Vor diesem Hintergrund ist es wenig nachvollziehbar, dass die Anschaffung mobiler Luftfilteranlagen von der Verwaltung und dem Rat der Stadt Wassenberg abgelehnt wurde. Nach Rücksprache mit Bürgermeister Maurer erfolgte die Ablehnung aus zweierlei Gründen:
Zum einen wird die Kostenseite ins Feld geführt. Konkret werden hier 600.000,-€ zzgl. Strom, Wartung, etc. veranschlagt. Tatsächlich belaufen sich die Kosten bei einem Hersteller im Kreisgebiet, selbst für das Topgerät, auf 3.300,-/Luftfilter. Bei ca. 60 Klassenräumen, Lehrerzimmern und Gemeinschaftsräumen ergeben sich demnach Kosten von lediglich 198.000,-€. Damit wären wohlgemerkt alle vier Grundschulen im Stadtgebiet entsprechend ausgestattet. Eine Investition, die zweifelsfrei im Budget der Stadt Wassenberg liegt. Besagtes Gerät verfügt zudem über einen Modus, der den HEPA-Filter in regelmäßigen Abständen hocherhitzt und die angesammelte Virenlast unschädlich macht. Dadurch bedarf es beim Filterwechsel kein Fachpersonal und der Filterwechsel muss lediglich alle drei Jahre erfolgen. Die Stromkosten belaufen sich nach Herstellerangaben auf ca. 0,20€/Tag. Die Unterhaltung-/wartungskosten können also auch kein Argument mehr sein.
Zum anderen wird den Anlagen pauschal die Wirksamkeit abgesprochen. Herr Maurer beruft sich hierbei in einer Stellungnahme auf eine Studie der Kommission für Innenraumlufthygiene des Umweltbundesamts. Wer diese Studie gelesen hat, wird jedoch keinen Beleg für die Unwirksamkeit von mobilen Luftfilteranlagen finden. Es heißt vielmehr an mehreren Stellen, dass Luftfilteranlagen das Lüften nicht ersetzten können. Dies steht jedoch auch völlig außer Frage. Selbst diese Studie empfiehlt sogar den Einsatz mobiler Luftfilteranlagen als flankierende Maßnahme.
Interessant in dem Zusammenhang sind auch folgende Inhalte: „Um eine Ansteckung mit dem Coronavirus in Innenräumen zu vermeiden, sollte Experten des Umweltbundesamts zufolge nach jedem Niesen oder Husten sofort stoßgelüftet werden.“ Die praktische Durchführbarkeit im Klassenräumen darf bezweifelt werden.
Wesentlich aussagekräftiger ist hingegen eine Studie der Universität der Bundeswehr in München. Hier heißt es: „Die quantitativen Messergebnisse zeigen, dass sich mit dem getesteten TROTEC TAC V+ Raumluftreiniger, aufgrund des großen Volumenstromes und der Filterkombination der Klasse F7 + H14, die Aerosolkonzentrationen selbst in Räumen mit einer Fläche von 80 m2 je nach Volumenstrom in 6 ‒ 15 Minuten halbieren lässt. Bei Räumen mit 20 m2 wird eine Halbierung je nach Volumenstrom in 3 ‒ 5 Minuten realisiert. Es ist daher mit Raumluftreinigern möglich, die Aerosolkonzentration in Räumen kleiner und mittlerer Größe problemlos auf einem niedrigen Niveau zu halten.“
In einer weiteren Studie derselben Institution heißt es: „Die Ergebnisse zeigen, dass eine gewünschte Reduktion der Viren im Raum auch durch die Kombination verschiedener Methoden realisiert werden kann, wenn sie gleichzeitig genutzt werden. Es ist daher immer möglich, eine ungenügende Lüftung durch Fenster oder RLT Anlagen durch mobile Raumluftreiniger zu unterstützen. Aufgrund der Leistungsfähigkeit der Raumluftreiniger können diese aber auch ohne zusätzliche Fensterlüftung und RLT Anlagen für eine deutliche Reduzierung der Gefahr vor einer indirekten Infektion sorgen, da sie in der Regel viel effizienter arbeiten als die intermittente Fensterlüftung. Der Grund dafür ist, dass die mobilen Raumluftreiniger kontinuierlich für eine verlässliche Abscheidung der Viren sorgen, unabhängig davon ob der Wind draußen weht, der Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen ausreichend groß ist, oder ob die Menschen bereit sind zu lüften oder es überhaupt können, weil dazu ausreichend viele und hinreichend große Fenster vorhanden und zum Lüften nutzbar sein müssen.“
Ergänzt wird dies durch eine Studie der Goethe Universität in Frankfurt: „Das Ergebnis: 30 Minuten nach dem Anschalten hatte der Luftreiniger 90 Prozent der Aerosole aus der Luft entfernt.“
Fazit / Appell:
Der Antrag auf Anschaffung mobiler Luftfilteranlagen wurde nun erneut im Stadtrat eingereicht. Es gibt keine Gründe die dagegen sprechen. Sehr viele sprechen jedoch dafür.
Lieber Herr Maurer. Zeigen Sie sich als „Macher“ und bewilligen Sie zeitnah die Anschaffung der so wichtigen Geräte, die derzeit in ausreichender Anzahl lieferbar sind und zwar unabhängig von einer eventuellen Förderung durch Bund oder Länder. Die Eltern und Kinder im Stadtgebiet werden es Ihnen danken!
Quellen:
file://sdvrz.de/39/VDIRedirect/u366312/Downloads/Raumluftreiniger%20(1).pdf
https://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/studie-zeigt-luftreiniger-beseitigen-90-prozent-der-aerosole-in-schulklassen/
https://www.presseportal.de/pm/144355/4827351
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2546/dokumente/irk_stellungnahme_lueften_sars-cov-2_0.pdf