Erfolg
Bildung

Bülent soll mit seinen Freunden auf die Grundschule in seiner Nachbarschaft gehen dürfen

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Schulleiter der Bonifatius-Schule Alfred Alberti, nachrichtlich an Schulministerin Sylvia Löhrmann, Bürgermeister Heinz Paus, Schuldezernent Paderborn Wolfgang Walter

2.283 Unterschriften

Der Petition wurde entsprochen

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  1. Gestartet 2013
  2. Sammlung beendet
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03.02.2015, 17:52

Liebe Unterzeichner der Petition für Bülent!

Im September 2013 wurde der damals 6-jährige Bülent von einer katholischen Grundschule in Paderborn abgewiesen. Er durfte nicht mit seinen Kindergartenfreunden an der öffentlichen Grundschule in seiner Straße in Paderborn eingeschult werden. Sie haben mit über 2200 anderen Bürgern gegen diese Ablehnung und die Regeln, die das erlauben, protestiert. Die Petition führte zwar nicht dazu, dass die Schule etwas an ihrer Entscheidung änderte, aber der Fall Bülent hat Kirche und Politik in NRW bei der Erkenntnis geholfen, dass dringend Änderungen nötig sind.

Im Dezember 2014 haben die Landtagsfraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen endlich einen Gesetzentwurf im Landtag angebracht, der die Umwandlung von Bekenntnisschulen erleichtern und im Ausnahmefall auch die Anstellung von Lehrkräften erlauben soll, die nicht dem Schulbekenntnis angehören. Am morgigen Mittwoch, den 4.2.2015, findet dazu eine Anhörung im Düsseldorfer Landtag statt. Drei Fraktionen haben die Initiative "Kurze Beine - kurze Wege" gebeten, als Sachverständige an der Anhörung teilzunehmen. Mit dabei ist auch der Vater von Bülent und eine evangelische Lehrerin, der aufgrund ihrer Konfession die Schulleitung einer Grundschule verwehrt blieb.

Leider wird auch die geplante Schulgesetzänderung nicht verhindern können, dass es auch in Zukunft Fälle wie den von Bülent gibt. Um staatliche Bekenntnischulen vollständig abzuschaffen, müsste die Verfassung geändert werden, wie dies in Bayern, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg vor bald 50 Jahren geschehen ist. Auch dort besuchen heute Kinder unabhängig von Religion und Konfession die nächstgelegene Gemeinschaftsgrundschule. Nach Ansicht der Initiative "Kurze Beine - kurze Wege" sollten an allen öffentlichen Schulen Kinder zusammen lernen und nicht durch Religion und Glaube voneinander getrennt werden.

Weitere Informationen erhalten Sie auf www.kurzebeinekurzewege.de.
Danke für Ihre Unterstützung!


30.06.2014, 22:32

Öffentliche Bekenntnisschulen in Nordrhein-Westfalen: Bewegung bei den Kirchen und im Landtag

Der Einsatz von weit über 2200 Bürgern für den 6-jährigen Bülent im September 2013 hat sich offenbar gelohnt. Der Junge wurde zwar nicht mit seinen Kindergartenfreunden an der öffentlichen Grundschule in seiner Straße in Paderborn aufgenommen, aber Kirche und Politik in NRW haben offenbar erkannt, dass die anachronistischen Regelungen so nicht mehr haltbar sind.

Seit Herbst 2013 verhandeln evangelische und katholische Kirche mit Schulpolitikern des Landtags über eine Gesetzesänderung. Die Grünen fassten auf ihrem Landesparteitag im Juni 2014 einen Beschluss, mit dem sie sich für eine Umwandlung öffentlicher Bekenntnisgrundschulen in Gemeinschaftsgrundschulen einsetzen. Ebenfalls im Juni tauschten sich Politiker, Kirchenvertreter und Fachleute aus Wissenschaft und Gesellschaft auf einer Veranstaltung im Landtag über das Verhältnis von Kirche und Staat aus. Die rot-grüne Regierungskoalition kündigte ganz konkret einen Gesetzentwurf zur erleichterten Umwandlung von Bekenntnisgrundschulen in Schulen für Alle an, der noch vor dem Sommer eingebracht werden sollte. Dazu kam es jetzt zwar doch noch nicht, aber im Herbst sollte es zur entsprechenden Schulgesetzänderung kommen.

