49.571 Unterschriften
Petitionsempfänger hat nicht reagiert.
Petition richtet sich an: Deutscher Bundestag Petitionsausschuss, Bundesfamilienministerin Frau Dr. Franziska Giffey
"Du träumst davon, mit 30 Kindern gleichzeitig zu musizieren, ihnen die Welt zu erklären und mit zwei Armen fünf Dinge auf einmal zu machen?- Dann bewirb Dich für deinen Traumjob und werde ErzieherIn!"(2).
Diesen Slogan hätten wir vor dem Corona- Lockdown nur müde belächelt. Zurück in den Alltagswahnsinn, dem Spagat aus Krankenstand, Personalmangel, ständig steigenden Anforderungen einerseits und dem Bedürfnis nach individueller Betreuung eines jeden Kindes andererseits? Nein, nicht unter den bisherigen Rahmenbedingungen!
Wir sind PädagogInnen eines freien Trägers in Sachsen- Anhalt, arbeiten in Kitas und Horten und erwarten endlich die praktische Umsetzung längst erwiesener, empirischer Studien. Bildung geschieht über Bindung! Wissenschaftliche Erkenntnisse von EntwicklungspsychologInnen und PädagogInnen müssen in politische Entscheidungen einfließen!
Wir fordern einen bundesweit einheitlichen Personalschlüssel, in dem sowohl mittelbare Arbeits-, als auch Ausfallzeiten einberechnet werden und somit realistisch die Fachkraft- Kind- Relation beschrieben wird. Für Kinder von ⇨ 0-1 Jahre Personalschlüssel: 1:2 ⇨ 1-3 Jahre Personalschlüssel: 1:3 ⇨ 3-5 Jahre Personalschlüssel: 1:7,5 ⇨ ab 6 Jahre Personalschlüssel: 1:10
Der optimale Personalschlüssel muss folgende Faktoren beinhalten: ⇨ unmittelbare pädagogische Arbeitszeit (direkte Kontaktzeit mit Kindern) ⇨ mittelbare pädagogische Arbeitszeit (Teamgespräche, Dokumentationen, Elterngespräche, etc.) ⇨Ausfallzeiten (Urlaub, Fortbildung, Krankheit)
Damit stützen wir uns auf Empfehlungen der Bertelsmann Stiftung (3, 4), sowie den Index für Inklusion (5). Unabdingbar ist dafür die finanzielle Beteiligung des Bundes.
Die Petition richtet sich an unsere Bundesfamilienministerin Frau Dr. Franziska Giffey und an alle entsprechenden MinisterpräsidentInnen der Länder. Denn Föderalismus in der Bildungspolitik soll nicht zur Benachteiligung in der Betreuung für Kinder auf Länderebene führen.
Unser Ziel ist es, gleiche Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Bildungschancen eines Kindes nicht abhängig vom Geburtsort sind.
Begründung
Welche Stellschrauben können wir drehen, um die Qualität der pädagogischen Arbeit voranzutreiben? Wir sind uns bewusst, dass der Personalschlüssel nicht allein ausschlaggebend für qualitativ hochwertige Arbeit in der Kita ist. Jedoch fallen die individuellen Kontakte der ErzieherIn zum einzelnen Kind weniger aus, wenn der Personalschlüssel schlechter ist. Mancherorts ist die Kita infolgedessen keine Bildungseinrichtung mehr, sondern eine Aufbewahrungsstätte mit Fließbandarbeit. Der Personalschlüssel ist fundamental für den Qualitätsaufbau. Ohne Fundament, keine Qualität!
Personalmangel schon jetzt! Tatsächlich stellt sich die Frage, woher das Fachpersonal kommen soll, denn Mangel besteht schon jetzt! Was jedoch klar ist: unter diesen Rahmenbedingungen wird sich so schnell nichts daran ändern.
