21.11.2017, 21:44
Liebe Unterstützer,
auf mehrfache Anregung schicke ich Ihnen meine Argumente für unsere Forderung, um Ihre Überlegungen für eine Mail an unsere gewählten Vertreter zu unterstützen. Unten angehängt finden Sie auch noch einen Brief, der vom Verfasser zur freien Verfügung gestellt ist.
Beste Grüße
Gregor Schmitz
Für eine Überprüfung der bisherigen Position des Ministeriums, beim Wechsel zu G9 nur zwei Jahrgangsstufen mitzunehmen, sprechen folgende Gründe:
1 von der Verbesserung der Bildungsqualität sollen möglichst viele Kinder profitieren
2. von den negativen Auswirken der unpädagogischen Schulzeitverkürzung sollen möglichst viele Kinder verschont werden
Die öffentliche Behauptung der Ministerin , dass der schnellere Wechsel zu G9 durch die Mitnahme der beiden zusätzlichen Jahrgänge unverantwortliches Chaos schaffen werde. (NRZ, 08.10.2017, ist keine akzeptable Begründung der Begrenzung auf nur zwei Jahrgänge. Das behauptete Chaos hat es in auch Niedersachsen nicht gegeben. Und das wird auch klar, wenn man sich einmal vergegenwärtigt, worum geht es: es geht dann um Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 7 und 8, denen beim Wechsel zu G9 zwei Jahre lang etwas mehr Unterricht nach G8 erteilt worden ist, als sie bei G9 gehabt hätten. Die Vorstellung, es gebe dann in den Klassen 9 und 10 Leerlaufchaos und Qualitätsverluste, weil kein Unterrichtsstoff mehr zur Verfügung stehe, wirkt angesichts der Klagen über „Bulimie-Lernen“, mangelnde Übung der Kompetenzen und Vertiefung des Lernstoffs, Defizite im Bereich digitaler Medienkompetenz, Stofffülle, etc. völlig realitätsfremd.
- Jeder Gymnasiallehrer wünscht sich mehr Zeit, um seinen Schülern die erforderlichen Kompetenzen zu vermitteln.
- In den vorhandenen G8-Lehrbüchern ist genügend Stoff und Arbeitsmaterial für eine intensivere und nachhaltigere Bearbeitung vorhanden.
- Auch der Unterricht im Wahlpflichtbereich stellt kein großes Problem dar. Bei G8 beginnt er in Klasse 8 und man kann dann entscheiden, ob für diesen Jahrgang bei G9 in der Stufe 10 ein drittes Jahr WPU zur Vertiefung genutzt wird oder ob die Zahl der insgesamt in den Klassen 8 u. 9 unterrichteten Stunden ausreichen soll und wie der frei werdende zeitliche Spielraum für dieses eine Jahr genutzt werden kann.
- Die notwendige Erstellung neuer Lehrpläne muss nicht zwingend an die G9-Umstellung gekoppelt werden. Übergangslehrpläne können -ausgehend von den vorhandenen Lehrplänen der existierenden G9-Gymnasien- mit wenig Arbeitsaufwand bis zum Wechsel erstellt werden. Die erforderlichen neuen Lehrpläne können ohne zusätzlichen Zeitdruck erstellt werden, um dem Qualitätsanspruch gerecht zu wer-den.
- Der Vertrauensschutz für diejenigen, die den begonnenen 8-jährigen Bildungsgang fortsetzen möchten, ist durch die Möglichkeit, ein Jahr zu überspringen, gewährleistet.
Fazit: Eine Einbeziehung weiterer Jahrgänge ist mit vertretbarem Aufwand möglich.
Sehr geehrte …,
die Elterninitiative zu G9 fordert eine beschleunigte Rückkehr zu G9 auch schon für die Schülerinnen und Schüler, die beim Wechsel zu G9 in den 7. und 8. Klassen sind. Ich möchte dieses Anliegen unterstützen und bitte Sie, sich für eine Rückkehr zu G9 auch für diese Schülerinnen und Schüler einzusetzen und diesen Schülerinnen und Schülern G9 zu ermöglichen.
Der Wechsel ist für diese Schülerinnen und Schüler nicht zu spät, da die Kompression des Lernstoffs sich gerade auf die 9. und 10 Klasse (jetzt Einführungsphase) erstreckt und damit für viele Jugendliche gerade in die Pubertät fällt, pädagogisch also zu einem höchst unglücklichen Zeitpunkt kommt. Hinzu kommt, dass gerade Jungs unter G9 besonders leiden, 55% eine Abiturjahrgangs sind mittlerweile weiblich, weil gerade Jungs etwas später in die Pubertät kommen und so unter der Schulzeitverkürzung besonders leiden. Hier den Schülerinnen und vor allem auch den Schülern mehr Zeit zu geben ist aus pädagogischer Sicht mehr als sinnvoll und steigert den Erfolg, woran uns allen gelegen sein sollte.
Zudem wissen viele Schülerinnen und Schüler nach G8 gar nicht, was sie machen wollen. Der Prozess der Reife benötigt einfach Zeit. Aus meiner Erfahrung überbrücken viele Jugendliche diese Zeit der Ungewissheit mit Auslandsreisen, Jobs oder ähnlichem. Das mag einen Zugewinn an Erfahrung bringen, wirkt aber bei vielen eben doch eher wie ein wenig geradliniges und zielstrebiges Vorgehen bei der Wahl der Zukunftsperspektive. Hier den Schülerinnen und Schüler mehr Zeit zu geben und die Reflexion der eigenen Schwächen und Stärken pädagogisch in der Schule begleiten zu können wäre für viele Absolventen ein Vorteil, der sich auch gesamtgesellschaftlich als Vorteil herausstellen würde, weil eben just dieses eine Jahr länger Schule doch viele Denkprozesse was die eigene Zukunftsplanung angeht ungemein befördert. In der Folge ergäben sich weniger Studienwechsel oder Lehrstellenabbrüche und damit weniger verlorene Zeit für die jungen Menschen.
Insofern bitte ich Sie, sich massiv für die längst überfällige Korrektur einer pädagogischen Fehlentwicklung einzusetzen. Was für die Schülerinnen und Schüler in den kommenden 5. Klassen richtig ist, kann für die jetzt bereits auf dem Gymnasium lernenden Kinder nicht falsch sein. Insofern wäre die direkte Rückkehr zu G9 auch für die bereits jetzt im Gymnasialsystem befindlichen Schülerinnen und Schüler nur ein konsequentes Zu-Ende-Denken der von der Landesregierung zu Recht als nötig und richtig erachteten Korrektur.
Mit der Bitte um Antwort und freundlichen Grüßen