Umwelt

Asse II: Durch geplante Verfüllmaßnahme droht Flutung des Atommülls

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
An Umweltministerin Dr. Barbara Hendricks, an den niedersächsischen Umweltminister Stefan Wenzel, an den Präsidenten des Bundesamtes für Strahlenschutz Wolfram König

1.595 Unterschriften

Petent hat die Petition nicht eingereicht/übergeben.

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Petent hat die Petition nicht eingereicht/übergeben.

  1. Gestartet 2017
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Gescheitert

Petition richtet sich an: An Umweltministerin Dr. Barbara Hendricks, an den niedersächsischen Umweltminister Stefan Wenzel, an den Präsidenten des Bundesamtes für Strahlenschutz Wolfram König

Sehr geehrte Frau Dr. Hendricks, Umweltministerin der Bundesrepublik Deutschland, sehr geehrter Herr Wenzel, Umweltminister des Landes Niedersachsen, sehr geehrter Herr König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz!

Wir sorgen uns um die weitere Entwicklung im Atommüll-Lager Asse II bei Wolfenbüttel. Hier wird nicht nach dem Stand von Wissenschaft und Technik gearbeitet, obwohl im Bergwerk Asse II ca. 50.000 Kubikmeter Atommüll und außerdem hochgiftige Stoffe lagern. Darunter sind ca. 28 kg Plutonium, ca.102 t Uran, ca. 87 t Thorium, Kernbrennstoffe und ca. 500 kg Arsen.

In den nächsten Monaten will das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) einen Stollen auf der 750 m-Sohle mit Sorelbeton verfüllen, die „2. südliche Richtstrecke nach Westen“. Dieser Stollen führt vor den verschlossenen Atommüll-Einlagerungskammern entlang.

Wir wenden uns dagegen.

In diesem Stollen werden gegenwärtig an verschiedenen Stellen teilweise radioaktiv kontaminierte Salzlösungen („Laugen“) aufgefangen. Diese stammen vermutlich aus dem Laugenzufluss von 12 m³ täglich und haben wohl den Atommüll in den Kammern durchflossen. Täglich wird neben 20 bis 30 Litern radioaktiver Lauge auf dieser Sohle auch etwa ein halber Kubikmeter an Lauge aufgefangen, die noch nicht kontaminiert ist. Wenn der betreffende Stollen verfüllt wird, könnten etwaige neue Laugenzuflüsse nicht mehr aus den Kammern abfließen, also auch nicht mehr gefunden und abgepumpt werden.

Es droht die schleichende Flutung des Atommülls auf der 750 m-Sohle.

Die vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) geplante Verfüllung würde die Rückholung des Atommülls erschweren und die radiologischen Risiken in der Asse erhöhen. Die wissenschaftliche Kritik an dem Vorhaben wurde vom Betreiber und von den niedersächsischen Genehmigungsbehörden bislang ignoriert. Eine fachliche, wissenschaftliche Begründung und Abwägung zu den Stellungnahmen der Wissenschaftler der Asse 2 Begleitgruppe (AGO) gibt es nicht.

Wir, die Unterzeichnenden, fordern:

  1. Alle Arbeiten im Bergwerk sind in ihren Auswirkungen auf die Rückholung abzuwägen und zu dokumentieren. Der Betreiber muss endlich eine detaillierte Planung für die Rückholung des Atommülls vorlegen!

  2. Der fragliche Stollen, die „2. südliche Richtstrecke nach Westen auf der 750 m-Sohle“, ist offen zu halten und zu pflegen, solange ausreichende Bergsicherheit gegeben ist!

  3. Das Notfallkonzept ist zu revidieren: Atommüll muss möglichst trocken gehalten werden, Durchnässung und Auflösung dürfen nicht billigend in Kauf genommen werden!

Andreas Riekeberg, Heike Wiegel, Udo Dettmann

für den Asse II-Koordinationskreis aus Bürgerinitiativen, Organisationen und Einzelpersonen, die sich gegen die Flutung der Asse engagieren

Hintergründe und mehr Informationen auf http://www.asse-watch.de/petition.html

Begründung

Die Lage in der Asse

50.000 Kubikmeter Atommüll wurden von 1967 bis 1978 in das Salzbergwerk Asse II eingelagert. Seit 30 Jahren fließen täglich mehr als 12 Kubikmeter Lauge (Salzwasser) in das Bergwerk hinein. Solange Atommüll darin ist, kann man die Schachtanlage nicht sich selbst überlassen. Man muss die Lauge auffangen und abtransportieren, damit der Atommüll nicht in ihr aufgelöst wird und die Radionuklide durch Konvergenz und Gasbildung ausgepresst werden: in die Umwelt und damit gegebenenfalls bis ins Trinkwasser.

Auf der 750 m-Sohle wird auf einer Begleitstrecke vor den verschlossenen Atommüll-Kammern radioaktiv kontaminierte Lauge mit rostfarbenen Partikeln aufgefangen (siehe Foto). Es ist anzunehmen, dass die Lauge von oben in Atommüll-Kammern eingedrungen und durch rostige Atommüll-Fässer geflossen ist, und dass sie dabei Rostpartikel und Radioaktivität aufgenommen hat. Die gefürchtete Auflösung des Atommülls hat schon begonnen.

