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Sammlung beendet
Petition richtet sich an: Bürgermeisterin Sandra Pietschmann
Offener Brief an Bürgermeisterin und Stadtrat von Mettmann
Der Mettmanner Stadtrat hat für den Abriss der denkmalgeschützten Neandertalhalle gestimmt und damit bereitwillig die Vorgaben der Stadtverwaltung übernommen. In der Folge wurde das „denkmalrechtliche Erlaubnisverfahren“ zum Abbruch der Stadthalle eingeleitet. Seither arbeitet die Stadtverwaltung an einer neuen städtebaulichen Entwicklung des Areals.
Doch der Abriss der Stadthalle ist der falsche Schritt, weil er die beträchtlichen ökologischen Folgelasten außer Acht lässt. Umbau und Umnutzung des Bestandsgebäudes müssten auf der Tagesordnung stehen, nicht der Abriss. Das hat auch der Landschaftsverband Rheinland (LVR) empfohlen. Die Landesdenkmalbehörde sieht in dem Gebäude ein „einzigartiges Werk der Architekturgeschichte“, positioniert sich „klar für den Erhalt der Stadthalle“ und regt zum An und Weiterbauen an.
Bei der Stadt Mettmann scheint die Empfehlung auf taube Ohren zu stoßen. Damit verstößt sie gegen Einwände, die von zahlreichen Fachverbänden geäußert wurden. Sogar die EU-Kommission hat sich in Gestalt des Green Deal auf eine nachhaltige Bauwirtschaft verpflichtet. Der Abriss widerspricht auch dem Koalitionsvertrag der Bundesregierung, der anstrebt, „im Gebäudebereich zu einer Kreislaufwirtschaft zu kommen.“ Er läuft ebenso dem jüngsten NRW-Koalitionsvertrag zuwider, der eine „Umbaukultur als gelebte Verantwortung für Nachhaltigkeit“ fördern will. Diese „neue Umbaukultur“, die jetzt auch von der Stiftung Baukultur gefordert wird, setzt sich zusehends in der deutschen Politik durch. Nur in Mettmann ist man davon unbeeindruckt.
In der heutigen Zeit auf Abriss und Neubau zu beharren, würde bedeuten: Sich umso mehr von den durch Wirtschaftskrise und Krieg gestörten Absatzmärkten abhängig machen und die Risiken zu erhöhen. Diese Gefahr muss vermieden werden.
Als Unterzeichner des Offenen Briefs wenden wir uns gegen den leichtfertigen Abriss, wir befürworten den Erhalt der bestehenden Bausubstanz der Neandertalhalle und ein nachhaltiges Weiterbauen. Der investorengetriebene Neubauwahn verletzt die Kultur des Pflegens und Reparierens.
Die Stadtverwaltung missachtet eine von ihr selbst in Auftrag gegebene Bürgerbefragung vom 05.08.2017. In der von der Symbios-Beratungsgesellschaft durchgeführten Umfrage sprachen sich bescheidene 11 Prozent für einen „Abriss mit Ersatzhalle“ aus. Dagegen votierte die große Mehrheit der Befragten – nämlich 35 Prozent – für die „Investition in den Bestand“. Die Mettmanner Bürger wissen also das Bestandsgebäude der Neandertalhalle mehr zu schätzen als Stadtverwaltung und Stadtrat, die sich für Abriss und Neubau einsetzen.
Kommt es tatsächlich zum Abriss der denkmalgeschützten Stadthalle, dann ist die Freisetzung klimaschädlicher Treibhausgase die Folge. Dabei wurden 2021 in der Bundesrepublik schon 4,5 Prozent mehr Treibhausgase ausgestoßen als im Vorjahr. Da hilft es auch nicht, einen klimaneutralen Neubau zu fordern und zu meinen, damit ließe sich das „grüne“ Gewissen beruhigen. Es hilft auch nicht, der Mär zu verfallen, der Bauschutt werde recycelt. Tatsache ist, dass nur 7 Prozent des Bauschutts in einem Neubau wiederverwertet werden. Und ein Neubau? Der würde nur ein Bauwesen bestärken, das für 60 Prozent des weltweiten Ressourcenverbrauchs steht.
Soweit die wahren Informationen, die das Baudezernat dem Stadtrat als Entscheidungsgrundlage ganz offensichtlich vorenthalten hat. Zu diesen wahren Informationen gehört auch die Erkenntnis, dass es heutzutage eine große Zahl junger Architekten gibt, die im Umbau von Bestandsarchitektur Hervorragendes leisten. Diese Aufgabe gehört heute zum Ausbildungskanon sämtlicher Architektur-Fachbereiche in Deutschland, beispielsweise an der Hochschule Düsseldorf oder der Bergischen Universität Wuppertal.