Parallel dazu wartet die Familie von Bülent auf das Revisionsverfahren vor dem Oberverwaltungsgericht, nachdem das Verwaltungsgericht Minden im Februar entschieden hatte, dass es mit Recht und Gesetz in NRW vereinbar ist, dass an einem Drittel aller öffentlichen Grundschulen Teile des Grundgesetzes für Lehrkräfte und Schüler nicht gelten.

Es bleibt also spannend. Wir werden unsere Petenten weiter auf dem Laufenden halten. Aktuelle Nachrichten zum Thema finden sich unter www.kurzebeinekurzewege.de


07.04.2014, 01:00

Am 28. Februar 2014 hat das VG Minden die Entscheidung des Schulleiters der Bonifatius-Grundschule in Paderborn bestätigt, das muslimische Kind Bülent nicht aufzunehmen, weil sich die Eltern mit der Teilnahme am katholischen Religionsunterricht nicht einverstanden erklärt hatten. In der Pressemitteilung schrieb das Gericht: "Die Kläger könnten das individuelle Schulaufnahmeverfahren nicht dazu nutzen, allgemein wirkende schulorganisatorische Maßnahmen zu unterlaufen oder vorwegzunehmen. Dies gelte jedenfalls dann, wenn für das Kind eine aufnahmebereite Grundschule zur Verfügung stehe. Dies sei der Fall, da ihrem Kind der Schulweg zur nächsten Gemeinschaftsgrundschule zumutbar sei. Der Verweis des Schulleiters auf den Bekenntnischarakter seiner Schule sei auch nicht rechtsmissbräuchlich, weil das Verlangen nach Teilnahme am Religionsunterricht nunmehr unterschiedslos gehandhabt werde und der Verlust der Bekenntniseigenschaft nicht offenkundig sei."

Für das Gericht spielt es also keine Rolle, dass es sich um eine öffentliche, 100%ig von allen Steuerzahlern finanzierte Schule handelt, an der ohnehin nur 40% der Kinder dem Schulbekenntnis angehören. Dass der Schulweg für Bülent jetzt 3,3km statt 150m beträgt und er das Haus 40 Minuten früher verlassen muss, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur nächstgelegenen Gemeinschaftsgrundschule zu kommen, hält das Gericht für zumutbar.

Die Eltern haben vor dem Oberverwaltungsgericht gegen das Urteil Berufung eingelegt. Wir erlauben uns, darauf hinzuweisen, dass der Prozess die Familie von Bülent nicht nur viel Zeit und Nerven gekostet hat, sondern auch 2.000 € Gerichts- und Verfahrenskosten entstanden sind. Fast die Hälfte dieser Kosten bekam die Familie durch großzügige Spender ersetzt. Vielleicht finden sich ja für die verbleibenden 1.068€ auch noch Spendenwillige? Dann besuchen Sie bitte diese Spendenplattform: www.betterplace.org/de/projects/14662-prozesskostenunterstutzung-fur-bulents-familie Auch Kleinspenden sind herzlich willkommen.

