31.03.2021, 20:42
Steilstück
Vom ersten Tag an Publikumsliebling: Das ist die Standseilbahn am Durlacher Turmberg. Dem traumhaften Einstand folgte 1965 ein zweiter Senkrechtstart. Vor der Rundumerneuerung beklagten Zeitgenossen das Aus für die nostalgischen Wagen, doch die Nachfolgemodelle mit dem frischen Lack in Gelb und Rot waren gleich wieder beliebt, und zwar auf Dauer: Noch immer zuckeln genau diese Zwillingswagen hin und her zwischen Turmbergterrasse und Tal.
Groß war auch das Wehklagen, als die Aussichtsplattform an Karlsruhes reizvoller Top-Lage wegbröckelte. Sorgen etwa um den öffentlichen Charakter der höchst beliebten Adresse verstummten aber schon, als die Perspektive auf den Tisch kam: großzügige Sitzstufen, ein Schauweinberg und ein kleiner Trausaal anstelle der alten Betonplattform.
Solche Vorfreude schaffen die aktuellen Pläne nicht. Dafür verändert sich die Turmbergbahn zu stark. Verlängert durch die Bergbahnstraße bis an den Hangfuß, barrierefrei und mit moderner Seilbahntechnik – das haben Durlach und Karlsruhe noch nicht am Turmberg gesehen.
Die kritischen Unterzeichner der Petition können sich kein gutes Ergebnis vorstellen. Die Befürworter wiederum glauben, dass die Standseilbahn in ihrer neuen Gestalt so attraktiv wird wie noch nie. Für beides gibt es Argumente. In der Geschichte der Bahn steht jetzt ein Steilstück an. Wenn es im Kontakt mit den Bürgern gut bewältigt wird, kann sich die Erfolgsgeschichte am Turmberg durchaus fortsetzen.
BNN Dienstag, 30.03.2021