Zur "Attraktivität" des Berufsfeldes Kita Prof. Dr. Susanne Viernickel äußert kritisch: "(...) Das zweite Interessante ist, dass die schlechten Strukturen nicht nur Einfluss auf die Kinder haben, sondern auch Einfluss auf die Fachkräfte. Wir haben selber (ei)ne Studie durchgeführt, (...), die ist repräsentativ für NRW und wir konnten zeigen, dass Fachkräfte, die unter schlechten Rahmenbedingungen arbeiten, im Vergleich zu Fachkräften, die gute Rahmenbedingungen haben, erhöhte Risiken haben, für eine geringe Arbeitsfähigkeit und (...) erhöhte Risiken für körperliche und psychische Erkrankungen. Das konnten wir absichern, das konnten wir auch über ärztliche Diagnostik absichern, also nicht nur Bauchgefühl. Das ist ein ca. zweieinhalbfach erhöhtes Risiko. Und was bedeutet das? Das bedeutet, dass die Fachkräfte ausfallen, dass die anderen, die noch da sind, die Arbeit mit machen, dass sich dieser Teufelskreis nach unten fortsetzt und die, die dann so viel mitgearbeitet haben, dann vielleicht sofort krank werden, wenn die Kollegin wieder kommt. Was wiederum die Strukturen verschlechtert, wieder die Fachkraft- Relation verschlechtert. Viele Fachkräfte steigen auch aus diesen Gründen aus diesem Job aus. Ich kann das für die akademisch ausgebildeten Fachkräften sagen, die ich seit zehn Jahren jetzt mittlerweile ausbilde. Viele von denen bleiben ein, zwei Jahre, dann sagen sie: "So habe ich mir das nicht vorgestellt. Ich kann nicht die Qualität liefern hier, die ich gern liefern würde. Ich mach was anderes!""(6)
Zur Missachtung unterschiedlicher Qualifikationsstufen im Personalschlüssel Sozialassistenten, Kinderpfleger, staatlich anerkannte Erzieher, Kindheitspädagogen- Alle werden zu 100% in den Personalschlüssel einberechnet. Dies muss sich ändern. Wir fordern eine differenzierte Einberechnung nach Qualifikations- und Kompetenzstufen. (7)
Kritik am "Gute-Kita- Gesetz" Im vergangenen Jahr wurde das "Gute- Kita-Gesetz" verabschiedet, welches auf unterschiedliche Art und Weise in den Ländern Verbesserungen anreißt. Bundesweit einheitliche Standards eines Personalschlüssels oder gar einheitliche Vorgaben für mittelbar pädagogische Arbeit- Fehlanzeige. Ernüchternd für die Praktiker. Jörg Dräger vom Vorstand der Bertelsmann Stiftung bringt es auf den Punkt: "Das "Gute-Kita-Gesetz ist eine vertane Chance. Es fehlen im Gesetz bundesweit einheitliche Standards für die Personalausstattung, damit überall kindgerechte Betreuungsverhältnisse und gleiche Arbeitsbedingungen realisiert werden können."(8)
Föderalismus bremst bundesweite Standards, somit die Chancengleichheit, aus. Dass konzeptionelle Diversität notwendig ist, um eine vielfältig florierende Bildungs- und Betreuungslandschaft zu etablieren, und somit bundesweit nicht fest gelegt werden kann, ist vollkommen nachvollziehbar! Dafür sind die Bedarfe der Kinder und Familien, sowie die aktuellen Themen, die sie betreffen, zu unterschiedlich. Was uns jedoch nicht einleuchtet, ist der Fakt, dass keine bundesweit einheitlichen Rahmenbedingungen angestrebt wurden und werden! Stoppt den Flickenteppich der deutschen Kita-Landschaft. Für glückliche Kinder und gesunde ErzieherInnen!
Quellen:
1) Titel angelehnt an: https://www.zdf.de/comedy/heute-show/heute-show-vom-5-juni-2020-100.html
2) https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/extra_3/Werbung-Werde-Kita-Erzieher,extra9390.html
6) https://www.youtube.com/watch?v=Xt5orAWqKN0
7) http://berliner-kitabuendnis.de/downloads/expertise_viernickelschwarz_090909.pdf
8) https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2019/
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herunterladen (PDF)Angaben zur Petition
Petition gestartet:
09.06.2020
Petition endet:
09.06.2021
Region:
Deutschland
Kategorie:
Bildung
Neuigkeiten
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Petitionsempfänger antwortet nicht
am 10.06.2023Liebe Unterstützende,
der Petent oder die Petentin hat innerhalb der letzten 24 Monate nach dem Einreichen der Petition keine Neuigkeiten erstellt und den Status nicht geändert. openPetition geht davon aus, dass der Petitionsempfänger nicht reagiert hat.
Wir bedanken uns herzlich für Ihr Engagement und die Unterstützung,
Ihr openPetition-Team -
Petition wurde eingereicht!
am 31.05.2021Heute wurde die Petition offiziell eingereicht.
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Änderungen an der Petition
am 30.05.2021
Debatte
Alle Wissenschaftler und die Fachpraxis sind sich über die Mindestanforderungen einig. Die Bertelsmannstiftung fasst das lediglich zusammen und veröffentlicht es anschaulich. Für einen guten Kinderalltag, der den Kindern eine gute Bildung und Betreuung gewährleistet, brauchen wir die in der Petition genannten Personalschlüssel. Wir sind als Gesellschaft für unsere Kinder verantwortlich und daher verpflichtet, dafür zu sorgen, dass es allen Kindern im Kita-Alltag gut geht. Das müssen wir als Gesellschaft bezahlen, mit Steuern, Umschichtung von Geldern oder auch Elternbeiträgen.
Die Forderung mag gut und wichtig sein. Aber denken wir das Ganze, wenn es von der Bertelsmann Stiftung kommt, mal weiter. Es geht nämlich darum, wieder staatliches Geld direkt als Gewinn in die Unternehmen fließen zu lassen. Der überwiegende Teil der Eltern werden auf Grund des geringen Einkommens die erhöhten Kita-Beiträge nicht zahlen können. Somit werden wiederum die Kita-Beiträge vom Staat übernommen und in das Kita-System fließen. Bevor hier was passiert, muss sichergestellt werden, das auch nicht gewinnorientierte Kita-Konzerne (z.B. Kirchen) das Steuergeld bekommen.