08.04.2021, 20:29
Ein Appell eines Mitglieds
Sehr geehrter Herr Söder,
Sehr geehrter Herr Piazolo,
es zeigt sich für mich in der aktuellen Situation, wie unsensibel unsere Gesellschaft und damit auch unsere Politik mit Kindern umgeht.
Folgendes Zitat findet sich auf der Seite des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege: „Grundsätzlich erfordert ein Selbsttest ein hohes Maß an Eigenverantwortung von den Menschen.“
Sicherlich können Selbsttests ein Baustein sein, der dabei hilft, die unsichere Lage für uns alle handhabbarer zu machen. Aber Grundschulkindern zwischen 6 und 10 Jahren die Selbstverantwortung dafür zu übergeben, aussagekräftige Testergebnisse zu produzieren, zeigt wie wenig Verständnis es für die Lebenssituation von Kindern in der heutigen Politik gibt.
Sicherlich, ein Stäbchen in die Nase stecken und abwarten kann jedes Kind. Aber sich von der Klasse im Fall einer positiven Testanzeige absondern zu müssen (vgl. www.km.bayern.de/allgemein/meldung/7230/mehr-sicherheit-durch-selbsttests-an-bayerischen-schulen.html) und von den anderen Personen isoliert zu werden (ebd.) ist kein adäquater Umgang mit Kindern. Zumal ein valider PCR-Test dann erst gemacht werden muss. Ganz zu schweigen von dem Risiko und der Verantwortung, welche Lehrkräften aufgebürdet werden, wenn Sie Kinder beim Selbsttest begleiten, absondern, isolieren, Betroffene psychisch unterstützen (vgl. Merkblatt-Selbsttestung_16.03.2021) sowie geeignet auf die Fragen der Schüler*innen eingehen und auf pädagogische Weise Verunsicherungen entgegen wirken (ebd.).
Vieles trage ich, trägt meine Familie mit: LockDown, Distanz- und Wechselunterricht, Übertrittsverfahren; auch auf die Erholung unseres Kindes während der Winterferien haben wir stillschweigend verzichtet, während Privatschulen in Bayern einfach Ferien anordneten. Aber die Entscheidung, zu Selbsttests unter Aufsicht von Lehrer*innen, werden wir nicht mittragen.
Ich bitte Sie, Ihre Strategie zu ändern!
Kinder im Grundschulalter sollten das Recht haben, zu Hause ihren Selbsttest durchzuführen, so wie es für jüngere Kinder, ältere Schüler*innen und Lehrer*innen vorgesehen ist - und im Beisein ihrer Eltern, damit sie im Fall einer positiven Testanzeige optimal aufgefangen werden können.
Eine Politik, die den Eltern nicht vertraut, ist für mich nicht glaubhaft. Ohne die Familien kann in einer Demokratie die Coronapandemie nicht bewältigt werden.
Mit freundlichen Grüßen aus München
Annegret Messetat
www.bayerischer-elternverband.de/index.php?id=3