03.05.2022, 10:33
Pressemitteilung
Lauterbachs Regierungskommission für eine neue Krankenhausreform gefährdet die flächendeckende klinische Versorgung
Himmelkron, 03.05.2022
Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat am 02.05.2022 die Mitglieder seiner Regierungskommission vorgestellt, die Vorschläge für eine einschneidende Krankenhausstrukturreform machen soll.
Die Aktionsgruppe verurteilt die einseitige Besetzung der vorgeschlagenen Expertenkommission. *1)
Die berufenen Gesundheitsökonomen Prof. Dr. Boris Augurzky und Prof. Dr. Reinhard Busse stehen für radikale Klinikkonzentrationen in Deutschland. Im Jahr 2019 forderten sie 600 statt aktuell 1.903 Krankenhäuser in Deutschland. *2) 2020 forderten sie die Umwandlung der Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung in ambulante Integrierte Versorgungszentren mit nur noch 12-stündiger ärztlicher Anwesenheit. *3)
Die weiteren Mitglieder kommen aus Universitäten oder Großkliniken, die vom Sterben kleiner Krankenhäuser durch zusätzliche stationäre PatientInnen profitieren.
Wenn sich Gesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach für eine solche Zusammensetzung der Regierungskommission entscheidet, dann ist das Ergebnis der Beratungen bereits vorgezeichnet. Dann droht Deutschland eine Konzentration von Großkliniken auf Kosten der flächendeckenden klinischen Versorgung.
Katastrophale Folgen insbesondere in ländlichen Regionen werden sein:
die fehlende Erreichbarkeit von Krankenhäusern innerhalb von 30 Fahrzeitminuten, der Zeitfaktor ist bei eskalierendem Krankheitsverlauf lebensentscheidend
der Verlust an praktischer ärztlicher Ausbildung in der Region
der Verlust an praktischer pflegerischer Ausbildung für Krankenhäuser und Pflegeheime
der Verlust attraktiver Arbeitsplätze
der Verlust einer wohnortnahen klinischen Notfallversorgung
der Verlust einer Bereitschaftspraxis für ambulante Notfälle am Wochenende und in der Nacht.
Ländliche Regionen bluten aus!
Die aktuelle einseitige Besetzung der Regierungskommission gefährdet den gesellschaftlichen Konsens für die klinische Versorgung in Deutschland, besonders auch in Bayern. Nicht in die Zukunftsvisionen klinischer Versorgung einbezogen werden genau die GesundheitspartnerInnen, um die es geht
In die Regierungskommission gehören:
die deutsche Krankenhausgesellschaft, sie vertritt große aber auch kleine Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung
kommunale Vertreter, sie sind für die örtliche klinische Versorgung verantwortlich
KlinikmitarbeiterInnen, um deren Arbeitsplätze es geht
PatientInnen, deren Ansprüche nach Qualität einerseits und Wohnortnähe andererseits zu berücksichtigen sind.
Die Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern ist entsetzt!
Das Kliniksterben in Deutschland und in Bayern wird deutlich zunehmen.
Die Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern fordert Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach deshalb auf, die Regierungskommission umgehend um die Deutsche Krankenhausgesellschaft, kommunale Vertreter, Vertreter der Klinikmitarbeiter und Vertreter der PatientInnen zu erweitern.
Himmelkron, 03.05.2022
*1) Bibliomed Manager, Lauterbach beruft Augurzky, Busse und 14 weitere in die Regierungskommission, www.bibliomedmanager.de/news/lauterbach-beruft-augurzky-busse-und-14-weitere-in-die-regierungskommission, Ärzteblatt, Krankenhausreform: Lauterbach stellt Expertengremium vor, www.aerzteblatt.de/nachrichten/133802/Krankenhausreform-Lauterbach-stellt-Expertengremium-vor
*2) Bertelsmann-Stiftung, 2019, Neuordnung Krankenhaus-Landschaft: Weniger ist mehr, Gütersloh, www.bertelsmann-stiftung.de/de/unsere-projekte/krankenhaus-landschaft/projektbeschreibung/
*3) Bertelsmann-Stiftung 5.07.2019, STUDIE: Eine bessere Versorgung ist nur mit halb so vielen Kliniken möglich, Gütersloh, Bertelsmann-Stiftung, 2020, Richtungspapier zu mittel- und langfristigen Lehren - Zwischenbilanz nach der ersten Welle der Corona-Krise 2020, Gütersloh:
www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/zwischenbilanz-nach-der-ersten-welle-der-corona-krise-2020-all