18.03.2018, 23:28
Im Folgenden ein Brief, den ich als Antwort auf die Stellungsnahme von Kai Vogel, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, an ihn gesendet habe:
Hallo Herr Vogel,
vielen Dank für Ihre Stellungnahme zu meiner Petition auf openPetition und vor allem Danke für die Befürwortung einer öffentlichen Anhörung! Ich hoffe sehr, dass es zu einer konstruktiven Diskussion über die Einführung von Winterferien kommt.
Ich möchte gern schon im Vorfeld nacheinander auf Ihre Argumente eingehen. Vielleicht belebt das die Diskussion in der Fraktion. Ich werde diesen Brief auch auf der Petitionsseite veröffentlichen.
Die Ablehnung des Winterferienmodells im Jahr 2003 ist aus meiner Sicht kein Wunder: Es waren lediglich vorgezogene Osterferien, die für Wintersport zu spät und für Osteraktivitäten zu früh waren. Auch wird auf die Osterferien, die in diesem Jahr nicht stattfanden, kaum jemand verzichten wollen.
Wenn pädagogische Aspekte der wesentliche Maßstab sind, dann ist es Tatsache, dass am Ende eines Schulhalbjahres jeweils sehr intensive Arbeits- und Lernphasen anliegen. Nach einem solchen Halbjahresendspurt ist sowohl bei den Schülern als auch bei den Lehrern die Luft raus. Das Erholungsbedürfnis von Kindern sollte bei der pädagogischen Argumentation dann auch mit in Betracht gezogen werden. Hinzu kommt, dass durch den Halbjahreswechsel und die damit verbundenen Zeugnisse der Lernprozess sowieso schon unterbrochen ist und von Kontinuität keine Rede sein kann. Die Kinder arbeiten in einer Art Endspurt auf die Zeugnisse hin und sollten sich dann eine Pause verdient haben. Auch müsste sich der von Ihnen als positiv hervorgehobene kontinuierliche Lernprozess zumindest im Bildungsergebnis messen lassen. Mir ist allerdings kein Bundesländervergleich bekannt, bei dem sich erkennen lässt, dass es Lernerfolgsunterschiede durch unterschiedliche Ferienregelungen gibt.
Aus der Tourismuswirtschaft hat die Petition ganz besonders viele Unterschriften erhalten, da es für viele Familien, die in der Gastronomie tätig sind, der einzige Zeitraum im Jahr wäre, gemeinsam Urlaub zu machen.
Die Argumente "nasskaltes Wetter" und "zu teurer Urlaub" gelten noch viel mehr für die erste Januarwoche. Statistisch gesehen ist es dann viel nasser, wärmer (kälteres Wetter ist im Winter viel angenehmer) und auch dunkler als im Februar. Mit diesem Argument sollte es dann kein Probem sein, diese Woche einfach in den Februar zu verlegen. Skifahren kann man im Februar für wesentlich weniger Geld, aber man muss es noch nicht einmal. Rodeln und Schlittschulaufen sind auch häufig zu dieser Zeit bei uns möglich, wie zum Beispiel in diesem Jahr.
Es gibt auch im Winter geöffnete Hotels und Ferienwohnungen bei uns, und diese sind dann zu regelrechten Schleuderpreisen buchbar. Außerdem bestimmt bekanntlich die Nachfrage das Angebot, so dass es dann sicher zu zusätzlichen Angeboten käme.
Ich möchte außerdem nicht an der klassischen Ferienverteilung (6 Wochen Sommer-, je 2 Wochen Herbst, Weihnachts- und Osterferien) rütteln, laut meiner Berechnung (siehe Neuigkeiten) müsste man nur angestückelte Tage bzw. die zusätzliche Woche Herbst- oder Osterferien dafür nutzen. Auf Ferien in der warmen Zeit müsste somit niemand verzichten.
Dem Begriff der "Zerstückelung des Schuljahres" möchte ich die in meinen Augen positivere Formulierung der Harmonisierung der Ferienzeiten entgegensetzen. In diesem Jahr gibt es ganze 10 Wochen Ferien im zweiten Halbjahr, aber nur 3 Wochen im ersten. Auch verstehe ich nicht, woher der Vorschlag der Verkürzung der Sommerferien kommt. Dieser wird nicht in der Petition erwähnt und ich lehne diesen auch ab. Ein Blick in die Bundesländer mit Winterferien reicht aus, um Vorschläge für die Einrichtung von Winterferien zu erhalten. Auf die 6 Wochen Sommerferien verzichtet keines. Übrigens gibt es in allen skandinavischen Ländern und allen Nachbarländern Deutschlands Winterferien im Februar, ganz so ausgefallen kann die Idee nicht sein.
Herzliche Grüße
Volker Barthel