16.02.2013, 17:44
Liebe Mitglieder und Freunde der Freien Wähler Köln,
sagen Sie der Ratsmehrheit Ihre Meinung. Die Freien Wähler Köln setzen sich schon seit 2008 gegen den Bau eines Museums über der Archäologischen Zone am Rathausplatz ein.
Die Gründe sind vielfältig. Der dringenste aber ist, dass Köln einfach auf Jahre keine Geld für neue Prachtbauten hat. In Zeiten, in denen vorhandenen Museen, Schulen, Strassen, Brücken nach Renovierung schreien, soziale Leistungen gekürzt und selbst an Kitaplätzen gespart wird, sind 52 Millionen Euro für ein neues Museum nicht zu verantworten. Lassen Sie sich nicht täuschen: Auch die angekündigten Zuschüsse für das eine oder andere Projekt stammen alle aus Ihren Steuergeldern. Sie bezahlen also jeden Cent.
Es ist darum sehr zu begrüßen, dass u.a. Dr. Werner Peters, ein Mann der ersten Stunde unserer Wählervereinigung, gemeinsam mit anderen die Initiative ergriffen hat und uns Bürgern die Chance bietet, unsere Stimme der Ratmehrheit unmissverständlich zu Gehör zu bringen. MUT ZU VERZICHT, auch auf ein weiteres Museum, auf einen Rheinboulevard. Wir wollen jetzt kein neues Museum, keine neue Prachtbauten, keine neuen Schulden, die dann andere, Ihre Kinder und Enkel, bezahlen sollen.
Wir rufen darum dazu auf, sich an der Abstimmung MUT ZU VERZICHT zu beteiligen. Es ist ganz einfach. Gehen Sie auf
www.mut-zu-verzicht.de
Und stimmen Sie ab. Jede Stimme zählt. Sagen Sie es weiter. Die Abstimmung "Rettet das Schauspielhaus" hat gezeigt, dass es sich lohnt. Sie können sich auch eine Unterschriftenliste ausdrucken und selber Stimmen sammeln.
Auf zum Protest.
Viele Grüße
Martin Klein
Vorsitzender der Freien Wähler Köln
www.garantiert.info
01.02.2013, 19:08
Sehr geehrte Damen und Herren,
gestern haben wir in einer mit 15 Journalisten gut besuchten Pressekonferenz eine erste Bilanz zu unserem Appell 'Mut zu Verzicht' gezogen.
ksta.tv berichtet heute darüber und hat parallel auch den scheidenden Kulturdezernenten Professor Georg Quander interviewt. Quander schließt nicht aus, dass es hinsichtlich des Baus eines Jüdischen Museums eine andere Zwischenlösung geben könnte: bit.ly/WH0IRx.
Am kommenden Montag findet eine Podiumsveranstaltung in der Karl Rahner Akademie Köln zum Stand der Debatte um die Archäologische Zone / Jüdisches Museum statt. Alle Informationen, auch zur erforderlichen Anmeldung, finden Sie in unserem Petitionsblog. Die Veranstaltung ist bereits zur Hälfte ausverkauft.
www.openpetition.de/petition/blog/mut-zu-verzicht-fuer-ein-moratorium-aller-koelner-grossprojekte
Beste Grüße und ein angenehmes Wochenende wünschen
Frank Deja, Dr. Werner Peters & Karl-Heinz Pütz
01.02.2013, 15:15
Karl Rahner Akademie
Jabachstr. 4-8, 50676 Köln
Eintritt: 6 €, Anmeldung erforderlich
www.kath.de/akademie/rahner/Kurse/094.php
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Zum Stand der Debatte um die Archäologische Zone - Jüdisches Museum in Köln
Wer über Köln redet, darf über die Geschichte seiner jüdischen Bürgerinnen und Bürger nicht schweigen. Die aktuellen Ausgrabungen am Rathausplatz haben unsere Kenntnis dieser Geschichte enorm bereichert. Nicht zuletzt darum beschloss der Rat der Stadt Köln im Sommer 2006, das Projekt Archäologische Zone mit dem Bau eines Museums zu verbinden, das der Diskussion und Präsentation der jüdischen Geschichte unserer Stadt verpflichtet sein soll.
