01.03.2015, 15:58
...Liebe Unterzeichner unserer Petition,
vor einigen Tagen endete die Unterzeichnungsfrist für die Petition zur Beibehaltung unserer Stundentafel. Nach dem gemeinsamen Termin von Herrn Aichelin und mir im Kultusministerium ist m.E. jetzt ein guter Zeitpunkt, kurz über den aktuellen Stand zu berichten.
Wichtigster Aspekt der Formulierung unseres Anliegens in Form einer Petition war für mich immer, mit einem solchen relativ einfach handhabbaren Instrument die Unterstützung durch unsere Schulgemeinschaft dokumentieren zu können, wenn es darauf ankommt. Vor allem war auch Anfang Januar für mich nicht absehbar, inwieweit wir überhaupt Zugang zur Entscheidungsebene erlangen würden.
Relativ bald zeigte sich für mich neben der zahlenmäßigen Unterstützung als besonders motivierend, dass viele Kommentare ergänzt wurden, die zwei Dinge klargemacht haben: Zum einen ist das Gesamtkonstrukt aus Fremdsprachenbeginn und Stundentafelgestaltung scheinbar doch mehr Eltern und Schülern in genau dieser Form wichtig und bewusst, als ich das zunächst erwartet habe. Auch wenn mir klar ist, dass in diesem Forum nahezu nur positive Stimmen gesammelt wurden, empfand ich doch vor allem die vielen Schülermeinungen als sehr motivierend. Zum zweiten wurde für mich aus vielen Kommentaren bestätigt, dass viele unter uns an diesem und anderen politischen Eingriffen vor allem stört, dass sowohl andauernd neue grundlegende Änderungen Unruhe hineinbringen als auch die schulspezifischen Entscheidungsmöglichkeiten und die daraus resultierende Vielfalt an Schulprofilen in Frage gestellt werden.
Der angestrebte Ministerialkontakt ergab sich etwas unverhofft Mitte Januar, als ich die Gelegenheit hatte, am Rande einer SPD-Veranstaltung in Neureut direkt mit Minister Stoch zu sprechen. Er war nicht nur durch meine Vorkontakte mit dem SPD-MdL Johannes Stober und dem Karlsruher SPD-Vorsitzenden Parsa Marvi erkennbar gut informiert. Klar wurde für mich, dass ihm die grundsätzliche Vereinheitlichung des Fremdsprachenbeginns sehr wichtig ist, ihm unsere schulspezifischen Besonderheiten aber im Vorfeld wohl noch nicht so bewusst waren.
In der folgenden Einladung ins Ministerium war zwar erkennbar, dass eine tatsächliche Gesprächsteilnahme der politischen Ebene nicht erfolgen würde, der politischen Dimension aus unserem sehr großen Unverständnis und der daraus resultierenden Unzufriedenheit wurde man sich aber zunehmend bewusst.
Am Ende der Faschingsferien waren Herr Aichelin bei der Leiterin des Referats „Allgemein bildende Gymnasien“ und den entsprechend zuständigen Mitarbeitern zu Gast, ebenfalls anwesend war der auf der Zwischenebene im RP zuständige Mitarbeiter im Gymnasialreferat.
Ich vermute, dass der Termin für einen Kultusministeriumstermin ganz gut lief, man hatte sich in allen Richtungen vorbereitet und uns erfreulicherweise auch zuerst Gelegenheit gegeben, unsere Belange vorzutragen.
Die anschließende Erläuterung der Genese der Fremdsprachenbeginne seit 2004 war für mich sehr aufschlussreich, allerdings auch etwas überraschend, dass man die scheinbar erkannten pädagogischen Gründe für einen späteren Beginn der FS2 nirgendwo in Begründungen zum Bildungsplan benennt, sondern immer nur die Durchlässigkeit.
Wir waren in der angenehmen, aber unsererseits auch deutlich kritisch geführten Diskussion schnell an dem Punkten angelangt, dass alle möglichen Aspekte zu Elternwille, Wiederholerzahlen etc. bei uns etwas anders liegen als im Landesschnitt.
Einerseits hat man dann versucht, uns Brückenkurse und nette Latein/Geschichte-Kombinationen schmackhaft zu machen, um doch einen Weg zu finden, uns in die neue Struktur einzupassen.
Andererseits hatte man sich aber scheinbar auch ernsthaft mit Ausnahmemöglichkeiten befasst, wobei bis zuletzt unklar blieb, ob man generell eine Einzelausnahme für unmöglich hält (zumindest gab es wohl noch keine…). All meine Versuche, eine systemische Ausnahme über englisch-bilinguale Gymnasien mit bestimmten tatsächlich Durchlässigkeit behindernden Elementen wie unseren deutlichen Mehr-Englisch-Stunden einzubringen, wurden mit der großen Anzahl an englisch-bili Gymnasien (ca. 70) gekontert.
An diese Stelle gingen wir im KM freundlich, aber wie zu erwarten ohne konkretes Ergebnis auseinander, als nächster Schritt wurde eine entsprechende Antwort an den Minister avisiert.
Da mich der Verweis auf die große Anzahl an englisch-bili-Gymnasien schon länger störte, habe ich mir die Mühe gemacht, einmal die Stundentafeln aus den in einer KM-Übersicht verlinkten Homepages aller englisch-bilingualen Gymnasien im Lande zu sichten und tabellarisch die relevanten Randbedingungen – vor allem Englisch-Stunden in Klasse 5/6 und Beginn FS2 - zusammenzutragen.
Erstaunlich deutlich wird, dass es eigentlich nur eine weitere Schule im Land gibt, die sich auf die gleichen Aspekte berufen könnte wie wir, wenn man großzügig ist, wären es 3. Alle anderen Schulen haben (zu 80-90%) den Beginn der zweiten Fremdsprache ohnehin in Klasse 6, einige weitere haben in Klasse 5 als Brücke die auch empfohlenen freiwilligen Elemente.
Diese Argumentationshilfe habe ich dem KM noch direkt nachgereicht, nach mehreren Dienstreisen wird das Referat ab nächste Woche zunächst intern aktiv werden.
Unsere entsprechenden politischen Unterstützer haben wir ebenfalls entsprechend sensibilisiert.
Ansonsten bleibt aktuell nur Geduld, da ich den Eindruck habe, dass eine Ausweitung des Drucks auch in der großen und politischen Öffentlichkeit aktuell eher nicht zielführend ist. Wie lange der Entscheidungsprozess dauert, ist ungewiss; wir haben aber auch keinen Zeitdruck.
Formal übergeben habe ich dem Ministerium nur einen Zwischenstand der Unterschriften, alle inhaltlichen Botschaften sind meines Erachtens angekommen. Aus den vorgegeben Möglichkeiten des Status der Petition halte ich „übergeben“ daher für angemessen.
Ich bedanke mich stellvertretend für alle Mitstreiter für die zahlenmäßige und inhaltliche Unterstützung. Über alles Weitere werde ich an dieser Stelle berichten.
Viele Grüße
Matthias Zimmermann