27.09.2022, 11:44
MITTEILUNGEN AN UNSERE UNTERSTÜTZER
Handwerker demonstrieren in Berlin
Die „Handwerker für den Frieden“ der Kreishandwerkerschaft Anhalt Dessau-Roßlau rufen für den 1. Oktober zur Demonstration in Berlin auf. Um 13 Uhr ist Treffpunkt am Fernsehturm. Kernforderungen sind der Stopp der Gasumlage, der Sanktionen gegen Russland und die Öffnung von Nordstream 2.
Karl Krökel, Obermeister der Kreishandwerkerschaft Anhalt Dessau-Roßlau, und seine Kollegen aus anderen Kreishandwerkerschaften wollen mit ihrer Demonstration auf die bedrohliche Lage in Kleinbetrieben und mittelständischen Unternehmen aufmerksam machen. Die hohen Energiekosten machen Produktion zunehmend unrentabel. Immer mehr kleine Betriebe müssen aufgeben, weil die gestiegenen Kosten nicht an die Kunden weitergegeben werden können.
Gefährliche Entwicklung
Nach den jüngsten Wirtschaftsdaten ist der Höhepunkt dieser Entwicklung noch gar nicht erreicht. Die gestiegenen Erzeugerpreise von 45% gegenüber dem Vorjahr sind in Handel und Handwerk bisher noch nicht in vollem Umfang angekommen. So rechnen die Ökonomen der Bundesbank laut Frankfurter Allgemeine Zeitung sogar mit zweistelligen Inflationszahlen für die nächsten Monate. Ein Rückgang der Preissteigerungen ist nicht absehbar.
Steigende Preise, steigende Zinsen und die Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung dämpfen die Konsumfreude der Verbraucher. Helmut Schleiweis, Präsident des deutsche Sparkassen- und Giroverbandes, stellt fest, dass 60 Prozent der privaten Haushalte ihre monatlichen Einkünfte allein für den Lebensunterhalt aufbrauchen, viele müssen sogar auf Ersparnisse zurückgreifen. Die Menschen halten sich mit Ausgaben zurück. Sie greifen vermehrt zu Angebotswaren und das besonders beim Discounter.
Insolvenzwelle droht
Dementsprechend ist der Geschäftsklima-Index für den Monat September „auf breiter Front gefallen“, wie das Ifo-Institut am 26.9 meldete. Das bekommt neben dem Handwerk besonders auch der Einzelhandel zu spüren. Nach einer Umfrage des Einzelhandelsverbandes (HDE) unter 900 Betrieben rechnen 22% der Befragten damit, innerhalb der nächsten zwölf Monate in existenzielle Bedrängnis zu geraten.
Auch der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Hans Peter Wollseifer schlägt Alarm: "Vielen steht das Wasser inzwischen bis zum Hals". So berichteten 88 Prozent aller Betriebe von Kostensteigerungen von durchschnittlich 62 Prozent für Strom und Wärme seit Jahresbeginn. Das halten viele nicht mehr lange durch. Die deutsche Wirtschaft rutscht in eine Rezession.
Industrieunternehmen erwägen, den Standort Deutschland zu verlassen. Manche haben es schon getan, weil die hohen Energiekosten eine rentable Produktion hierzulande nicht mehr ermöglichen. Zahlreiche Unternehmen stehen vor der Zahlungsunfähigkeit. So haben laut CDU-Generalsekretär Mario Czaja bereits 3200 Gesellschaften bei Wirtschaftsminister Habeck Unterstützung beantragt. Erst 24 hatten bisher Zusagen erhalten. Eine Insolvenzwelle rollt auf die deutsche Wirtschaft zu.
Preisebremse Nordstream 2
Treiber dieser Entwicklung sind die explodierenden Preise für Energie. In Verantwortung dafür sehen die Handwerker um Karl Krökel in erster Linie die westlichen Sanktionen gegenüber Russland. Industriebetriebe können den Standort Deutschland verlassen. Verbraucher, Handel und Handwerk haben diese Möglichkeiten nicht. Sie sind auf preiswerte Energie, besonders Gas, angewiesen. In den Entlastungspaketen sieht Krökel keine Perspektive.
„Selbst wenn die Gasumlage gekippt werden sollte, so ändert das nichts an den Preisen. Sie hätte nur eine zusätzliche Belastung bedeutet. Andererseits wirken unsere Proteste schon jetzt, und solange keine offizielle Erklärung über das "Aus" der Umlage vorliegt, setzen wir unsere Proteste fort. Wir brauchen das Gas aus Nordstream 1 und Nordstream 2. Das senkt nachhaltig die Energiekosten für Verbraucher und Unternehmen.“ Krökel ist fest davon überzeugt, dass in der Folge dann auch die Preise für alle anderen Produkte sinken, die durch die extremen Energiekosten in die Höhe getrieben werden.
Unsere Forderung bleibt
Auch wenn die Gasumlage nun zu kippen scheint, so ist das Aus immer noch nicht offiziell.
Sollte sie tatsächlich wegfallen, ändert sich nichts an den unerträglichen Gaspreisen. Sie wäre nur eine zusätzliche Belastung geworden. Insofern hat sich nichts geändert. Zudem: die Gasumlage ist nur EINE Hälfte unserer Forderung, die andere ist die Öffnung von NS2.
Wir werden weiter demonstrieren und Druck machen, bis Nordstream 2 geöffnet ist. Denn unsere Proteste wirken schon jetzt, obwohl wir noch gar nicht richtig losgelegt haben. Daran ändert auch die gemeldete Beschädigung der Pipeline nichts. Dann muss sie halt eben repariert werden, schon allein aus Umweltschutzgründen.
Wir brauchen das Gas aus NS2 und NS1, damit unsere Wohnungen wieder beheizt werden und die Wirtschaft wieder produzieren kann – zu verträglichen Preisen. Die Ursache der hohen Inflatio