02.06.2021, 18:28
Sehr geehrte Mitzeichner*innen unserer Petition für Halbgruppenunterricht,
seit wir unsere Petition im Oktober 2020 an Bildungssenatorin Bogedan übergeben haben, ist viel passiert. Zwar haben wir bis heute keine offizielle Antwort erhalten, aber das Voranschreiten der Corona-Pandemie, die hohen Inzidenzzahlen, bundesweite Verabredungen und Regeln haben schließlich doch dazu geführt, dass in diesem Jahr sehr viel im Wechsel unterrichtet wurde. Unser Druck hat sicherlich auch dazu beigetragen. Denn die GEW hat immer wieder in Gesprächen, in der Presse aber auch mit Aktionen nachgelegt.
Auch wenn wir nicht müde werden zu betonen, dass kleine Gruppen einen besseren Unterricht, ein besseres Eingehen auf die einzelnen Kinder und eine bessere Förderung ermöglichen (und deshalb besonders in und nach einer Pandemie wichtig sind), so war und ist unsere Forderung nach Halbgruppen vor allem eine Forderung nach Gesundheitsschutz in der Schule. Nach Inkrafttreten der Corona-Arbeitsschutzverordnung müssen in der Wirtschaft in Innenräumen für jeden Menschen 10 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen. Im Sitzungsraum der GEW Bremen, in dem sonst oft 20 und mehr Kolleg*innen zusammenkommen, dürfen derzeit maximal drei Menschen tagen. In vollbesetzten Klassenräumen dagegen können nicht einmal die normalen 1,5-Meter-Abstandsregeln eingehalten werden.
Mit dem Sommer sinken derzeit die Inzidenzwerte und entsprechend der "Bundesnotbremse" und der Empfehlungen des RKI gilt im Lande Bremen nun wieder Präsenzunterricht. Durch die voranschreitenden Impfungen wird sich möglicherweise die Ausgangslage verändern. Für mögliche vierte, fünfte und weitere Wellen sei aber noch einmal hervorgehoben: Es war und ist sinnvoll schon bei kleineren, steigenden Inzidenzwerten an den Schulen die Einhaltung der grundlegendsten Hygieneregeln zu ermöglichen und damit einen Beitrag zur Pandemiebekämpfung zu leisten und einen nachhaltig planvollen Unterricht zu ermöglichen. Sonst riskiert man höhere Zahlen, häufige Quarantäne einzelner "Kohorten" und ständig neue Regeln, die alle Menschen an Schule auf Dauer zermürben.
Nun muss es aber vor allem darum gehen, aus dem Corona-Stresstest zu lernen und die Bildung endlich aufgabengerecht auszustatten: Mit dem nötigen Personal, mit ausreichend Platz und lernförderlichen Räumen, mit kleineren Gruppen und mit der nötigen Zeit. Außerdem müssen wir die Lernlücken-Fixierung und den Abschluss-Tunnelblick hinter uns lassen, die die Politik der Kultusminister*innen in der Pandemie geprägt haben und noch prägen. Was wir brauchen ist nicht Defizitorientierung und Nürnberger Trichter-Pädagogik sondern Zeit und Ressourcen, um wieder Beziehungen und Vertrauen aufzubauen, um das Erlebte zu verdauen und wieder in das gemeinsame Lernen einzusteigen. Wir brauchen keine kurzfristige Lernlücken-Flickschusterei an unsere Kindern und Jugendlichen sondern eine Ausstattung der Schulen, die das Auffangen und Abfedern von Krisen ermöglicht.