16.02.2022, 19:14
Nach Auskunft des OB Büros konnte Corona-bedingt kein anderer Platz als der vor dem Messe-Eingang Nord angeboten werden. Und so trafen sich fünf Mitglieder der Initiative um 19:00 Uhr mit OB Westphal bei unüberhörbarem B1-Lärm unter einem spärlich beleuchteten Unterstand zur Übergabe von 2.566 Unterschriften der Petition.
Anhand von historischen Luftbildern wurde OB Westphal zunächst dargelegt, wie die Westfalenhallen Unternehmensgruppe GmbH (WHUG) die einst öffentlich nutzbaren Freiflächen nach und nach mit neuen Hallen zugebaut hat. Dabei wurden vor allem auch die von Stadtbaurat Strobel in den 1920er Jahren konzipierten Wege aus der Innenstadt ins Grüne ohne Gesamtkonzept immer weiter eingeengt und zum heutigen Hinterhof verunstaltet.
Die für die WHUG in 2019 entwickelte Rahmenplanung mit verlagerter Anlieferung und neuen Hallen wird im Grundsatz befürwortet. Was jedoch fehlt und verbindlich eingearbeitet werden muss, ist eine deutliche Aufwertung des Durchwegs. Hier gilt der Ratsbeschluss vom 18.11.21, wonach „die Planungen zur Weiterentwicklung des Messegeländes … zu überarbeiten (sind), damit eine dauerhafte Öffnung der Wegeverbindung ermöglicht werden kann“. In diesem Sinn wurde OB Westphal aufgefordert, sich persönlich einzusetzen für einen gut gestalteten und für Fußgänger und Radfahrer dauerhaft geöffneten Verbindungsweg.
Nach OB Westphal sind folgende Schritte für die Standortentwicklung vorgesehen:
- In 2022 soll die im Rahmenplan verankerte Logistikerschließung über ein Gutachten geprüft und konkretisiert werden. Ziel sei die Freistellung des Verbindungswegs und der Eventmeile von Lieferverkehren.
- Der Erschließung des Kongresszentrums und der Messehallen sei abhängig vom Verkehrsgutachten. Daher können die Gebäudeplanung und deren Lage erst nach dem Verkehrsgutachten erstellt werden.
- Die Aussagen des DEKRA-„Gutachten“ sollen nicht durch eine neue Untersuchung überprüft werden. Temporäre Sperrungen würde es daher weiter geben. OB Westphal sicherte aber zu, dass die vom Rat beschlossenen 30 Tage auch bei wieder stärkerem Messebetrieb eingehalten werden sollen.
Die Initiative sieht keine Abhängigkeit zwischen der geplanten Verkehrsuntersuchung und der zukünftigen Breite des Durchwegs. Im Gegenteil: Je breiter der Weg ist, desto weniger Konflikte kann es geben. Es geht ihr nicht um eine möglichst maximale Wegbreite: Doch der Weg muss sicher und komfortabel benutzbar sein. Zudem muss er die gestalterischen Qualitäten der Eventmeile (Bäume, Pflasterung etc.) erhalten, um diesen bedeutenden Standort auch gestalterisch an die Stadt anzubinden. Und das bedeutet, dass der Weg gegenüber heute um zehn Meter (bis zur Fassade von Messe-Eingang Nord) verbreitert werden muss.
Damit heute noch bestehende Chancen nicht verbaut werden, ist die neue westliche Wegekante als Vorgabe für die neuen Gebäude frühzeitig festzulegen. Vorgabe muss sein, dass die Eventmeile und alle Einrichtungen an der Strobelallee gut an die Stadt angebunden werden und der Weg von Fußgängern und Radfahrern sicher genutzt werden kann. Als Nebeneffekt und große Chance ergibt sich für die WHUG, dass sie sich entlang des Wegs dann auch optimal für zigtausende Stadion- und Event-Besucher präsentieren kann. Damit hat sie neben ihrer citynahen Lage dann ein weiteres Alleinstellungsmerkmal in der Republik.
Die Initiative beklagte gegenüber OB Westphal, dass die Interessen die Bevölkerung und die eindeutigen Beschlüsse der zuständigen Bezirksvertetungen Innenstadt West und Ost bisher nicht ernst genommen wurden. Dies zeigen die wiederholte Sperrung des Durchgangs ohne Rechtsgrundlage und auch die Weigerung zur Veröffentlichung des DEKRA-„Gutachtens“. Um unnütze Reibungspunkte zu vermeiden erwartet die Initiative von OB Westphal, dass er zukünftig eine offene Diskussionskultur auf Augenhöhe sicher stellt. Dass es dafür erheblichen Bedarf gibt, zeigen die Beschlüsse der Bezirksvertretungen, die Demonstrationen mit gut 1.000 Teilnehmern und die 2.566 Unterschriften der Online-Petition.
Nach Aussage von OB Westphal sollen zukünftig Untersuchungsergebnisse und die Planfortschreibung öffentlich vorgestellt werden. Die Initiative begrüßt dies ausdrücklich und betonte, dass es ihr um eine frühzeitige Einbindung der Öffentlichkeit und Berücksichtigung ihrer Interessen geht.
OB Westphal wurde bei der Unterschriftenübergabe auch erinnert an die Aussage seines Amtsvorgängers. Der hatte bereits 2019 festgestellt (WR 20.11.19), dass „die Achse frei gehalten werden muss.“ Denn sie gehöre zum Radvorrangverkehr: „Manche scheinen das auch in der Verwaltung nicht zu wissen, ist aber so.“ In diesem Sinn fordert die Initiative eine verbindliche Umsetzung ihrer Forderungen: Uneingeschränkte Öffnung, Durchweg dauerhaft sichern und gestalten!
OB Westphal hat dabei die Chance, die von Stadtbaurat Strobel vor 100 Jahren klug und weitblickend angelegte Gesamtplanung für die heutigen Bedürfnisse der Stadtgesellschaft fortzuschreiben.