung bis zur Begeisterung für die Planungen, die die Verkehrsbetriebe Karlsruhe GmbH (VBK) bisher vorgelegt und auf der KVV-Homepage veröffentlicht haben
Lesen Sie den kompletten Artikel, aus dem Wochenmagazin Durlach vom 03.09.2021, der als pdf beigefügt ist.