Region: Hessen
Bildung

Rückkehr zur Regelbeschulung und – betreuung in Hessen

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Ministerpräsident Volker Bouffier

1.841 Unterschriften

Dialog abgeschlossen

1.841 Unterschriften

Dialog abgeschlossen

  1. Gestartet 2020
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Beendet

Petition richtet sich an: Ministerpräsident Volker Bouffier

Seit Jahren fördert und fordert die Politik die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf diversen Ebenen. Unternehmen und Verwaltung werden verpflichtet, Führungspositionen mit Frauen zu besetzen, im öffentlichen Dienst gibt es seit Jahren verbindliche Frauenförderpläne, das Scheidungsrecht stellt die Versorgung der Kinder, nicht mehr der Ehefrau in den Mittelpunkt, die Kinderbetreuung für unter 3-jährige wurde deutlich ausgebaut – um nur einige Maßnahmen zu nennen. Das trägt den Vorstellungen einer modernen Gesellschaft Rechnung. Nun scheint all dies keine Rolle mehr zu spielen und die Politik scheint, wie selbstverständlich, anzunehmen, dass Eltern - und wie zunehmend deutlich wird - vor allem Mütter - Berufstätigkeit, Homeschooling, Kindergartenersatz und Nachmittagsbetreuung über Monate hinweg gleichzeitig übernehmen. An der zunehmenden Verzweiflung vieler Eltern lässt sich ablesen, dass auch Multitasking seine Grenzen hat. Am meisten enttäuscht die Perspektivlosigkeit, mit der Eltern abgespeist werden, wenn der hessische Kultusminister jüngst mitteilt, dass ein „Wechsel aus Präsenzunterricht und häuslichem Lernen […] uns sehr wahrscheinlich auch im neuen Schuljahr begleiten“ wird. Dies ist ebenso wie die bisher zum Einsatz gekommenen Beschulungsmodelle völlig unzureichend und zur Erfüllung des gesetzlichen Bildungsauftrages ungeeignet.

An dieser Stelle möchten wir betonen, dass wir nicht die in den ersten Wochen nach Auftreten des neuen Corona-Virus ergriffenen Maßnahmen inklusive gesamtgesellschaftlichem Lockdown beanstanden. Diese Entscheidung wurde von uns umfassend mitgetragen. Die Anstrengungen tragen Früchte und die Zahl der schwer Erkrankten und Toten durch Sars-CoV-19 blieb bisher weit hinter denen anderer Länder zurück. Folgerichtig wurde eine Wiederherstellung eines gesellschaftlichen Normalbetriebs unter notwendigen Hygiene- und Abstandsregelungen in Gang gesetzt. Dieser darf vor den Schulen und Kindertageseinrichtungen nun aber nicht Halt machen. Denn wie Matthias Braun und Peter Dabrock in einem Spiegel-Online-Gastbeitrag schon am 18.4.2020 titelten, sind Kinder nicht nur unsere Zukunft, sondern haben auch ein Recht auf Gegenwart.

Deshalb fordern wir:

• Konkrete Unterstützung seitens der Politik (Bund, Land, Kommune) und der Betreuungseinrichtungen für eine tatsächliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf

• Unterrichts- und Betreuungskonzepte, die es Familien ermöglichen, den Anforderungen im Beruf und gleichzeitig den Anforderungen der Erziehung (trotz Corona) gerecht zu werden

• Verbindliche, für die elterliche Berufstätigkeit hinreichende Mindestumfänge der Betreuungszeiten auch bei nicht systemrelevanten Berufen

• Nutzung digitaler Medien für Online-Unterricht

• Versorgung von Schülern, die über keine digitale Infrastruktur verfügen, mit Unterrichtsmaterialien; alternativ Bereitstellung entsprechender Infrastruktur

• Gleiche Bildungschancen für Schüler durch einheitliche Vorgaben für Schulen und damit auch Lehrer, den Unterricht zuhause zu unterstützen und zu begleiten

• Korrektur der Schulmaterialien durch die Lehrer (nicht die Eltern) und Rückmeldung der Lehrkräfte an die Schüler

• Schule und Kindergarten als sicheren Hafen für die Kinder, die zu Hause Gewalt erfahren oder vernachlässigt werden

• Die soziale Isolation der Kinder zu beenden um psychische Spätfolgen abzuwenden

• Gleiche Bildungschancen durch Betreuungsangebote für alle Kinder, auch für solche aus sozial schwachen Familien oder aus Familien mit Migrationshintergrund

