Verkehr

Bildung auf See braucht Schiffe in Fahrt! Für den Erhalt von Traditionsschiffen wie der Lovis.

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Dr. Peter Ramsauer, Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

15.485 Unterschriften

Der Petition wurde teilweise entsprochen

15.485 Unterschriften

Der Petition wurde teilweise entsprochen

  1. Gestartet 2013
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Teilerfolg

Petition richtet sich an: Dr. Peter Ramsauer, Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

Die Lovis und andere Traditionsschiffe müssen weiterhin fahren dürfen. Jahrelang gewachsenes gesellschaftliches Engagement und der Freiraum auf diesen Schiffen dürfen nicht ausgelöscht werden!

Die Lovis ist ein Segelschiff, das aus einem 115 Jahre alten Rumpf nach historischem Vorbild mit unermüdlichem Einsatz aufgebaut wurde und weiter ehrenamtlich gepflegt und betrieben wird. Sie ist ein Ort ehrenamtlichen Engagements und zivilgesellschaftlicher Beteiligung. Seit 13 Jahren werden auf ihr Fahrten und Seminare mit unterschiedlichen Gruppen wie Schulklassen oder Menschen im freiwilligen Jahr und Einzelpersonen durchgeführt. Sie steht für zwei Jahrzehnte zivilgesellschaftliches Engagement, hunderte Seminare zu ökologischen und sozialen Fragen, ostseeweite Jugendvernetzung, politische Bildung und soziale Arbeit, und die Vermittlung historischer Kulturpraktiken, die auch für die heutige Zeit spannend sind.

Dies Alles ist jedoch in Gefahr! Unsere Fahrterlaubnis wird möglicherweise nicht verlängert. Die Berufsgenossenschaft Verkehr verwehrt uns aufgrund fragwürdiger Kriterien die notwendige Einstufung als „historisches Wasserfahrzeug“.

Die Lovis ist kein Einzelfall. Wie uns geht es vielen anderen Schiffen. Seit 2000 hat die Praxis der Verwaltung dazu geführt, dass von 200 deutschen Traditionsschiffen in Fahrt kaum mehr als 80 übrig geblieben sind. Ohne Handlungszwang wird hier eine bestehende soziale Struktur zerstört.

Soll es für Menschen in Deutschland weiterhin die Möglichkeit geben, sich mit Schiffen wie der Lovis in die Gesellschaft und das kulturelle Leben einzubringen? Entweder gibt es zukünftig nur noch ein paar wenige museale Anschauungsobjekte, oder wir erhalten eine lebendige Szene verschiedenster Schiffe und damit verbundener Ideen, Bildungs- und Fahrtkonzepte. Durch die derzeitige behördliche Praxis ist der Fortbestand der Traditionsschifffahrt akut bedroht.

Wir unterstützen die Lovis. Die Politik muss transparente und verlässliche Rahmenbedingungen für einen lebendigen Erhalt von vielfältigen Traditionsschiffen, maritimer Kultur und gesellschaftlichem Engagement auf See schaffen. Die derzeitige Regelung und behördliche Auslegungspraxis muss überprüft und korrigiert werden! Wir fordern die Verlängerung bzw. Ausstellung von Sicherheitszeugnissen für die Lovis und andere betroffene Schiffe.