Der auch durch die Petition entstandene Druck hat sich übrigens unabhängig vom Gerichtsverfahren bereits gelohnt: Die Kirchen haben in der Zwischenzeit Vorschläge für eine Änderungen der Regelungen an Bekenntnisgrundschulen vorgelegt und verhandeln mit den Schulpolitikerinnen der Landtagsfraktionen über eine Senkung des extrem hohen Umwandlungsquorums. Noch ist allerdings nichts entschieden. Aus Sicht der Initiative "Kurze Beine - kurze Wege" wäre es ohnehin sinnvoll, die Verfassung zu ändern, um öffentliche Bekenntnisschulen gänzlich abzuschaffen und in Schulen umzuwandeln, die allen Kindern unabhängig von Glaube und Herkunft offenstehen - ohne eine zum Religionsunterricht verpflichtende Bekenntniserklärung. Vielleicht haben die NRW-Bürger unter Ihnen ja Gelegenheit, Landtagsabgeordnete auf den Sachverhalt anzuschreiben oder im Kommunalwahlkampf anzusprechen.
Herzlichen Dank für die Unterstützung!


28.11.2013, 00:49

Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer der 'Petition für Bülent'!

Seit Bülent am Einschulungstag des Schulhofs verwiesen wurde, hat sich die Situation an der Paderborner Bonifatiusschule verschärft: Die Schule zwingt nun ALLE Kinder ungeachtet ihrer Religionszugehörigkeit, den katholischen Religionsunterricht zu besuchen - auch jene, die bislang davon befreit waren, nachdem deren Eltern in den Vorjahren entsprechende Abmeldeformulare unterschrieben hatten. Wir erinnern uns, es handelt sich um eine öffentliche katholische Grundschule, an der nur 45% der Kinder katholisch sind. Offenen Widerstand von Seiten der betroffenen Eltern gibt es nicht. Sie haben Angst, dass ihre Kinder andernfalls den Platz an der Schule verlieren. Die Angst ist begründet, schließlich erklärte das Schulministerium in einem Runderlass vom 5.11.2013 unmissverständlich: "Erklären die Eltern bei der Anmeldung, ihr Kind solle am Religionsunterricht im fremden Bekenntnis nicht teilnehmen, ist die Aufnahme in die Schule nicht möglich." In den vergangenen Jahren gab es mehrfach Versuche, Kinder in ähnlichen Fällen der Schule zu verweisen, auch wenn sie diese bereits seit Jahren besuchten (s. www.kurzebeinekurzewege.de/abmeldung-vom-religionsunterricht-uber-die-teure-wahrung-eines-grundrechts/ und www.zeit.de/gesellschaft/schule/2011-07/bekenntnisschule-religion-unterricht? )

Einige Eltern begannen derweil den Versuch, ihre Schule in eine Gemeinschaftsgrundschule umzuwandeln. Dieses Recht wird ihnen vom Schulgesetz ausdrücklich zugesichert. Die daran beteiligten muslimischen Mütter wurden nach uns vorliegenden Berichten von anderen Eltern jedoch angefeindet und ließen daher von ihrem Vorhaben ab.

Während sich also in Paderborn die Lage auf der Ebene einzelner öffentlicher Bekenntnisgrundschulen verschlechtert hat, wurde das Thema am 20. Oktober im Schulausschuss des Landtags von Nordrhein-Westfalen behandelt. Schulministerin Löhrmann wies dabei auf die oben bereits erwähnte Schulmail hin, deren Grundsätze gemeinsam mit den Kirchen erarbeitet worden seien, s. www.schulministerium.nrw.de/docs/bp/Ministerium/Schulverwaltung/Schulmail/1311051/index.html

Im Anschluss berichteten Abgeordnete von SPD und Grünen, sie seien mit Kirchenvertretern im Gespräch zum Thema. Sie berichteten, dass die Kirchen in diesen Gesprächen selbst einräumten, dass es Handlungsbedarf im Sinne einer Neuregelung gebe. Die Kirchen wollten bis Februar 2014 eine gemeinsame Stellungnahme erarbeiten. Wenn diese vorliege, solle es durch die Fraktionen eine Gesetzesinitiative geben.

