24.03.2021, 16:06
Der Hinweis, dass der offene Brief angehängt ist wurde geändert. Der Brief kann per Mail an Interessierte verschickt werden.
Neuer Petitionstext:
Der Entwurf des neuen niedersächsischen Kita -Gesetz (KiTaG) soll Ende März verabschiedet werden und somit ab dem 01.08.2021 rechtliche Grundlage für alle Kindertageseinrichtungen in Niedersachsen sein.
Aber:
Enttäuschung Entsetzen Wut Ärger Traurigkeit Fassungslosigkeit Frust Resignation
…das sind einige der negativen Gefühle, die der Entwurf des neuen KiTaG bei den Beschäftigten vor Ort hervorruft.
Seit vielen Jahren warten wir auf eine Reform, Novellierung des Gesetzes. Die angekündigten Veränderungen sind ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten und sie sind nicht nur dramatisch für uns, sondern auch für die uns anvertrauten Kinder.
Hatten wir -da das alte Gesetz 27 Jahre alt ist- mit einem Fortschritt gerechnet, so ist das neue KiTaG nur als Rückschritt anzusehen.
Doch worum geht es im Detail?
Künftig soll es erlaubt sein, dass bis zu 3 Plätze im Sharing Modell vergeben werden. Wie sollen wir uns das in der Praxis vorstellen? Die betroffenen Kinder wissen nicht mehr, an welchem Tag sie in den Kindergarten gehen können, bzw. dürfen. Die anderen wissen nicht, wer an welchem Tag kommt. Das schafft Unruhe. Wir haben einen Bildungs- und Förderauftrag, da müssen alle Kinder täglich in die Kita kommen können. So wie im Normalfall in der Schule auch!
Was ist sonst mit Geburtstagen, Vorschularbeit und Ausflügen? Werden die Kinder ausgeschlossen, die an dem Tag nicht da sind? Keinesfalls werden wir mit 28 Kindern im Alter von 2-6 Jahren zu zweit einen Ausflug machen können. Werden wir doch wieder zu Bewahranstalten?
Bei 28 Kindern kommen für das Fachpersonal noch mehr Beobachtungen, Dokumentationen und Elterngespräche dazu.
Künftig soll es legal sein, dass Kinder unter 3 Jahren in die reguläre KiGa Gruppen aufgenommen werden können. Aber wie sollen wir uns das in der Praxis vorstellen? Weder unsere Räume, Tische, Stühle, das Inventar, die Spielgeräte auf dem Außengelände sind für U3 zugelassen. Wer haftet dann künftig bei Unfällen?
Künftig soll es erlaubt sein, dass auch fachfremdes Personal eingesetzt werden darf. Wie sollen wir uns das in der Praxis vorstellen? Welche Signale werden an das ausgebildete Fachpersonal gesendet, bzw. welche Wertigkeit hat unser Berufsstand, wenn künftig Eltern, Tagespflegepersonen oder andere Personenkreise in den Einrichtungen tätig sein dürfen? Was ist dann mit dem Kinderschutz, dem Datenschutz, dem Gesundheitsschutz der Kinder (Immer mehr Kinder leiden an Allergien, Unverträglichkeiten und dürfen nicht alles essen), dem Brandschutz u.v.m.??
Wir sollen Kinder mit besonderen (Entwicklungs-) Bedarfen fördern. Aber es gibt für Kinder mit Beeinträchtigungen keinen Rechtsanspruch auf einen integrativen Kita Platz? Wie passt das zusammen?
Mit dem neuen Gesetz wird es sogar legitim, dass ein Kind bis zu 10 Stunden täglich fremdbetreut werden darf! Das ist Kindeswohlgefährdung! Für Arbeitnehmer*innen ist diese Zeitspanne (auch ohne Pausenzeiten) gesetzlich nicht zulässig.
Zu Recht hat sich das Aufgabenfeld der Kitas in den letzten Jahren gewandelt. Wir haben einen eigenen Bildungs- und Förderauftrag. Das ist auch gut so. Diesen wollen wir auch umsetzen.
Aber für die vielfältigen Aufgaben die dazu gehören, für gute Bildung und Betreuung, braucht es gute Rahmenbedingungen.
Dieser Text ist ein Auszug aus einem offenen Brief an die niedersächsischen Landtagsabgeordneten. Wer sich diesen Brief vollständig durchlesen möchte -um sich auch einen Überblick über unser Aufgabenfeld zu verschaffen- findetkann diesensich angehängt.gern unter der angegebenen Email melden.
Copyright und Kontaktaufnahme: Kitas.gegenKitaG@gmx.de
Unterschriften zum Zeitpunkt der Änderung: 287 (272 in Niedersachsen)