18.06.2020, 12:37
Ich habe die in den genannten Zrtikeln zentralen Aussagen auf ihre Richtigkeit hin untersuchen lassen. Da ich kein Wildbienenexperte bin habe ich Herrn Dr. Westrich, Autor des Standardwerks „Die Wildbienen Baden-Württembergs“, ein international publizierender und anerkannter Experte, gebeten, die Aussagen zu bewerten. Anbei aus Gründen der Transparenz zunächst meine diesbezügliche E-Mail:
1.6.2020
Sehr geehrter Herr Dr. Westrich,
Mein Schwager, ein großer Freund der Wildbienen und Naturgärten, hat mich auf Ihr beeindruckendes Buch „Wildbienen, die anderen Bienen“ hingewiesen, das ich mir gleich bestellt habe - aus gegebenem Anlass.
In der wildbienenreichen Lehmgrube Besigheim hat ein Bauunternehmer angefangen zu planieren. Ich habe hierzu eine Petition gestartet:
www.openpetition.de/petition/kommentare/lehmgrube-besigheim
Hierauf wurde nach einiger Zeit in der regionalen Presse berichtet. Sowohl im Neckar-Enz-Bote bzw. der Ludwigsburger Kreiszeitung (siehe Anhang), aber ähnlich auch in der Bietigheimer Zeitung (www.bietigheimerzeitung.de/inhalt.lehmgrube-auf-dem-ziegelei-areal-in-besigheim-keine-bauarbeiten-wegen-wildbienen.5f09ca55-dd3c-4d5d-b4a1-c6f72eb63839.html), wird das Wohnbauunternehmen so zitiert, „… dass derzeit umfangreiche Aufräumungsarbeiten in der Ziegelei stattfänden.
Die Mieter seien aufgefordert
worden, ihr gesamtes Altmaterial und
den Müll mitzunehmen. Die Arbeiten in
dem Vorbereich hätten grundsätzlich mit
der Lehmgrube nichts zu tun, „in diesem
bearbeiteten Bereich waren keine Wildbienen und sind keine Wildbienen. In Asphalt, Lettenböden sowie in Baustoffen sind keine Bienenvorkommen möglich.“
Da durch die vom 22.3.20 vorliegenden Bildern (also unmittelbar vor den Planierarbeiten) nachgewiesen wird, dass auf der betreffenden Fläche weder „Altmaterial und … Müll“, noch „Asphalt … sowie … Baustoffe“ lagen, beschränkt sich die Frage darauf, ob in den dort vorhandene Lettenböden (was laut Wikipedia ein anderes Wort für Lehmboden ist) Wildbienen theoretisch vorkommen können oder nicht. Wenn Sie hierzu Stellung nehmen könnten wäre das toll.
An anderer Stelle behauptet das Wohnbauunternehmen:
„Im Zuge des Bebauungsplanverfahrens,
das vermutlich Ende des Jahres anlaufen
werde, sei eine Umsiedlung der
Bienen gegebenenfalls vorgesehen, teilt
die Layher-Geschäftsführung mit. Denkbar sei auch, Lehmdächer und Holzhäuser als Nistflächen auszuführen.“
Ist es möglich, Wildbienen adäquat umzusiedeln, beispielsweise auf Lehmdächer und Holzhäuser, zumal es sich nicht nur um recht häufige Mauerbienen zu handeln scheint, sondern um eine gutachterlich nachgewiesene „Vielzahl von besonders geschützten und zum Teil landesweit gefährdeten und stark gefährdeten Wildbienenarten“ (Landratsamt)?
Getreu den Regeln der Logik müsste nur von einer in Baden-Württemberg vorhandenen Wildbienenart berichtet werden, wo dies als nicht möglich gilt.
Eine Stellungnahme von Ihnen als renommiertem Wildbienenkenner würde mir und insbesondere dem Schutz der Wildbienen sehr helfen.
…
Sie würden mir und v. a. den Besigheimer Wildbienen mit Ihrer Antwort sehr helfen, die ich dann (Ihre Zustimmung vorausgesetzt) an die Lokalpresse weiterleiten würde.
Herzliche Grüße
Dr. Benjamin Tempel