28.12.2023, 14:55
Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer!
Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, hat der Rat der Stadt Essen vor zwei Wochen dem Vorschlag der Verwaltung zur neuen Verkehrsregelung auf der Rüttenscheider Straße in Essen zugestimmt. Aus Sicht des RadEntscheid ist das erstmal eine positive Entscheidung, wenn auch nur in dem Sinne, dass überhaupt etwas passiert. und auch wenn wir uns sicher mehr hätten vorstellen können.
Noch mal kurz zum Hintergrund: Das Büro Planer-Sozietät aus Dortmund hat im Auftrag der Stadt Essen verschiedene Varianten entwickelt, wie der Autoverkehr auf der Rüttenscheider Straße reduziert werden kann. Sie nahmen dabei Vorgaben für Fahrradstraßen als Grundlage, die sich in den generellen Richtlinien für Planer*innen und Verkehrsplanung finden. Die Verwaltung hatte daraus den aus ihrer Sicht passenden Vorschlag ausgesucht, der im Sinne der schwarz-grünen Koalition mehrheitsfähig war, damit im Stadtrat sozusagen eine Richtungsentscheidung gefällt werden konnte.
Um diesen Vorschlag gab es dann eine kontroverse Diskussion, die mitunter leider auch das Niveau der Sachlichkeit weit hinter sich gelassen hat. U.a. von der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, die mit falschen Informationen Stimmung gegen diesen Kompromiss gemacht hat, der aus Sicht des RadEntscheid ein Kompromiss ist, der sicherlich allen Interessen ihren Raum lässt. Es kann zu Verbesserungen für den Radverkehr kommen. Es wird aber auch weiter möglich sein, praktisch alle Ziele auf der Rü mit dem Auto zu erreichen. Wenn es gut läuft, wird es dazu führen, dass der Durchgangsverkehr reduziert wird, so dass es weniger Autoverkehr auf der Rüttenscheider Straße gibt und damit der Verkehrsfluss und die Verkehrssicherheit im Sinne aller Verkehrsteilnehmer*innen verbessert werden kann. Gleichzeitig kann davon die Aufenthaltsqualität profitieren und der Einzelhandel bleibt sicherlich auch mit dem Auto sehr gut erreichbar.
Wir sind in einem Stadtteil, der sehr gut an zwei Bundesautobahnen angebunden ist. Unter der Rüttenscheider Straße verkehren U- und Straßenbahnen im engen Takt. Es gibt wahrscheinlich kaum eine Verkehrsstraße, die so exzellent für im Prinzip alle Verkehrsmittel erschlossen ist - nur eben trotz einer sehr starken Verdichtung und vieler kurzer Wege eine Katastrophe für alle: KFZ, Busse und am schlechtesten für den Fuß- und Radverkehr. Insofern liegt erstmal ein Kompromiss vor.
Allerdings wurde auch zu Recht von verschiedenen Vertreter*innen der Opposition im Stadtrat kritisiert, dass die Modellierung, die das Planungsbüro durchgeführt hatte, und die damit verbundenen möglichen Reduktionen des Autoverkehrs nicht wirklich transparent gemacht wurden. Daher wissen wir gar nicht so genau, welches Potenzial verschiedene Varianten hatten. Das macht es natürlich schwierig, einzuschätzen, ob das Ziel erreicht wird. Daher vielleicht noch mal zum Hintergrund des Ziels: Wir sind bei rechnerisch bis zu 12.000 Kraftfahrzeugen pro Tag auf der Rü. Die Regelwerke sagen, bis 4.000 Kraftfahrzeuge pro Tag sind verträglich auf einer Fahrradstraße. Man sieht, wir sind aktuell deutlich drüber und wie groß das Potenzial ist, zu weniger Kraftfahrzeugen am Tag zu kommen. Das ist nicht wirklich klar und bleibt abzuwarten. Insofern sind wir froh, dass die Stadtverwaltung und die Mehrheit im Rat jetzt endlich handelt. Aber es bleibt eben noch ein großes Fragezeichen!
An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle, die sich engagiert haben, an Euch, die ihr unsere Petition unterschrieben habt und auf die ihr vielleicht eure Familie, Bekannte oder Kolleginnen und Kollegen aufmerksam gemacht habt. Danke allen, die mit Politiker*innen gesprochen, Leserbriefe geschrieben oder sich in ähnlicher Weise (z. B. in sozialen Medien) für die Rü engagiert haben.
In diesem Sinne wünschen wir euch eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Start in das neue Jahr, in dem wir hoffentlich gemeinsam ganz viel für die Mobilitätswende in unserer Stadt erreichen können. Wie ihr, wünschen wir uns eine Mobilität, die uns alle unsere Ziele erreichen lässt, aber mit weniger (sozialen) Kosten und weniger Opfern im Straßenverkehr einher geht. Eine Mobilität auch für Bevölkerungsgruppen, die heute sehr eingeschränkt in ihrer Bewegungsfreiheit sind, wie Kinder und Jugendliche, Senior*innen und Menschen, die kein Auto besitzen oder besitzen möchten.
Beste Grüße
Euer Team vom RadEntscheid Essen
Im Rahmen des Bündnis aus RadEntscheid Essen, ADFC Essen, VeloCityRuhr und Essener Fahrrad-Initiative