Begründung
Im Mettmanner Einzugsgebiet gibt es zahllose Beispiele für die erfolgreiche Umnutzung von Bestandsbauten. Ein Beispiel unter vielen: Die „Kohlenwäsche“ auf der Essener Zeche Zollverein beherbergt mittlerweile das Ruhrmuseum und gehört zu den spannendsten Museen in NRW. Noch in den 1980er Jahren sollte das Fabrikgebäude abgerissen werden, heute ist es Weltkulturerbe. Das alles ist möglich. Warum nicht auch eine Umnutzung der Mettmanner Stadthalle?
Stadtverwaltung und Stadtrat blenden völlig das architektonische Umnutzungspotential der Neandertalhalle aus. Man folgt lieber dem Gutachten der SymbiosBeratungsgesellschaft, die den Aspekt der Umnutzung fast völlig ausklammert und dagegen auf die Entwicklung durch Immobilien-Investoren setzt. Diesem Weg folgt die Stadtverwaltung. Aber wer garantiert, dass danach nicht die sattsam bekannte Investorenarchitektur entsteht, die bis heute ganze Stadtlandschaften verschandelt?
Prof. Robert Niess von der Hochschule Düsseldorf hat zu Recht „einen offenen, demokratischen und fachlichen Dialog zum Umgang mit dem Baudenkmal“ Neandertalhalle gefordert. Das ist bis heute nicht geschehen.
Dabei wäre eine intelligente Umnutzung mit Schaffung interessanter und funktionaler Räume eine große Chance für Mettmann, eine Chance, die voll auf nachhaltiges Bauen setzt. Alles andere ist eine Vergeudung von Ressourcen, eine Vergeudung kreativer architektonischer Phantasie, die nachweislich vorhanden ist.
Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin, sehr geehrte Damen und Herren des Stadtrats, verbauen Sie nicht die Chancen für eine nachhaltige, umweltgerechte und vernünftige Mettmanner Stadtpolitik.
Erstunterzeichner:
Georg Döring (1. Vorsitzender BDA Düsseldorf), Dr. Klaus Englert (Architekturpublizist/Ausstellungskurator, Mettmann), Prof. Annette Hillebrandt (Bergische Universität Wuppertal, Lehrstuhl Baukonstruktion, Entwurf, Materialkunde), Christoph Ingenhoven (ingenhoven architects, Düsseldorf), Andreas Knapp (Küssdenfrosch/Projektentwickler, Düsseldorf), Jürgen Meinhard (Architekt und Denkmalpfleger, Mettmann), Prof. Dr. Philipp Meuser (Verleger DOM Publishers, Brown University/Rhode Island), Prof. Dr. Philipp Misselwitz (TU Berlin/Habitat Unit, Bauhaus der Erde), Prof. Robert Niess (Hochschule Düsseldorf, Fachbereich „Bauen im Bestand“), Prof. Philipp Oswalt (Universität Kassel, Fachgebiet „Architekturtheorie und Entwerfen“), Markus Rathke (1. Vorsitzender BDA Wuppertal), Prof. Tim Rieniets (Leibniz Universität Hannover, Institut für Entwerfen und Städtebau), Prof. Dr. Werner Sobek (Institut für Leichtbau und Konstruieren, Universität Stuttgart), Prof. Dr. Thorsten Scheer (Hochschule Düsseldorf, Peter Behrens School of Arts), Florian Schmidt (Bezirksstadtrat Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin, B‘90/Die Grünen), Prof. Dr. Wolfgang Sonne (TU Dortmund, Deutsches Institut für Stadtbaukunst), Prof. Dr. Kerstin Thomas (Universität Stuttgart, Institut für Kunstgeschichte, Erste Vorsitzende des Verbands Deutscher Kunsthistoriker e.V.), Prof. Yasemin Utku (TH Köln, Fachbereich „Städtebau und Planungspraxis“), Prof. Dr. Jürgen Wiener (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Kunstgeschichte).
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am 23.03.2024openPetition hat heute von den gewählten Vertretern im Parlament Rat der Stadt eine persönliche Stellungnahme angefordert.
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www.openpetition.de/petition/stellungnahme/kein-abriss-der-stadthalle-offener-brief-an-buergermeisterin-und-stadtrat-von-mettmann
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