Region: Besigheim
Umwelt

Lehmgrube Besigheim

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Gemeinderat Besigheim

633 Unterschriften

Der Petition wurde teilweise entsprochen

633 Unterschriften

Der Petition wurde teilweise entsprochen

  1. Gestartet 2020
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht am 21.07.2020
  4. Dialog
  5. Teilerfolg

18.06.2020, 12:38

Ich habe die in den genannten Zrtikeln zentralen Aussagen auf ihre Richtigkeit hin untersuchen lassen. Da ich kein Wildbienenexperte bin habe ich Herrn Dr. Westrich, Autor des Standardwerks „Die Wildbienen Baden-Württembergs“, ein international publizierender und anerkannter Experte, gebeten, die Aussagen zu bewerten. Anbei aus Gründen der Transparenz seine diesbezügliche E-Mail:

Gesendet: Montag, 1. Juni 2020
Betreff: Re: Wildbienen in der Lehmgrube Besigheim

Sehr geehrter Herr Dr. Tempel,

gerne will ich auf Ihre Anfrage antworten, zumal ich es sehr begrüße, dass Sie sich für die Erhaltung der Lehmgrube in Besigheim als Lehensraum von Wildbienen einsetzen.

"In Asphalt, Lettenböden sowie in Baustoffen sind keine Bienenvorkommen möglich."

Dazu ist folgendes zu sagen: Offensichtlich ist mit dem Begriff "Bienenvorkommen" die Anlage von Nestern in den genannten Substraten gemeint. In Asphalt können tatsächlich keine Wildbienen nisten. Was mit "Baustoffen" gemeint ist, bleibt unklar. Mit "Lettenböden"
sind meiner Meinung nach fette Lehmböden gemeint, d.h. Sedimente aus schluffigem bis sandigem Ton. Es gibt eine ganze Reihe von Bienenarten, die ein solches Substrat für die Anlage ihrer Bodennester nutzen. Einige bevorzugen ein solches sogar, vor allem dann, wenn die Bodenstellen unbewachsen und durch Befahren oder Begehen verdichtet sind. Eine dieser Arten ist die Pförtner-Schmalbiene (Lasioglossum malachurum). Aber auch die Gelbbindige Furchenbiene (Halictus
scabiosae) gehört zu den Arten, die bevorzugt an völlig vegetationsfreien Stellen im harten Boden nisten.

"„Im Zuge des Bebauungsplanverfahrens, das vermutlich Ende des Jahres anlaufen werde, sei eine Umsiedlung der Bienen gegebenenfalls vorgesehen, teilt die Layher-Geschäftsführung mit."

Es geht hier wohl um die Umsiedlung von bodennistenden Arten. Während Bienenarten, die oberirdisch in vorhandenen Hohlräumen nisten wie einige Mauerbienenarten (Gehörnte und Rostrote Mauerbiene, Osmia cornuta, Osmia bicornis) leicht umzusiedeln sind, gilt dies keinesfalls für Arten, die mit ihren Oberkiefern Hohlräume im Boden für die Anlage der Brutzellen graben. Die Nester liegen, von Art zu Art unterschiedlich, in unterschiedlicher Tiefe von 5 cm bis 60 cm und mehr. Es kann sich dabei um komplexe Nestarchitekturen handeln, die selbst bei manuellen Grabearbeiten sehr leicht zerstört werden. Mir ist keine erfolgreiche Umsiedlung bei Lehmsubstraten bekannt. Die Entwicklung der Nachkommen in den Bodennestern dauert viele Monate, meistens im Stadium der Larve, die äußerst empfindlich gegen jede Art der Beeinträchtigung ist. Umsiedlungen können nur über die Bereitstellung eines neugeschaffenen Nistplatzes versucht werden, der von schlüpfenden Weibchen im Zuge der Neugründung von Nestern selbst besiedelt werden muss.

"Denkbar sei auch, Lehmdächer und Holzhäuser als Nistflächen auszuführen."

Wie oben bereits erwähnt können die Nester in größeren Tiefen (60 cm und mehr) liegen. Eine solch hohe Lehmschicht ist für Dächer nicht machbar und selbst wenn dies machbar wäre, ist ein Besiedlungserfolg nicht gewährleistet, weil ein aufgeschüttetes Substrat eine andere Feinstruktur hat als ein natürlich gewachsenes Sediment.



Mit freundlichen Grüßen
Paul Westrich


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