15.03.2024, 17:15
Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,
wenngleich wir uns in den letzten zwei Monaten nicht über diese Plattform bei Ihnen gemeldet haben, versichern wir Ihnen, dass die Waldinitiative - auch dank ihrer Unterstützung - weiterhin hochaktiv für den Berliner Wald engagiert ist. So hat an unserem letzten Treffen in Berlin-Frohnau eine Rekordzahl alter und neuer Mitglieder teilgenommen. Aktuell bereiten wir uns auf ein Gespräch mit der Staatssekretärin der Umwelt-Senatsverwaltung (SenMVKU) Britta Behrend vor.
Heute machen wir Sie auf einen Artikel des Tagesspiegels aus dem Januar aufmerksam. Darin verweist der Leiter der Berliner Forsten (BF), Gunnar Heyne, auf die Rolle der Waldinitiative bei der Umstellung auf einen nachhaltigeren Umgang mit dem Berliner Wald, nach dem Vorbild des Stadtwaldes Lübeck.
So heißt es im Artikel:
„[Gunnar Heyne:] »Auf diese Initiative geht auch ein Besuch des Lübecker Stadtwaldes im September 2022 zurück.«
Der Lübecker Stadtwald gilt als Deutschlands Vorzeigewald für nachhaltige, umweltverträgliche Forstwirtschaft. Försterinnen und Förster greifen so wenig wie möglich ein, überlassen den Wald weitgehend sich selbst und ernten wenige, aber dicke Bäume, die als sogenanntes Wertholz hohe Erlöse bringen. Der Lübecker Stadtwald speichert pro Hektar doppelt so viel Kohlenstoff wie Wälder im deutschlandweiten Durchschnitt. Seine dichten Bestände kühlen die Umgebung, erzeugen Sauerstoff, filtern Staub, bilden Grundwasser, sind reich an Tier-, Pflanzen und Pilzarten und dienen Menschen zur Erholung.“
Der Artikel ist unter dem folgenden Link zu erreichen, aber leider mit einer Bezahlschranke versehen: www.tagesspiegel.de/wissen/zukunft-der-berliner-walder-lubeck-ist-das-grosse-vorbild-10981312.html
Die Aussagen sollten uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass der derzeitige Umgang mit dem Berliner Wald durch die BF katastrophal ist. Zerstörerische und unnötige Einschläge, Zerfahrung unserer sensiblen Waldböden und eine schwere Schädigung der Erholungs- und Naturschutzfunktion des Waldes stellen die allwinterliche Praxis dar. In Kürze werden wir Sie zu den massiven Einschlägen der vergangenen Saison informieren.
Dennoch zeigen diese Ausführungen, dass die scharfe Kritik an der aktuellen Waldbehandlung, die von zahlreichen Forst- und Naturschutzexperten, die mit der Waldinitiative zusammenarbeiten, hervorgebracht wird, innerhalb der BF mittlerweile zum Teil übernommen und (zumindest in der Öffentlichkeit) geteilt wird. Ob und in welchem Zeitrahmen die BF tatsächlich auf einen umweltgerechten Umgang mit dem Wald umstellen, wird maßgeblich von dem Druck der Bürgerinnen und Bürger abhängen.
Unser Protest wird für die Berliner Forsten immer spürbarer und der politische Druck zum Schutz des Berliner Waldes kann nicht mehr ignoriert werden. Damit unsere Arbeit weiter Früchte trägt, zählen wir auf Sie! Wir bitten Sie, sich weiterhin schriftlich an die Berliner Forsten (gunnar.heyne@forsten.berlin.de) und die SenMVKU (senatorin@senmvku.berlin.de) zu wenden und unsere Petition zu teilen!
Foto: Mächtige standortheimische Rot-Buchen im Frohnauer Wald, August 2023
29.12.2023, 23:38
Einige Informationen (z.B. Waldzustandsbericht) wurden aktualisiert. Einige sprachliche Verbesserungen wurden vorgenommen. Die Petitionsbeschreibung sowie die Begründung wurden an den aktuellen Sachstand angepasst. Es wurde dargelegt, wie es aktuell um den Frohnauer Wald steht.