• Ferienprogramme, die es ermöglichen, dass Eltern arbeiten können – egal, ob von zu Hause aus oder am Arbeitsplatz vor Ort

• Ein Konzept für die Einschulung der Erstklässler unter Berücksichtigung der oben genannten Aspekte

• Abschließend fordern wir, angesichts der aktuellen Fallzahlen spätestens zum Beginn des nächsten Schuljahrs 2020/21 einen Normalbetrieb in Schulen und Kindergärten (unter Vorbehalt der Pandemieentwicklung) und eine langfristige Perspektive für Eltern, Schüler und alle am Schulleben beteiligten Personen

Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Warum dieses Zitat nicht im konstruktiven Sinne einsetzen und kreative Lösungen für eine Rückkehr zum Normalbetrieb erarbeiten? (vgl. z.B. Beitrag in „Die Welt“ vom 22.5.2020 von Kristina Schröder, Bundesfamilienministerin 2009-2013) Die Zeit drängt, zumal sowohl praktische Erfahrungen aus anderen Ländern als auch zunehmend klarere wissenschaftliche Einblicke nahelegen, dass Kinder in der Ausbreitung des Infektionsgeschehens nur eine untergeordnete Rolle spielen. Eindringlich nachzulesen in der gemeinsamen Stellungnahme von fünf medizinischen Fachgesellschaften vom 19.05.2020. Es war richtig, dass die Politik bei der schnellen Eindämmung der Seuche auf Experten gehört hat. Darum sollte sie das bei der Rückkehr zur „neuen Normalität“ auch tun!

Begründung

Seit März wird selbstverständlich davon ausgegangen, dass Familien Job, Schule, Kindergarten und Nachmittagsaktivitäten mit Kindern zu Hause realisieren. Die Erwartungen der Eltern, dass sich dies ab Mai wenigstens in einzelnen Bereichen normalisiert, wurden enttäuscht. In der Folge müssen sich Eltern, egal ob berufstätig, alleinerziehend, in Elternzeit oder „Erziehungszeit“, mindestens bis nach den Sommerferien (in Summe dann 5 Monate lang) gleichzeitig als Arbeitnehmer, Lehrer, Erzieher, Köche, Hobby-/ Freizeitgestalter beweisen und nebenbei einfach Mama/Papa/ „selber Mensch“ sein.

Die Erfüllung aller schulischen Anforderungen übt auf Eltern und Kinder einen enormen Druck aus. Von Lehrern ausgearbeitete Arbeitspläne, sofern es sie gibt, helfen einerseits zwar, Unterrichtsstoff zu strukturieren. Andererseits bedarf es häufig einer hohen Kraftanstrengung für die Kinder – je nachdem wie alt und lernwillig sie sind - die vorgegebenen Pflichtaufgaben abzuarbeiten, damit sie hinsichtlich der Lerninhalte nicht in Rückstand geraten. Ohne eine sehr zeit- und kraftintensive Unterstützung durch die Eltern ist dies oft für die Kinder gar nicht zu leisten. Ungeübte Eltern oder Eltern mit niedrigeren Bildungsabschlüssen haben zudem oft gar keine Chance ihre Kinder, insbesondere in den höheren Klassenstufen, beim Erarbeiten neuer Lerninhalte zu unterstützen. Aus den bereitgestellten Materialien erschließt sich teilweise - weder für Eltern noch für Schüler - der Lernweg. Oftmals gibt es keine Schulbücher, die neue Themen nachvollziehbar einführen und erklären. Kinder in Grundschulen sind zudem meist gar nicht in der Lage, ihre Arbeitsblätter alleine zu bearbeiten oder an Videokonferenzen teilzunehmen, so dass sie auf die Anwesenheit und Hilfe der Eltern oder anderer Betreuungspersonen angewiesen sind. Hinsichtlich des Leistungsniveaus wird die Schere zwischen den Kindern immer weiter auseinander gehen.

Der Spagat ist aktuell zu groß und kann/wird so nicht länger funktionieren. Urlaub und Kurzarbeit konnten einige Familien über die ersten Monate retten. Kurzarbeit wird nun wieder zurückgefahren. Viele haben keine/kaum Urlaubstage mehr für die bevorstehenden verbleibenden Schulferien dieses Kalenderjahres. Andere, die keinen Urlaub oder Kurzarbeit hatten, sind bis an/über die Belastungsgrenze erschöpft. Und es gibt keine Aussicht auf Entlastung.

