Der öffentliche Personennahverkehr muss auch in Karlsruhe weiter ausgebaut werden. Investitionen und Maßnahmen, die die Bahn oder andere öffentliche Verkehrsmittel attraktiver machen, sind daher erst mal richtig. Je weniger Autos in den Innenstädten unterwegs sind, umso besser und notwendiger für den Klimaschutz, aber auch umso mehr Raum und Platz für eine lebenswerte Stadt. Doch um Menschen vom Auto auf die Schiene zu bekommen, muss das Bahnfahren günstiger werden! Schon die jüngste Fahrpreiserhöhung der KVV dürfte als Vorgriff auf die zusätzlichen Betriebskosten der Kombilösung von 30 Millionen Euro pro Jahr zu werten sein. Wie schon bei der milliardenschweren Kombilösung werden auch bei der Turmbergbahn wirtschaftlichere Alternativen verworfen. Bei der Kostenberechnung kommt es nicht darauf an, ob ein Zuschuss aus der Landeskasse höher oder niedriger ausfällt. Es bleibt öffentliches Geld.
Umso unverständlicher ist, dass eine städtische Gesellschaft die Planungen für ein so großes wie dauerhaftes Städtebauprojekt an der Stadtgesellschaft und ihren Gremien vorbeiplant. Selbst ein gewähltes Gremium wie der Durlacher Ortschaftsbeirat muss um die Herausgabe der Pläne bei der stadteigenen Gesellschaft kämpfen. Wenn in einer solchen Größenordnung Steuergeld ausgegeben wird, müssen der Nutzen und die städtebaulichen Folgen gesellschaftlich diskutiert werden. Die Fachleute für solche Fragen sitzen beispielsweise im Gestaltungsbeirat der Stadt. Dass die VBK die Mitsprache des Gremiums auf Fragen der Farbe der Sitze beschränken kann, ist eine Farce. Die von vielen nicht zu Unrecht als Schandfleck empfundenen Entwürfe müssen dringend im gesellschaftlichen und politischen Dialog überarbeitet werden, sonst droht ein weiteres Bahnprojekt an den Interessen der Menschen vorbeigebaut zu werden. -fk
Ich verstehe das nicht! Ich verstehe Sie nicht!“ Deutliche Worte habe ich in der vergangenen Gemeinderatssitzung an Baudezernat und Stadtplanungsamt gerichtet. Warum?
Die geplante Verlängerung der Turmbergbahn ist eine einschneidende Zäsur für Durlach. Das Bauvorhaben wird die Sicht auf Berg und Bahn, die Wegebeziehungen und kleinklimatischen Bedingungen auf Jahrzehnte massiv verändern. Das Durlacher Stadtbild wird am Turmberg ein völlig anderes werden. Deshalb ist es für mich absolut unverständlich, dass sich weder das Baudezernat noch das Stadtplanungsamt intensiv in den Planungsprozess einbringen. Die Planung liegt allein bei den Eisenbahnern der VBK. Der Gemeinderat hat noch keine detaillierten Pläne gesehen; hat noch keine aussagekräftigen Zahlen auf den Tisch gelegt bekommen. Verwunderlich, dass die Finanzbürgermeisterin alles laufen lässt.
Jeder barrierefreie Umbau einer Haltestelle der VBK wird im Planungsausschuss vorberaten. Warum nicht die Planung zur Verlängerung der Turmbergbahn? Unsere Erwartung: Die Stadtplaner der Verwaltung müssen sich intensiv in diesen Prozess einbringen Dieses Großprojekt ist keine reine Schienenplanung. Erfolgreich war unser Antrag, die Verlängerung der Turmbergbahn im Planungsausschuss zu beraten. Eine intensive Auseinandersetzung mit der bisherigen Planung muss mögliche Knackpunkte aufzeigen. Letztlich entscheiden die Parteien, wie der Karlsruher Hausberg in den nächsten hundert Jahren aussehen soll – und zu welchem Preis.
Herr Professor Gerd Gassmann, Freier Architekt, ruft in seinem Brief an die Fraktionen im Gemeinderat zu einer Rückkehr zu einer offenen und vorurteilsfreien politischen Diskussion auf.
Zu dem Thema Verlängerung der Turmbergbahn wird nach seiner Ansicht in den letzten Monaten heftig und sehr kontrovers diskutiert. Die Gesamtproblematik ist äußerst komplex und vielschichtig, was man aus seiner Sicht an den unterschiedlichen Schwerpunkten der Diskussionsbeiträge erkennen kann. Aus diesem Grund wendet er sich jetzt persönlich an die Fraktionen.
Lesen Sie den kompletten Brief, der als pdf angehängt ist.
Der Verein Zukunft Turmbergbahn sieht sich angesichts der hohen Resonanz auf die Aktion in seinem Bestreben bestätigt, Interessenten, Politiker und verschiedene Meinungsträger zusammenzubringen, um gemeinsam auf die finanzielle, ökologische und städtebauliche Unverhältnismäßigkeit des geplanten Projekts aufmerksam zu machen. Neben weiteren Aktionstagen und Protestschreiben plant der Verein für die nahe Zukunft eine juristische Prüfung der öffentlich verfügbaren Pläne und Planfeststellungen.
