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Sammlung beendet
Petition richtet sich an: Petitionsausschuss des Abgeordnetenhauses von Berlin
Liebe Mitmenschen,
schon lange plant der Senat den Bau einer vierspurigen Schnellstraße quer durch die Wuhlheide - eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete im Berliner Osten. Mit dem Bau der sogenannten „Tangentiale Verbindung Ost“(TVO), stünde Berlin nicht nur vor dem größten Waldverlust seit Ende des 2. Weltkriegs (etwa 22 Fußballfelder), sondern würde zugleich auch seine eigene Klima- und Mobilitätswende torpedieren. Der Widerspruch gegen die TVO ist daher seit Jahren entsprechend groß. [1]
Nun aber, versucht der in 2023 neu gewählte Senat den Bau der TVO brachial voranzutreiben. Mit der kürzlich erfolgten Beantragung der Planfeststellung [2] zielt er nicht nur auf die Einlösung einseitiger Wahlversprechen, sondern setzt sich zugleich über noch vom Vorgängersenat notwendig erachtete Planungsentscheidungen zum parallelen Ausbau des Schienennahverkehrs hinweg. Er riskiert damit letztendlich klare rechtliche Schritte gegen das Land Berlin auf Grundlage einer immer offensichtlicher werdenden „Verhinderungsplanung“.
TVO löst keine Verkehrsprobleme
Soviel steht fest! Die TVO wird zunächst vor allem die insbesondere aus Biesdorf bekannten Verkehrsprobleme in angrenzende Siedlungsgebiete verlagern. Langfristig führt der Neubau von Straßen immer nur zu mehr Verkehr, wie zahlreiche Studien [3] belegen. Daher braucht es für den Berliner Osten vor allem mehr nachhaltige Verkehrslösungen. Lösungen, die klima- und umweltgerechte Mobilität für alle ermöglichen! Das bedeutet den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) auszubauen, den äußeren S-Bahn-Ring zu schließen und sichere Radwege zu schaffen. Nur wenn es attraktive - also schnellere, günstigere und sichere - Alternativen gibt, lassen Menschen ihr Auto stehen. Nur dann wird es weniger Staus, weniger Lärm und Luftverschmutzung geben.
Senat missachtet eigene Gesetze und Ziele
Für seine Verkehrspolitik muss sich der Senat nach geltenden Gesetzen, wie etwa dem Berliner Mobilitätsgesetz richten. Weitere Gesetze formulieren mittlerweile unumstößliche Klima- und Umweltziele, wie etwa eine klimaneutrale Stadt bis spätestens 2045. Folgt man diesen Dokumenten stellt sich schnell die Frage, ob der Senat sich an seine eigenen Gesetze hält. Denn in all diesen Dokumenten wird stets der notwendige Ausbau des ÖPNV‘s sowie der Rad- und Fußverkehr als zentrales Element der Senatspolitik beschrieben.
Darüber hinaus unterstreicht Berlin in seinen eigenen Landesplänen die besondere Bedeutung der Wuhlheide für den Grundwasser-, Arten- und Klimaschutz sowie als Erholungsraum [4]. Demgemäß ist die Wuhlheide z.B. als Vorsorgegebiet für den Klimaschutz ausgewiesen [5], in dem „der Erhalt und die Neupflanzung von Stadtbäumen“, die „Sicherung der Waldfunktionen als Treibhausgassenke und Trinkwasserentstehungsgebiet“ sowie die „Vermeidung von Bodenversiegelung“ vorrangig zu beachten sind. Auch dem steht die TVO fundamental entgegen.
Zusammenfassung unserer Forderungen
Wir halten die aktuellen Planungen für nicht tragbar und kritisieren die damit drohenden Konsequenzen für Klima, Natur und Menschen. Für seine Verkehrspolitik muss sich der Senat von selbst an die bestehenden Gesetze und Ziele halten und kann nicht nur darauf hoffen, das Klagen ausbleiben, weil die finanziellen und fachlichen Hürden entsprechend hoch liegen.
Entsprechend ergeben sich für uns folgende Forderungen an den Berliner Senat:
- Die umgehende Rücknahme des Antrags auf Planfeststellung zur TVO aus formalen Gründen
- Die Beendigung der rechtswidrigen Praxis einer „Verhinderungsplanung“ gegenüber dem Umweltverbund
- Eine Neuausrichtung der Planungsgrundsätze zur TVO auf Grundlage des Berliner Klimaschutz- und Energiewendegesetzes (EWG BLN) [6], der Grundlage des Mobilitätsgesetzes (Mob BE) [7] sowie weiterer im Zusammenhang mit der 2019 erklärten Klimanotlage getroffenen Festlegungen [8]
- Die Schaffung der formalen Voraussetzungen für nachhaltige Verkehrslösungen, ohne das Ziel eines klimaneutralen Berlin vor 2045 zu gefährden.
Mit unseren Forderungen wenden wir uns keinesfalls gegen die berechtigten Anliegen der in Biesdorf durch die dort vorherrschende Verkehrssituation belasteten Menschen. Wir unterstützen deren Forderung nach nachhaltigen Lösungen, finden aber auch, dass diese Lösungen nicht gegen geltendes Recht verstoßen oder die Probleme in andere Stadtteile verlagern dürfen.
Begründung
Mit dieser Petition möchten wir noch einmal deutlich zeigen, dass viele in Berlin lebende Menschen mit dem Bau einer vierspurigen Schnellstraße quer durch die Wuhlheide nicht einverstanden sind. Um allerdings den lautstarken, durch Wirtschafts- und Grundstücksnutzerverbände einseitig verstärkten Stimmen der Straßenbefürworter auch ein wirkungsvolles Zeichen entgegen setzen zu können, braucht es jede verfügbare Stimme!