Eine Streichung der Bekenntnisschulen aus der Landesverfassung ist momentan nicht abzusehen: Sowohl Armin Laschet (CDU) als auch Christian Lindner (FDP) schrieben uns als Vorsitzende ihrer Parteien, dass sie eine Abschaffung öffentlicher Bekenntnisschulen ablehnen. Der CDU-Landesvorsitzende zitiert dazu aus einem CDU-Beschluss von 2011: „Die bestehenden Bekenntnisschulen erfahren insbesondere auch bei bekenntnisfremden Eltern große Akzeptanz.“ Diese Aussage erscheint allerdings angesichts der Situation in Paderborn weltfremd. Interessant ist die Reaktion der Spitzen von SPD und Grünen: Kraft und Löhrmann ließen den an sie gerichteten Brief der Initiative „Kurze Beine – kurze Wege“ kurzerhand durch den für Staatskirchenrecht zuständigen Ministerialrat beantworten. Der wiederum belehrte uns: Die Forderungen seien mit den durch Landesverfassung und den durch das Schulgesetz bestimmten Merkmalen von Bekenntnisschulen nicht vereinbar.

Wir hatten geschrieben:

Wir appellieren dringend an Sie und alle demokratischen Kräfte im Landtag, sicherzustellen,
dass ein Fall wie jener in Paderborn nicht mehr vorkommen kann. Es muss gewährleistet sein, dass Familien ihre Kinder gemeinsam mit anderen Kindern aus der unmittelbaren Nachbarschaft in die gleiche Grundschule schicken können. Unser öffentliches Schulsystem muss konfessionelle und religiöse Grenzen überwinden. Es widerspricht dem Inklusionsgedanken, wenn an öffentlichen Schulen das gemeinsame Lernen an Konfessionsgrenzen Halt macht. Ebenso muss sichergestellt sein, dass Glaube und Religionszugehörigkeit von Lehrkräften keinen Einfluss auf deren Anstellungschancen und die Wahrnehmung von Leitungspositionen haben."

Wir wiederholen unsere Bitte, die Familie von Bülent bei den Prozesskosten von bislang knapp 2.000€ zu unterstützen. 500€ konnten bereits gesammelt werden. Jede Spende hilft, auch 5 oder 10 Euro! Näheres unter www.betterplace.org/de/projects/14662-prozesskostenunterstutzung-fur-bulents-familie Gerade läuft übrigens die Haupverhandlung an, wir werden auf dem Petitionsblog über den Fortgang berichten.

Mit den besten Grüßen
Max Ehlers
für
die Initiative "Kurze Beine - kurze Wege"


12.11.2013, 00:14

Der Humanistische Pressedienst hat bei der Initiative "Kurze Beine - kurze Wege" nachgefragt, wie es im Fall Bülent weitergegangen ist und ob und inwieweit die Politik in der Zwischenzeit tätig geworden ist. Bisher ist nichts geändert worden: Die Vorsitzenden von CDU (Laschet) und FDP (Lindner) haben in Antwortschreiben an die Initiative bekräftigt, dass sie am Verfassungsstatus der öffentlichen Bekenntnisschulen nicht rütteln wollen. Es steht zu befürchten, dass es noch viele Bülents, Claras und Fabians geben wird, die nicht die nächstgelegene Grundschule besuchen dürfen oder gegen den Willen ihrer Eltern Religionsunterricht und Gottesdienste im Schulbekenntnis besuchen müssen.

Das vollständige Interview ist zu lesen unter hpd.de/node/17128


12.11.2013, 00:13

Der Humanistische Pressedienst hat bei der Initiative "Kurze Beine - kurze Wege" nachgefragt, wie es im Fall Bülent weitergegangen ist und ob und inwieweit die Politik in der Zwischenzeit tätig geworden ist. Bisher ist nichts geändert worden: Die Vorsitzenden von CDU (Laschet) und FDP (Lindner) haben in Antwortschreiben an die Initiative bekräftigt, dass sie am Verfassungsstatus der öffentlichen Bekenntnisschulen nicht rütteln wollen. Es steht zu befürchten, dass es noch viele Bülents, Claras und Fabians geben wird, die nicht die nächstgelegene Grundschule besuchen dürfen oder gegen den Willen ihrer Eltern Religionsunterricht und Gottesdienste im Schulbekenntnis besuchen müssen.


