04.07.2016, 16:30
- Petition erreicht Umstellung des städtischen Strombezug auf Ökostrom
- Bürgerinitiative "Bielefeld steigt ein" fordert Verpflichtung zu Neuanlagenquote und ist im Gespräch mit dem genutzten Ökostromlabel "EKOenergy"
- Wegen Lieferung durch Stadtwerke Bielefeld im Rahmen des laufenden Vertrages nicht günstiger
Ökostrom.STADT!
Bei der Sitzung des Haupt-, Wirtschaftsförderungs- und Beteiligungsausschuss am 30.06.2016 wurde die Umstellung des städtischen Strombezug auf Ökostrom beschlossen.
Die Abstimmung kam unerwartet, da für den Tag nur eine Informationsvorlage der Verwaltung vorlag. Zur Sitzung wurde von der Paprikakoalition (SPD, Grüne, Piraten, Bürgernähe) eine Beschlussvorlage vorgestellt, die eine Umstellung des städtischen Strombezuges auf Ökostrom mit Zusatz-Zertifizierung vorsieht. Gegen die Stimmen von CDU, BFB und FDP wurde die Umstellung zum 01.01.2017 beschlossen.
Die jährlich 35.000.000 kWh Strom, den städtische Gebäude verbrauchen, sollen weiterhin die Stadtwerke Bielefeld im Rahmen des laufenden Vertrages liefern. Darin seien Änderungsklauseln vorhanden, die auch die Umstellung auf zertifizierten Ökostrom ermöglichen.
Die Kosten des Strombezuges beliefen sich bisher auf rund 7 Millionen Euro und sollen durch die Umstellung um Brutto 104.000 Euro teurer werden. Durch die Beteiligung am AKW Grohnde dürfen die Stadtwerke Bielefeld das bislang genutzte Label "OK Power" ab 2017 nicht mehr verwenden und sind auf das erst 2013 gegründete Ökostromlabel "EKOenergy" aus Finnland umgestiegen.
"EKOenergy" hat eine internationale Ausrichtung und legt bei der Zertifizierung von Strom hohen Wert auf Umweltschutzbelange beim Standort der erneuerbaren Anlagen. Keine Richtlinien gibt es allerdings in Bezug auf das Alter und die Besitzer der Ökostromanlagen. So dürfen z.B. auch alte Windräder des schwedischen "Vattenfall"-Konzerns "EKOenergy" liefern.
Das Alter und die Eigentümer der liefernden Anlagen für die Stadtwerke ist noch nicht bekannt, aber Bielefelder AtomkraftgegnerInnen sind im Gespräch mit dem Label. Die Initiative "Bielefeld steigt ein" und André Plümer (Initiator der jetzt teilweise umgesetzten Petition "Ökostrom.STADT + Graustrom.ENDE" ) fordern von den Stadtwerken eine Verpflichtung auf eine Neuanlagen-Quote wie beim Land NRW, die in der Petition explizit genannt war.
Graustrom.ENDE?
Weiter in der Diskussion bleibt der Stromhandel der Stadtwerke: Es steht noch nicht fest, ob Sie auch nach 2018 weiter Atom- und Kohlestrom ein- und verkaufen. "Bielefeld steigt ein" hofft, dass aus Einsicht in die nötigen Klimaschutzanstrengungen ein beschleunigter Ausbau erneuerbarer Anlagen und zusammen mit bestehenden Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen deren ausschließliche Nutzung für Stromlieferungen der Stadtwerke beschlossen wird.
Schon 2014 hatte die Initiative "Bielefeld steigt ein" Ökostrom für die Stadtbahn gefordert, was kurz darauf von den Stadtwerken umgesetzt wurde. Die Forderungen nach einem "moBiel-Windpark" mit Bürgerbeteiligung für die Eigenerzeugung des genutzten Stroms sind aber bislang nicht umgesetzt. Dies könnte nach Ansicht der Initiative den Bezug der Bürgerinnen und Bürger zu "Ihren" Windenergieanlagen verbessern.