20 Unterschriften
Petition richtet sich an: An Oberbürgermeisterin Henriette Reker sowie den Rat der Stadt Köln
Antidemokratische Bewegungen, verengte Diskurse sowie Hass, Hetze und Gewalt gegen marginalisierte Gruppen nehmen aktuell deutlich zu und vergiften unser gesellschaftliches Miteinander. Dies macht auch vor Schulen nicht halt! So stellt unser LSBTIQ*-Aufklärungs-, Bildungs- und Antidiskriminierungsprojekt “WiR* – Wissen ist Respekt” des anyway e.V. eine zunehmend queerfeindliche Stimmung fest: Neben vielen Schüler:innen, die offen und zugänglich sind, gibt es immer mehr, die dem Thema deutlich ablehnend gegenüberstehen. Sie äußern dies auch zunehmend laut, stören die Workshops bewusst durch ihr Verhalten und sind in Teilen verbal aggressiv.
In den Feedbacks zu den Workshops schrieben Schüler:innen zuletzt auch häufiger Sätze wie "In euren Workshops werden Lügen erzählt!", "Meine Eltern sagen, LGBTIQ* ist Quatsch!", "Es gibt nur Mann und Frau!", „Ich hasse Schwule.“ oder "Wenn meine Schwester lesbisch wäre, würde ich sie schlagen und von zuhause rausschmeißen." Vereinzelt kam es nach Workshops zu Anrufen im anyway, in denen einzelne Ehrenamtliche des Aufklärungsprojekt beleidigt oder lächerlich gemacht wurden.
Das anyway ist mit seiner Feststellung gestiegener Queerfeindlichkeit in Kölner Schulen nicht allein. Auch das andere Kölner Bildungs- und Antidiskriminierungsprojekt SCHLAU Köln e.V. sowie weitere Projekte in ganz NRW machen ähnliche Beobachtungen. Daher haben wir eine Umfrage gestartet, die Kölner LSBTIQ*-Jugendliche nach ihrer Situation in der Schule befragt hat.
Mehr als jede:r zweite hat angegeben, Opfer von Queerfeindlichkeit geworden zu sein (58%). Am häufigsten wurden die Schüler:innen „beschimpft, beleidigt und/oder lächerlich gemacht“ (46%). 27,3 Prozent der Schüler:innen erlebten außerdem Ausgrenzung und Ausschluss aus Freundeskreisen oder der Klassengemeinschaft. Knapp ein Viertel der Jugendlichen (23,7%) wurden gegen den eigenen Willen in der Schule geoutet. Zudem sind LSBTIQ*-Schüler:innen mit körperlicher Gewalt konfrontiert: 14,3 Prozent wurde Gewalt angedroht und 8,5 Prozent der Schüler:innen wurden tatsächlich angegriffen. Das ist fast jede:r 10. Schüler:in.
Neben den Zahlen, sind es auch die Berichte der Schüler:innen, die aufhorchen lassen. Sie schrieben unter anderem im Fragebogen:
• „Tägliche Beleidigungen als !@#$! etc., angespuckt, ausgelacht, ausgegrenzt, geschubst ‚Freunde‘ wandten sich ab, selbst Lehrer schmunzelten…“
• „Ich werde in der Schule dafür fertig gemacht, dass ich trans bin, mir wird gesagt, ich solle doch bitte sterben gehen […]“
• „Wurde auf dem Gang angespuckt, mit Sachen beschmissen. […] !@#$! genannt zu werden, war wöchentliche Routine.“
Diese Ergebnisse sind erschreckend und zeichnen ein Bild von unseren Schulen, das im krassen Gegensatz zu Kölns Ruf als Stadt der Vielfalt steht. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Kein:e Schüler:in darf ungern zur Schule gehen oder dort Angst vor einem Coming-out haben müssen. Gewalt – egal ob verbaler, psychischer oder körperlicher Art – darf kein Normalzustand für LSBTIQ*-Jugendliche in Schulen sein.
Dies stellt auch die LSBTIQ*-Antidiskriminierungsarbeit vor neue Herausforderungen. Bisher sind es meist speziell geschulte Ehrenamtliche, die die Workshops für Schulklassen durchführen – und zwar kostenlos und in ihrer Freizeit. Die queerfeindliche Stimmung trübt das Engagement, ist seelisch belastend und in Teilen überfordernd. Es braucht viel mehr pädagogisches Standing und Qualifizierung, um die Workshops unter diesen Bedingungen durchführen zu können. Ehrenamtsgewinnung und -management sowie Ausbildung kosten hingegen mehr Zeit.
Zusätzlich wollen auch Schulen verstärkt gegen queerfeindliche Stimmung in Teilen der Schüler:innenschaft vorgehen und fragen immer häufiger Workshops an. Weil die Kapazitäten also begrenzt sind, gibt es teilweise lange Wartezeiten und einige Anfragen können gar nicht bedient werden. Die Aufklärungsarbeit befindet sich in einem Teufelskreislauf wie wir ihn in den letzten 25 Jahren in Köln nicht hatten, denn mehr Queerfeindlichkeit sorgt für mehr Nachfrage zu herausfordernden Bedingungen.
Mit den aktuellen finanziellen und personellen Ressourcen können SCHLAU Köln e.V. & WiR* aus dem anyway die queere Bildungsarbeit in Köln nicht in der benötigten Art und Weise fortsetzen. Aktuell wird jedes Projekt durch eine halbe Koordinationsstelle betreut. All die genannten Herausforderungen können mit 20 Wochenstunden pro Projekt nicht gewährleistet werden. Daher bitten wir Sie, unsere queere Bildungsarbeit so zu stärken, dass die Finanzierung für die Bewältigung der jetzigen Situation ausreicht. Dies bedeutet, dass die Förderung von zwei Vollzeitstellen für 150.000 Kölner Schüler:innen notwendig ist. Nur so können wir unseren wichtigen Beitrag zu einem demokratischen und respektvollen Miteinander in unserer Stadtgesellschaft leisten.
Mit freundlichen Grüßen,
Die Vorstände von SCHLAU Köln e.V. & anyway e.V.
Begründung
Die Workshops von SCHLAU Köln e.V. & WiR* klären über Lebensweisen von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans, inter* und queeren Menschen auf, helfen Vorurteile zu reflektieren und leisten einen Beitrag für ein tolerantes Schulklima und eine offene Gesellschaft. Dies ist aktuell wichtiger als je zuvor. Denn Rechtsextreme und Radikale in allen Bevölkerungsgruppen machen mit populistischen Botschaften und Verschwörungstheorien wie der sogenannten “LGBTIQ*- und Genderideologie” und “Frühsexualisierung” Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans, inter* und queere Menschen verächtlich und erklären sie zum Hassobjekt.
Einige Eltern, aber auch Jugendliche fallen auf diese Strategie herein. Daher ist es im Interesse der Kölner Stadtgesellschaft, dass SCHLAU Köln e. . & WiR* mit ihrer queeren Bildungsarbeit dem etwas entgegenstellen und Jugendliche wieder für eine respektvolle Gesellschaft und unser demokratisches Miteinander gewinnen können. Für eine Zukunft ohne Queerfeindlichkeit braucht es unseren Einsatz in der Gegenwart!
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
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Petition gestartet:
18.07.2024
Petition endet:
17.01.2025
Region:
Köln
Kategorie:
Bildung
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Hätte es nicht für möglich empfunden, dass in einer sonst weltoffenen Stadt, wie Köln so etwas stattfindet !!!