01.12.2020, 12:54
Anlässlich der Stadtratsitzung werden wir morgen von 13.30 Uhr bis 14 Uhr mit 2 Stelltafeln (Petition + Fotos von Moria 1 und Moria 2) vor dem Wormser Tagungszentrum, Rathenau-Straße präsent sein und in der anschließenden Einwohnerfragestunde (1. TOP) mit einem kurzen Redebeitrag die Stadtratsmuitgliedern um ein positives Votum bitten.
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Wormser Zeitung 1.12.2020:
Helferkreis Asyl lässt nicht locker
Online-Petition fordert Stadtrat auf, mehr Flüchtlinge aus Elendslager Moria aufzunehmen
Von Johannes Götzen
WORMS. Die Einwohnerfragestunde des Stadtrates wird so gut wie nie genutzt. Haben die Einwohner von Worms wirklich keine Fragen an ihre gewählte Interessenvertretung? Für Angelika Wahl zumindest gilt das keinesfalls. Im Gegenteil. Mit Beharrlichkeit setzt sie sich mit dem Helferkreis Asyl für geflüchtete Menschen ein. Sie hat nun für diesen Mittwoch eine „Bürgeranfrage“ an Oberbürgermeister Adolf Kessel und die Mitglieder des Stadtrates gestellt. Allerdings ist es weniger eine Frage als vielmehr ein sehr dringender Appell: Die Stadt möge bitte mehr geflüchtete Menschen aus dem griechischen Elendslager Moria aufnehmen, als die Stadt dies tun muss. „Wir haben Platz“, sind Angelika Wahl und ihre Mitstreiter überzeugt.
Immer mehr schließen sich ihr auch an. Am 12. Oktober hatten sie eine Online-Petition unter dem Motto „Kein Weihnachten in Moria“ gestartet (www.openpetition.de/petition/unterzeichner/kein-weihnachten-in-moria-wir-haben-platz). 323 Menschen, die große Mehrheit aus Worms, haben diese Petition an den Stadtrat bereits unterzeichnet (Stand Freitag, 27. November). Vertreter der Kirchen oder Institutionen wie Pax Christi oder Gewerkschaften sind dabei, aber auch viele Privatpersonen. Nicht zuletzt finden sich in der Liste der Unterzeichner auch ein paar Stadtratsmitglieder, wenn auch wenige.
Das ehemalige Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos brannte völlig aus, rund 10 000 Flüchtlinge wurden darauf hin im Camp Kara Tepe, dem sogenannten Moria 2 untergebracht. Die Situation für die Menschen sei katastrophal und eine „Schande für Europa“, so der Helferkreis Asyl in seiner Petition. Der Mainzer Arzt Professor Dr. Gerhard Trabert war dort und berichtet in Vorträgen wie Anfang November auch in Worms von den unmenschlichen Zuständen in diesem und anderen Lagern.
Die Unterzeichner der Petition fordern den Stadtrat deshalb eindringlich auf, sich aus humanitären Gründen für mehr Aufnahmen einzusetzen: „Kein Mensch sollte das Weihnachtsfest 2020 in diesen völlig überfüllten Elendsquartieren erleben müssen.“
Die Bundesregierung hat sich bereit erklärt, 1553 Personen, denen in Griechenland bereits ein Schutzstatus zugesprochen wurde und 150 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Deutschland aufzunehmen. Die rheinland-pfälzische Landesregierung will 250 Flüchtlinge mehr als vorgesehen aufnehmen. Für Angelika Wahl und ihre Mitstreiter deutlich zu wenig. „Wir unterstützen die Bitte der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) um die zusätzliche Aufnahme von 1000 Geflüchteten in Hessen und von 650 Geflüchteten in Rheinland-Pfalz.“
Seit September versuchen der Helferkreis und andere, die Kommunen dazu zu bringen, mehr Flüchtlinge aufzunehmen, als sie nach den Vereinbarungen der Länder müssten. In Worms bislang ohne Erfolg. Immer wieder heißt es aus dem Rathaus: Es gibt keine weiteren Kapazitäten dafür. Zumindest nicht in den bestehenden Einrichtungen wie der Container-Anlage in der Bensheimer Straße. Von den Stadtratsfraktionen heißt es bislang zumeist, Alleingänge würden nichts bringen, es müssten europäische Lösungen her.
Gleichwohl ist der Helferkreis nicht allein. Mit einer Kundgebung setzte sich auch Pax Christi für eine großzügigere Aufnahme von Flüchtlingen ein, ebenso war es Thema beim Gebet der Religionen. Ludwigshafen hatte zugesagt, 15 Flüchtlinge aufzunehmen. Auf Worms hochgerechnet wären dies gerade einmal zehn. Angelika Wahl hat dazu zuletzt gesagt: Auch wenn Worms nur wenige Menschen zusätzlich aufnähme – es wäre ein Signal. Und die Rückkehr zu einer Willkommenskultur.