22.12.2018, 01:37
Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,
gestern fand die spannend erwartete Petitionsübergabe zum Torwächterhaus im Karlsruher Rathaus statt. Zugegen waren neben Vertretern unseres Arbeitskreises Stadtbild Durlach u.a. auch die Leiterin des Presseamtes sowie einige spontan dazu gekommene Bürger. Außerdem waren eine Reihe von Pressevertretern, darunter BadenTV und die BNN der Einladung gefolgt. Nicht alltäglich bei einer simplen Onlinepetition!
Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup empfing uns dann auch im vorbereiteten Nancysaal mit Kaffee und Gebäck sowie - vorerst - warmen Worten und nahm sich Zeit. Er fände es gut, dass wir uns für die Altstadt Durlachs einsetzen und wir mit unserer Petition bereits für viel Aufsehen für die Thematik des Erhalts historischer Gebäude gesorgt haben.
Nach seiner freundlichen Begrüßung lauschte der OB den Worten von Günther Malisius, dem Vorsitzenden des Durlacher Historischen Vereins, in denen die Hintergründe der Petition und der Unmut der Bürger erklärt wurde.
Das Gebäude zu kaufen, wie Herr Malisius vorschlägt (immerhin mietet das Stadtamt Durlach extern bereits Flächen an, aus Kapazitätsgründen) kommt seitens der Stadt - zumindest für den Oberbürgermeister - allerdings derzeit nicht infrage, selbst wenn es Platzmangel beim Stadtamt gibt. Das Haus wäre nicht geeignet hierfür und er hält es auch generell nicht für sinnvoll, das Haus zu kaufen aus Sicht der Stadt.
Im Anschluss übergab ich Dr. Mentrup die 86-seitige Unterschriftenliste mit über 3.600 Unterschriften und dem eigentlichen Petitionstext. Außerdem bekam er den dicken Leitz-Ordner mit 316 handschriftlichen Unterschriftenbögen, einen USB Stick mit den auch noch einmal zur Sicherheit digital erfassten Dateien, sowie die ausführliche 29-seitige Dokumentation zum Torwächterhaus - Ochsentorstraße 32 (vor der Eingemeindung übrigens Adlerstraße 32), die unser Vereinshistoriker und Architekt Mirko Felber mit Hilfe von Recherchen, z.T. auch von Heimatforscher Dr. Peter Güß und Herrn Peter Nordwig erstellt hat.
Damit der Oberbürgermeister unser altes Durlach und vor allem dessen Altstadt in seiner Amtszeit nicht vergisst, haben wir ihm als kleines, vorzeitiges Weihnachtsgeschenk zudem auch einen Stich mit dem wiederaufgebauten Durlach um ca. 1770 überreicht, auf dem man das Ochsentor und die Gebäude davor gut erkennen kann.
Ich habe in meiner Übergaberede darauf hingewiesen, dass es nach unserer Archivforschung zwei uralte Wände gibt, die wohl vor 1689 entstanden sind und das Gebäude stadtbilsprägend ist. Das hat Herrn Mentrup überrascht. Er wusste nur von der historischen Nordwand. Zumindest deren archäologische Untersuchung ist zugesichert. Wenn es zu erhalten ist, würde das natürlich Berücksichtigung finden...
Ich habe weiterhin auf den Tourismus und die fehlende Erhaltungssatzung in Durlach hingewiesen, die erst dazu führt, dass wir - für den Bürger kaum nachvollziehbar - auch nach 20 Jahren Altstadtdenkmalsatzung in Durlach immer noch zwischen wenigen, besonders als "Kulturdenkmal" geschützten und vielen "erhaltenswerten" Altbauten (= Abriss möglich, wenn der Eigentümer es beantragt) unterscheiden. Heidelberg hingegen ist weiter, hat seine Altstadt komplett geschützt durch eine Erhaltungsgsatzung.
Dr. Mentrup betonte zum Gebäude selbst, dass die Stadtverwaltung und die Denkmalschutzbehörde aus seiner Sicht damals alles richtig bearbeitet und beurteilt hätten. Der Petitionsausschuss des Landtages habe ja immerhin auch keine formalen Fehler festgestellt. Ergo - wir hätten die rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft. Der Eigentümer habe nun einmal das Recht abzureißen wenn er will. Da das neue Gebäude einen Sandsteinsockel und eine ähnliche Kubatur bekäme wäre das seiner Ansicht nach ausreichend. Uns befriedigt diese Aussage jedoch überhaupt nicht!
Wir haben den OB darauf zum Dialog und zur Vermittlung aufgefordert. Wir wissen, dass niemand das Gebäude plötzlich zum Kulturdenkmal erklärt. Das ist auch nicht der Sinn dieser Petition. Aber wir erwarten, dass OB und Stadtrat sich Gedanken zum Erhalt machen, die Stimmen hören und das Thema im Gemeinderat öffentlich erörtert wird. Hierzu haben wir aufgrund unserer 2.815 Karlsruher Unterschriften auch die Berechtigung! Zudem - 7 Stadträte folgen bereits unserer Auffassung!
Wir werden es jedenfalls nicht dabei belassen, sondern eine öffentliche Diskussion und Würdigung unserer Petition im Gemeinderat verlangen. Auch sind viele Durlacher nach wie vor bereit, für den Erhalt des Gebäudes einzutreten. Die Stadt muss sich fragen, ob sie wirklich keinen Ermessensspielraum sieht und 2.800 Bürger in Ihrer Vorgehensweise ignorieren kann.
Diverse Presseartikel reiche ich Ihnen natürlich noch nach. Ich bedanke mich auch für die vielen Emails und Leserbriefe, die mir zwischenzeitlich zugegangen sind!
Mit den besten Grüßen aus Durlach
Robin Cordier
für den Arbeitskreis Stadtbild Durlach
im Freundeskreis Pfinzgaumuseum - Historischer Verein Durlach e.V.