Begründung

Die Fahrterlaubnis vieler Schiffe wurde nicht verlängert, das sogenannte Sicherheitszeugnisses nicht ausgestellt. Viele Schiffsprojekte mussten ihren Betrieb bereits einstellen, zahlreichen anderen wie der Lovis droht das Aus. Selbstverständlich sind wir bereit, eindeutige und klare Sicherheitskriterien, die für Segelschiffe unserer Art erfüllbar sind, einzuhalten. Um Sicherheit geht es in der aktuellen Debatte jedoch nicht: Es gibt keinen sicherheitsrelevanten Handlungsdruck, der das derzeitige Vorgehen der Berufsgenossenschaft (BG) Verkehr gegen die ehrenamtlich betriebenen Schiffe rechtfertigt. Die BG Verkehr war ursprünglich nur für die Sicherheit der Schiffe zuständig, nun bewertet sie ohne spezifische Kompetenz auch den historischen Wert der Schiffe, prüft die Gemeinnützigkeit und die inhaltlichen Fahrenskonzepte. Dabei legt sie Maßstäbe an, die weder transparent noch nachvollziehbar sind. Schon vielen Schiffen wie der Lovis wurde das Recht zu fahren entzogen, weil sie nicht einer bestimmten Auffassung von Historizität entsprechen oder dem Anspruch an den ideellen Betrieb nicht genügen. Ein öffentliches Interesse bestehe nach der derzeitigen Auslegung der BG Verkehr nur an der Arbeit mit einem Original-Schiff oder einem originalgetreuen Nachbau. Inhaltlich soll auf diesen Schiffen allein die maritime Traditionspflege ermöglicht werden. Diese Auffassung darf sich in unseren Augen nicht durchsetzen. Wieso hat eine BG, die für Schiffssicherheit zuständig ist, über diesen Umweg die Möglichkeit, über gesellschaftliches Engagement zu entscheiden?

Auf der Lovis segeln wir seit fast 15 Jahren zusammen mit Jugendlichen und Erwachsenen. Wir bieten einen Freiraum, in dem Ideen entwickelt und umgesetzt werden, in dem Menschen sich zu ökologischen und sozialen Fragen positionieren und motiviert werden, sich gesellschaftlich zu engagieren. Diese Bildungs- und Projektarbeit ist ohne die Einbeziehung der traditionellen Segeltechnik und der Gruppendynamik beim Leben an Bord nicht denkbar: Das Segelerlebnis und die Erfahrungen mit Gruppe und Schiff sind essentiell für unser ganzheitliches Bildungskonzept. Wir verbinden einen wichtigen Teil der Geschichte mit aktuellen Themen. In unseren Seminaren setzen wir uns mit Aspekten der historischen Seeschifffahrt auseinander. Beispiele sind die Auswanderung auf Schiffen, Flucht übers Meer, historische Navigation, Piraterie oder Frauen an Bord.

Schiffe und Seefahrt wurden schon immer unterschiedlichsten Zwecken und den Bedürfnissen der Zeit angepasst. Die Vermittlung maritimer Kultur funktioniert nicht als Selbstzweck. Um historische Seefahrt lebendig zu halten und ihr einen Sinn zu geben, müssen wir sie praktizieren und für die heutige Zeit nutzbar machen.

Wir wollen unser Bildungskonzept umsetzen und uns dabei in unserer Gesellschaft engagieren. Dies setzt voraus, dass wir mit unserem Schiff segeln und mit 30 Personen zur See fahren können.

Wir sind solidarisch mit anderen Schiffen. Auch sie sollen fahren dürfen! Alle Traditionsschiffe leiden unter dem intransparenten Verfahren und der Auslegungspraxis der Behörden, dem fehlenden Bestandsschutz und den ungewissen Zukunftsperspektiven. Das Engagement auf dem Schiff und der gesellschaftliche Wert der Arbeit des Vereins werden mit Füßen getreten. Was wir unter Aufwand enormer Kräfte seit 1997 aufgebaut haben und betreiben, droht zerstört zu werden.

Wir wünschen uns mehr Respekt und Anerkennung für die Arbeit, die seit vielen Jahren auf diesen Schiffen erfolgreich geleistet wird. Es muss für die Lovis und andere Schiffe möglich bleiben, gemeinnützige, ideelle Arbeit zu leisten. Wir fordern, dass es nicht der BG Verkehr überlassen wird, zu entscheiden, welches Schiff einen gesellschaftlichen und kulturellen oder historischen Wert hat.

Wir wollen, dass gesellschaftliche Potenziale erhalten bleiben und auf Schiffen weiterhin Geschichte erlebbar wird. Historische Kulturpraktiken, Segeln, Bauen, Forschen und Diskutieren auf Schiffen müssen lebendig bleiben.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung

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Angaben zur Petition

Petition gestartet: 01.06.2013
Petition endet: 08.08.2013
Region: Deutschland
Kategorie: Verkehr

Neuigkeiten

  • Absender: newsletter@lovis.de

    Dear international readers, you can find a (shorter) english version below.


