28.08.2019, 17:48
Wir prägen den Begriff Bildungsschlüssel, weil wir damit zwei Dinge herbeiführen wollen: Verbesserte Bedingungen in den Einrichtungen der Kindertagesbetreuung für unsere Kinder UND für deren Erzieher/-innen.
Schon in unserer Erläuterung zur Beitragsfreiheit erklären wir, wie wichtig der Wandel des gesellschaftlichen Blicks auf die Kindertagesbetreuung ist. Die Einrichtungen sind Bildungsorte elementarer gesellschaftlicher Fähigkeiten und Grundwerte.
Wir glauben, dass jedes Kind es verdient hat, in seiner Einzigartigkeit gesehen und gefördert zu werden und den behüteten Raum zu bekommen, in dem es sich z.B. im Freispiel mit anderen auseinandersetzen kann. Dafür braucht es qualifizierte und gesunde Fachkräfte, die mit Passion dabei sind. Diesen Forderungen wird unser jetziges Gesetz nicht gerecht:
Der bisherige Personalschlüssel* im Brandenburger KiTa-Gesetz ist ein reiner Finanzierungsschlüssel, der in keinster Weise Vor- und Nachbereitungszeiten, Krankheit, Urlaub oder Weiterbildung der Erzieher/-innen berücksichtigt.
Wir wollen, dass sich das ändert und auch diese Zeiten endlich Anerkennung finden, und fordern daher mit der Umsetzung des Bildungsschlüssels eine Überhang-Finanzierung der Personalkosten, mit der mindestens die benannten Punkte abgedeckt werden.
Unsere »Superhelden« haben es einfach verdient, unter vernünftigen Bedingungen zu arbeiten, den Tag planen und ihre Beobachtungen dokumentieren zu dürfen und dafür nicht ihre Mittagspause oder ihre Freizeit zu opfern. Sie haben das Recht, sich für die Arbeit mit unseren Kindern fortzubilden, ohne ein schlechtes Gewissen gegenüber den Kollegen/-innen haben zu müssen, die in dem Zeitraum die Abwesenheit abfedern. Ebenso sollten sie sich nicht krank zur Arbeit schleppen müssen, aus Sorge, dass der Laden sonst nicht läuft. Wir brauchen unsere Erzieher/-innen gesund – nur so beugen wir auch der Überlastung vor! So sollte es für die Kita in Zukunft nicht zum Problem werden, wenn die Mitarbeiter/-innen auch mal außerhalb der Schließzeit im Urlaub sind.
Vermutlich wäre jede Leitung dankbar, wenn sie über ihr Personal wirklich frei entscheiden und gut planen könnte und nicht nur den Mangel verwalten muss. Apropos Mangel: Uns ist natürlich klar, dass man nur mehr Kräfte fordern kann, wenn diese zur Verfügung stehen, aber auch dafür hat unsere Petition schon ein Antwort – die Ausbildung muss attraktiver werden und die Bezahlung endlich gerecht.
Was der Bildungsschlüssel für uns übrigens nicht ist: Türöffner für Schulbildung in KiTa!
Kindertagesbetreuung ist ein geschützter Raum und das soll er auch bleiben. Wir fordern damit nicht, dass unsere Kinder schon Asse in Naturwissenschaften, Sprachen oder Sonstigem werden müssen. Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!
Oder, um es mit dem O-Ton von Frauke Hildebrandts zu sagen: Mit den KiTas im Land Brandenburg ist sie eigentlich zufrieden - da sieht es in den Schulen schon ganz anders aus. Diese hängen den Erkenntnissen über die frühkindliche Bildung 20 Jahre hinterher…
*(0,8 Erzieher zu 5 Krippenkindern; 0,8 Erzieher zu 11 Kindergartenkindern und 0,6 Erzieher für 15 Hortkinder)