Neuer Petitionstext:
Zehntausende BäumeZehntausende Bäume vor Fällung: Berliner Forsten widersetzen sich Anweisung der Senatsverwaltung zu Einschlagsbegrenzung:zu Einschlagsbegrenzung:
Jetzt Protest-Brief an Senatorin Manja Schreiner schicken
DieEntgegen einer durch die Senatsverwaltung angeordneten Einschlagsbegrenzung planen die Berliner Forsten verfolgen einen besorgniserregenden Plan. Noch(BF) für dieseden SaisonAnfang planendes diekommenden VerantwortlichenJahres großflächigen2024, Holzeinschlagzehntausende imBäume Frohnauerin Waldden imBerliner Nordwestenund Berlins.Brandenburger Erholungswäldern zu fällen. Wir befürchten eine langfristige Zerstörung unseres Waldes und stellen uns diesem Vorhaben in den Weg. Wenngleich der Frohnauer Wald aufgrund unseres Protestes diesen Winter noch unangetastet bleiben soll, könnte er schon im kommenden Winter wieder in die Einschlags-Pläne aufgenommen werden!
Wir fordern: Lassen Sie ihreIhre Abholzungs-PläneFäll-Pläne fallen und setzen Sie in Berlin eineeinen naturnahenaturnahen WaldbewirtschaftungUmgang mit unserem Erholungs- und Naturschutzwald um!
Neue Begründung: Wir haben die Petition im Angesicht einer konkreten Bedrohung des Frohnauer Waldes durch exzessiven Holzeinschlag gestartet und konnten diesen in Frohnau bislang verhindern. Gleichzeitig finden in anderen Teilen des wertvollen Berliner Erholungswaldes Fällungen derselben Art nach wie vor trotz erheblicher Kritik von Forst- und Naturschutzfachleuten statt! Allein in diesem Winter gilt es, zehntausende Bäume vor der Abholzung zu retten!
Der Frohnauer Wald befindet sich im äußersten Nordwesten Berlins. Er ist von herausragendem Wert für die Großstadt - sei es als Erholungsraum für die Bewohner der Region, als Kaltluftreservoir im Randgebiet der Metropole oder als Rückzugsort für zahlreiche Tiere und Pflanzen.
Er stellt dabei ein reiches und vielfältiges Mosaik aus Laub- und Mischwald, Feuchtgebieten und geschichtsträchtigen Sukzessionsflächen mit aufgegebenen Waldstraßen und ehemaligem Grenzstreifen dar. Grasfrösche, Schwarzspechte, Kolkraben und Rote Waldameisen finden hier ein Zuhause. Die Frohnauer lieben ihren Wald - und das aus gutem Grund.
Umso größer ist das Unverständnis, das uns im Hinblick auf die akuten Pläne befällt, großangelegte Fällungen im Frohnauer Wald durchzuführen - und umso entschlossener lehnen wir diese ab. Das Vorhaben, mit schweren Maschinen unserem Wald riesige Mengen Holz zu entnehmen, zeigt in unseren Augen, wie wenig die Landesforstverwaltung die Vielschichtigkeit des Wertes unseres Waldes verstanden hat.
Die Landesforstverwaltung beabsichtigt, auf einer Fläche von rund 28 ha Kiefern, Eichen, Buchen, Birken und Pappeln zu fällen und kaschiert die wirtschaftlichen Interessen mit dem Verweis auf die vermeintliche Notwendigkeit zur Auflichtung unseres Waldes.
Die drei Dürresommer zwischen 2018 und 2020 richteten an den Kronen der größeren Bäume schwere Schäden an und hinterließen ein stark geöffnetes Kronendach. Es waren damals die großen Bäume, die den Aufwuchs vor der Sonne schützten und verhinderten, dass er in noch größerem Maßstab vertrocknete. Das nun beabsichtigte Anlegen von breiten Fahrspuren für die Forstmaschinen (sog. Harvestern und Forwardern) und die Entnahme mehrerer hunderttausender Bäume würde unseren Wald weiter schädigen.
