Region: Besigheim
Umwelt

Lehmgrube Besigheim

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Gemeinderat Besigheim

633 Unterschriften

Der Petition wurde teilweise entsprochen

633 Unterschriften

Der Petition wurde teilweise entsprochen

  1. Gestartet 2020
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht am 21.07.2020
  4. Dialog
  5. Teilerfolg

19.06.2020, 14:23

Heute wurde mein Leserbrief im Neckar-Enz-Bote gebracht. Hier meine ungekürzte Fassung.

Leserbrief Lehmgrube Besigheim (Der NEB berichtete am 26.05.2020, S. 5)

In Zeiten von Fake-News haben Faktenchecks eine wichtige Bedeutung – darauf weist nicht nur Rezo in seinem jüngsten politischen Youtube-Video hin (www.youtube.com/watch?v=hkncijUZGKA&t=2697s). Auch die EU will es „[u]nabhängigen Faktenprüfern und Wissenschaftlern“ leichter machen, „Falschinformationen aufzudecken“ (www.deutschlandfunk.de/eu-massnahmen-gegen-fake-news-wird-aus-selbstkontrolle-bald.2907.de.html?dram:article_id=416603).
Im Folgenden will ich auf die Aussagen von Wohnbau Layher Bezug nehmen und diese auf ihre Richtigkeit untersuchen. Da ich selbst kein Wildbienenexperte bin, habe ich Herrn Dr. Westrich um eine Stellungnahme gebeten. Er hat das Standardwerk „Die Wildbienen Baden-Württembergs“ verfasst, gehört somit zu jenen weniger als zehn Wissenschaftlern in Baden-Württemberg, die „in der Lage wären, die 460 Wildbienenarten im Land zu bestimmen“ (NEB vom 5.6.20, S. 11).
Ich werde die zentralen Aussagen zusammenfassen. Den diesbezüglichen E-Mailkontakt werde ich ungekürzt auf der Petitionsseite zur Lehmgrube Besigheim (www.openpetition.de/petition/online/Lehmgrube-Besigheim) stellen.
Aussage 1: „In Asphalt, Lettenböden sowie in Baustoffen sind keine Bienenvorkommen möglich.“ Mit mir (vom 22.3.20) vorliegenden Bildern unmittelbar vor der Planierung kann ich nachweisen, dass weder Asphalt noch Baustoffe auf der betreffenden Fläche zu finden war. Auch der ebenfalls erwähnte Müll war dort nicht vorhanden. Zu Lettenböden, also einem anderen Wort für Lehm, schreibt mir Herr Westrich: „Es gibt eine ganze Reihe von Bienenarten, die ein solches Substrat für die Anlage ihrer Bodennester nutzen“, z. B. die die Pförtner-Schmalbiene und die Gelbbindige Furchenbiene. Aussage 1 ist damit widerlegt.
Aussage 2: „Im Zuge des Bebauungsplanverfahrens, das vermutlich Ende des Jahres anlaufen
werde, sei eine Umsiedlung der Bienen gegebenenfalls vorgesehen, teilt die Layher-Geschäftsführung mit. Denkbar sei auch, Lehmdächer und Holzhäuser als Nistflächen auszuführen.“
Herr Dr. Westrich schreibt hierzu: „Es geht hier wohl um die Umsiedlung von bodennistenden Arten. Während Bienenarten, die oberirdisch in vorhandenen Hohlräumen nisten wie einige Mauerbienenarten (…) leicht umzusiedeln sind, gilt dies keinesfalls für Arten, die mit ihren Oberkiefern Hohlräume im Boden für die Anlage der Brutzellen graben. Die Nester liegen, von Art zu Art unterschiedlich, in unterschiedlicher Tiefe von 5 cm bis 60 cm und mehr. Es kann sich dabei um komplexe Nestarchitekturen handeln, die selbst bei manuellen Grabearbeiten sehr leicht zerstört werden. Mir ist keine erfolgreiche Umsiedlung bei Lehmsubstraten bekannt (…) Eine solch hohe Lehmschicht [> 60cm] ist für Dächer nicht machbar.“ Auch Aussage 2 ist damit widerlegt.
Um zu klären, dass das Planieren mit einer Fäkaliensperre für die dort gehaltenen Rinder nichts zu tun hat, genügt ein kurzes Gespräch mit einem Bauern.
Bleibt nur noch zu Fragen: Für was das alles – zur Gewinnmaximierung? Am Ende hat davon niemand etwas, auch nicht die Firma Layher – wegen des immensen Imageverlusts und, weil auch sie in einer intakten Natur leben wollen. Gegenvorschlag: Die Besigheimer Ziegelei nachhaltig entwickeln, indem das charmante Gebäude erhalten bleibt. Die Mieter dürfen bleiben, es wird zum barrierefreien Passivhaus mit 30% sozialem Wohnbau renoviert, gerne mit architektonisch interessanten Loftwohnungen. Die Lehmgrube wird verdientermaßen zum Naturdenkmal. Utopie? Nein, das ist der einzig zukunftsträchtige Entwurf, der Green New Deal für Besigheim (vgl. Ursula von der Leyen). Die Zeit ist reif dafür.


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