02.04.2015, 01:59
Liebe FreundInnen von Bibliotheken mit ECHTEN und teuren Büchern darin,
unter
www.parlament-berlin.de/ados/17/Kult/protokoll/k17-049-bp.pdf
finden Sie das Wortlaut-Protokoll der Sitzung der Kulturausschuss-Sitzung des Berliner Parlaments.
Was hier Kultur-Staatssekretär Tim Renner sagte, ein aus der Clubszene ins Regierungsamt beförderter Politik-Newcomer, zeigt ziemlich deutlich, dass er mit Bibliotheken selbst wenig anzufangen weiß, dass er die Institution Bibliothek so verändern möchte, bis sie mit einem Hort des bewahrenden Wissens nicht mehr viel zu tun haben soll. Er befürwortet für die Bibliotheken einen Wandel wie in der Musik-Industrie.
Lieber Herr Renner, die Musik-Industrie muss finanzielle Profite machen. Eine Bibliothek muss Wissen bewahren und vermitteln. Trotzdem: Danke, dass Sie so entwaffnend ehrlich sind.
Hier sein Wortlaut: „Da ist eine Angst, da [...] werden Sachen skandalisiert [...]. Das ist eine Angst, die ich kenne. Das ist die Angst vor der Digitalisierung. Das ist die nackte Angst vor der Veränderung von Systemen in grundhaltiger Art und Weise. Ich habe das schon mal erlebt, Sie brauchen da gar nicht milde zu lächeln, und ich weiß, welche Folgen es hat, wenn man sich ihr nicht stellt, wenn man sich nicht anguckt, dass sich gerade Systeme maßgeblich ändern, Systeme, die man sich in Hamburg offensichtlich schon angeguckt hat, wie die Anhörung zeigt, wo man schon darauf eingeht, dass man natürlich, wenn Sie Streaming anbieten–Sie mögen milde lächeln, wenn Sie sagen: den Leuten zeigen, wie man mit YouTube umgeht.–Vielleicht verstehen Sie es nicht mehr, aber es wird eine ganze Welt von Inhalten geben, die Sie physisch gar nicht haben werden.
Wenn Sie einfach mal in die Musikindustrie reingucken: 120 000 Titel werden Jahr für Jahr veröffentlicht, mittlerweile unter 18 000 physisch. Es wird ein Paradigmenwechsel einsetzen, der natürlich das Buch genauso trifft, im Guten wie im Bösen, wie es die Musik betroffen hatte.
Im Endeffekt reden wir über Datensätze und eine völlig neue Aufstellung der Welt. Darauf muss sich eine Bibliothek einstellen."
Nein, Herr Renner, Sie irren sich: Eine öffentliche Bibliothek ist keine Musikbox und kein profitorientiertes Schallplatten-Label. Mich erschreckt es sehr, wenn eine seriöse Bildungsinstitution unter die hippen Club-Manager gerät. Bitte, Herr Renner, kümmern Sie sich lieber wieder um andere Dinge, von denen Sie sicherlich viel mehr verstehen als von Bibliotheken.
Liebe BücherfreundInnen, bitte leiten Sie die Petition weiter an alle, die noch unterschreiben könnten.
Danke,
Eckart Müller