Über diesen Beschluss ist seit längerem eine heftige innerstädtische Debatte entbrannt. Während die einen im Sinne der Stadtratsmehrheit auf die mit diesem Projekt verbundene kulturelle und erinnerungsgeschichtliche Einzigartigkeit dieses Bauprojekts verweisen und dabei auch seine touristische Attraktivität hervorheben, gilt er anderen als unerträglicher Ausdruck kommunalpolitischer Großmannssucht. Angesichts der katastrophalen Finanzsituation der Stadt und ihrer drohenden sozialen Spaltung entbehre das »Fünfzig-Millionengrab« am Rathausplatz jeder sozial und moralisch vertretbaren Rechtfertigung.
Was Not tue, sei, wie im Falle anderer städtischer Großprojekte auch, ein Moratorium und die Hoffnung auf bessere Zeiten...
Es diskutieren:
- Dr. Ralph Elster (CDU), Stellv. Vorsitzender des Ausschusses Kunst und Kultur im Rat der Stadt Köln
- Dr. Ulrich Krings, Kunsthistoriker, Stadtkonservator Köln a.D.
- Dr. Werner Peters, Mitinitiator der Appells "Mut zu Verzicht! Für ein Moratorium aller Kölner Großprojekte."
- Prof. Dr. Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Kölnischen Gesellschaft für Christliche-Jüdische Zusammenarbeit
Moderation: Christian Hümmeler, Ressortleiter Städtisches, Kölner Stadt-Anzeiger
30.01.2013, 20:49
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir bedanken uns bei über 2.200 Bürgern, die sich unserer Forderung nach einem Moratorium für alle Kölner Großprojekte bislang angeschlossen haben. Hunderte engagierter Kommentare und Diskussionsbeiträge auf der Plattform „Open Petition“ haben uns nicht nur wertvolle Gedankenanstöße und Hinweise gegeben, sondern zeigen in beispielhafter Weise, wie seriös und ernsthaft unser Appell in der Stadtgesellschaft reflektiert wird.
Auch die Politik hat sich seit dem 10.1.2013 mehrheitlich zu unserem Appell geäußert, in einigen Fällen differenziert, überwiegend jedoch mit Reaktionen, die zeigen, dass unser Anliegen nicht verstanden wurde, geschweige denn ernst genommen und diskutiert wird. Einmal eingeschlagene Irrwege unbelehrbar fortzusetzen, hat Köln mit der Nord-Süd-U-Bahn in eine menschliche, kulturelle und finanzielle Katastrophe geführt, die mit dem Einsturz des Stadtarchivs noch lange nicht zu Ende ist.
Was wir hier machen, ist kein "Wutbürgersturm", sondern ein Stück gelebte Demokratie. Sie haben sich daran beteiligt. Machen Sie nun bittte weiter - bleiben Sie am Ball!
1) Informieren Sie Familie, Freunde, Bekannte und Kollegen über unseren Appell. Unter der Rubrik „Weitersagen“ finden Sie Ideen und Material, wie eine automatische Weiterleitung des Appells an Ihre Kontakte, Unterschriftenlisten, Schnittstellen zu Facebook, Twitter und Google+, unseren Link, ein Code-Snippet für Ihre Website und unseren QR-Code.
www.openpetition.de/petition/weiterleiten/mut-zu-verzicht-fuer-ein-moratorium-aller-koelner-grossprojekte
2) In den nächsten Tagen werden wir auch Unterschriftenlisten drucken lassen, die Sie sich an bestimmten Punkten in Köln abholen und natürlich gerne auch in Geschäften, Büros und überall dort, wo viele Menschen zusammenkommen, auslegen können.
3) Wenn Sie Fragen, Ideen oder Hinweise haben, mailen Sie uns bitte an post@mut-zu-verzicht.de. Es kann etwas dauern, bis wir Ihnen antworten, aber wir lesen auf jeden Fall laufend alle eMails, die Sie uns senden.