26.09.2013, 10:00

Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer der 'Petition für Bülent'!

Am vergangenen Samstag wurde unsere Petition an MdL Sigrid Beer übergeben. Beer ist nicht nur Paderborner Landtagsabgeordnete, sondern auch parlamentarische Geschäftsführerin und schulpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen im Landtag von Nordrhein-Westfalen. Sie erklärte sich bereit, das Anliegen der Unterzeichner mit nach Düsseldorf zu nehmen. Weder die Schulleitung der Bonifatiusschule, noch die Schulaufsicht, noch das Schulverwaltungsamt waren bereit, die Petition persönlich entgegenzunehmen.

Bei der Übergabe betonte Stadtschulpflegschaftsvorsitzender Michael Schäder, dass er sich eine Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen wünsche. Es sei nicht einzusehen, warum in staatlichen Schulen Kinder nach Religionszugehörigkeit getrennt würden. Ebenso sei es falsch, dass staatliche Schulen Kinder zur Teilnahme am Religionsunterricht oder Gottesdiensten verpflichteten, obwohl das Grundgesetz diese Entscheidung explizit den Eltern überlasse.

Sohail Ahmed, stellvertretender Vorsitzender des Integrationsrates, verwies darauf, dass der aktuelle Fall nur die Spitze des Eisbergs darstelle: Viele Kinder in Paderborn besuchten unfreiwillig eine weit entfernte Grundschule, weil sie an der nächstgelegenen Grundschule nur unter der Bedingung der Teilnahme am Religionsunterricht aufgenommen würden. Viele andere andersgläubige Eltern ließen ihre Kinder notgedrungen und gegen ihre Überzeugung am katholischen Religionsunterricht teilnehmen, da sie nicht die Möglichkeit hätten, ihre Kinder quer durch die Stadt zur Schule zu begleiten.

Sigrid Beer erklärte, dass sie sich bis zum Schluss für die Aufnahme von Bülent als Gastschüler eingesetzt habe. Sie verwies auf ihre seit langem andauernden Bemühungen um eine gesetzliche Neuregelung im Einvernehmen mit den Kirchen. Sie sei zuversichtlich, dass die Regierungskoalition in absehbarer Zeit eine positive Lösung präsentieren könne, die die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtige.

Was ist aus Bülent geworden?

Vor drei Wochen hätte Bülent gemeinsam mit seinen Kindergartenfreunden an der Bonifatiusschule eingeschult werden sollen. Am Einschulungstag wurde Bülent unter Verweis auf das Hausrecht mit seinen Eltern des Schulhofs verwiesen. Er und seine Schwester besuchen mittlerweile eine andere Schule. Ihr Schulweg beträgt jetzt 4,5 km statt 200 Meter. Die sechs wohnortnächsten Grundschulen sind öffentliche katholische Schulen, in denen die Kinder Religionsunterricht in einem Bekenntnis besuchen müssten, dem sie nicht angehören. Bülents Eltern erwägen, wegen der schwierigen Erreichbarkeit der neuen Schule nach zehn Jahren aus ihrem Stadtteil wegzuziehen.

Direkt neben Bülents neuer Schule, einer Gemeinschaftsgrundschule, liegt eine katholische Bekenntnisschule. Die beiden Schulen sind in einem Gebäudekomplex untergebracht: Aula, Sporthalle und Speiseraum werden gemeinsam genutzt. Bülents Vater: "Die Migrantenkinder gehen überwiegend durch die rechte Tür in die Gemeinschaftsschule, die 'einheimischen' Kinder überwiegend durch die linke Tür in die Bekenntnisschule. Meinen Kindern fiel das sofort auf: 'Papa, in meiner Klasse sind ganz viele Kinder mit türkischem Namen'." Bülent selbst ist in Paderborn geboren, er ist deutscher Staatsbürger. Auch an der neuen Schule lernt Bülent, dass die Forderung aller im Bundestag vertretenen Parteien nicht Realität ist, sondern weiterhin ein politischer Auftrag an unsere Volksvertreter bleibt: "Alle Kinder sollen ungeachtet ihres kulturellen Hintergrundes gemeinsam unterrichtet werden.”