Das Bundesamt für Strahlenschutz will die sogenannte „2. südliche Richtstrecke nach Westen“ mit Sorelbeton vollständig ausbetonieren, obwohl hier Salzlösungen (darunter auch radioaktive Laugen) aufgefangen werden. Dazu hat es den Sonderbetriebsplan Nr. 1/2016 beim Landesbergamt, beim niedersächsischen Umweltministerium (NMU) und bei der BfS-internen Endlagerüberwachung als zuständigen Genehmigungsbehörden vorgelegt und zugelassen bekommen. In diesen Genehmigungsunterlagen sind die Stellungnahmen der Wissenschaftler der Asse-2-Begleitgruppe nicht enthalten. BfS und die Genehmigungsbehörden haben auch nicht begründet, warum sie bei ihren Entscheidungen die Vorschläge dieser Wissenschaftler nicht angemessen berücksichtigen.

Nach der Umsetzung dieser Maßnahme würde man nicht mehr erkennen können, wenn dort neue oder qualitativ oder mengenmäßig veränderte Laugenzuflüsse entstehen. Durch die Verfüllung der Strecke wird man blind für die weiteren Entwicklungen auf dieser Sohle! Die Spuren der Auflösung des Atommülls würden unsichtbar gemacht werden. Die in Laugensammelstellen gefassten Lösungen will man durch Rohrleitungen 50 Meter nach oben abpumpen. Ob die Lösungen nach der Betonierung der Strecke den Weg aus den Kammern zu diesen Sammelstellen überhaupt noch finden werden, und ob das Abpumpen langfristig gelingen kann, ist sehr ungewiss.

Es besteht die Gefahr, dass die gegenwärtigen Fließwege aus den Einlagerungskammern durch das zusätzliche Gewicht der Verfüllmasse zugedrückt und damit verschlossen werden. Dann würde sich Lauge in den Kammern aufstauen. Die schleichende Flutung des Atommülls! Lauge könnte mit Atommüll, Metallfässern und Salz reagieren. Dadurch könnte Atommüll in Lösung gehen. Das ist nicht akzeptabel.

Als Begründung für die Verfüllung muss die Bergsicherheit herhalten. Doch es gibt andere Möglichkeiten die Bergsicherheit zu erhöhen. Der Betreiber könnte wesentlich größere Hohlräume in anderen Bereichen verfüllen. Als zweite Begründung dient der angeblich schlechte Zustand der Richtstrecke. Doch Fotos, mit denen das BfS gebirgsmechanische Schäden belegen will, stammen teils von einer anderen Sohle, teils von Nischen, die problemlos zu sanieren wären – ohne die Richtstrecke vollständig zu verfüllen.

Durch die komplette Verfüllung der „2. südlichen Richtstrecke nach Westen“ würde die gesetzlich gebotene Rückholung des Atommülls aus der Asse deutlich erschwert werden. Um einen Bereich neu aufzufahren, in den radioaktive Lauge eingedrungen sein kann, benötigt man umfangreiche Vorsichtsmaßnahmen und atomrechtliche Genehmigungen. Das ist keine normale bergbauliche Routinemaßnahme.

Die beabsichtigte Verfüllung erhöht zudem fahrlässig die radiologischen Risiken bei einem auslegungsüberschreitenden Lösungszutritt in das Salzbergwerk. Die einzigen unterhalb der 700 m-Sohle verbleibenden Hohlräume würden dann in den Atommüll-Kammern selber liegen, oberhalb des Atommülls und zwischen den Fässern. Wenn es keine anderen Hohlräume mehr gibt, wird später eventuell übermäßig zutretende Lauge genau in die Kammern hinein geleitet, anstatt sich außerhalb sammeln und von dort abgepumpt werden zu können. Das wäre eine schlagartige Flutung des Atommülls!

Neue Verbindlichkeiten sind notwendig: Die Stellungnahmen der „Asse II Begleitgruppe“ und der Wissenschaftlergruppe AGO einschließlich der Sondervoten der fachspezifischen Experten müssen in Genehmigungsverfahren aufgenommen und schriftlich bewertet werden. Dieses muss das Bundesumweltministerium anordnen. Genehmigungsverfahren müssen die Auswirkungen des Notfallkonzeptes auf die Rückholung und die Gesamtplanung berücksichtigen, eine Aufgabe für den Betreiber der Asse wie auch für die niedersächsischen Bergbehörde (LBEG), das niedersächsische Umweltministerium und die Endlagerüberwachung des BfS.

Mehr Informationen und Dokumente auf http://www.asse-watch.de/petition.html

Vielen Dank für Ihre Unterstützung

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Angaben zur Petition

Petition gestartet: 15.02.2017
Petition endet: 14.08.2017
Region: Deutschland
Kategorie: Umwelt

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