Herzlichen Dank für Ihr Engagement und beste Grüße,
Frank Deja, Dr. Werner Peters & Karl-Heinz Pütz
30.01.2013, 18:31
Die Initiatoren des Appells „Mut zu Verzicht“ bedanken sich bei über 2.200 Bürgern, die sich der Forderung nach einem Moratorium für alle Kölner Großprojekte seit dem 10.1.2013 angeschlossen haben. Hunderte engagierter Kommentare und Diskussionsbeiträge auf der Plattform „Open Petition“ haben uns nicht nur wertvolle Gedankenanstöße und Hinweise gegeben, sondern zeigen in beispielhafter Weise, wie seriös und ernsthaft unser Appell in der Stadtgesellschaft reflektiert wird.
Auch die Politik hat sich seit dem 10.1.2013 mehrheitlich zu unserem Appell geäußert – in einigen Fällen differenziert, überwiegend jedoch mit Reaktionen, die zeigen, dass unser Anliegen nicht verstanden wurde, geschweige denn ernst genommen und diskutiert wird. Einmal eingeschlagene Irrwege unbelehrbar fortzusetzen, hat Köln mit der Nord-Süd-U-Bahn in eine menschliche, kulturelle und finanzielle Katastrophe geführt, die mit dem Einsturz des Stadtarchivs noch lange nicht zu Ende ist.
In unserer Pressekonferenz werden wir auf folgende Themen eingehen:
1) Von vielen Seiten wird uns vorgehalten, Kultur gegen Soziales auszuspielen, geschichtsvergessen, zynisch, populistisch und naiv vorzugehen, die jüdische Geschichte Kölns einfach „zuschütten“ und aus unserer Stadt verdrängen zu wollen. Es handele sich hier doch um das erste Kulturprojekt, das für alle Kölner da sein werde, jetzt noch einmal neu zu überlegen, werde zwangläufig „verlorene Kosten“ produzieren – und überhaupt: der Protest komme zu spät, die Diskussion sei doch schon über 10 Jahre im Gange.
Hierzu werden wir unsere Sicht der Dinge mitteilen und auch erläutern, aus welchen Gründen der geplante Neubau des Jüdischen Museums im Appell exponiert wurde. Außerdem werden wir erste alternative Überlegungen zum Großprojekt „Archäologische Zone / Jüdisches Museum“ präsentieren, die wir zurzeit intensiv mit Fachleuten untersuchen.
2) Andere Kritiker finden den Appell zu pauschal, er habe weder Niveau, Phantasie noch Mut und sei zudem nicht zu Ende gedacht. Eingefordert wird eine abschließende Benennung aller Großprojekte, die wir im Appell auf die namentliche Hervorhebung der Neubauten Jüdisches Museum und Stadtarchiv beschränkt haben. Es wird gerügt, dass der Appell zu kurz greife und dass er doch unbedingt auch z.B. die Neuverhandlung der überteuerten Miete für das Technische Rathaus Deutz oder die Forderung nach einer (Wieder)-einführung der Vermögenssteuer einfordern müsse.
Auch hierzu werden wir unsere Positionen erläutern und einen Ausblick auf unsere begleitenden Aktivitäten in den nächsten Wochen geben.
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Wenn Sie an der Pressekonferenz teilnehmen möchten, bitten wir um Anmeldung unter: presse@mut-zu-verzicht.de. Wir werden Ihnen dann umgehend Zeit und Ort mitteilen.
28.01.2013, 09:24
Wer von außerhalb auf Köln blickt, schüttelt vermutlich den Kopf. Unterschriftenlisten gegen ein Jüdisches Museum? Doch die Abneigung der Kölner gegen das Großprojekt hat vor allem mit ihrem Misstrauen gegenüber unfähigen Kommunalpolitikern zu tun. Von Peter Pauls
Will Köln kein jüdisches Museum? Kein Haus, das die Geschichte der ältesten jüdischen Siedlung nördlich der Alpen darstellt? Man möchte das fürchten, liest man doch von Unterschriften-Aktionen gegen das Projekt. Man muss es fast glauben, wenn man die Forderung hört, zuzuschütten, was auf dem Rathausvorplatz freigelegt wurde (obwohl so etwas auch sinnvolle archäologische Praxis zum Schutz eines Ausgrabungsareals sein kann).