Auf dem Elternabend erfuhr Bülents Vater diese Woche, dass der Stadtrat vor zwei Jahren beschlossen hat, die beiden Schulen aus organisatorischen Gründen zusammenzulegen. Laut Schulentwicklungsplan soll der Zusammenschluss 2016/17 stattfinden. Es ist nicht auszuschließen, dass die neue Schule eine katholische Bekenntnisschule wird. Bülents Familie rätselt jetzt schon, ob sie zur Einschulung von Bülents kleinem Bruder 2019 erneut umziehen muss.

Mit Bülents Familie hoffen wir noch immer auf eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts, die unserem Rechtsempfinden entspricht. Bislang wurden lediglich Eilentscheidungen getroffen, die das Verfahren in der Hauptsache nicht vorwegnehmen. Der Familie sind aber bereits erhebliche Anwalts- und Gerichtskosten entstanden.

Die Initiative "Kurze Beine - kurze Wege" möchte Bülents Familie bei den Prozesskosten unterstützen.

Jede Spende hilft, auch 1, 2 oder 5 Euro!

Näheres hierzu unter www.betterplace.org/de/projects/14662-prozesskostenunterstutzung-fur-bulents-familie

Wir werden Sie weiterhin über die Entwicklung auf dem Laufenden halten, über den Blog unter www.openpetition.de/petition/blog/buelent-soll-mit-seinen-freunden-auf-die-grundschule-in-seiner-nachbarschaft-gehen-duerfen ebenso wie auf www.kurzebeinekurzewege.de


09.09.2013, 01:44

Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer!

Am Montag früh endet die Petition, mit der wir erreichen wollten, dass Bülent mit seinen Kindergartenfreunden die Grundschule in seiner Straße besuchen darf. Mittlerweile ist klar, dass unser Anliegen gescheitert ist. Ein Eilentscheid des OVG Nordrhein-Westfalen hatte am Mittwoch bestätigt, dass der Schulleiter Bülent nicht aufnehmen musste. Die Entscheidung in der Hauptsache steht immer noch aus.

Am Donnerstag war der erste Schultag. Bülent wurde von seiner Familie trotz alledem zur Bonifatiusschule gebracht. Sie vertrauten unter anderem aufgrund vorangegangener Gespräche mit dem Schulleiter darauf, dass Bülent mit allen anderen Kindern aus seinem Kindergarten auf der Bonifatiusschule eingeschult werden würde, wenn auch nur vorläufig als Gastschüler. Es kam anders: Der Schulleiter und ein Schulamtsdirektor verwiesen Bülent und seine Eltern nach der Einschulungsfeier des Schulhofes, gerade als Bülent mit seinen neuen Klassenkameraden in die Klasse gehen wollte. Wenn die Eltern damit gerechnet hätten, dass es so kommen würde, hätten sie es Bülent und sich erspart. Die christliche Nächstenliebe ist in Paderborn an einer katholischen Grundschule unter die Räder geraten.

Im Namen von Bülents Familie und der Initiative „Kurze Beine – kurze Wege“ darf ich Ihnen allen für die überwältigende Unterstützung danken. Innerhalb von nur 6 Tagen sind weit über 2.000 Unterschriften zusammengekommen. Hunderte von Kommentaren haben uns und der Familie Mut gemacht. Ganz offensichtlich sind nicht nur wir der Meinung, dass das Handeln der Schulbehörden und die zugrundeliegenden Regelungen nicht mehr in unsere Zeit passen und nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sind. Auch für viele unter Ihnen ist es mit christlichen Werten und dem Grundsatz der Religionsfreiheit nicht vereinbar, wenn ein Kind aufgrund seiner Religion von einer öffentlichen, vollständig staatlich finanzierten Grundschule in seinem Stadtviertel ausgegrenzt wird.

