14.08.2021, 22:19
Sehr geehrte Frau Sparr,
vielen Dank für Ihre Stellungnahme. Entgegen Ihrer Aussage und entsprechend dem Gutachten „Moore in Hamburg Maßnahmen“ vom 06.03.2020, beauftragt durch die Behörde für Umwelt und Energie, Amt für Naturschutz, Grünplanung und Bodenschutz wird für die Moorflächen ein CO2-Speicher von über 180 t angegeben. Weiterhin werden Maßnahmen zur Pflege der Moorflächen empfohlen, welche leider bisher nicht von der Behörde umgesetzt wurden.
Die im Diekmoor ebenfalls vorhandenen Feuchtwiesen finden von Seiten der Behörden bisher keinerlei Erwähnung.
Die angesprochene Hausmülldeponie als auch die sich darauf befindliche Waldfläche und der Kleingartenverein „Weinberg“ befinden sich nicht im eigentlich geplanten Baubereich. Als Nachverdichtungspotenzial steht dieser KGV aufgrund der kleinen Parzellengrößen nicht zur Verfügung. Sollte es nunmehr auch für diesen Bereich „Ideen“ seitens des Bezirkes geben bzw. Probleme mit dem Boden, wäre es vielleicht der Transparenz geschuldet, dieses entsprechend offen zu kommunizieren.
Die nicht öffentlich einsehbare Vereinbarung der Stadt mit dem Landesbund der Gartenfreunde hat sich keineswegs bewährt, da eine Nachverdichtung immer mit einer Neuparzellierung (Rodung) und Verkleinerung von Gärten einhergeht und damit faktisch eine Reduzierung von Naturflächen bedeutet. Eine Vertretung der Interessen der Kleingartenvereine durch den Landesbund ist bisher nicht erkennbar.
Bei dem Rückhaltebecken, „um das sich ein interessantes Stück Natur gebildet hat“ handelt es sich um ein gesetzlich geschütztes Biotop, ebenso wie dem Bornbach.
Zusammengefasst befinden sich im Landschaftsschutzgebiet Diekmoor eine große Anzahl von Ökosystemen: Gesetzlich geschützte Biotope wie Bornbach / Rückhaltebecken, Waldgebiete, Moorflächen, Feuchtwiesen und Kleingärten. Wir als Bürgerinitiative fordern den Erhalt dieser Flächen in einem Verbund – als unzerschnittene Freifläche zur Erhaltung der Artenvielfalt, gerade hier kommt den Kleingärten eine besondere Funktion zu, da sie mehr zum Erhalt der Insektenvielfalt beitragen als z. B. öffentliche Grünanlagen / Parks. Wir brauchen das Landschaftsschutzgebiet auch in seiner Gänze als öffentliche, fußläufige Naherholungsfläche, als bioklimatischen Entlastungsraum und Kalt-/Frischluftschneise (so bezeichnet im Bebauungsplan Langenhorn 72 – Diekmoorweg), als Versickerungsfläche für immer häufiger auftretende Regenmassen (siehe auch die Starkregenkarte Hamburg).
Sicherlich gibt es Bedarf an bezahlbarem Wohnraum. Hier gilt es allerdings nicht Naturschutz gegen den Wohnungsmangel auszuspielen. Die Flächen in Hamburg sind nicht unendlich und wir müssen uns auch fragen, wie wir Lebensqualität für uns und nachfolgende Generationen erhalten wollen. Der Gedanke, wenn wir in Hamburg viel bauen, wird im Umland weniger gebaut, weniger versiegelt, weniger gependelt, ist angesichts der zahlreichen Bauvorhaben der Stadt Norderstedt utopisch. Es bedarf länderübergreifender Absprachen und Projekte und eine bessere Taktung des Nahverkehrs ins Umland.
Auch der dringenden Frage, was käme denn nach der Bebauung des Diekmoors - die letzte große Potenzialfläche laut des Bezirksamtsleiters – sollte man sich stellen. Warum diese Frage nicht vorziehen und sich bereits jetzt Gedanken machen, wie nachhaltige Stadtentwicklung aussehen kann? Wir haben mittlerweile zahlreiche Alternativen zur Bebauung des Landschaftsschutzgebietes aufgezeigt, wie z. B. die Umsetzung des Projektes „Lüdia“ zur Überbauung von Discountern und Parkplätzen, die vielen leerstehenden Villen in direkter Nachbarschaft zum Bezirksamt Nord in der Tangstedter Landstraße (Vorkaufsrecht), das seit über zwei Jahren leerstehende Europcar-Gelände, ebenfalls Tangstedter Landstraße, die Durchmischung von Wohnen und Gewerbe im Öhleckerring (direkt neben dem Diekmoor) oder im Essener Quartier. Alles Beispiele für große versiegelte Flächen in der Nähe von U-Bahnstationen und sogar innerhalb des Stadtteils Langenhorn. Hier bedarf es an dieser Stelle vielleicht auch ein Stückchen politischen Willens, die alten Planungen zum Diekmoor – die über viele Jahre als unrealistisch eingestuft wurden - der Jetztzeit anzupassen. Der Klimawandel steht nicht vor der Tür, er hat im Wohnzimmer Platz genommen und es gilt, gemeinsam langfristig zu überlegen, wie man dem begegnen kann.
Mit freundlichen Grüßen
„Rettet das Diekmoor!“