Das Planfeststellungsverfahren selbst ist die entscheidende Hürde gegen den Bau einer reinen Straßen-TVO. Sind die eingereichten Pläne erstmal festgestellt, lassen sich danach kaum noch Änderungen einbringen ohne ein vollständig neues Planverfahren zu beginnen. Dies würde aber auch den Ausbau des ÖPNV‘s und anderer nachhaltiger Mobilitätsangebot entscheidend verzögern. Entsprechend müssen wir - JETZT - aktiv werden!
Der Bau der TVO jedenfalls, würde immense negative Folgen für die Umsetzung der Verkehrswende und der Erreichbarkeit der Klimaziele in Berlin nach sich ziehen. Alle parallel zur TVO geplanten Nahverkehrswege (insbesondere die Schienenstränge der Nahverkehrstangente, NVT) würden durch die pure Dimension der jetzigen Straßenpläne massiv verteuert und in Gefahr laufen an der notwendigen Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zu scheitern [9] . Dies stünde im diametralen Widerspruch zu den gesetzlich verankerten Zielen zu Klimaschutz und Mobilitätswende. Wir sollten das nicht schweigend hinnehmen.
Hinweis
Die von uns amtlich eingereichte Fassung unserer Petition ist deutlich komplexer und nicht unbedingt für jeden leicht verständlich. Deshalb haben wir uns entschieden hier nur eine verkürzte Version des Textes abzubilden. Den vollständigen Wortlaut der amtlichen Fassung mit entsprechenden Quellverweisen findet Ihr auf unserer Website bi-wuhlheide.de, sowie auf Instagram BI Wuhlheide https://www.instagram.com/bi_wuhlheide/.
Quellen:
[1] Beschluss des Sachverständigenbeirats für Naturschutz und Landschaftspflege zum Straßenneubauprojekt Tangentiale Verbindung Ost (TVO) https://www.berlin.de/sen/uvk/_assets/natur-gruen/naturschutz/sachverstaendigenbeirat/beschluss_2019_11_27a_tvo.pdf?ts=1702425641
[2] Pressemitteilung vom 14.11.2023 zum begonnenen Planfeststellungsverfahren der TVO https://www.berlin.de/sen/uvk/presse/pressemitteilungen/2023/pressemitteilung.1385270.php
[3] Arbeit des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages zum Zusammenhang von Straßenbau und der daraus resultierenden Verkehrsentwicklung https://www.bundestag.de/resource/blob/855100/a3a015f40fee3b8182c41bc48c362277/WD-5-044-21-pdf-data.pdf
[4] Landschaftsprogramm einschließlich Artenschutzprogramm (LaPro) https://www.berlin.de/sen/uvk/natur-und-gruen/landschaftsplanung/landschaftsprogramm/
[5] Progammkarte Landschaftsprogramm/Artenschutzprogramm https://www.berlin.de/sen/uvk/_assets/natur-gruen/landschaftsplanung/lapro_broschuere_dez_2017_plan1.pdf?ts=1685689884
[6] Berliner Klimaschutz- und Energiewendegesetz - EWG Bln, Vom 22. März 2016 https://gesetze.berlin.de/bsbe/document/jlr-EWendGBEV4P3/part/S
[7] Berliner Mobilitätsgesetz https://gesetze.berlin.de/perma?j=MobG_BE
[8] Verstärkte Maßnahmen Berlins in Anerkennung der Klimanotlage https://www.berlin.de/sen/uvk/_assets/klimaschutz/klimaschutzpolitik-in-berlin/klimanotlage/massnahmen-klimanotlage.pdf?ts=1702425644
[9] Standpunkt zur Nahverkehrstangente Ost – Trassenfreihaltung und Systementscheid, Fahrgastverband PRO BAHN Landesverband Berlin/Brandenburg e. V. https://www.pro-bahn-berlin-brandenburg.de/positionen/nahverkehrstangente-ost/
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Änderungen an der Petition
am 13.07.2024 -
Änderungen an der Petition
am 30.06.2024 -
Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer unserer Petition.
hier rufen wir euch auf, ein weiteres Mal zu zeigen, welche Bedeutung Bürgerbeteiligung in einer funktionierenden Demokratie hat.
Am 7. Mai 2024 hat die Anhörung zum Planfeststellungsverfahren für die TVO begonnen. Heißt, die Planungsunterlagen waren bis zum 6. Juni öffentlich einsehbar. Online sind die Unterlagen im UVP-Portal weiterhin einsehbar
Link: www.uvp-
verbund.de/trefferanzeige?docuuid=157240c5-461d-4429-b245-
84b875667312&rstart=0¤tSelectorPage=1&f=state%3Abe.
Bis einschließlich 8. Juli 2024 können schriftlich Einwendungen bei der Anhörungsbehörde eingereicht werden. Jede*r kann Einwendungen schreiben und damit seine Kritik an den aktuellen Planungen in... weiter
Debatte
Klimaresiliente Städte erreicht man nicht, in dem man Grün reduziert und mehr Flächen versiegelt. Im Gegenteil, wir müssen aktiv am Erhalt unserer Grünflächen arbeiten, sie pflegen, schützen und ausweiten.
Der Lebensrsum der Menschen die dort wohnen muss durch die TVO endlich verbessert werden. Menschen , die dort nicht wohnen können das überhaupt nicht einschätzen. Setzt endlich die Beschlüsse um.