    Liebe Freunde der Lovis,

    hier kommt die (wahrscheinlich) freudigste Nachricht der Saison: wir haben ein Zeugnis!!!!
    Wir können es noch gar nicht so richtig fassen, wollten die gute Nachricht aber so schnell wie möglich mit Euch teilen, denn so viele Menschen haben uns unterstützt! Vielen, vielen Dank dafür!

    Es war für uns eine sehr aufreibende und emotionale Zeit, die uns mehr als einmal an den Rand unser Kapazitäten brachte. Gleichzeitig haben wir gemerkt, dass ein so kleines Projekt so viel Wind sogar auf Bundesebene machen kann. Ohne die Solidarität vieler Menschen wäre die letzte Zeit aber auf jeden Fall ganz anderes verlaufen.

    Leider... weiter

  • Dear international readers,
    as Lovis is still in the harbour of Greifswald because we haven't
    received a licence up to now, our whole summer voyage is cancelled.
    Lovis will neither come to Hamburg nor to Calais nor anywhere else where
    we planned to sail with our seasonal project "Voices from the
    Borders".
    Our festival "Lovis Summer Stop" in Hamburg is reduced to two
    small events on Sunday, 21.07.2013.
    On Saturday, 20.07.2013 we will make our next public action at the
    "Gaffelrigg", which is a gathering of old ships in Greifswald.


    Liebe Unterzeichnerinnen und Unterzeichner,

    leider haben wir schon wieder schlechte Nachrichten:

    Da wir bis heute immer noch keine Fahrterlaubnis erhalten haben,
    sind bis jetzt nicht nur drei Törns... weiter

  • Dear international readers,
    we apologize for publishing this information only in German.
    Since one week Lovis is waiting in the harbour of Greifswald for our
    licence to come.
    The first sailing trip had to be cancelled already.
    Although more than 10.000 people have signed our petition yet, it is still
    useful to collect more:
    www.openpetition.de/petition/online/bildung-auf-see-braucht-schiffe-in-fahrt-fuer-den-erhalt-von-traditionsschiffen-wie-der-lovis


    Liebe Unterzeichner_innen,

    seit unserer letzten E_Mail ist Etliches passiert - aber der Reihe
    nach:

    Am 23. Juni haben wir gemeinsam mit anderen Traditionsschiffen auf der
    Kieler Woche einen Protesttag unter Segeln veranstaltet.
    Die Schiffe trugen Banner wie "Traditionsschiffe... weiter

Das Segeln auf einem alten Segelschiff, mit einem nur gemeinsam und koordniert zu erreichenden Ziel, verbindet Menschen und Ideen auf ganz einzigartige Weise und öffnet auch gedankliche Horizonte. Solange alte Schiffen sicher sind, muss das Segeln für gemeinnützige Zwecke auf Ihnen möglich sein - unabhängig von irgendwelcher Paragraphenreiterei, oder Origialitäts-Siegelei. Seit dem es Schiffe gibt, werden sie entsprechend ihrem Zweck angepasst und umgebaut - es sind Gebrauchsobjekte. Unsere Gesellschaft und unsere Demokratie steht nicht im Museum zu bewundern - Sie wird gemacht, gemeinsam!

Das ist gar kein Contra-Argument-es geht nicht um das Mäntelchen der Steuerbegünstigung. Es geht darum, daß eine Behörde, die im Bereich Sicherheit Fachmann ist, im Bereich wissenschaftliche Historie aber nicht, gesetzesdefinierend auftritt. Und damit tatsächlich "historisches" verkennt. Denkmalschutzbehörden ist es sogar möglich, minimaler Teiloriginalität in privaten Innenräumen Schutzwürdigkeit zu schützen, um genau diese der Nachwelt zu erhalten. Wer glaubt, daß die Betreiber damit reich werden wollen, nun -der glaubt vermutlich auch, das Zitronenfalter-ach, lassen wir das.

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