Zusätzlich zu den Auswirkungen, die das Fehlen der Bäume selbst nach sich ziehen würde, verdichten die schweren Fäll- und Transportmaschinen durch ihre Last den Boden so, dass seine Fähigkeit zur Aufnahme von Wasser gestört wird. Um Harvester und Forwarder ökonomisch einsetzen zu können braucht es ein System aus regelmäßig angelegten Rückegassen.Fahrtwegen. Diese werden frei von Bäumen gehalten und verringern somit auch die Waldfläche auf denen Bäume stehen können.Waldfläche. Bei starken Sommerstürmen können solche Schneisen auch das Sturmwurfrisiko erhöhen.
Der Berliner Waldzustandsbericht 20202023 spricht eine klare Sprache: „Noch nie gab es so wenige gesunde Bäume.“ Lediglich 76 % der Bäume weisen keine Schäden auf, überetwa ein Drittel sindist sogar schwer geschädigt.[1]geschädigt. Bei einigen Baumarten weisen die Statistiken keine gesunden Exemplare mehr auf. Die Absterberaten sind auf einem Rekordhoch angelangt. [1]
Wir wenden uns deshalb an die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz sowie an das Landesforstamt und fordern
1. die Aussetzung der geplanten großangelegten Fällungen im Frohnauerdurch die BF bewirtschafteten Wald und ein einstweiliges Einschlagmoratorium nicht nur für Frohnau, sondern für alle von den Berliner Forsten bewirtschafteten Wälder.
2. in Frohnau und Berlin auf den Einsatz von schweren Großmaschinen wie Harvestern, der mit einer irreversiblen Bodenverdichtung und ausgiebigen Kollateralschäden bei den nicht genutzten Bäumen einhergeht, zu verzichten.
3. in Frohnau und Berlin weniger Holz zu ernten als nachwächst.
4. den Erhalt alter Bäume! Sie sind die Zukunft des Waldes und Lebensstätte für seltene und geschützte Arten.
5. in Frohnau und Berlin eine auf Qualität statt auf Quantität ausgerichtete Holzernte, die auf Einzelstamm-Entnahme setzt.
6. in Frohnau und Berlin die Anwendung des ökologischen und ökonomischen Prinzips der Eingriffsminimierung und der Nutzung natürlicher (Klima-)Adaptationsfähigkeit statt eingriffsintensivem „Waldumbau“.
7. die Erarbeitung einer neuen Waldstrategie für Berlin, die dem Klimawandel und den neuen forstwissenschaftlichen Erkenntnissen Rechnung trägt.[2]
8. die Forstverwaltung technisch, personell und finanziell angemessen auszustatten. Die Revierförstereien dürfen bei der Waldbewirtschaftung nicht de facto zur kostengünstigsten Lösung verpflichtet werden.
Die von uns geforderte Forstpolitik wird längst in anderen deutschen Stadtwäldern praktiziert und hat sich dort bewährt. Dazu gehören etwa der Stadtwald in Lübeck und Göttingen sowie der Kirchwald in Passau.
[1] https://www.berlin.de/forsten/_assets/waldschutz/waldzustandsberichte/waldzustandsbericht_2020.pdf[1] https://www.berlin.de/forsten/waldschutz/waldzustandsberichte/
[2] https://mluk.brandenburg.de/sixcms/media.php/9/3_IbischBlumröder_Waldentwicklung%20und%20Ökosystemleistungen.pdf[2] https://mluk.brandenburg.de/sixcms/media.php/9/3_IbischBlumr%C3%B6der_Waldentwicklung%20und%20%C3%96kosystemleistungen.pdf
Unterschriften zum Zeitpunkt der Änderung: 2.219 (1.060 in Reinickendorf)