Man kann erschrecken, wenn man von außen auf Köln blickt: Widerstand gegen ein Haus zur Geschichte der Juden in Deutschland? Welche Assoziationen mag in London oder New York wecken, was schon in München oder Frankfurt Kopfschütteln auslöst?
Nun, fernab von Köln hat sich womöglich nicht herumgesprochen, was die Kölner selbst nur allzu gut wissen: Die Debatte über das Jüdische Museum trägt seit langem Züge einer Groteske und wird von einer Kommunalpolitik bestritten, die mit Millionensummen jongliert wie ein unbegabter Gaukler. Der wirft die Bälle bloß in die Luft, um sie fallen zu lassen.
Zur Erinnerung: Vor mehr als zehn Jahren wollte ein privater Förderverein das Jüdische Museum bauen. Von 16 Millionen Euro an Kosten war die Rede. Doch in der Kasse des schwadronierenden Vorsitzenden war nur dieselbe heiße Luft wie in seinen Worten. Für Köln ein Problem. Der damalige OB Schramma hatte stets eingewandt, die Stadt könne das Projekt nicht finanzieren. Zahlen müsse der Verein.
Heute, viele Jahre später, ist Köln tatsächlich pleite. Ein Loch von 300 Millionen Euro klafft im Etat. Die Stadt aber hat den Baubeschluss jüngst noch einmal bestätigt. Mittlerweile soll das Haus der jüdischen Kultur samt archäologischer Zone, also den Ausgrabungen auf dem Rathausvorplatz, mehr als 50 Millionen kosten. Einen Außenentwurf gibt es, aber kein Konzept für das Innere des Museums – außer dem wirren Wunsch, sich aus 250 000 ausgegrabenen Artefakten bis hin zu Exkrementen zu bedienen. Das Museum wird also vom Ende und nicht vom Anfang her geplant, Fantasie in bauliche Gestalt gekleidet.
Zur Fantasie gehört, dass Kommunalpolitiker plötzlich behaupten, dieses Museum werde bis zu einer Million Besucher zusätzlich nach Köln locken. Warum? Das Jüdische Museum in Berlin, ein Haus von Weltrang, verzeichnete im Vorjahr 720000 Besucher. Köln schlägt die Hauptstadt mit einem Museum ohne Konzept?
Die Skepsis gründet im Spiel mit Millionen, die keiner hat. Sie hat wenig mit Abneigung gegen ein jüdisches Museum zu tun. Aber viel mit dem Misstrauen einer Politik gegenüber, die ihrer Großprojekte nicht Herr wird.
Klammheimlich wird viel geredet in Köln. Aber ein solches Projekt braucht Transparenz. Muss es so viel kosten? Warum nimmt ein massiver Bau der Renaissance-Laube die Luft, diesem Kleinod neben dem Dom? Ist eine zurückhaltende Überdachung nicht angemessener, weil sie dem Rathausvorplatz noch etwas Wirkung lässt in dieser Stadt, die mit ihren wenigen Plätzen so gar nicht umgehen kann? Wie kann die Geschichte frühen jüdischen Lebens erzählt werden in Köln, das so sehr an seine Toleranz glaubt? Welche Linie zieht man zur jüngeren Geschichte, als es vorbei war mit der Toleranz? Es geht um das intelligente Konzept, den leichten Entwurf, die breite Akzeptanz. Das Bauwerk gewinnt an Größe nicht durch den Millionenrausch. Der bringt gar nichts. Nur einen Kater.
[http://www.ksta.de/debatte/koelner-groteske-will-koeln-kein-juedisches-museum-,15188012,21501426.html]