Bildung

Offener Brief: Gegen eine Umbenennung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster

Petition richtet sich an
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen

113 Unterschriften

Der Petition wurde nicht entsprochen

113 Unterschriften

Der Petition wurde nicht entsprochen

  1. Gestartet April 2023
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht am 11.10.2023
  4. Dialog
  5. Beendet

Petition richtet sich an: Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen

Wir bitten die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Ina Brandes, mit Unterstützung des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, die gem. § 2 Abs. 5 S. 1 HG erforderliche Genehmigung der vom Senat der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster am 5. April 2023 beschlossenen Umbenennung unserer Universität in "Universität Münster" zu verweigern.

Begründung

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, sehr geehrte Frau Ministerin,
 
Der Senat der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster hat sich am 5. April 2023 für die Streichung des Namensgebers Wilhelm II. aus dem Namen der Universität sowie für die Umbenennung in „Universität Münster“ ausgesprochen. Begründet wird die Entscheidung mit dem Ergebnis eines mehrjährigen Arbeitsprozesses zur Auseinandersetzung mit der Person Wilhelms II., die von einer nationalistischen, militaristischen und antisemitischen Gesinnung des letzten deutschen Kaisers ausgeht. Wir bitten Sie hiermit, die Genehmigung des Beschlusses zu verweigern.
Im Anschluss stellen sich unbeantwortet gebliebene Fragen: Zunächst diejenige nach dem gegenwärtigen und zukünftigen Umgang der Gesellschaft mit historischen Persönlichkeiten. Die Abkehr vom bisherigen Namensgeber der Universität reiht sich ein in eine allgemeine Entwicklung der kritischen Auseinandersetzung mit solchen Personen und ihrem Wirken, bisher vor allem im Kontext von Straßennamen. Hier zeichnet sich die Tendenz ab, schnell zum Mittel einer Umbenennung zu greifen, was jedoch zu kurz greift. Lösen wir die schwierigen Fragen nach dem Umgang mit unserer Vergangenheit, indem wir Persönlichkeiten aus der Geschichte an heutigen weltanschaulichen Maßstäben messen und vollständig aus der Öffentlichkeit verbannen? Was bedeutet dies zum Beispiel für die Behandlung der Person Martin Luthers, der selbst unter Berücksichtigung der weiten Verbreitung solcher Einstellungen in der frühen Neuzeit mit antisemitischen Äußerungen auffiel?
Beobachten lässt sich zudem die Anlegung doppelter Standards. Gegen eine Umbenennung der nach Karl Marx oder anderen namhaften Vertretern des Kommunismus benannten Örtlichkeiten würde sich großer Widerstand formieren. Wenn eine solche Benennung einer unzeitgemäßen öffentlichen Zelebration dieser Personen gleichkommt, wie von Befürwortern einer Umbenennung vorgebracht, weshalb soll dies für Vertreter einer Ideologie, die für weltweit über 100 Millionen Todesopfer verantwortlich ist, nun plötzlich unproblematisch sein? Entweder, man ist konsequent und erstreckt den praktizierten bilderstürmerischen Brutalismus auf alle in irgendeiner Weise kritisch zu beurteilenden geschichtlichen Charaktere, oder man übt dabei größte Zurückhaltung.
Hinzu kommt der Kostenfaktor: Weshalb ein bis zu siebenstelliger Betrag für ein Vorhaben ohne nachweisbaren positiven Effekt aufgewendet werden soll, erschließt sich nicht und widerspricht den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit. Überhaupt nicht Teil des Deliberationsprozesses war vor diesem Hintergrund eine schlichte Umwidmung entweder auf den deutlich weniger „problematischen“ Kaiser Wilhelm I. oder auf einen der vielen Alumni der Universität, der diesen Vornamen trägt. Dieser Vorschlag mag zwar auf den ersten Blick kurios wirken, hätte jedoch klaren Kompromisscharakter und würde zugleich die Kosten für eine Umbenennung einsparen.
Stellt man sich auf den Standpunkt einer Umbenennung, begegnet man zugleich der nächsten Ungereimtheit: Die Streichung des Attributs „westfälisch“. Eine Beibehaltung zumindest dieses Teils des Namens brächte die Verbundenheit der Universität mit dem Landesteil Westfalen zum Ausdruck. Die Reduktion des Namens auf eine geradezu sterile und leblose Institutionsbezeichnung wird der Bedeutung der WWU für Westfalen und auch das Land NRW nicht gerecht. Begründet wird diese Entscheidung vor allem mit einer überregionalen Ausrichtung, wobei in keiner Weise deutlich wird, inwiefern der neue Name zu einem vom Senat wohl anvisierten Prestigegewinn beitragen soll. Letztlich gehen vor allem Identifikationspotenzial und die Alleinstellungswirkung eines geographisch differenzierenden Zusatzes verloren.
Insbesondere für Münster ist dies verheerend. Die Stadt hat als ehemalige Hauptstadt der preußischen Provinz Westfalen einen besonderen Bezug zur Region, der auf diese Weise zwar nicht gänzlich verloren geht, aber an Bedeutung verliert, ist die WWU doch mit über 46.000 Studenten eine der größten Universitäten Deutschlands. Neben die administrative Relevanz tritt dabei die Bekanntheit Münsters als Stadt des Westfälischen Friedens, dessen 375-jähriges Jubiläum aktuell gefeiert wird, sodass das Attribut zusätzlich ein durch die gesamteuropäische Geschichte legitimiertes Unterscheidungsmerkmal ist. Die Abkürzung „WWU“ ist ein Markenzeichen, da die Universität im Alltag zumeist so bezeichnet wird, und mithin auch Teil ihres Rufes. Der Senat verkennt diesen Umstand, indem er ihn in sein Gegenteil verkehrt und die schlichte Behauptung aufstellt, eine Namensänderung führe zu einer größeren Identifikation bzw. einem Zuwachs an Bekanntheit.
Wir bitten Sie daher, die Umbenennung der Universität nicht zu genehmigen. Die WWU sollte entweder – ggf. umwidmungsbedingt – ihren bisherigen Namen weiterhin führen, oder aber jedenfalls den Zusatz „westfälisch“ beibehalten.
Studenten der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster

Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Jonas von Zons aus Münster
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Angaben zur Petition

Petition gestartet: 14.04.2023
Petition endet: 13.07.2023
Region: Nordrhein-Westfalen
Kategorie: Bildung

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  • Liebe Unterstützende,

    schlechte Nachrichten: Der Petitionsausschuss hat über das Anliegen der Petition beraten. Der Petition konnte nicht entsprochen werden. Die Stellungnahme finden Sie im Anhang.

    Beste Grüße
    das openPetition-Team


  • Liebe Unterstützende,

    openPetition hat die von Ihnen unterstützte Petition offiziell im Petitionsausschuss von Nordrhein-Westfalen eingereicht. Jetzt ist die Politik dran: Über Mitteilungen des Petitionsausschusses werden wir Sie auf dem Laufenden halten und Informationen transparent in den Petitionsneuigkeiten veröffentlichen.

    Als Bürgerlobby vertreten wir die Interessen von Bürgerinnen und Bürgern. Petitionen, die auf unserer Plattform starten, sollen einen formalen Beteiligungsprozess anstoßen. Deswegen helfen wir unseren Petitions-Startenden dabei, dass ihre Anliegen eingereicht und behandelt werden.


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