11.03.2020, 12:33
Nachdem die Sitzung des Ausschusses für für Kreisentwicklung, Wirtschaft und Verkehr am 10.03.2020 stattgefunden hat und das vorgeschlagene Antwortschreiben selbstverständlich angenommen wurde, habe ich heute eine Reaktion an Landrat Schade gesendet, die ich im Folgenden beifüge:
Sehr geehrter Herr Landrat Schade,
nachdem ich gestern als Zuschauer an der Ausschusssitzung teilgenommen habe, bei der meine Beschwerde bezüglich der Änderungen im ÖPNV u. a. Thema war, möchte ich nun doch kurz darauf reagieren.
Wie Herr Tietz ausführte, handelt es sich bei der Fahrplanänderung scheinbar um einen „Quantensprung“ und die meisten Wittener würde deutliche Verbesserungen erfahren. Dass dies nicht der Fall ist und auch nur sein könnte, wenn von der Stadt Witten die seit Jahren beschlossenen baulichen Veränderungen der Haltestellen vorgenommen werden, ist jedem Wittener klar. Ich war monatelang zu diversen Treffen, Vereinssitzungen und Initiativen eingeladen und habe jede Diskussion in den Sozialen Medien verfolgt. Von einem „Quantensprung“ ist dort gar nicht und erfreuten Wittenern maximal bei einem Prozent zu reden. Die in der Sitzung konkret genannten Verbesserungen betreffen alle Ziele außerhalb Wittens und sind für Schüler, Senioren und behinderte Menschen nur sekundär von Belang.
Die „Einzelnen“, wie Herr Tietz sie bezeichnete, die sich schlechter stehen, sind das einwohnerstärkste Gebiet Wittens, in dem mehrere sozial geförderte Wohnungskomplexe entstehen, viele Senioren und kinderreiche Familien wohnen. Wie man hierbei von „Einzelfällen“ reden kann, auch angesichts der Tatsache, dass 1500 Menschen die Petition unterschrieben haben, bleibt mir ein Rätsel. Hierbei möchte ich auch erwähnen, dass Ihr nun beschlossenes Antwortschreiben einen Fehler aufweist. Unter Punkt 2 werden Begriffe verwechselt: Sie sprechen hier von Bevölkerungsdichte (Ew/ha), verwenden aber absolute Zahlen. Vormholz hat z. B. eine Einwohnerzahl von 3.300 Ew und Durchholz von 1.400 Ew, liegen also höher als Kämpen (hierfür liegen nur Daten gemeinsam mit Buchholz vor).
Die von Ihnen so reibungslos funktionierend dargestellten Verbindungen mit zwei bzw. vier Minuten Umstiegszeit funktionieren in 80 Prozent der Fälle nachweislich nicht und sind dokumentiert. Die dazugehörige „Mutti“-App ist eine Zumutung und kann von einem Großteil der Fahrgäste gar nicht genutzt werden. Ein Vorschlag aus dem Ausschuss gestern war, doch den Busfahrer zu bitten, die Leitstelle zu informieren, damit der Anschlussbus wartet. Alle anwesenden Gäste konnten hierüber nur den Kopf schütteln, denn in den meisten Fällen dringen Sie in überfüllten Bussen, die es Ihrer Aussage nach ja gar nicht gibt, gar nicht bis nach vorne vor. Und wenn doch, stoßen Sie dort auf rigorose Ablehnung des Fahrers. Ein gehbehinderter Mensch oder Senior wird dies noch weniger schaffen.
Ein besonders ärgerlicher Punkt in der Diskussion war die Bemerkung Ihres Kämmerers Herr Wieneke, der glattweg behauptete, dass Teile meiner Darstellung schlichtweg erfunden seien und es keine Betroffenen gäbe, die vier Kilometer bis zur nächsten Haltestelle laufen müssten. Außerdem behauptete er, dass es keine Haltestellenverlegungen gegeben hätte. Hierzu kann ich nur sagen, dass es schön wäre, wenn jemand in der Position von Herrn Wieneke sich VOR einer derartigen Äußerung genauer informieren würde. Es gibt gerade im Bereich Bommern sehr wohl Verlegungen von Haltestellen, von denen besonders das betreute Wohnen „Rigeikenhof“ betroffen ist. Die dortigen Bewohner können seit Dezember ihre Einkäufe deshalb nicht mehr selbstständig erledigen. Ein Weg von vier Kilometern zur nächsten Haltestelle kommt nicht etwa durch eine Verlegung zustande, sondern dadurch, dass die Anfangszeiten des Busverkehrs geändert wurden und nun die früheste Busverbindung nicht mehr fährt (Kämpen), sodass Kinder die Schule und Berufstätige ihre Arbeitsstelle mit der ersten Verbindung nicht mehr rechtzeitig erreichen können. Sie müssten tatsächlich vier Kilometer laufen, um einen Bus zu erreichen, der rechtzeitig die Schule anfährt.
Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass ich keine Einzelperson bin, die sich beschwert. Ich denke, dass 1500 Menschen, die hinter einer Petition stehen, einen etwas wertschätzenderen Umgang verdient haben, als dies gestern deutlich wurde.
Die wirklich hinter allem stehende Antwort auf meine Beschwerde wurde jedoch auch gestern von Herrn Tietz gegeben, der sagte, dass ein Gremium des Kreises doch nicht 2016 etwas beschließen könne, um es dann jetzt für schlecht zu erklären.
Ich hoffe, auf diesem Weg doch noch etwas klären zu können.
Mit freundlichen Grüßen
Petra Liermann