"(...) „Wir fragen uns, warum die Landesdenkmalpflege nicht frühzeitig eingeschaltet wurde“, so Fuhrmann. Er beschwert sich, dass die Stadt die Abbruchgenehmigung des Denkmalamtes bisher nicht veröffentlicht habe. Monika Blank konkretisiert dies auf Nachfrage des SÜDKURIER. „Seitens des Landesamtes für Denkmalschutz erfolgte im Dezember 2015 die Einstufung des Gebäudes als Kulturdenkmal (insbesondere im Hinblick auf die Fassade). Die geplante Erhaltung des Gebäudes schien dem Landesamt nicht denkmalgerecht, so dass die Bedenken gegen einen Abbruch von dortiger Seite zurückgestellt wurden“, erläutert Blank. Stattdessen forderte die Behörde eine Fotodokumentation des Gebäudes. Zudem liege eine „Unbedenklichkeitsbescheinigung“ des Denkmalamtes vor, so Pressesprecherin Blank. (...)"
Dabei wird nicht erwähnt, dass die Bedenken der Landesdenkmalpflege nur zurückgestellt werden mussten, weil die Stadt bereits im Vorfeld die Abrissgenehmigung erteilt hatte, ohne die Landesdenkmalpflege einzuschalten.
OFFENER BRIEF AN HERRN OBERBÜRGERMEISTER BRAND
UND HERRN JUNKER ZUM ERHALT DES GEBÄUDES FRIEDRICHSTRAßE 65 IN FRIEDRICHSHAFEN
Friedrichshafen, 9.4.2016
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Brand, sehr geehrter Herr Junker,
wir von der Gruppe FN2030 und viele weitere Häfler Bürgerinnen und Bürger wenden uns heute mit einer dringenden Bitte an Sie: ermöglichen Sie bitte den Erhalt des historischen Gebäudes in der Friedrichstraße 65 und verhindern Sie dessen Abbruch.
Dieses Gebäude dokumentiert als letztes Gebäude aus dem 19. Jahrhundert am ehemaligen Boulevard Friedrichstraße die Geschichte der Stadt Friedrichshafen und erzählt diese in seiner Baugeschichte in einmaliger Art und Weise. Ein Abbruch würde einen unmessbaren Verlust für Friedrichshafen bedeuten. Friedrichshafen hat in seiner jüngeren Geschichte, wie Sie wissen, so viel von seiner originären Bausubstanz verloren, dass unsere und zukünftige Generationen leider nur noch an wenigen Bauwerken die wechselvolle Geschichte mit Glanz- und Tiefzeiten nacherleben können.
Wenn Sie frühe Zeichnungen aus dem 19. Jahrhundert, Aufnahmen aus den 20er und 50er Jahren des 20. Jahrhundert und die heutige äußere Erscheinung des Gebäudes vergleichen, werden Sie überrascht feststellen, wie viel von der historischen Substanz des frühen 19. Jahrhunderts erhalten ist. Eigentlich ein Wunder, dass dieses Gebäude die Angriffswellen auf diese Stadt überlebt hat. Wir meinen, dass diese Tatsache eine Verpflichtung unserer Tage darstellt, dieses Gebäude zu erhalten. Das große öffentliche Interesse daran zeigt sich auch durch die rege Beteiligung an der unabhängigen von Peter Liptau initiierten Online-Petition, sowie dem extrem umfangreichen Meinungsaustausch in der Gruppe ´Friedrichshafen - damals, gestern, heute´.
Lieber Herr Brand, lieber Herr Junker, bitte gehen Sie in sich und versuchen Sie sich vorzustellen, wie ein restauriertes Gebäude (eventuell mit öffentlicher Nutzung zum Beispiel als Stadtmuseum) Friedrichshafen bereichern würde und wie ein Abbruch des Gebäudes unsere Stadt sehr viel ärmer machen würde. Viele Häfler Bürgerinnen und Bürger bauen und hoffen auf Sie und eine Lösung, die Ihnen, lieber Herr Junker, finanziell keinen Schaden zufügt und der Stadt Friedrichshafen einen großen Schatz erhält.
Wir von FN2030 können uns auch vorstellen, eine Bürgerstiftung zu gründen und dieses Haus zu erwerben und öffentlich zugänglich zu machen. Wir bitten Sie, am Dienstag, 12.4.2016 oder am Donnerstag, 14.4.2016 am Nachmittag zu einem Runden Tisch zu kommen, um über eine Alternative zum Abbruch des Gebäudes zu sprechen.
Mit besten Grüßen
Philipp Fuhrmann Elmar Reisch Rudolf Moser Dr. Ulrich Sauter
Kopie an den Präsidenten des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg
Prof. Dr. Claus Wolf,
sowie an Dr. Johannes Wilhelm, Referatsleiter 83.3 im Landesamt für Denkmalpflege
In der Diskussion um das ehemalige Hotel spricht Philipp Fuhrmann von „Geheimniskrämerei". Die Stadt Friedrichshafen betont dagegen, dass „sehr frühzeitig und äußerst transparent informiert“ worden ist.
Pressemitteilung der Initiative, erhalten von Philipp Fuhrmann:
"Die Städtebaugruppe FN2030 hat dem Investor des Gebäudes Friedrichstraße 65 (Hotel Schöllhorn) einen Aufschub des Abrisses des historischen Vorderhauses vorgeschlagen und möchte in den kommenden Tagen einen Runden Tisch mit Vertretern der Stadt, dem Investor und FN2030 einberufen, um über mögliche Alternativen zum geplanten Abriss des historischen Gebäudes an der Friedrichstraße zu reden. Dieser Vorschlag wurde soeben Investor August Junker, Inhaber der Junker GmbH, am Telefon mitgeteilt.
Wir wollen, dass das Denkmal gerettet und die Fassade fachgerecht saniert wird, damit es uns und zukünftigen Generationen als bauliches Zeugnis aus der klassizistischen Epoche um 1820 erhalten bleibt. Das Gebäude datiert aus der Gründungsphase der Stadt Friedrichshafen und ist unersetzlich.
Heute Abend wird FN2030 um 19.00 Uhr im Rathaus-Cafe diesen Vorschlag in die Öffentlichkeit tragen und bittet Vertreter der Presse um Anwesenheit.
Trotz einer laufenden Online-Petition rückte am Donnerstag auf dem Gelände des ehemaligen „Hotel Schöllhorn“ an der Friedrichstraße in Friedrichshafen der Bagger an. Eine Abbruchgenehmigung der Stadt liegt vor.
Die Abbrucharbeiten an dem Gebäude in der Friedrichstraße laufen. Die Junker Wohnbau + Immobilien GmbH (Weingarten) baut auf dem Areal ein Wohn- und Geschäftshaus mit drei Baukomplexen inklusive eines neuen Fußwegs zwischen Friedrich- und Möttelistraße. Baubeginn ist im Herbst.
Wie die Fassade des neuen Gebäudes zur Friedrichstraße hin einmal genau aussehen wird, „ist noch nicht entschieden“
Nach Worten von August Junker werden auf dem Areal zwischen 45 und 50 Wohnungen entstehen. Baubeginn soll im Herbst sein, der Investor rechnet mit einer Bauzeit von zwei Jahren.
In Sachen Zukunft des „Hotel Schöllhorn“ sind die Fronten zwischen der Städtebau-Initiative FN2030 und der Stadt verhärtet. Initiativen-Frontmann Philipp Fuhrmann fordert Baubürgermeister Stefan Köhler per Mitteilung auf, „den drohenden Abriss des Gebäudes zu verhindern“.