12.09.2020, 22:35
Dann kam er doch. Die am Nachmittag des 11.9. 2020 zu der Veranstaltung der Baumschutzgruppe Düsseldorf auf dem Marktplatz erschienen Aktivist*inen und Interessierten mussten schon ein bisschen warten bis Oberbürgermeister Thomas Geisel durch die Rathaustür trat, um das Ergebnis der Unterschriftenaktion „Rettet die Platanen vor dem Düsseldorfer Hauptbahnhof“ entgegen zu nehmen. Die Petition ist sozusagen das I-Tüpfelchen jahrelangen Engagements zum Erhalt der 41 großkronigen Bäume auf dem Konrad-Adenauer-Platz.
Seit 2008 nämlich ist die Neugestaltung des Bahnhofvorplatzes im Gespräch. „Wir haben von Anfang an die Bürgerveranstaltungen dazu besucht und immer wieder darauf hingewiesen, mündlich vor Ort und schriftlich in Briefen, den beachtlichen Baumbestand im Zuge der Bauplanung zu berücksichtigen und zu erhalten“, erläuterte Andrea Vogelgesang von der Baumschutzgruppe den Besucher*innen und fuhr fort: „ Zudem haben wir auch dezidierte Änderungsvorschläge vorgebracht. Umso erstaunlicher ist es, dass nach so langer und konsequenter Beteiligung, der Erhalt der Bäume nicht mal ansatzweise zur Planungsvorgabe gemacht worden ist.“
Im Blick auf die vergangenen und zukünftigen Jahre müsse zudem vor dem Hintergrund sich wiederholender Hitzesommer dem so wichtigen Beitrag von Großbäumen zum Stadtklima noch mehr Rechnung getragen werden. Eine Teilnehmerin der Aktion vor dem Rathaus brachte das folgendermaßen auf den Punkt: „Bäume sind Teil des innerstädtischen Immunsystems!“
Mittlerweile haben viele andere Menschen, ob nun Düsseldorfer*innen, Reisende oder Pendler*innen ihren Unmut über die geplante radikale Fällung aller Bäume zur Veränderung des Platzes zum Ausdruck gebracht. Die Stadt hält dagegen, dass 58 neue Bäume vorgesehen seien. Die gepriesenen optimalen Wuchsbedingungen zweifeln die Baumschützer*innen entschieden an, da die meisten Nachpflanzungen in Betonwannen gesetzt würden, die das Wachstum deutlich begrenzen würden. „Solche Nachpflanzungen mit unter anderem auch doppelblütigen Zierkirschen sind noch nicht mal insektenfreundlich und erfüllen kaum noch ökologische Aufgaben. Ganz im Gegenteil, sie sind nicht mehr als Deko“, bemängelte Lukas Mielczarek vom Jugendrat und von FFF, die mit zur Aktion aufgerufen hatten.
Uli Schürfeld von der Baumschutzgruppe überreichte Thomas Geisel dann den großen Briefumschlag mit reichlich Gewicht, denn darin befanden sich einerseits die gesamten analogen und digitalen Unterschriften der Petition. Andererseits stehen sie dafür, dass sich das Stadtoberhaupt als Adressat mit den Forderungen nochmal auseinandersetzen muss.
Uli Schürfeld fasste sie dahingehend zusammen, dass der (neugewählte) OB bezüglich des Konrad-Adenauer-Platzes eine Überprüfung der Planungen durchführen solle, unter anderem mit einer Offenlegung des Vertrags zwischen der Stadt und der DB. Und er betonte: „Da die damalige Bürgerbeteiligung aufgrund von technischen Fehlern nur knapp 50 Einwände erbrachte, muss sie wiederholt werden. Zudem ist zu klären, warum der Erhalt der Bäume nicht zur Planungsvorgabe gemacht worden ist, obwohl die Baumschutzgruppe doch über die Jahre fortwährend mit der Stadt im Gespräch gewesen ist.“ Wegen der Auswirkung des geplanten Einkaufszentrums im Bahnhof auf den umliegenden Einzelhandel, sei auch dieser zur der neuen Planung anzuhören. Und dann fügte Uli Schürfeld hinzu: „Es ist darauf hinzuwirken, dass das leerstehende Parkhaus auf der Rückseite des Bahnhofs nicht als “Autolagerplatz” für einen Autohändler herhält, sondern seiner ursprünglichen Nutzung zugeführt wird. Hieran zeigt sich wie überflüssig ein Tiefgaragenneubau ist und dass die Bäume am Nordeingang stehenbleiben können.“
Die Anwesenden hatten übrigens geduldig auf Thomas Geisel an diesem lauen Spätsommernachmittag gewartet, immerhin hat er einen eng getakteten Terminkalender so kurz vor der Wahl. Und was ist schon eine Stunde gegen 12 Jahre…
Aber das Verständnis für das mangelnde Umsetzen der so oft vorgebrachten Forderungen zum Baumerhalt ist definitiv am Ende, zumal der Oberbürgermeister bürgerschaftliches Engagement wie es hier vorzufinden sei als Zeichen des Interesses der Menschen an den Entwicklungen in ihrer Stadt lobte. Denn das sollaus Sicht der Bürger*innen nun endlich auch Früchte tragen – am Konrad Adenauer Platz und natürlich auch bei vergleichbaren Bauvorhaben.
Fotos: Bodo Schmitz www.mutbuergerdokus.de