21.09.2021, 16:59
Wir sind jetzt in 8 Tagen bei 1850 Unterstützenden – für eine lokale Online-Petition ist das viel. Herzlichen Dank also an alle, auch an die Bielefelder Expats in aller Welt, die hier aufgewachsen sind oder studiert haben.
Aber die Politik will es aussitzen! An Angelika Westerwelle, Bundestagskandidatin in Bielefeld, habe ich eine sehr freundliche Mail geschrieben. Habe ihr ihre Wahlchancen vor Augen geführt, wenn sie sich auf die Seite der Bielefelder Bürger stellt.
Sie hat dazu mit dem üblichen Krokodilstränen-Bedauern und der üblichen Haltung "Was geht ihr mich an?" zurückgeschrieben. Diesen Wortwechsel will ich euch nicht vorenthalten. Aber es ist ja keinesfalls so, dass die anderen Parteispitzen nicht genauso reagieren. Sie reagieren einfach gar nicht, jedenfalls nicht politisch effektiv.
Wir, unser Viertel, unsere Stadt interessieren Sie einfach gar nicht.
Und jetzt meine Mail:
HEL: Verehrte Frau Westerwelle,
herzlichen Dank für Ihre Antwort, die ich freilich enttäuschend finde. Die anstehende Wahl wird einen Epochenbruch bedeuten – und einfach "Weiter-So" können auch Sie nicht ernsthaft erwarten. Weiteres unten in Ihrem Text.
Am 20.09.2021 um 11:01 schrieb CDU Bielefeld :
Sehr geehrter Herr Latzke,
AW: Selbstverständlich komme ich gerne Ihrer Bitte nach, diese Mail an meine Kollegen aus der Kommunalpolitik weiterzuleiten, denn es ist ja in der Tat ein kommunales, stadtteilbezogenes Thema.
HEL: Das ist es meines Erachtens nicht. Es geht um eine allgemeine, landesweite Vernichtung eines Heimatgefühls zugunsten millionenschwerer Investoren. Sie sollten selbst wissen, dass Menschen in Wohnungsnot durch neue Luxuswohnungen lediglich verdrängt werden. Davon ist nicht nur Berlin, München und Frankfurt betroffen.
AW: Es ist immer traurig, wenn Kiezkneipen aufgeben und verschwinden, denn damit geht ein Stück Erinnerung und Identität eines Stadtviertels. Daher befürworte ich generell alle Anstrengungen, die versuchen, diese Orte der Nachbarschaft zu erhalten.
HEL: Mit Verlaub, das sind wohlfeile Krokodilstränen. Es geht gar nicht um die Fortführung des Lokals unter dem jetzigen Pächter. Es geht um das identifikationsstiftende Gebäude, dass renoviert unter neuem Pächter mit einer neuen "Mühlen-Plaza" ein echter Treffpunkt für das Viertel und den gesamten Osten werden kann. Sie zucken mit den Schultern und haben nichts dagegen, dieses Grundstück einem Bauinvestor zur weiteren Bereicherung zu überlassen. Aber dafür wählen die Menschen nicht die CDU!
AW: Gleichzeitig müssen wir aber auch akzeptieren, dass die Stadt wächst und Wohnungen braucht, dass sich Quartiere entwickeln und modernisieren, sich das Nutzungsverhalten der Anwohner ändert, Eigentümer ihren Besitz veräußern wollen.
HEL: Wir alle wissen, dass neue Wohnungen gebraucht werden. Sie sollen auch gebaut werden. Aber wer braucht luxuriöse Eigentumswohnungen? Etwa Leute, die schon ihre Miete nicht mehr zahlen können? Und die jetzt ihren Garten-Ersatz verlieren?
AW: Bei einer Abwägung dieser gegensätzlichen Interessen bin ich prinzipiell auf Seiten der Zukunft und der Freiheit des Eigentums, heißt hier konkret: Ich ziehe die Wohnraumbebauung dem Erhalt der Hammer Mühle vor.
HEL: Ihre Zukunft ist also die Vernichtung gewachsener Viertelstrukturen und die Förderung der 50 reichsten Immobilien-Investoren Bielefelds? Meine und unsere ist es nicht!
AW: Aspekte des Denkmalschutzes, der mikro-klimatischen Auswirkungen und des angemessenen Grünanteils im Quartier kann und will ich dabei nicht beurteilen; das ist die originäre Aufgabe der Kommunalpolitiker und der Fachleute in der Verwaltung. Ihnen obliegt die sachgemäße Entscheidung unter Abwägung aller Aspekte.
HEL: Entschuldigen Sie bitte, mit Zuständigkeits-Diskussionen wird hier ja jedes Desaster-Projekt durchgepeitscht. Und über die Querelen der Bielefeld-Koalition (Grüne-SPD-etc.) mit dem Baudezernenten Gregor Moss, der seine Ablösung durch "Beurlaubung" bei vollen Bezüge erzwingen will, sollten sie als BT-Kandidatin informiert sein. Selbst wenn Sie ihren Wohnsitz in Berlin haben und dort als Lobbyistin tätig sind.
Wir brauchen jedoch keine billigen Worte, wir brauchen Unterstützung und Handeln für unseren Kiez (was allerdings ganz Bielefeld ist).
Seien Sie aber vergewissert, dass ich nicht nur Ihnen Nichts-Tun vorwerfe. Konzepte oder Strategien habe ich von den anderen Parteien auch noch nicht erhalten.
Daher bedanke ich mich für Ihre klaren offenen Wort und schließe mit der Bitte, dass Sie sich eventuell doch entscheiden wollen, uns zu unterstützen.
Mit freundlichem Gruß,
Hans E. Latzke