Die Petition berührt zwei große Diskussionsthemen, die seit Jahren in Deutschland eine große Rolle spielen. Das Thema Trennung von Kirche und Staat sowie das Thema Integration. Wie stark emotional besetzt diese Themen sind, zeigten uns Beiträge von Unterstützern und Gegnern der Petition auf der Debattenseite der Petition sowie Zuschriften an unsere Initiative. Aus unserer Sicht bleibt Integration ein Lippenbekenntnis, wenn Kinder bereits an staatlichen Schulen aus religiösen Gründen nicht gemeinsam lernen können.

In Fall von Bülent handelte es sich um eine muslimische Familie, die Eltern sind seit Jahren im interreligiösen Dialog in Paderborn engagiert. Wir haben seit 2009 als Initiative aber auch viele evangelische und bekenntnislose Fabians und Claras kennengelernt und unterstützt, deren Eltern dann zum Teil gegen ihre Überzeugung eine Einverständniserklärung unterschrieben, damit ihr Kind die nächstgelegene katholische oder auch evangelische staatliche Grundschule besuchen konnte. Wir lernten Lehrerinnen und Lehrer kennen, die an ihrer Schule keine feste Stelle bekommen konnten, weil sie nicht das richtige Bekenntnis hatten. Wir begleiteten eine evangelische Lehrerin, der nach jahrelanger kommissarischer Leitung einer katholischen Bekenntnisschule die Schulleitungsstelle verweigert wurde. Sie erkrankte nach ihrer Ablehnung und kann bis heute ihren Beruf nicht mehr ausüben.

Wir danken Bülents Familie, dass sie diesen steinigen Weg auf sich genommen hat, um für ihr Recht auf Gleichbehandlung zu streiten. Wir werden die Familie auch weiterhin unterstützen.

In praktisch allen anderen Bundesländern spielt die Religion bei der Aufnahme von Kindern an staatlichen Grundschulen und bei der Besetzung von Lehrer- bzw. Schulleitungsstellen keine Rolle. Politikerinnen und Politiker aller Parteien in NRW haben bisher versagt, eine Gleichbehandlung sicher zu stellen. Diese Gleichbehandlung fordern wir weiterhin ein! Wir suchen das Gespräch mit allen Parteien in NRW und mit anderen politisch engagierten Gruppen und sind überzeugt, dass diese Ungleichbehandlung aus religiösen Gründen überwunden werden wird. Wir sind dankbar für Ihre Unterstützung auf diesem Weg und hoffen, dass Sie uns auch weiterhin begleiten werden.

Bleiben Sie über www.kurzebeinekurzewege.de oder kontakt@kurzebeinekurzewege.de in Kontakt.

p.s.
Bülent am Nachmittag der gescheiterten Einschulung zu seiner Mutter: „Mama, wenn ich groß bin, will ich Schulleiter werden. Dann lasse ich alle Kinder in die Schule.“

p.p.s
Die Eltern von Bülent haben uns ihren Dank an alle Unterzeichner übermittelt:
"Wir danken der Elterninitiative „Kurze Beine - Kurze Wege“, die sich seit Jahren unermüdlich für die gleichberechtigte Bildung aller Kinder in NRW einsetzt. Sodann wollen wir allen Unterzeichnern dieser Petition unseren herzlichen Dank ausdrücken für Ihre menschliche Solidarität und Unterstützung. In einem wirklich sehr schwierigen Moment, in dem wir unsere Hoffnung fast verloren h


06.09.2013, 03:29

Kein Platz für Bülent an der Bonifatiusschule

Am 5.9. war in Nordrhein-Westfalen Einschulung. Bis zuletzt hatten Bülents Eltern gehofft, dass ihr Sohn auf der Schule in seiner Straße eingeschult werden könnte. Zumindest vorläufig sollte er mit seiner Schwester auf die Schule gehen dürfen, gegebenenfalls würde er auch den Religionsunterricht besuchen. Letztlich wurde es kein schöner Tag für Bulent und seine Familie: Dieser erste Schultag fand für Bülent nicht statt, obwohl er bereits auf der Klassenliste "seiner" ersten Klasse stand.

