28.08.2021, 01:38
Die NPH hat auf die Kritik reagiert und die Fahrpläne aktualisiert. Wie wir leider feststellen mussten, ist das auch wieder eine schlechte Lösung.
Um es mal in aller Deutlichkeit darzustellen, zeige ich stellvertretend auch für alle anderen Familien mal den Unterschied zur alten und zur neuen Situation auf.
Laut neuem Fahrplan der Linie 423_2 soll mein Kind um 07:15 Uhr an der Haltestelle Mergelweg (postalisch gegenüber von Mergelweg 186, Hövelhof) einsteigen.
Zur Info: Unsere Haltestelle „Zur Senne“ wurde durch den neuen Fahrplan gestrichen, so dass meine Tochter statt der 50m bis zur Bushaltestelle, jetzt 550m Fahrtweg auf sich nehmen muss, welchen sie mit dem Fahrrad bestreitet.
Nach neuer Ankunftszeit ist sie um 07:33 Uhr an der Schule.
Die alte Abfahrtzeit des Busses war 07:34 Uhr, so dass mein Kind an der Mühlenschule um 07:55 Uhr eintraf.
Der Unterricht beginnt um 08:00 Uhr. Wenn man jetzt eine Kostennutzenabwägung vornimmt, stellt man fest, dass die Nachteile überwiegen. Ich fasse zusammen:
Alter Fahrplan
- Aufstehen um 07:00 Uhr (mit Anziehen, Frühstück und Fußweg zur Bushaltestelle)
- 07:34 Uhr- 07:55 Uhr Schulbusfahrt
- 08:00 Uhr Unterrichtsbeginn
- 15:05 Rückweg mit dem Schulbus, Ankunft zu Hause nach OGS Betreuung.
Stundenpensum pro Tag: 8 Stunden
Neuer Fahrplan
- Aufstehen um 06:30 Uhr (mit Anziehen, Frühstück und Fahrtwegzeit und Abschließen des Fahrrades)
- 07:15 Uhr- 07:33 Uhr Busfahrt zur Schule
- 07:34 Uhr bis 07:59 Uhr Aufenthalt auf dem Schulgelände…
- 08:00 Uhr Unterrichtsbeginn
- 15:30 Rückweg mit dem Schulbus, Ankunft zu Hause nach OGS Betreuung.
Stundenpensum pro Tag: 9 Stunden
Wir sprechen hier von Grundschulkindern, die einen längeren Arbeitstag haben als ein Erwachsener. Die Kinder sind nach so einem Tag psychisch und physisch an ihrer Belastungsgrenze angekommen. Da bleibt keine Kapazität mehr für Hobbies wie Sportvereine oder Musikschule oder Freunde treffen.
Ist so eine Planung wirklich kindgerecht? Warum soll ich meinem Kind so einen Stressfaktor zumuten, wenn ich morgens durch das persönliche Hinbringen mit dem Pkw eine Zeit- und somit auch Stressersparnis von 35 Minuten habe?
Kann mein Kind den Schulweg von 2,2 km mit dem Fahrrad durch sichere Verkehrswege bestreiten? Nein.
Haben wir versucht das Ruder herumzureißen und auf dem Infoabend auf diese Vielschichtigkeit der Problematik hingewiesen? Ja.
Hat man uns versprochen die alte Schulzeit mit den alten Fahrplänen wiederherzustellen? Ja.
Was ist davon eingetreten? Nichts, außer der Schulstart um 08:00 Uhr.
Offensichtlich möchte man in der Verkehrsplanung nicht verstehen, dass es nicht umsetzbar ist einen Bus einzusetzen, der mehrere Linien bedienen und zudem noch den Fahrtweg von Schloß Neuhaus bis Hövelhof bewältigen muss.
Aber Geld regiert die Welt. Wenn die Klimaziele allerdings erfüllt werden sollen, dann kann ÖPNV nicht wirtschaftlich sein. Gut das im Westfalenblatt ein Presseartikel zum ÖPNV vom 26.08. stand, dass 33 % der Autofahrten durch eine bessere ÖPNV-Anbindung reduziert werden sollen.
Das Beispiel vom Hövelhofer Schulbusverkehr zeigt wie schön widersprüchlich solche Fantasien umgesetzt werden.
Was hat das für Folgen? Hier lasse ich mal die Bilder von Freitag, den 27.08.21, um 12:30 Uhr an der Mühlenschule wirken.
Der Drive-In der Mühlenschule ist jetzt schon hoffnungslos überlaufen. Der Frühbus wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ab Montag Leerfahrten haben.
Aber gut das bald wieder Bundestagswahl ist. Denn eins kann ich euch versprechen. Ich überlege mir genau, wem ich meine Erststimme im Kreis Paderborn gebe.
Außerdem kann ich nur sagen, dass wir als Familien durch die Corona bedingten Einschränkungen am härtesten getroffen worden sind durch Homeschooling, Restriktionen im sportlichen und kulturellen und sozialen Bereich. Mit diesem Einschnitt in der Infrastruktur, hat man schon wieder die Familien getroffen. Offensichtlich hat die Familie keinen Stellenwert und keine Lobby mehr.
Schade.
Viele Grüße
Manuela Wiethof