05.04.2024, 14:57
Liebe Unterstützerin, lieber Unterstützer,
eine Weile hast Du nun nichts mehr von uns gehört zur Honorarfortzahlung für NDR-Freie. Im Winter hattest Du unsere Petition unterzeichnet, wofür wir Dir nochmal herzlich danken wollen.
Parallel zu den Tarifverhandlungen im NDR haben wir versucht, vom NDR ein Angebot zu bekommen, das für Freie endlich bedeuten würde: Wenn sie krank sind, bekommen sie ab dem ersten Tag ihr Honorar zu 100% fortgezahlt - so wie es beim Gehalt der Festangestellten seit Jahrzehnten selbstverständlich ist.
Doch der NDR mauert bisher.
Deshalb haben wir eine Demonstration angemeldet
am Freitag, 12. April 2024
von 10 bis 11 Uhr
vor dem Haupttor des Norddeutschen Rundfunks (NDR)
in der Rothenbaumchaussee 132, 20149 Hamburg.
Dort wollen wir dem NDR kurz vor dem nächsten Verhandlungstermin die Petition offiziell überreichen. Eine entsprechende Anfrage hat der Intendant von ver.di erhalten.
Ganz unabhängig davon, ob der NDR dazu bereit ist, in den Dialog zu treten oder nicht: Solange es kein offizielles Angebot für eine Änderung der Tarifverträge gibt, müssen wir weiter Druck machen. Je nachdem wie das Angebot ausfällt, auch länger...
Weil die Zahl der drängenden Themen bei allen Beschäftigten mittlerweile - eher unbeachtet von der Öffentlichkeit - sehr groß ist, wollen wir die Demonstration nutzen, um Solidarität zwischen allen Beschäftigten des NDR zu üben, auch mit den Kolleginnen und Kollegen bei den Tochtergesellschaften und mit den ehemaligen Beschäftigten.
Lasst uns gemeinsam streiten für Honorarfortzahlung für Freie, Übernahme von Azubis, angemessene Gehälter, Honorare und Betriebsrenten - für gute Arbeitsbedingungen und Solidarität im NDR!
Wir sehen uns am Freitag!
Herzliche Grüße
Björn Siebke
ver.di Hamburg
02.11.2023, 08:27
verständlicher erläutert, wie es zur doppelten Deckelung kommt
Neue Begründung:
Spätestens seit der Corona-Pandemie sollte klar sein, dass es für die öffentliche Gesundheit fatal ist, wenn Anreize bestehen, trotz Erkrankung zu arbeiten. Genau das ist aber im Norddeutschen Rundfunk (NDR) der Fall: Und zwar bei den arbeitnehmerähnlichen und den auf Produktionsdauer Beschäftigten Freien Mitarbeiter_innen, kurz: bei den Freien. Die Freien verlieren in der Regel eine Menge Geld, wenn sie wegen Krankheit nicht arbeiten. Dementsprechend überlegen sich Freie gut, ob sie nicht auch mit Erkrankung irgendwie arbeiten können. Ein sozialpolitischer Skandal – ausgerechnet bei einer Institution, deren Glaubwürdigkeit nicht in Zweifel stehen darf!
So gewährt der NDR den Freien, die regelmäßig im NDR arbeiten (arbeitnehmerähnliche Freie), derzeit erst ab dem vierten Tag einer Erkrankung einen „Zuschuss im Krankheitsfall“. [1] Heißt also: An den ersten drei Tagen bedeutet eine unverschuldete Erkrankung null Euro Einnahmen. Danach wird zwar den meisten arbeitnehmerähnlichen Freien für knapp sechs Wochen ein Zuschuss gezahlt, der aber doppelt gedeckelt ist:
- nicht mehr als 70% des bisherigen Durchschnitts-Honorars
abdeckt.und - nicht
Aber:mehr als derzeit 116,38 Euro
Die Probleme sind also konkret:
- Damit bleibt es bei 0% Zahlung an den ersten drei Tagen, wodurch z.B. bei einer fünftägigen Erkrankung nur zwei Krankheitstage überhaupt bezahlt sind.
- Es gibt keine Rechtfertigung für die Kürzung auf 70%. Wer festangestellt ist, erhält in den ersten sechs Wochen eine gesetzliche Entgeltfortzahlung von 100% - und zwar für alle Arbeitnehmer_innen bereits seit 1970! Wie lange will der NDR noch warten, um diese Benachteiligung von Freien zu beenden?
- Der tägliche Zuschuss ist bei derzeit 116,38 Euro gedeckelt. Das liegt nach den neuesten verfügbaren Zahlen 37 Euro unter dem Tagesdurchschnitt von Freien mit Rahmenvertrag.
Freie, die auf Produktionsdauer beschäftigt sind – insbesondere in den Bereichen Grafik, Kamera und Schnitt – erhalten oftmals überhaupt keine Zahlung im Krankheitsfall. Diese Freien dürfen wegen einseitiger Beschränkungen des NDR in der Regel höchstens 80 Tage, oftmals nur 60 und weniger Tage, im Kalenderjahr arbeiten [2]. Entsprechend lückenhaft ist ihr Dienstplan. Doch Geld bei Krankheit erhalten sie – trotz ohnehin oft geringen Einkommens – nur, wenn sie zufällig an einem Einsatztag krank werden [3] – und auch das wird den Freien in Fällen, die uns bekannt sind, schlicht verweigert, weil sie angeblich nicht auf Produktionsdauer beschäftigt seien. Besonders problematisch: Selbst wenn der NDR einen Anspruch anerkennt, gilt dieser nur für die tatsächlichen Einsatztage und sinkt bereits ab dem fünften, durchgängig gebuchten Krankheitstag auf 50% der Vergütung. Wer langzeiterkrankt ist, droht direkt in Armut zu fallen.
Beide Gruppen von Freien sind ohnehin teils prekär beschäftigt und werden ausgerechnet im Krankheitsfall gegenüber Festangestellten deutlich benachteiligt. Das muss aufhören!
Wenn die Gewerkschaften Änderungen an den Tarifverträgen ins Spiel gebracht haben, hat der NDR bisher keine Verhandlungsbereitschaft erkennen lassen. Mit dieser Petition wollen wir dem NDR zeigen, dass dringend deutliche Verbesserungen vereinbart werden müssen.
Sollte der NDR sich weiterhin einer Gleichstellung von Freien und Festangestellten verweigern, sind wir bereit, weitere Schritte zu gehen! Entscheidend ist, dass sich bereits jetzt viele Freie gewerkschaftlich organisieren [4], damit wir notfalls weiter Druck aufbauen können.
Quellen:
[1] Tarifvertrag über Zahlungen im Krankheitsfall für arbeitnehmerähnliche Personen, www.ndr.de/der_ndr/zahlen_und_daten/handbuchorganisation152.pdf
[2] Dienstanweisung für die Beschäftigung freier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, www.ndr.de/der_ndr/unternehmen/freie112.pdf
[3] Tarifvertrag für auf Produktionsdauer Beschäftigte, www.ndr.de/der_ndr/zahlen_und_daten/handbuchorganisation144.pdf
[4] Mitglied werden in ver.di, mitgliedwerden.verdi.de/
Unterschriften zum Zeitpunkt der Änderung: 0 (0 in Hamburg)