Der Schulleiter nahm sein Recht wahr, Bülent abzulehnen, und setzte es auch durch. Seine Eltern werden nunmehr eine andere Schule für die beiden Kinder suchen müssen. Daran konnten auch die über 1700 Unterstützer nichts ändern, die innerhalb von vier Tagen durch die Petition zusammenkamen.

Die Petition läuft trotzdem weiter: Mit ihr bekunden wir nicht nur weiterhin unsere Solidarität für Bülent, sondern sagen auch der Stadt Paderborn sowie den verantwortlichen Landespolitikern in NRW, dass wir es nicht zulassen wollen, dass Kinder aufgrund ihrer Religion weiterhin an öffentlichen Grundschulen ausgegrenzt werden.

Dorothea Schäfer, Vorsitzende der GEW NRW, formuliert die Forderung im Kommentarbereich so: "Auch Bekenntnisschulen, die vollständig mit öffentlichen Mitteln finanziert werden, sollten alle Kinder unabhängig von der Herkunft oder der Religion aufnehmen."

Wir danke Ihnen allen für Ihre Unterstützung durch Ihre Unterschrift, durch Ihre Kommentare und Ihre Beteiligung an der Debatte! Bleiben Sie dran, sagen Sie es weiter, damit die katholische Presseagentur nicht Recht behält, wenn sie schreibt: "Gericht beendet Streit um Muslim an Paderborner Bekenntnisschule" (www.kathweb.at/site/nachrichten/database/56980.html)

Weitere Informationen einschließlich Hinweisen auf aktuelle Berichterstattung finden sich auf den Seiten der Initiative "Kurze Beine - kurze Wege" unter www.kurzebeinekurzewege.de. Die Initiative ist ein Zusammenschluss gläubiger und nichtgläubiger Menschen verschiedener Religionen und Konfessionen.
Wir fordern, dass:
- das Aufnahmerecht von Kindern an der nächstgelegenen öffentlichen Grundschule unabhängig von ihrem Bekenntnis und von Glaube und Herkunft ihrer Eltern sein soll
- an allen öffentlichen Schulen die Qualifikation und nicht die Konfession Hauptkriterium bei der Besetzung von Lehrer/innenstellen und Leitungspositionen sein muss, und dass.
- Kinder an öffentlichen Schulen keinen Religionsunterricht in einem Bekenntnis besuchen müssen, dem sie nicht angehören.


05.09.2013, 14:32

Das OVG NRW hat gestern entschieden, dass der Schulleiter Bülent ablehnen darf. Bülent wird heute nicht an der Bonifatius-Schule eingeschult. Die Eltern wissen im Moment nicht, wie sie weiter verfahren sollen. Sie hatten bis heute früh gehofft, dass sich noch eine Lösung finden würde und Bülent gemeinsam mit seiner Schwester auf die Schule gehen kann, die er schon gut kennt und auf die die meisten seiner Kindergartenfreunde gehen. Sie können ihren Sohn nicht auf Dauer quer durch Paderborn zur Schule begleiten. Als Konsequenz bleibt nur, wie in der Petition beschrieben, dass die Tochter ebenfalls die Schule wechselt und mit ihrem Bruder gemeinsam zur Schule fährt.
Wir hoffen, dass die Petition nicht erlahmt und der Schulleiter, das Schulamt und die Bezirksregierung einen Weg finden, Bülent doch noch auf der Schule aufzunehmen.


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