Es steht außer Frage, dass besondere Zeiten auch besondere Maßnahmen und Verordnungen erfordern. Was jedoch mehr als fraglich erscheint, ist der Umstand, dass es bis jetztkeine geeigneten Konzepte gibt, die der notwendigen Betreuung und insbesondere der Beschulung der Kinder gerecht werden. In Pflegeberufen werden ohne weiteres Studenten eingesetzt und/oder pensionierte und zu Risikogruppen gehörende Ärzte / Pflegekräfte aus dem Ruhestand zurückgeholt, um ihnen mittels geeigneter Schutzmaßnahmen eine Mitarbeit zu ermöglichen. Nach den Sommerferien werden wieder neue Kinder eingeschult. Um den Übergang von Kindergarten in die Schule noch halbwegs „kindgerecht“ zu gestalten, benötigen diese Kinder zwingend dauerhaft und konstant Präsenzunterricht in der Schule. Nicht nur, um Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen, sondern um überhaupt (emotional) in der Schule und der Klassengemeinschaft anzukommen.

Auch nach den Sommerferien wird das Coronavirus nicht einfach verschwunden sein. Demnach stehen Lehrkräfte, die heute zur Risikogruppe gehören, auch nach den Sommerferien – ohne weitere Schutzmaßnahmen - nicht wieder zur Verfügung. Sollen deshalb unsere Kinder tatsächlich weitere Monate nicht oder nur sehr wenig zur Schule gehen dürfen? Wo führt das hin? Nach Berechnungen des Zentrums für Bildungsökonomik am Münchner ifo-Institut haben Schulschließungen kaum aufholbare Kompetenzlücken und daher langfristig negative finanzielle Konsequenzen zur Folge. So könnte der Ausfall eines Drittel-Schuljahres über das gesamte Berufsleben hochgerechnet mit Gehaltseinbußen von Zehntausenden Euros einhergehen. Dies wird auch auf unser Rentensystem Auswirkungen haben.

Wann wollen wir wieder ansatzweise zu einem normalen Schulbetrieb zurückkehren?

Aufgrund der weitreichenden Befugnisse der einzelnen Schulen, ihren Präsenzunterricht abweichend von den vorgegebenen Stundentafeln zu gestalten, ist ein vergleichbarer Bildungsstandard bei den Schülern desselben Bildungsweges nun nicht einmal mehr innerhalb eines Landkreises, geschweige denn innerhalb eines Bundeslandes, gewährleistet. Wir brauchen dringend weitergehende Konzepte und andere Maßnahmen für Schule und Kita und für zur Risikogruppe gehörende Erzieher und Lehrer, um schnellstmöglich wieder in den Normalbetrieb zu kommen. Andere Länder schaffen es doch auch und das, ohne dass man Schreckensberichte von Schulen als Corona-Hotspots vernommen hätte.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Elterninitiative2020@web.de: Dr. Nisha Biswas und Arnd v. Schwanewede, Rebecca und Karsten Brandt, Sandra und André Krauß, Melanie und Thomas Fischinger

Vielen Dank für Ihre Unterstützung

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Angaben zur Petition

Petition gestartet: 01.06.2020
Petition endet: 28.06.2020
Region: Hessen
Kategorie: Bildung

Neuigkeiten

  • Liebe Unterstützende,
    der Petent oder die Petentin hat innerhalb der letzten 12 Monate nach dem Einreichen der Petition keine Neuigkeiten erstellt und den Status nicht geändert. openPetition geht davon aus, dass der Dialog mit dem Petitionsempfänger beendet ist.

    Wir bedanken uns herzlich für Ihr Engagement und die Unterstützung,
    Ihr openPetition-Team

  • Nach Artikel 17 des Grundgesetz und Artikel 16 der Verfassung des Landes Hessen hat jeder das Recht, sich auch einzeln mit einer Bitte oder Beschwerde an die zuständige Stelle und an die Volksvertretung zu wenden. Dies nennt man Petition.

    Der Petitionsausschuss des hessischen Landtags hat ein **ONLINE-FORMULAR**, in dem jeder Bürger sein Anliegen schreiben und absenden kann. Nachdem jetzt auch schon in Nordrhein-Westfalen alle 600.000 Grundschüler ab 15. Juni wieder täglich im normalen Klassenverband unterrichtet werden sollen, wird es für Hessen höchste Zeit.

    Erhöht den politischen Druck und deponiert euer Anliegen unter folgendem Link:
    hessischer-landtag.de/content/formular-online-petition

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