Region: Berlin
Bildung

Büchervernichten in Berlin? Bibliotheken werden kaputt rationalisiert

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Abgeordnetenhaus Berlin, Stiftungsrat der Zentral- und Landesbibliothek

20.498 Unterschriften

Bearbeitungsfrist abgelaufen

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Bearbeitungsfrist abgelaufen

  1. Gestartet 2014
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Gescheitert

10.02.2015, 00:56

Liebe BibliotheksfreundInnen,

"So ein Unsinn!" - Mit dieser Überschrift "informiert" "die ZLB-Leitung auf einem Plakat, das ich heute am Eingang der Amerika-Gedenk-Bibliothek sah. Im Text darunter wird moniert, das Flugblatt "gegen die ZLB" (!) drive.google.com/file/d/0B3WIL2eR_phISHlGZjM3cGJQMTg/view enthalte "irreführende Behauptungen über die Bibliothek". Man solle "sich selbst informieren unter: www.zlb.de/ueber-uns/positionen".

"Vielen Dank" steht darunter, und das möchte man der Pressestelle der ZLB auch sagen: Danke für die Anti-Werbung. (Die Verfasserinnen des Flugblattes, Ursula Müller-Schüssler und Peter Delin, sind meines Wissens nicht gegen die ZLB, sondern gegen Art, wie die Leitung die ZLB "weiterentwickelt".)

Die unter dem Link zu findenden Informationen, unterzeichnet von Volker Heller, Vorstand und Managementdirektor ZLB, lesen sich tatsächlich wie eine Werbung für die Veränderung der Berliner Zentralbibliothek, wirken an mancher Stelle aber auch wie orwellscher Neusprech. Vorangestellt wird immerhin gleich das Haupt-Problem: Personalmangel. Den zu beheben, müssten LektorInnen jetzt Aufgaben abgeben, die z.B. auch die ekz-bibliothkenservice GmbH übernehmen könne. So etwas nennt man Outsourcing, und die meisten von uns wissen aus vielen anderen Bereichen der Arbeitswelt, was das bedeutet: Kostenersparnis auf Kosten von Qualität und Löhnen.

Heller schreibt, es "haben vor allem tariflich bedingte Kostensteigerungen dazu geführt, dass nicht mehr alle Stellen besetzt werden können." Hier wird auch suggeriert, wenn ArbeitnehmerInnen im öffentlichen Dienst Lohnsteigerungen bekommen, müssen BibliothekenbenutzerInnen an anderer Stelle sparen. Was stimmt ist, dass gute Arbeit gutes Geld kosten muss. Es stimmt sicherlich auch, dass Personalmangel herrscht.

Was wir aber brauchen, ist eine bessere Ausstattung aller Berliner Bibliotheken mit Personalmitteln. Hier zeigt sich doch nur ein allgemeines Problem: Der Gesetzgeber ist nicht in der Lage oder Willens, die für den öffentlichen Dienst nötigen Finanzmittel in ausreichendem Maß aufzubringen. Die Exekutive (Regierung, hier der Senat) beruft sich dann auf Finanzierungsschwierigkeiten wie auf eine Naturgegebenheit und argumentiert uns BürgerInnen gegenüber, wir müssten uns mit den Einsparungen abfinden, die z.B. auch bedeuten, dass Bibliotheken geschlossen werden (in den Bezirken), dass Aufgaben nicht mehr vom angeblich zu teuren eigenen Personal geleistet werden könnten (in der ZLB), sondern von billigeren Arbeitskräften einer Firma in Reutlingen, die überwiegend in Privatbesitz ist (gemeint ist die ekz GmbH).

Das alles geht in eine falsche Richtung, die wir ändern wollen. Ich freue mich, dass so viele BibliothekarInnen innerhalb der ZLB mir signalisiert haben, dass Ihnen der Kurs der Leitung nicht passt. Ich bin sehr froh über die vielen Tausend Menschen, die mit ihrer Unterschrift bekunden, dass sie Bibliotheken als öffentliches Gut besser behandelt sehen wollen, als es gerade geschieht.

Es wäre schön, wenn die Leitung der ZLB dieselben Verbesserungen für eine Institution wollten, die UNS gehört, der Bevölkerung dieses Landes, und nicht den Managementdirektoren und SparbürokratInnen.

Gut, wenn jetzt das Thema dank unseres Drucks endlich öffentlich diskutiert wird und nicht mehr hinter verschlossenen Türen, im kleinen Kreis.

Sogar die Springer-Presse ist inzwischen mit dabei. Unter www.bz-berlin.de/kultur/literatur/buecher-vernichtung-in-berliner-bibliotheken lässt sie zwar nur Anna Jacobi, Pressesprecherin der ZLB zu Wort kommen. Aber immerhin werden unsere Vorwürfe zitiert, außerdem ist unsere dort Petition verlinkt.
Und über den "Boulevard" läuft unser Thema weiter. Auch dafür Danke! ;-)

Eckart Müller


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