10.09.2023, 10:50
NIEMAND HAT DIE ABSICHT …
Nach wochenlangem Schweigen meldet sich BR-Kulturdirektor Björn Wilhelm zu Wort, verspricht eine „echte Kulturoffensive“ anstelle eines Kahlschlags und lobt: „Unsere Redaktionen sind die exzellentesten im Kulturbereich, die ich kenne“, sagt er und verkündet:
„Mehr Zeit, mehr Tiefgang, mehr Reichweite – durch neue Kultur-Sendeplätze“
Wir staunen und proben den Fakten-Check seiner Aussagen:
„… mehr Aufmerksamkeit … deutlich mehr Sendezeit im Linearen … insgesamt zehn Stunden neue, exklusive Programmfläche“,
d.h. werktags 14 -16 Uhr eine „neue zweistündige Kultursendung“! Leider werden zuvor zehn Stunden Kulturprogramm gestrichen, zum Teil mit besseren Sendezeiten: „Kulturwelt“ (in der Primetime), „Diwan“, „radioTexte“, „Nachtstudio“, „Kulturjournal“, „Filmkultur“ und das bisherige „Kulturleben“. Das neue „Kulturleben“ von 14-16 Uhr bekommt eine Sendezeit mit rasant abnehmender Radionutzung, und wird bestückt mit Wiederholungen aus der „Morgenstrecke“? Mehr Aufmerksamkeit? Mehr Sendezeit? Exklusiv? „Neusprech“ à la Orwell!
Kultur zur Primetime „täglich verlässlich um halb“,
also, drei Beiträge während der „Morgenstecke“ um 6.30, 7.30 und 8.30 Uhr; Häppchen anstelle von drei bis vier Beiträgen kompakt in einer halben Stunde „Kulturwelt“ um 8.30 Uhr, in der Primetime!
Kulturinhalte „aus den Randzonen in die Kernzeiten“ …
und für „Diwan. Das Büchermagazin“ eine „siebenfache Hörerschaft“ – Und was heißt „Kernzeit“? Die Primetime morgens? Rezensionen in Konkurrenz zu anderen Kulturbeiträgen werktags um halb? Und warum nicht ein Buch-Tipp täglich in der „Morgenstrecke“ wie in anderen Sendern – zusätzlich zur erfolgreichen „Kulturwelt“?
„… mehr Präsenz im Digitalen …“!
Wo und in welcher Form? Warum nicht höchst erfolgreiche Podcast-Formate wie „radioTexte“ nutzen und stärken?
„… keine Verflachung …“,
„niederschwellig“ sei „Quatsch“, sagt der Kulturdirektor und weiß wohl nicht, dass dieser Begriff gern vom Wellenchef in Sitzungen verwendet wird.
„Bayerns Lieblingsbücher“,
schon jetzt im Tagesgespräch erfolgreiche Praxis! Ein Wunschkonzert, gern mehr davon, aber keine Regionalität, die in Provinzialität führt!
„Mehr bayerische Premieren, weniger bundesweite Blockbuster“
Von neun identischen Rezensionen aus neun Sendeanstalten zu sprechen, ist Unwissen oder bewusste Irreführung, jedenfalls fern der Realität.
„Die Redaktion, die zuliefert“
ist künftig die Kulturredaktion. Die „exzellentesten“ Kulturredakteure degradiert zum Zulieferbetrieb?!
Kein Wort zum ARD-Mantelprogramm ab 20 Uhr. Kein Wort zum Wochenende! Nur Kulturberichterstattung, nichts von künstlerischen Produktionen! Und die „exzellentesten“ Kulturredakteure nicht beteiligt?!