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Rund 300 Menschen wollen die Ausmaße des geplanten Neubaus der Turmbergbahn veranschaulichen
Mit Leintüchern gegen die Verlängerung
Um 11.51 Uhr macht Iris Braig eine Ansage durch das Megaphon. „Wir bilden eine Kette links und rechts des Grünstreifens“, sagt sie. Knapp 300 Menschen sind an diesem Samstag in die Bergbahnstraße gekommen, die in Karlsruhe-Durlach die B3 mit der Talstation der Turmbergbahn verbindet. Die Kritiker einer Verlängerung der Turmbergbahn wollen die Ausmaße des geplanten Zaunverlaufs visualisieren. Um Punkt zwölf Uhr ist es soweit – die auf Abstand achtenden Demonstrantinnen und Demonstranten recken die Arme nach oben. Es ist ein „Protest mit Leintüchern“.
Die stadtgestalterische Dimension wirkt entsetzlich.
Michael Haug KAL-Stadtrat
Wir brauchen diese Schneisen, die sind wichtig für das Kaltluftsystem.
Horst Schmidt früherer Gartenbauamtsleiter
Iris Braig ist an diesem Samstag die Sprecherin der Kritiker und auch verantwortlich für die Aktion. Sie hat diese beim Ordnungsamt angemeldet, und wohnt gleich um die Ecke. Etwa 25 Aktive zähle der Verein, sagt einer ihrer Mitstreiter. Dem erscheint es als besonders wichtig, dass auf Höhe der am oberen Ende der Bergbahnstraße kreuzenden Turmberg- und Kastellstraße die mit schwarzen Zaunelementen bemalten Tücher besonders markant sichtbar werden. Bis zu vier Meter hoch solle hier der Zaun werden – an dieser Stelle auch ein Gleisbrückenbauwerk entstehen.
Martina Bartsch ist entsetzt: sie will es sich nicht vorstellen müssen, wie das wirkt. Wenn man künftig von der an der Talstation ankommenden Turmbergbahn runter schaue, werde man „auf eine Betonwüste gucken“. Hier etwas mutwillig kaputt zu machen, sei „ein Jammer“.
Es ist ein buntes Völkchen, das sich an der nur 200 Meter langen Bergbahnstraße versammelt – in deren Mitte seit mehr als 100 Jahren ein Grünstreifen wächst und gedeiht.
Die KAL-Stadträte Lüppo Cramer und Michael Haug sind die einzigen, die sich im Hauptorgan der Stadt, dem Gemeinderat, dem Projekt entgegen stemmten. „Die stadtgestalterische Dimension wirkt entsetzlich“, sagt Haug. Gemeinderat und Durlacher Ortschaftsrat haben sich allerdings bereits für die Verlängerung der historischen Standseilbahn ausgesprochen. Und bei der Gestaltung des Neubaus gibt es noch Möglichkeiten zur Nachjustierung.
Ein paar Meter weiter gibt Stadtplaner Gerd Gaßmann einen lakonisch wirkenden Satz zum Besten: die Befürworter der Zerschneidung seien „Old-School-Nahverkehrs-Anhänger“, die glaubten „jeden Winkel mit der Schiene erreichen zu können“. Er ist nicht der einzige, der sich für die Beibehaltung der Grün-Schneise ausspricht – die etwa 250 Meter bis zur Endhaltestelle der Stadtbahn „Durlach Turmberg“ auf der anderen Seite der B 3 seien auch mit einem Pendelbus leicht zu überbrücken. Auch Altstadträtin Ute Artmann ist vor Ort, eine der besonders Aktiven des Vereins „Zukunft Turmbergbahn“, und echauffiert sich einmal mehr.
Der ehemalige SPD-Fraktionschef Heinrich Maul – ein Doyen der Sozialdemokraten in Karlsruhe, der in einer der oberhalb angrenzenden Straßen wohnt -, mokiert sich darüber, „dass das Projekt überhaupt noch nicht durchgeplant sei“. Wenn es denn gebaut würde, sagt er, müsste „mindestens die Zwischenstation“ auf Höhe der bisherigen Talstation entstehen. Aber, so ist deutlich rauszuhören, eigentlich wäre es ihm lieber, wenn die Pläne nicht umgesetzt würden – womöglich ist seine Fraktion froh darüber, dass er heute nicht mehr deren Vorsitz führt.
Auch zwei frühere Gartenbauamtsleiter der Stadt gesellen sich zu der Protestaktion. Der Landschaftsplaner Robert Mürb und sein späterer Nach-Nachfolger Horst Schmidt, Amtsleiter von 1979 bis 2005. Schmidt fürchtet „die Zerstörung einer einzigartigen städtebaulichen Achse“. Die Bergbahnstraße sei „die einzige Stelle in Durlach, wo man die sich manifestierende Höhe des Turmbergs wahrnimmt“, glaubt Schmidt. „Wir brauchen diese Schneisen, die sind wichtig für das Kaltluftsystem.“
Fast ein wenig verloren wirken da ein paar Zaungäste, die sich südlich der Talstation versammelt haben: darunter Gerhard Stolz, der Sprecher von Pro Bahn. Auch Verena Anlauf und Christina Stoll von den Grünen wollen vor Ort mit ihrer Präsenz Stellung beziehen. Gegen halb eins hat sich der Protest bereits wieder verlaufen.
Kreativer Protest: Mit einer Menschenkette und hochgehaltenen Leintüchern demonstrierten am Samstag die Gegner der Verlängerung der Turmbergbahn in