19.01.2018, 22:51
Wenige Tage vor der letzten Kreistagssitzung am 19.12.2017 in Waldburg wurden die breite Öffentlichkeit und der Wangener Wirtschaftskreis e.V. (WaWi) durch die Presse über die Pläne der Kreisverwaltung zur Neuordnung des Ausbildungsangebotes an den beruflichen Schulen im Landkreis Ravensburg informiert.
Im Vorfeld wurde dieses Thema in nichtöffentlichen Sitzungen der Ausschüsse diskutiert. Die direkten Betroffenen, nämlich die örtliche Wirtschaft als Bereitsteller der Ausbildungsplätze waren zu keinem Zeitpunkt informiert, angehört oder in die Erarbeitung eines Vorschlages einbezogen.
Die in der Kreistagssitzung durch die Verwaltung einseitig favorisierte Variante K2 würde aber für die Wirtschaft des südöstlichen Teils unseres Landkreises zu einer deutlichen Schwächung des Ausbildungsangebotes und somit des Wirtschaftsstandortes führen. Auch die vorgestellten Grundlagen der Entscheidungsvorschläge sowie die zeitliche Eile, mit der diese Neuordnung beschlossen und umgesetzt werden sollte, haben zu erheblicher Kritik geführt.
Dies waren die Beweggründe für den WaWi, am 21.12.2017 eine Online-Petition ins Leben zu rufen. Zur Erinnerung seien die drei Forderungen des WaWi in der Petition nochmals sinngemäß wiederholt. Der WaWi fordert,
1. dem Entscheidungsprozess für die Neuordnung mehr Zeit zu geben.
2. den Entscheidungsprozess unter Einbeziehung der Beteiligten und Betroffenen zügig voranzutreiben und dann eine solide Entscheidung herbeizuführen.
3. dass das Regierungspräsidium Tübingen für das Schuljahr 2018/2019 von Aufhebungen der Kleinklassen absieht.
Die starke Resonanz auf die Petition haben Gremien in Verwaltung und Politik offensichtlich als Weckruf verstanden und sind kurzfristig auf vielen Ebenen in einen intensiven Dialog mit der Wirtschaft eingetreten.
Kurzfristig kam es am 3. Januar 2018 zu einem Treffen zwischen dem Verantwortlichen des Amtes für die Kreisschulen, Herrn Franz Baur, dem Landtagsabgeordneten Raimund Haser, Kreisräten aus dem Bereich Wangen und Leutkirch sowie Vertretern der örtlichen Wirtschaft. Darin wurden die Sichtweisen der Verwaltung und die der Wirtschaft sachlich und lösungsorientiert vorgestellt und diskutiert.
Das von den Teilnehmern des Treffens gemeinsam erzielte Meinungsbild war eindeutig:
• Die Notwendigkeit der Neuordnung des Berufsschulangebots wird von allen Seiten anerkannt.
• Die Neuordnung soll der optimalen beruflichen Schulausbildung unserer Kinder sowie den Notwendigkeiten der regionalen Wirtschaft an allen Schulstandorten in unserem Landkreis dienen. Es geht uns nicht um Leutkirch oder Wangen, sondern um Leutkirch und Wangen.
• Gerade die Eingangsklassen und die Orientierungsstufe im gewerblichen Bereich Metall und Elektro sowie das Technische Gymnasium bedürfen aber der Wohnortnähe, da die meisten der Jugendlichen deutlich jünger als 18 Jahre und damit auf Familiennähe, den ÖPNV usw. angewiesen sind. Dieses wird in der Variante K3 seriös und praktikabel abgebildet.
• Die notwendigen Investitionen in die Schulen führen, bedingt durch begrenzte Haushaltmittel, zu einer starken Konzentration der Ausgaben auf die angestrebten Kompetenzzentren.
• Die Kreisverwaltung anerkennt die Argumente der Wirtschaft und versteht die Variante K3 als gleichermaßen sinnvolle und berechtigte Lösungsvariante. Sie kann mit der Variante K3 ebenfalls gut leben.
• Die Umsetzung der Neuordnung muss nicht bis zum Schuljahresbeginn 2018/2019 erfolgen, sondern soll – je nach Notwendigkeit und technischer Machbarkeit – teilweise erst zum Schuljahr 2019/2020 stattfinden.
• Bei zukünftigen Planungen wird die Landkreisverwaltung eine stärkere und frühzeitige Einbindung der Betroffenen und Beteiligten anstreben.
Am 17. Januar 2018 ist die vom WaWi gestartete Online-Petition zu Ende gegangen. Das erforderliche Quorum wurde mit 2.433 Unterstützern aus dem Landkreis Ravensburg und insgesamt fast 4.500 Unterschriften deutlich überschritten. Dies zeigt deutlich auf, wie ernst die Bevölkerung die Neuordnung der beruflichen Schulausbildung im Landkreis nimmt. Mit der intensiven öffentlichen Diskussion unter Einbeziehung der Beteiligten und Betroffenen sieht der WaWi seine in der Petition genannten Forderungen als erfüllt an und verzichtet auf
weitere mögliche Schritte.
Nun sind die Kreistagsabgeordneten als politische Entscheider gefordert. Der Wangener Wirtschaftskreis e.V. und die führenden Wangener Industrieunternehmen vertrauen auf deren Gespür für den in Verwaltung, Wirtschaft und Schulen vorhandenen Konsenswillen und hat am 19.01.2018 jedes Kreistagsmitglied persönlich um sein Votum für die Variante K3 am 25. Januar 2018 gebeten.
Der WaWi bedankt sich bei allen Unterstützern der Petition für ihre Mitwirkung. Ohne ihr Votum wäre diese intensive öffentliche Diskussion und Meinungsbildung und die deutliche Öffnung gegenüber der Variante K3 nicht erfolgt. Der WaWi wird die verbleibende Zeit bis zur Abstimmung am 25.01.2018 nutzen, um mit allen Fraktionen des Kreistages zu einer einvernehmlichen Lösung auf Basis K3 zu kommen.